Cover-Bild Eine Formalie in Kiew
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Hanser Berlin in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 176
  • Ersterscheinung: 25.01.2021
  • ISBN: 9783446269378
Dmitrij Kapitelman

Eine Formalie in Kiew

Dmitrij Kapitelman erzählt von einer Familie, die in die Fremde zog, um ein neues Leben zu beginnen, und am Ende ohne jede Heimat dasteht. „Erst durch dieses Buch ist das Verstehen der Migration, des Nicht-Dazugehörens und des Dazwischen möglich.“ Olga Grjasnowa

„Eine Formalie in Kiew“ ist die Geschichte einer Familie, die einst voller Hoffnung in die Fremde zog, um ein neues Leben zu beginnen, und am Ende ohne jede Heimat dasteht. Erzählt mit dem bittersüßen Humor eines Sohnes, der stoisch versucht, Deutscher zu werden.
Dmitrij Kapitelman kann besser sächseln als die Beamtin, bei der er den deutschen Pass beantragt. Nach 25 Jahren als Landsmann, dem Großteil seines Lebens. Aber der Bürokratie ist keine Formalie zu klein, wenn es um Einwanderer geht. Frau Kunze verlangt eine Apostille aus Kiew. Also reist er in seine Geburtsstadt, mit der ihn nichts mehr verbindet, außer Kindheitserinnerungen. Schön sind diese Erinnerungen, warten doch darin liebende, unfehlbare Eltern. Und schwer, denn gegenwärtig ist die Familie zerstritten.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.01.2022

Entbunden von der Ukraine

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„Wenn man diesen Ort in Flaschen abfüllen könnte, hätte man die Hoffnungslosigkeit konserviert.“ (S.118)
Dmitrij Kapitelman jongliert mit der deutschen Sprache und erfindet sie neu, wenn er Hunde als Kleffkrümel ...

„Wenn man diesen Ort in Flaschen abfüllen könnte, hätte man die Hoffnungslosigkeit konserviert.“ (S.118)
Dmitrij Kapitelman jongliert mit der deutschen Sprache und erfindet sie neu, wenn er Hunde als Kleffkrümel betitelt oder er „fragfürchtet“ sowie über sein zweites „Staatsfamilienleben“ sinniert und dann irgendwann „gegenwartsgierig“ ist. Oder auch wenn er sich ständig entdanken muss in Kiew – nichts anderes als bestechen bloß charmanter! Zugleich lässt er uns auch über unsere deutsche Sprache nachdenken, wenn er sich über die Konstellation von „sich auf jemanden verlassen“ wundert, was da zum Teufel das verlassen zu suchen hat. Auf jeden Fall ein sprachsensibler Roman. Nicht nur Deutsch wird hier seziert, ich lerne auch was ein Golownjak ist im Russischen. Überhaupt setzt sich der Roman mit dem Nutzen der Sprache auseinander.Er, der als Kind der Sowjetunion die Ukraine verlies als dort noch Russisch gesprochen wurde, kommt heute wenig klar, wenn es ist heute verpönt.
„Hier in der heimischen Fremde wirkt alles doppelt bedrohlich“. (S. 99)
‚Eine Formalie in Kiew‘ nimmt uns im wahrsten Sinne des Wortes mit dem Protagonisten mit auf eine Reise nach Kiew. Er will nach 25 Jahren BRD doch nun deutscher Staatsbürger werden und es braucht eine erneute beglaubigte Geburtsurkunde (Apostille) aus Kiew. Es begegnet ihm allerlei Wahnsinn und ist doch oft auch positiv überrascht über sein Herkunftsland und seine Erinnerungen. Er überdenkt die Beziehung zu seinen Eltern, analysiert die Entwicklung von Damals-Mama zur Heute-Mutter sowie den veränderten Vater.
„Ihre Fähigkeit, koordiniert den Koller zu kriegen, ist einzigartig.“ (S. 26)
Herrlich lakonisch, zum Teil bitterböse in der Abrechnung und zugleich liebevoll und voller Witz. Mich hat dieser schmale Roman (176 Seiten) überzeugt und ich fand ihn großartig. Ach und ich stimme dem Klappentext zu: Keiner kann schriftlich so schön sächseln wie Kapitelman!
„…aus Staub lässt sich kein Schwert schmieden“ (S. 144)
Fazit: Was ist eine Nationalität wert, wenn man eine innere Heimat hat?

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Veröffentlicht am 12.03.2021

Eine berührende Liebeserklärung

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Acht Jahre war Dmitrij Kapitelman alt, als er Mitte der neunziger Jahre mit seiner Familie als Kontingentflüchtling aus der Ukraine in Deutschland ankam. Mittlerweile ist er 34 und denkt, dass es an der ...

Acht Jahre war Dmitrij Kapitelman alt, als er Mitte der neunziger Jahre mit seiner Familie als Kontingentflüchtling aus der Ukraine in Deutschland ankam. Mittlerweile ist er 34 und denkt, dass es an der Zeit ist, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen. Gedacht, getan, die benötigten Dokumente hat er beisammen. Aber er hat nicht mit der deutschen Bürokratie gerechnet, die zusätzlich noch eine Apostille braucht, sprich ein Beglaubigungsdokument, das deren Echtheit bestätigt. Mir fiel dazu sofort der Songtext von Reinhard Meys „Ein Antrag auf Erteilung eines Antragformulars ein“. Und diese Apostille gibt es nur in seiner Geburtsstadt. Also macht er sich auf nach Kiew, versehen mit den guten Ratschlägen seiner Eltern.

Diese Reise in die Vergangenheit ist bittersüß. Es sind nicht nur die Erinnerungen, die er mit der Realität abgleicht, sondern auch das, was ihm über die Ukraine vermittelt wurde. Und gleichzeitig wird ihm immer mehr die Kluft bewusst, die sich zwischen ihm, dem „Demokratiedeutschen“ und seinen Eltern aufgetan hat.

Die Eltern, die eigentlich nie wirklich in Deutschland angekommen sind, noch immer in diesem Niemandsland zwischen alter und neuer Heimat hängengeblieben sind, ihre Identität und sich selbst verloren haben. Die Mutter, die kein Interesse mehr an dem hat, was um sie herum geschieht und deren Lebensinhalt mittlerweile nur noch die unzähligen sibirischen Katzen sind, mit denen sie sich umgibt. Der Vater, dem seine einstige Fröhlichkeit und Aufgeschlossenheit abhanden gekommen ist und der sich mehr und mehr in sich selbst zurückzieht, in ein Land, zu dem nur er Zugang hat.

Auch wenn Kapitelman ein guter Beobachter ist, mit Wortwitz und Ironie die Absurditäten der ukrainischen Gegenwart analysiert, so liegt doch über all dieser Unbeschwertheit eine tiefe Traurigkeit. Und so wird aus dieser Suche nach den Wurzeln eine berührende, nie kitschige Liebeserklärung an seine Eltern, denn jetzt versteht er.

Veröffentlicht am 26.01.2021

Dmitrij Kapitelman - Eine Formalie in Kiew

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Nach 25 Jahren in Deutschland und der Beobachtung der unsäglichen politischen Entwicklungen insbesondere im Osten beschließt der Autor sich nun endlich um die Staatsbürgerschaft des Landes zu bemühen, ...

Nach 25 Jahren in Deutschland und der Beobachtung der unsäglichen politischen Entwicklungen insbesondere im Osten beschließt der Autor sich nun endlich um die Staatsbürgerschaft des Landes zu bemühen, in dem er aufgewachsen ist und sich zu Hause fühlt. Mit der Ukraine verbindet ihn nicht mehr viel, dennoch muss er nach Kiew reisen, um dort eine neue Geburtsurkunde und eine Apostille zu besorgen. Schon seit vielen Jahren war er nicht mehr dort, manche Straßenzüge gleichen noch jenen seiner Kindheitserinnerungen, andere sind nicht wiederzuerkennen. Er sucht die alte Wohnung seiner Familie auf, in der tatsächlich im Kinderzimmer noch immer derselbe Teppichboden liegt. Auch alte Freunde und Verwandte trifft er wieder, immer auch mit der Sprache kämpfend, die ihm fremd geworden ist. Wundersamerweise sind seine Dokumente zügig fertig und er will schon die Rückreise antreten, doch dann kündigt sein Vater sein Kommen an und macht dabei einen völlig verwirrten Eindruck. Dies bestätigt sich rasch: offenbar die Folgen eines Schlaganfalls, also muss er sich erst einmal um die Gesundheit des alten Mannes kümmern.

Kapitelmans Reise nach Deutschland beginnt wie viele in den 1990er Jahren. Als jüdische Kontingentflüchtlinge konnte die Familie in den Westen kommen, wo sich jedoch die Hoffnungen und Erwartungen nur bedingt erfüllten. Bald schon verklären die Eltern die alte Heimat, was zu einem unweigerlichen Bruch zwischen den Generationen führt: die Kinder finden sich zügig ein, leben unauffällig wie ihre deutschen Freunde, doch die Eltern bleiben immer ein Stück weit noch in der Vergangenheit verhaftet. Die Reise in das Geburtsland wird dann zu einer Entdeckungsreise in die Fremde, nicht nur Sprache fehlt, sondern auch die Gepflogenheiten müssen die Kinder sich mühsam aneignen. Kapitelman schildert dieses Erlebnis mit einem lockeren Ton, der von feiner Ironie geprägt ist, die jedoch die Zwischentöne nicht verdeckt, sondern eher noch schärft.

Zunächst dominiert der Behördenirrsinn, der als Ausgangspunkt für die Handlung dient. Sowohl auf deutscher wie auch auf ukrainischer Seite verwundert so manche Paragrafenabsurdität, hierzulande geprägt von rigider Formalität, dort von „Entdankungen“, der zufälligen Beigabe von kleinen und größeren Geldgeschenken, die Vorgänge nicht nur beschleunigen, sondern überhaupt erst ermöglichen. Die Entfremdung von der Heimat, der Verlust der Sprache – wobei dies in einem zweisprachigen Land, das sich auch noch im Krieg befindet und wo die Verwendung der „falschen“ mit nicht wenigen Vorbehalte einhergeht – die unterschiedlichen Lebensbedingungen und Lebensentwürfe: Kapitelmans schildert seine Eindrücke und Begegnungen authentisch und lebhaft und lässt den Leser an seinen Gedanken teilhaben.

Mit dem Erscheinen des Vaters verschiebt sich der Schwerpunkt, weniger die Begegnung mit dem Fremden steht im Vordergrund als viel mehr der schwierige Umgang mit dem Vater, der nicht mehr der Mann ist, den er kannte. Einfachste Fragen werden zu großen Hürden, die Hände und Füße wollen nicht mehr wie gewohnt gehorchen und die bittere Wahrheit kann kaum mehr verleugnet werden. Der Autor muss nicht nur seine Geburtsstadt neu kennenlernen, sondern auch seine Eltern, denn diese sind ebenso nicht mehr diejenigen, die sie einmal waren.

Auch wenn viele Themen eher trauriger Natur sind und nachdenklich stimmen, lebt der Roman doch von einem heiteren Ton, der insbesondere die alltäglichen Absurditäten pointiert wiedergibt. Immer wieder muss man schmunzeln, obwohl die Lage eigentlich ernst ist. Dmitrij Kapitelman gelingt so eine Liebeserklärung an Kiew und seine Bewohner und eine unterhaltsame literarische Spurensuche nach seinen Wurzeln, die er schon vertrocknet glaubte und die ihn unerwartet seinen Eltern wieder ganz nahe bringt.

Veröffentlicht am 05.12.2021

Auf nach Kiew!

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Auf nach Kiew!

Bereits die ersten Seiten präsentieren gefährliche Gullydeckel und delikaten Würzspeck, die GUS als Zentrum des Interesses steht fest!
Dmitrij Kapitelman kam achtjährig als jüdischer Kontingentflüchtling ...

Auf nach Kiew!

Bereits die ersten Seiten präsentieren gefährliche Gullydeckel und delikaten Würzspeck, die GUS als Zentrum des Interesses steht fest!
Dmitrij Kapitelman kam achtjährig als jüdischer Kontingentflüchtling mit seiner Familie nach Deutschland, und 25 Jahre später entschließt sich der Mitdreißiger, die deutsche Staatsbürgerschaft anzustreben. Zwei Dinge sind es, die ihn dazu motivieren: die zunehmende Entfremdung von Vater und Mutter, die ihrem Leben in Germanija mit Distanz und Enttäuschung gegenüberstehen, den Sohn hingegen kritisch als „Deutschen“ kategorisieren, sowie die Veränderung des politischen Klimas in Sachsen, wo Neonazis zunehmend den Ton angeben.
Die Ausländerbehörde in Leipzig fordert nur ein weiteres Dokument, um Kapitelmans Ansinnen stattzugeben, eine um eine Apostille ergänzte Geburtsurkunde, ausschließlich in Kiew zu erlangen, und so erfolgt der Aufbruch ins Land der Kindheit, geimpft mit den elterlichen Erfahrungen aus der Sowjetzeit. Also begleitet der Leser den Helden nach Kiew, wo er gezwungen ist, durch mancherlei Begegnungen sich ein eigenes Bild von der Ukraine der Gegenwart zu machen. Doch gerade im Augenblick, als nach erfolgreich absolviertem Programm die Heimreise angetreten werden soll, wartet ein Schicksalsschlag auf Dima, der ihm zunächst den Boden unter den Füßen wegzuziehen droht: Plötzlich erscheint der schwer erkrankte Vater auf der Bildfläche. Damit widmet sich der zweite Teil des Romans einer ganz anderen Aufgabe, die den Helden reifen lässt, ihm neue Erkenntnisse ermöglicht. Alle Ressentiments, die sich in Dimas Leben gegen die Eltern ausgebildet haben, entladen sich in diesem Erzählstrang, wo es darum geht, für den Vater notgedrungen medizinische Hilfe zu suchen.
Heftig toben die Gefühlsregungen des Sohnes, sieht er sich doch konfrontiert mit sämtlichen Defiziten seiner Erzeuger. Und doch regt sich im Verlauf dieser Wochen so etwas wie Verständnis und Nachsicht, mühsam und zaghaft gelingt es Dima, seine emotionalen Barrieren wenigstens teilweise abzubauen. Am Schluss steht dem Leser ein gereifter Held gegenüber, der nicht mehr länger im Gefängnis der in seiner Adoleszenz allmählich aufgebauten Seelenverkrustung verharren muss.
Frappierend die von Kapitelman an den Tag gelegte Sprachkunst: ironisch, kreativ, souverän mit dem ihm zur Verfügung stehenden Material der erworbenen zweiten Sprache spielend. Urkomisch und unvermittelt melancholisch stellt der schmale Roman ein Dokument zeitgenössischer Gestaltung der dem Leser vertrauten historischen ostjüdischen Geisteshaltung dar. Nahtlos fügen sich substanzielle Reflexionen über die perpetuierte Existenz des Migranten in die burlesken Schilderungen der bestandenen Abenteuer ein. Ein überzeugender Wurf, durch den dieses zweite Buch des Autors, einem breiteren Publikum durch seine Kolumnen in der ZEIT vertraut, zu den schönsten literarischen Hoffnungen Anlass gibt!

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Veröffentlicht am 15.02.2021

Der mit viel Bürokratie gepflasterte Weg zur deutschen Staatsbürgerschaft

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[Werbung] *Ingrid / Dmitrij Kapitelman kam 1994 als Achtjähriger mit seinen Eltern und seiner Schwester aus der Ukraine nach Leipzig. Nachdem 25 Jahren in Deutschland, in denen er zur Schule ging, hier ...

[Werbung] *Ingrid / Dmitrij Kapitelman kam 1994 als Achtjähriger mit seinen Eltern und seiner Schwester aus der Ukraine nach Leipzig. Nachdem 25 Jahren in Deutschland, in denen er zur Schule ging, hier studierte und berufstätig wurde, hat er nun den Wunsch, die deutsche Staatsbürgerschaft zu besitzen. Deutscher zu sein, würde für den Journalist und Autor bedeuten, hier wählen zu dürfen, bei bestimmten Verträgen mehr Vertrauen zu erhalten und auch, dass die auf dem Papier bestehende Residenzpflicht des Kontingentflüchtlings, als welcher er eingereist ist, aufgehoben würde. Aus diesem Anlass beantragt er bei der Ausländerbehörde im Technischen Rathaus der Stadt Leipzig einen deutschen Ausweis. Über seine Erlebnisse in diesem Rahmen, die ihn nach Kiew führten und warum er aufgrund der Erkrankung seines Vaters sogar länger in der ukrainischen Hauptstadt verweilte, erzählt er in seinem Buch „Eine Formalie in Kiew“.

Mit den Jahren ist bei dem Autor das politische Verständnis gewachsen, sein Wunsch ist es inzwischen, sich klar zu positionieren. Ihm ist bewusst, dass er einen Wust Papiere beizubringender hat, doch dass hält ihn nicht ab. Als Leserin ist man aber mit Dmitrij Kapitelman gemeinsam darüber verwundert, dass eine bestimmte Apostille nur in der Geburtsstadt Kiew erhältlich ist. Von Beginn an weiß er durch Gespräche innerhalb der Familie, dass es schwierig sein wird, ohne längere Wartezeit an das begehrte Dokument zu gelangen und vermutlich nur Schmiergeld helfen wird. Der Autor schildert die Begebenheiten mit einem feinen Humor und Sarkasmus. Bestimmte Szenarien, die nicht nur bei ihm ein unsichtbares Kopfschütteln aufgrund der Eigenwilligkeit hervorrufen, führt er zur Spitze hin aus, so dass es ein Vergnügen ist, daran teilhaben zu dürfen.

Der Autor lässt mich als Leser an seinen Gefühlen teilhaben. Sein bürokratisches Abenteuer startet er vor dem Hintergrund der Zerstrittenheit seiner Eltern. Seine Reise ist nicht nur die Suche nach der eigenen passenden Identität, sondern auch nach dem Verständnis für das Verhalten von Vater und Mutter aufgrund ihrer Herkunft. Deutlich wird seine Scheu davor, sich der Korruption in der Ukraine zu stellen. Für die besondere Form der Anerkennung der Dienste bestimmter Personen erfindet er sogar ein Wort, sowie er überhaupt in seinem Buch Freude daran findet, mit Worten und Wortwitz zu spielen. In die Geschichte mischt sich zunehmend seine Sorge um seine Eltern und deren Zwistigkeiten. Spürbar ist seine innere Befriedigung, als er sich endlich aktiv für beide zur Hilfe und Verständigung einsetzen kann.

Gerne bin ich Dmitrij Kapitelman in seinem Buch „Eine Formalie in Kiew“ auf seinem Weg zur Erlangung der deutschen Staatsangehörigkeit in die Ukraine gefolgt, begleitet von Bürokratie und Korruption. Obwohl er für sich eine neue staatliche Identität beansprucht, versucht er nie seine familiären Wurzeln abzustreifen, sondern strebt nach Verständnis und Einigkeit, auch in Erinnerung an seine Kindheit. Seine wortgewandten Schilderungen beim Wiederbegegnen von Altbekanntem, aber meist dem Entdecken von Neuem, stimmten manchmal traurig, verloren aber nie ihren heiteren Unterton. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung, nicht nur an kulturell interessierte Leser.

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