Cover-Bild Worauf wir hoffen
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 480
  • Ersterscheinung: 28.02.2019
  • ISBN: 9783423281768
Fatima Farheen Mirza

Worauf wir hoffen

Roman
Sabine Hübner (Übersetzer)

Was hält unsere Familien im Innersten zusammen?

Amar hat es sich nicht ausgesucht, einziger Sohn und Stolz der Familie zu sein. Wenn er gegen seine muslimischen Eltern rebelliert, ist es seine ältere Schwester Hadia, die ihn schützt. Bis sie sich fragt: wovor eigentlich? Vor den Möglichkeiten, die sie als junge Frau nicht hat? Nach einem Streit mit dem Vater läuft Amar von zu Hause weg. Und Hadia nimmt nach und nach seinen Platz ein. Drei Jahre später heiratet sie einen Mann ihrer eigenen Wahl: für die Familie die Chance, sich neu zu erfinden. Doch dann kehrt Amar zurück.

Gibt es eine Eifersucht, die verzweifelter ist, als die unter Geschwistern? Müssen wir die Welt unserer Eltern erst akzeptieren, bevor wir uns daraus befreien können?

»›Worauf wir hoffen‹ ist ein strahlend imaginierter, vollendeter Roman über fast alles, was uns etwas bedeutet: Liebe, Familie, Glaube, Freiheit, Reue, Vergebung. Fatima Farheen Mirza ist eine überwältigende neue Stimme.«  Anthony Marra

»Fatima Farheen Mirza nimmt Sie mit Haut und Haaren gefangen und tut dies mit einer Dringlichkeit, die Sie einfach zwingt, weiterzulesen. Ich verspreche jedem: Wenn er dieses Buch am Ende zuschlägt, wird er ein anderer sein.« Sarah Jessica Parker

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.05.2020

Großartig!

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Rezensionsexemplar

Inhalt

Amar ist der einzige Sohn einer muslimisch-amerikanischen Familie mit indischen Wurzeln. Er ist der ganze Stolz seiner Eltern und das hat er sich nicht ausgesucht. Immer wenn ...

Rezensionsexemplar

Inhalt

Amar ist der einzige Sohn einer muslimisch-amerikanischen Familie mit indischen Wurzeln. Er ist der ganze Stolz seiner Eltern und das hat er sich nicht ausgesucht. Immer wenn er gegen seine muslimische Familie rebelliert und in Streit mit seinem Vater gerät ist es Hadia, seine älteste Schwester, die zu ihm hält. Bis diese sich fragt, wofür eigentlich? Denn als Tochter und junge Frau hat sie nie die Möglichkeiten, die ihrem Bruder offen stehen. Nach einem großen Streit mit seinem Vater läuft Amar von zu Hause fort und Hadia nimmt langsam aber sicher seinen Platz ein.
Drei Jahre später heiratet die junge Frau aus Liebe den Mann ihrer Wahl und die gesamte Familie hat nun die Möglichkeit sich neu zu erfinden. Doch dann kehrt Amar zurück.
Eine verzweifelte, tragische aber auch ehrliche Geschichte über eine Familie, ihre Werte und ob man sich daraus befreien kann und / oder soll.


Bei der lieben Juliane von I am Jane habe ich auf Instagram „Worauf wir hoffen“ gesehen, welches sie vom dtv Verlag zugeschickt bekommen hat. Der Klappentext hat mich direkt angesprochen und so habe ich dem Verlag eine Mail geschickt und kurze Zeit später lag das Buch auch in meinem Briefkasten. Ich war sehr gespannt auf die Geschichte, denn in dieser Richtung habe ich bisher noch nichts gelesen. Da ich aber viel offener werden möchte, was mein Bücherregal anbelangt und die „Own Voices“-Debatte gerade ordentlich am Brodeln ist, passt dieses Buch wohl momentan besser denn je in meinen Blog. Fatima Farheen Mirza sind die Zusammenhänge in ihrem Buch wohl bekannt. Auch wenn die Geschichte nicht autobiographisch ist, so kann sie sehr gut nachempfinden, was in den Charakteren ihrer Geschichte vor geht und aus erster Hand berichten, wie es sein kann mit indischen Wurzeln und als Muslima in Amerika aufzuwachsen.

Die Geschichte ist in vier Teile unterteilt und jeder Teil setzt das Puzzle um die ganze Familie etwas genauer zusammen. Alle Familienmitglieder, bis auf die mittlere Tochter Huda, kommen mal mehr und mal weniger zu Wort. Jeder bekommt die Chance seine Sicht der Dinge zu schildern, seine Erinnerungen mit dem Leser zu teilen und ermöglicht so den Gesamtüberblick über das, was in all den Jahren mit der Familie geschieht. Es dauert, bis man wirklich versteht, wie alles zusammen hängt und doch kommt man Seite für Seite dem Ende und der daraus entstehenden Konsequenz immer näher. Ich kann gar nicht sagen welchen der Charaktere ich am liebsten mochte. Sie alle sind sehr unterschiedlich. Unterschiedlich aufgewachsen. Unterschiedlich erzogen. Leila und Rafik haben sich bemüht ihre Kinder nach ihren Werten großzuziehen. Der Glaube soll im Zentrum ihrer Kinder stehen. Sie sollen sich an die Werte, Normen und Regeln des Islam halten. Sich nicht dagegen wenden und fromm sein. Doch ist das so leicht, in einer Welt, die sich so schnell verändert und ihre Kinder mit ihr? Hadia und Huda identifizieren sich mit ihrem Glauben. Sie halten daran fest, finden darin Halt und fühlen sich wohl mit dem, was ihre Eltern ihnen mitgeben. Auch wenn sie nicht immer alles begreifen können so fügen sie sich in das, was ihnen vorgelebt wird. Anders Amar, der jüngste Bruder und einziger Sohn der Familie. Er stellt Fragen, die seine Schwestern nie gestellt haben. Er setzt sich mit seinem Glauben ganz anders auseinander und kann sich nach und nach kaum mehr damit identifizieren. All die Regeln und Einschränkungen sind für ihn zu viel und er rebelliert gegen alles, wofür sein Vater und seine Mutter einstehen.

Fatima Fahreen Mirza schafft es, die Dynamik dieser Familie auf eine so wunderschöne Weise darzustellen, dass man sich ab der ersten Seite fühlt, als wäre man selbst Teil der Familie. Auch wenn ich nichts davon, was Hadia und Amar erleben, selbst erlebt habe, so habe ich mich gefühlt, als wäre ich mittendrin. Als wäre ich mit dabei, wenn sie erwachsen werden und sich mit ihrem Glauben und dem Leben ihrer Eltern auseinander setzen müssen.

Die Geschwister könnten nicht unterschiedlicher sein. Hadia strengt sich in der Schule an, beim Beten und im Verhalten. Sie ist eine Musterschülerin, lässt sich nie etwas zuschulden kommen und versucht die Erwartungen ihrer Eltern zu erfüllen. Doch je älter sie wird, desto stärker wird auch ihr Wunsch, das zu tun, was sie möchte. Sie will studieren und dann heiraten. Sie möchte in ihrem Beruf arbeiten und sich nicht komplett für ihre Familie aufgeben. Dafür muss sie jedoch ihren eigenen Weg gehen und auch ihren Eltern klar machen, dass die Art, wie sie aufgewachsen und erzogen wurden, sich davon unterscheiden, wie sie selbst leben möchte.
Gleichzeitig hat sie Amar als Kind und Jugendliche immer in Schutz genommen. Sie hat ihn gedeckt, wenn er etwas ausgefressen hatte und zu ihm gehalten, wann immer er Schutz oder Trost gebraucht hat. Die besondere Verbindung zwischen den beiden ist durch die Seiten hindurch zu spüren. Die Liebe zwischen Geschwistern ist manchmal schwer zu verstehen und auch bei Amar und Hadia hatte ich manchmal das Gefühl, dass auch ihre Geschwisterliebe ab und an von Wut, Neid und Eifersucht geprägt ist. Doch letztlich sind sie Geschwister und deshalb immer füreinander da.

Amar ist eigentlich der undurchsichtigste und gleichzeitig interessanteste Charakter im Buch. Er zweifelt alles an, wofür seine Eltern und Schwestern brennen. Er setzt sich genauer mit dem Glauben auseinander, der ihm als Kind mitgegeben wurde und ihm wird nach und nach klar, dass er sich genau mit diesem Glauben kaum mehr identifizieren kann. Es ist nicht das, was er sich für sich selbst wünscht und es ist nicht das, wofür er leben kann und will. Er weiß jedoch nicht, wie er damit umgehen soll, denn er möchte seine Familie nicht enttäuschen. Er will die Regeln nicht brechen und eigentlich will er doch nichts anderes tun. Die Liebe zu seinen Schwestern hält ihn eine Weile aufrecht, doch irgendwann können auch Hadia und Huda nichts mehr für ihn tun und er bricht aus der Familie aus, um nicht noch schlimmeren Kummer über sein Elternhaus zu bringen.
Als Hadia ihn drei Jahre später zu ihrer Hochzeit einlädt entschließt sich Amar dazu, zurück zu kehren. Er will versöhnlich mit seiner Familie umgehen und weiß gleichzeitig nicht, wie er sich wirklich verhalten soll. Möchte er überhaupt zurückkehren? Will er zurück „nach Hause“? Oder war die Entscheidung weg zu gehen, das einzig Richtige, das er jemals getan hat?

Die Geschichte ist gespickt voller Erinnerungen der unterschiedlichen Charaktere aus der frühesten Kindheit und dem nun erwachsenen Leben. Es gibt nicht wirklich einen festen Zeitstrang, dem man folgt, sondern die Erinnerungen prasseln auf die Charaktere ein und das hat mir besonders gut gefallen. Genau so kehren Erinnerungen zu uns zurück: wir durchleben sie im einen Moment wieder, um im nächsten wieder in der Gegenwart zu sein und so stellt es Fatima Fahreen Mirza auch dar.
Man kann aus nächster Nähe erfahren wie eine Familie sich fast verliert und doch wieder zusammen findet. Vielleicht auf eine Weise, wie man sich das nicht unbedingt so richtig vorgestellt hat und doch ist es am Ende der Geschichte so, dass man versöhnt und glücklich zurück blickt und sich wünscht, dass alles Gut wird und bleibt.

Vor allem der letzte Teil des Buches hat mich nachhaltig beeindruckt und letztlich auch zum Weinen gebracht. Die Charaktere mussten alle im Laufe ihres Lebens so vieles durchmachen. Es wurden Fehler gemacht, es gab viele falsche Entscheidungen aber auch viele Richtige. Man kann nicht immer perfekt sein, man kann nicht immer alles richtig machen und es gibt nun einmal Fehler, die man machen muss. Und diese Familie zeigt auf, wie es sein kann. Wie man sich aus muslimischen Traditionen befreien kann ohne seinen Glauben zu verlieren. Wie man muslimischen Traditionen treu bleiben kann ohne jede Regel streng zu befolgen. Wie man den Glauben seiner Eltern hinter sich lassen kann, um selbst wachsen zu können. Das alles und noch viel mehr kann einem „Worauf wir hoffen“ zurück geben.
Die Hoffnung darauf, dass die Familie immer verbunden bleibt, egal was geschieht. Die Hoffnung, dass es einen Ort gibt, der für jeden Gut sein wird.

Fazit

Dieses Buch ist ein Roman über bedingungslose Liebe, Glaube, Freiheit, Reue und Vergebung. Man durchlebt so viele Gefühle, Situationen und Krisen, wie in kaum einem Buch. Man leidet mit den Charakteren, man liebt mit den Charakteren und man vergibt Charakteren. Man bereut, was gesagt und getan wurde und man befreit sich von dem, was einen unterdrückt. Dieses Buch gibt Hoffnung, für das einzustehen, das man liebt. Es gibt Hoffnung, dass es für jeden einen Platz gibt auch wenn dieser Platz vielleicht nicht da ist, wo man es zu Anfang gedacht hat. Dieses Buch hat mich von Anfang bis Ende begeistert und ich kann es euch nur ans Herz legen einmal einen Blick hinein zu werfen.

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Veröffentlicht am 30.06.2019

Was für ein wunderschönes & feinfühliges Buch!

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"Worauf wir hoffen" kann man mit keinem anderen Buch vergleichen. Es ist demütig, warmherzig und mit viel Gefühl geschrieben. Der Klappentext beschreibt das Buch bei Weitem nicht in seiner Reinheit und ...

"Worauf wir hoffen" kann man mit keinem anderen Buch vergleichen. Es ist demütig, warmherzig und mit viel Gefühl geschrieben. Der Klappentext beschreibt das Buch bei Weitem nicht in seiner Reinheit und Schönheit. Es handelt sich um einen Debütroman der Autorin Fatima Farheen Mirza, welche hier eine Familiengeschichte erzählt.
Das Buch handelt von einer Familie, mit indischen Wurzeln, die in Amerika lebt. Die drei Kinder, die älteste Tochter Hadia, Tochter Huda und der jüngste, der einzige Sohn der Familie, Amar, sind in Amerika geboren und werden von ihren Eltern, Vater Rafik und Mutter Laila, muslimisch erzogen.
Der Glaube und die Tradition ist den Eltern wichtig, da sie den Kindern Wurzeln, gute Manieren und Umgangsformen vermitteln wollen. Dies geschieht alles ohne Zwang und doch mit einer Erwartungshaltung, vor allem seitens des Vaters. Die Kinder sind damit mal mehr, mal weniger glücklich.
Die erste Schwärmerei, den Schulalltag und die Freundschaften, vor allem zwischen Mädchen und Jungs, erleben Hadia, Huda und Amar anders als andere Kinder. Die liebevolle Rolle vertritt Mutter Laila. Die Strenge spürt man vom Vater aus..Wobei man gegen Ende des Buches auch in die Gedanken von Vater Rafik taucht und bemerkt, dass hier keine Boshaftigkeit dahinter steckt, sondern viel viel mehr....
Das Buch beginnt damit, dass man sich auf Hadias (älteste Tochter) Hochzeit befindet und sie u.a. auch ihren Bruder Amar eingeladen hat, der sich seit Jahren von der Familie entfernt hat. Man erfährt den Grund im Laufe des Buches. Hadia heiratet einen Mann ihrer Wahl, was ein Privileg ist, denn normalerweise suchen in ihrer Kultur die Eltern den Ehepartner für ihre Kinder aus.
Amar hat als Kind schon rebelliert und konnte sich mit seinem Glauben und der Kultur nicht zur Gänze identifizieren und sich "fügen". Bis er irgendwann auf die schiefe Bahn gleitet. Hadia ist die vorbildliche Tochter, die gehorsame Musterschülerin. Ihre jüngere Schwester Huda folgt ihrem Beispiel. Hadia versucht immer für Amar einzutreten und für ihn ein gutes Wort bei ihrem Vater einzulegen, wenn dieser etwas angestellt hat. Bis zu einem bestimmten Ereignis… Ab und an spürt man auch zwischen den Geschwistern Spannungen und einen Hauch Eifersucht, obwohl sie sich im Grunde miteinander verbünden.
Die Geschichte wird seitens der Autorin mit viel Feingefühl, Warmherzigkeit und Demut erzählt, was sie sehr sympathisch macht. Sie wagt sich an Tabu Themen und schafft es, diese so aufzuarbeiten, dass man im Schreibstil versinkt und einfach dahin liest.
Es ist ein "stilles" Buch in dem nicht viel passiert und doch so, so viel. Es wird nie langweilig und man hat das Gefühl wissen zu wollen, wie es dazu kam, dass der Sohn Amar, der Stolz der Familie, so abdriften konnte. Vor allem auch, wie die Eltern damit umgehen.
Die Erzählsprünge switchen zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Man kommt gut in die Geschichte rein, obwohl nicht jedes Kapitel nach dem "Erzähler" benannt ist, aus wessen Sichtweise gerade die Gedanken fliessen.
Zu Beginn des Buches ist der Erzählstil aus der Sichtweise der Kinder, was einen oft zum Nachdenken bringt. Das finde ich an dem Buch so bewundernswert. Kinder sehen die Welt einfach mit anderen Augen und verstehen nicht immer, warum Eltern wie handeln, auch wenn sie nur das Beste für den Nachwuchs wollen. Ein sehr sensibles Thema.
Man lernt sehr viel über die indische Kultur und auch über den Islam, dies geschieht immer nur am Rande und steht nicht penetrant im Vordergrund der Geschichte. Es ist eben präsent, da es um speziell diese Familie geht. Auch werden die Schattenseiten des "anders sein" gezeigt. Wie man sich fühlt, wenn die Gesellschaft oder die Schulfreunde kein Verständnis für eine andere Kultur haben. Ein sehr aktuelles und wichtiges Thema wie ich persönlich finde. Es regt zum Nachdenken an. Und wie bereits erwähnt, passiert dies alles still und beiläufig und zeigt doch auf, wie schwer es manchen Menschen durch Vorurteile gemacht wird. Von der Gesellschaft, in die man sich integriert hat und auch der eigenen. Und wie sich Kinder fühlen können, auf der Suche nach Liebe und Anerkennung seitens der Eltern.
Gegen Ende des Buches kommt dann auch mal der Vater in den Vordergrund, der ja immer der "Strenge" war und man spürt, wie zart und zerbrechlich dieser eigentlich ist. Er hat auch sein eigenes Päckchen Schicksal zu tragen. Denn alle Erlebnisse tragen wir unser Leben lang mit uns. Sie machen uns aus. Gut oder schlecht. Das Buch verpackt Drama - auf eine ruhige Art und Weise und erzählt eine Familiengeschichte, die einem länger im Gedächtnis bleibt.
Ich persönlich mochte die Protagonisten sehr, ihre Geschichten, ihre Blickwinkel. Auch wenn ich mal beim Lesen pausiert habe, kam ich in die Geschichte schnell wieder rein. Der Schreibstil ist toll und flüssig. Vor allem hat mich der Stil der Autorin gepackt und ihr Feingefühl überzeugte mich.
Ich habe in der Rezension viele Geschehnisse weggelassen, die im Buch vorkommen, weil ich euch ganz ehrlich das Buch ans Herz legen möchte. Natürlich ist es immer ein persönliches Leseempfinden. Jedoch kann ich nur Gutes darüber sagen. Es ist mal etwas anderes. Mit sehr viel literarischer Schönheit und viel Feingefühl. Ich freue mich schon, mehr von Fatima Farheen Mirza zu lesen.

Veröffentlicht am 03.05.2019

Was eine Familie zusammenhält

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Die Schwestern Hadia und Huda sowie ihr Bruder Amar wachsen als Kinder indischer Einwanderer in Kalifornien auf. Der einzige Sohn von Laila und Rafik ist sensibel, aber auch rebellisch. Mitten in der Nacht ...

Die Schwestern Hadia und Huda sowie ihr Bruder Amar wachsen als Kinder indischer Einwanderer in Kalifornien auf. Der einzige Sohn von Laila und Rafik ist sensibel, aber auch rebellisch. Mitten in der Nacht läuft Amar nach einem Streit mit dem Vater von seinem Zuhause weg. Drei Jahre später, als junger Mann, kehrt er zurück, um bei der Hochzeit von Hadia dabei zu sein, die nach und nach seinen Platz eingenommen hat. Seine ältere Schwester heiratet aus Liebe und gegen die Gebote der muslimischen Tradition. Die Familie versucht, mit Selbstbewusstsein und neuem Selbstverständnis in die Zukunft zu gehen. Als Amar seine Jugendliebe Amira trifft, kommt ein Geheimnis ans Licht. Es wird klar, wie hoch der Preis ist, den alle – außer Amar - für diese Zukunft zu zahlen bereit waren.

„Worauf wir hoffen“ ist der Debütroman von Fatima Farheen Mirza.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus vier Teilen, die wiederum mehrere Kapitel beinhalten. Erzählt wird aus der Sicht verschiedener Personen, vor allem aus der von Hadia, Amar und Laila, wobei sich einzelne Passagen auch innerhalb eines Kapitels abwechseln. Später wird in der Ich-Perspektive auch aus der Sicht von Rafik erzählt. Der Roman ist nicht chronologisch aufgebaut, immer wieder gibt es längere Rückblicke. Ich kann nachvollziehen, dass man sich an diesem anspruchsvollen Aufbau mit seinen Sprüngen etwas stören kann. Für mich hat die Geschichte so allerdings wunderbar funktioniert. Ich habe es genossen, unterschiedliche Sichtweisen und Teile des Mosaiks Stück für Stück zu entdecken.

Der Schreibstil wirkt zunächst schnörkellos, hat aber eine poetische Note. Er ist zugleich einfühlsam, anschaulich und bildhaft. Immer wieder beweist die Autorin, wie gut sie mit Sprache umgehen kann.

Die größte Stärke des Romans sind die Charaktere. Die Protagonisten sind sehr authentisch, interessant und vielschichtig. Sie werden detailliert und ohne jegliche Klischees dargestellt. Ihre inneren Konflikte, ihre Gedanken und Emotionen sind nachvollziehbar. Auch wenn mir ihr Verhalten manchmal fremd war, konnte ich mich gut in die Protagonisten einfühlen.

Tiefgründig und komplex sind auch die Themen. Es geht um Integration, um Traditionen und Religion, aber auch um Liebe, Zusammenhalt, Eifersucht, Missverständnisse und Verletzungen. Das sorgt einerseits dafür, dass man faszinierende Einblicke in eine andere Kultur und den muslimischen Glauben erhält. Andererseits entsteht eine Geschichte, die mich sehr berühren konnte. Immer wieder regt das Buch außerdem dazu an, über das eigene Leben und die eigene Familie nachzudenken. Dazu tragen auch tiefsinnige Sätze bei, die ab und zu eingestreut werden.

Der Roman kommt unaufgeregt daher und verzichtet auf übermäßige Effekthascherei. Dennoch bietet er einige Überraschungen, hat – trotz der annähernd 500 Seiten – keine nennenswerten Längen und versteht zu fesseln.

Der Titel der amerikanischen Ausgabe lautet „A place for us“, den ich inhaltlich passender finde als die deutsche Version. Das liebevoll gestaltete Cover gefällt mir allerdings besser als das Original.

Mein Fazit:
„Worauf wir hoffen“ von Fatima Farheen Mirza ist ein gelungener Roman, der emotional bewegende Einblicke in eine andere Kultur bietet. Diese besondere Familiengeschichte hat mir tolle Lesestunden beschert, sodass ich das Buch wärmstens empfehlen kann.

Veröffentlicht am 26.04.2019

Schleppender Start, dann fesselnd

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Die Geschichte und die Konflikte innerhalb einer indisch-stämmigen, muslimischen Familie, die in Kalifornien lebt, werden hier auf eine besondere Art erzählt - die mich nach erst 150 Seiten so richtig ...

Die Geschichte und die Konflikte innerhalb einer indisch-stämmigen, muslimischen Familie, die in Kalifornien lebt, werden hier auf eine besondere Art erzählt - die mich nach erst 150 Seiten so richtig gepackt hat.
Das Ehepaar Laila und Rafik siedelt kurz nach der arrangierten Hochzeit aus dem indischen Hyderabad nach Kalifornien um, wo sie drei Kinder bekommen: Hadia, Huda und Amar. Amars Schwestern sind 3 bzw 4 Jahre älter als er. Die Kinder werden streng nach dem schiitischen Glauben erzogen - eine wirkliche Wahl hat ein 9-jährigem Mädchen ja nicht, wenn es gefragt wird, ob es ein Kopftuch tragen und den Eltern gefallen will oder nicht... entsprechend schwer habe ich mich am Anfang des Buches getan, da mir diese tiefe Gläubigkeit recht fremd ist und ich die diversen spezifischen Begriffe im Buch, die es rund um die Rituale nicht gibt, nicht kenne und hier leider auch keine Erklärungen in Fußnoten oder einem Glossar geliefert wurden.
Dann wird im zweiten der vier Teile des Buches auch noch immer wieder erheblich in den Zeiten gesprungen, was ich zunächst absolut irritierend und unnötig fand - mal war ein Freund gestorben, dann lebte er wieder usw. Doch mit der Zeit kam ich rein und war dann plötzlich sehr gefangen von dem Buch, als die engen Geschwisterbeziehungen differenziert wurden. Die Kinder leben ja im Kalifornien des 21. Jahrhunderts, aber gleichzeitig in der von den Eltern gewählten traditionellen Glaubensgemeinschaft, bei der zB Jungen und Mädchen ab einem gewissen Alter strikt getrennt werden. Entsprechend nah sind sich die drei, aber doch nicht zu 100% loyal - was fatale Auswirkungen hat, wie man erst später erkennt. Die Sicht auf den Vater -und auch auf die Mutter- ändert sich nach dem Lesen des letzten Kapitels und es lässt mich, ebenfalls Mutter, mit einigen Gedanken zurück - denn solch ein „trotz aller Tragik versöhnliches Ende“, wie es im Klappentext heißt, wünscht man sich nicht.
Allen Interessenten an diesem Buch: haltet etwas durch, dann geht es auch bald um die aufgeworfenen Fragen zur Familienkonstellation!

Veröffentlicht am 22.04.2019

Ein außerordentliches Debüt

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Hadia, Huda und Amar wachsen als Kinder indischer Einwanderer in Südkalifornien auf. Das Buch beginnt mit Hadias Hochzeit. Sie heiratet einen Mann, den sie sich selbst ausgesucht hat. Hier treffen wir ...

Hadia, Huda und Amar wachsen als Kinder indischer Einwanderer in Südkalifornien auf. Das Buch beginnt mit Hadias Hochzeit. Sie heiratet einen Mann, den sie sich selbst ausgesucht hat. Hier treffen wir Amar, der die Familie vor drei Jahren verlassen hat. Was ist vorgefallen? Zahlreiche Rückblicke aus den Blickwinkeln sowohl der Geschwister als auch der Eltern lassen die Geschichte langsam komplett werden.

Fatima Farheen Mirza beschreibt ruhig und außerordentlich genau das Leben muslimischer Immigranten in den USA: der innere Kampf der Kinder, die Religion so zu akzeptieren, wie die Eltern es vor leben; der stete Versuch, bloß nicht als Gefahr wahrgenommen zu werden; der Versuch, die Eltern stolz zu machen und deren Erwartungen zu erfüllen; die Eifersucht unter Geschwistern und der Umgang der Eltern mit den eigenen Kindern. Behutsam, genau, wunderschön und mit einer traurigen Note beschreibt die Autorin diese mir so fremde Welt. Ein Buch über Familie, die Liebe zwischen Geschwistern und die Liebe der Eltern zu ihren Kindern. Obwohl mir die Welt der Muslime zu wenig vertraut ist, sind die Prinzipien doch universell. Ich habe dieses Buch geliebt und war traurig, als es zu Ende war. Ein großartiges Debüt, das auf viele weitere Romane der Autorin hoffen lässt.