Schon wieder Tausendundeine Nacht?
Lo-Melkhinn ist der Herrscher des Landes. Schon 300 Mädchen hat er zur Frau genommen, keine hat lange überlebt. Nun ist er auf dem Weg in das Dorf, in dem Protagonistin und ihre Schwester leben. Die Schwester ...
Lo-Melkhinn ist der Herrscher des Landes. Schon 300 Mädchen hat er zur Frau genommen, keine hat lange überlebt. Nun ist er auf dem Weg in das Dorf, in dem Protagonistin und ihre Schwester leben. Die Schwester ist wunderschön und alle erwarten, dass Lo-Melkhinn sie auswählen wird. Doch die Ich-Erzählerin ist fest entschlossen, sich für ihre Schwester zu opfern und macht den Herrscher stattdessen auf sich selbst aufmerksam. Ihr Plan geht auf und sie wird seine neue Gemahlin. Doch etwas an ihr ist anders als an seinen bisherigen Frauen und so nimmt die Geschichte nun einen anderen Verlauf als bei seinen früheren Ehen.
Während ich diese Inhaltsangabe schreibe, fällt mir auf, dass der Name der Erzählerin das ganze Buch hindurch nicht genannt wird, ebenso wenig der von anderen Figuren, ausgenommen Lo-Melkhinn. Wenn die anderen auch solche Zungenbrecher gewesen wären, ist das vielleicht ja auch gut so. Während des Lesens ist es mir gar nicht aufgefallen, es passt zur blumigen Erzählweise, dass immer nur die Rede von „der Schwester“, „der Mutter“, etc. ist.
Schon wieder eine Geschichte à la Tausendundeine Nacht? Ist das gerade in? Es scheint so und natürlich ist die Grundidee somit immer gleich: es vermeintlich grausamer Herrscher, der ein Mädchen nach dem anderen heiratet und keine überlebt lange – bis zu der einen, bei der auf einmal alles anders ist.
Schon im Prolog wird recht deutlich erklärt, warum Lo-Melkhinn ist, wie er ist. Im weiteren Verlauf blieb seine Figur für mich leider ziemlich blass, sowohl im Guten als auch im Bösen. Aus ihm hätte man mehr machen können, finde ich.
Was die Ich-Erzählerin angeht, bleibt hingegen vieles unerklärt. Ihre Macht und Fähigkeiten entwickeln sich nach und nach, schleichen sich in die Geschichte ein, aber weder sie selbst noch der Leser begreift so wirklich, woher das kommt. Einen Erklärungsansatz gibt es dann schon irgendwann, aber es bleibt alles ziemlich vage.
Insgesamt war mir die Hauptfigur auch zu passiv. Nachdem sie sich für ihre Schwester geopfert hat, lässt sie alles Weitere einfach auf sich zukommen und tut eigentlich kaum noch etwas.
Erst gegen Ende des Buches ändert sich das noch einmal, hier wird es dann auf einmal ziemlich action-reich!
Das Buch lässt mich zwiespältig zurück. Einerseits haben mir Schreibstil und Grundidee gut gefallen, andererseits fehlten mir Erklärungen und eine nachvollziehbare Entwicklung.
Ich bin keine allzu romantisch veranlagte Leserin, aber wer hier eine herzzerreißende Liebesgeschichte erwartet, wird enttäuscht sein, das bleibt alles eher nüchtern und distanziert!