Herausragende Trivialliteratur
Nachdem dieses Buch in der Presse gelobt wurde, habe ich es erst einmal beiseite gelegt. Meine Erfahrung besagt, dass solche Titel entweder nichts taugen oder um Preise betteln. Oft beides zur gleichen ...
Nachdem dieses Buch in der Presse gelobt wurde, habe ich es erst einmal beiseite gelegt. Meine Erfahrung besagt, dass solche Titel entweder nichts taugen oder um Preise betteln. Oft beides zur gleichen Zeit.
Hier ist das ganz anders. Einen Preis wird dieses Buch sicher nicht erringen, denn es orientiert sich sehr geschickt am Publikumsgeschmack. Es ist weder anstrengend, noch geht es einem auf die Nerven. Es unterhält einfach sehr gut. Und es spricht empathische Menschen raffiniert an. Mancher soll sogar Tränen verdrückt haben. Aber es bleibt letztlich Unterhaltungsliteratur wie sie massenweise jedes Jahr auf den Markt kommt. Doch im Gegensatz zur Massenware, die meist schlecht geschrieben und umständlich konstruiert ist und kaum die Gefühle der Leser anspricht, geht es bei Arenz direkt zur Sache.
Wie bei dieser Art von Literatur üblich, ist die Handlung so konstruiert, dass man auch kaum etwas falsch verstehen kann. Alles greift direkt und geschickt ineinander. Für die Komplexität mancher Lebenssituation bleibt da kein Platz. So funktioniert Trivialliteratur nun einmal. Das muss man nicht hochnäsig von oben betrachten, denn diese Bücher wollen Menschen Unterhaltung und Freude bringen. Was soll daran schlecht sein?
Ich habe schon jede Menge dieser Literatur gelesen und rezensiert. "Zwei Leben" sticht dabei jedoch deutlich heraus. Natürlich ergeben sich auch Schwächen. Beispielsweise wird das familiäre Umfeld von Roberta (abgesehen von ihrem Großvater) nur sehr unscharf beschrieben. Da bei dieser Art von Literatur jede Figur nur eine bestimmte Rolle für die Handlung spielt, aber bis auf die Hauptdarsteller kein wirkliches Eigenleben besitzt, bleiben stets Fragen offen. Mir ist beispielsweise nicht ganz klar geworden, was genau Roberta zum Ausbruch aus dem bäuerlichen Leben brachte. Da dieser Ausbruch aber bereits nach wenigen Seiten festzustehen schien, fragt man sich das wahrscheinlich dann auch nicht mehr. Bei ihrer Verbundenheit mit dem Land, hätte man größere Qualen bei dieser einschneidenden Entscheidung erwartet.
Die Tragik innerhalb der Geschichte wird früh und gleich mehrfach angekündigt. Man weiß eigentlich mit ein wenig Erfahrung, was später passieren wird. Arenz überlässt nichts dem Zufall. Überraschungen und Unbestimmtheiten sind nicht vorgesehen in diesem Genre.
Kurz gesagt: Insbesondere für Frauen ist das hervorragende Unterhaltungsliteratur mit einem nur scheinbaren Anspruch auf Tiefgreifendes. Meine Bewertung richtet sich an diese Zielgruppe.