Cover-Bild Aus guter Familie. Leidensgeschichte eines Mädchens
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25,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Reclam, Philipp
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Klassisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 270
  • Ersterscheinung: 19.07.2024
  • ISBN: 9783150114964
Gabriele Reuter

Aus guter Familie. Leidensgeschichte eines Mädchens

Roman | Reclams Klassikerinnen

Effi Briests vergessene Schwester

Die junge, verträumte Agathe wächst in einem großbürgerlichen Haushalt auf und möchte eigentlich alles richtig machen. Doch immer wieder eckt sie in der konservativen Gesellschaft des jungen Kaiserreichs an, weder ihre jugendliche Sehnsucht nach Freiheit und Selbstentfaltung noch ihr Wunsch nach Liebe erfüllen sich. Als ihr Bruder ihre Mitgift verspielt, steht ihr nicht einmal mehr eine Vernunftehe offen. Agathe verzweifelt und wird in eine Heilanstalt eingewiesen.
Gabriele Reuter wurde mit dem Roman schlagartig berühmt und dieser zu einem Bestseller.

»Ein bekannter ›Frauenrechtler‹ soll, so las ich, geäußert haben, wenn er Kultusminister wäre, so würde er dieses Buch in Hunderttausenden von Exemplaren drucken und verteilen lassen. Er täte ungemein wohl daran.«
Thomas Mann

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.07.2024

Ein wichtiger, viel zu wenig bekannter Klassiker

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Agathe Heidling ist Tochter eines Regierungsrates und somit Teil einer konservativen, großbürgerlichen Familie. Von Kind an machen alle ihr deutlich, was sie von ihr erwarten: eine brave Ehefrau zu sein ...

Agathe Heidling ist Tochter eines Regierungsrates und somit Teil einer konservativen, großbürgerlichen Familie. Von Kind an machen alle ihr deutlich, was sie von ihr erwarten: eine brave Ehefrau zu sein und ihrem Mann Kinder zu schenken. Doch während für ihre Freundin Eugenie Wutrow all das in Erfüllung geht, tut Agathe sich schwer. Immer wieder steht sie zwischen den Stühlen und versucht, allen um sie herum gerecht zu werden. Diese Haltung fordert jedoch schon bald ihren Preis.

„Aus guter Familie“ wurde bereits 1895 publiziert und stammt aus der Feder der 1859 geborenen Schriftstellerin Gabriele Reuter. Obwohl sie Thomas Mann zu ihren Leser*innen zählen durfte, blieb sie doch zu Lebzeiten recht unbekannt – was die Reihe „Reclams Klassikerinnen“ ändern möchte. Die Handlung wird von einem allwissenden Erzähler geschildert, der Agathe - von ihrer Konfirmation mit 16 Jahren an - ungefähr 20 Jahre lang begleitet. Dabei wirkt die junge Frau nicht immer sympathisch, sieht sie doch oft auf andere herab und urteilt über sie – ein Symptom ihrer eigenen Unsicherheit.

Ihr ganzes Leben lang hat Agathe mit den an sie gestellten Erwartungen zu kämpfen. Schon bei ihrer Konfirmation hat sie das Gefühl, nicht gläubig genug zu sein und während ihr Vater sich eine gute Ehe für sie wünscht, versucht ihr progressiver Cousin Martin sie auf seine Seite zu ziehen. Dem gegenüber steht ihre Freundin Eugenie, die genau weiß, was sie will und sich statt ihres Liebhabers für eine stabile Ehe mit Agathes Bruder Walter entscheidet. Sie wird all das erreichen, was Agathe sich wünscht – und das sogar auf Kosten ihrer Freundin.

„Aus guter Familie“ zeigt ein Frauenschicksal der klassischen Moderne, einer Zeit, die von einem rasanten Wandel und dementsprechenden Spannungen geprägt war. Während sich um sie herum Frauenrechtlerinnen erheben, zerbricht Agathe an der Rolle, welche die Gesellschaft ihr zugedacht hat und von der sie sich nicht zu lösen vermag. Sie verliebt sich mehrmals unglücklich und leidet an Nervosität und Hysterie; heute würden wir sagen: sie war depressiv. Ein wichtiger, viel zu wenig bekannter Klassiker.

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Veröffentlicht am 07.07.2024

Frauenliteratur aus 1895 - berührend und erschütternd

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Der Roman Aus guter Familie von Gabriele Reuter stammt aus dem Jahr 1895, daher ist die Sprache zunächst etwas ungewohnt. Fernab von jedem Regency Kitsch, wie er uns heute wieder auf Netflix präsentiert ...

Der Roman Aus guter Familie von Gabriele Reuter stammt aus dem Jahr 1895, daher ist die Sprache zunächst etwas ungewohnt. Fernab von jedem Regency Kitsch, wie er uns heute wieder auf Netflix präsentiert wird (und ich liebe die Bridgerton Reihe wirklich!) muss sich die junge Agathe ebenfalls als Debütantin in eine Gesellschaft einführen lassen und nach einem Ehemann suchen.
Agatha, Tochter aus gutem Hause, ist aber eine junge Frau, die nicht in ihre Zeit passt. Schon als Kind und später als heranwachsendes Mädchen, Backfisch, wie das damals hieß, fügt sie sich nur schwer in Gruppen ein. Zunächst will sie nicht heiraten und hegt eine schon fast fanatische Begeisterung für die Religion. Wenn sie anfängt, sich weiter zu bilden oder Interessen zu haben, die ihr Denken herausfordern und ihr Spaß machen, wird das unterbunden. Eine Vernunftehe schließlich bleibt ihr verwehrt, weil ihre Mitgift vom Bruder verspielt wurde. Und so setzt sich Enttäuschung auf Enttäuschung und Agathes Geschichte nimmt einen immer schlimmeren Verlauf. Wie der Untertitel des Buches schon sagt - Leidensgeschichte eines Mädchens.

Wenn man sich mit der Sprache angefreundet hat (mir fiel das recht leicht, ich mag es, diese Art von Texten zu lesen), wird man mit einem wirklich besonderen Buch belohnt. Die Charaktere sind alle für sich nachdenkenswert und vor allem Agathes Schicksal hat mich am Ende des Buches mehr als berührt.

Ein wirklich besonderes und sehr empfehlenswertes Buch und wie es auch im Nachwort heißt, ein Werk, das "in keine Schublade passt und den ganzen Widersinn des letztlich diskriminierenden Begriffs Frauenliteratur aufzeigt"!

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Veröffentlicht am 27.06.2024

Das Frauenbild vergangener Zeit

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Agathe wächst in einer großbürgerlichen Familie auf.Sie sehnt sich einerseits nach Freiheit, andererseits nach der Geborgenheit einer Familie, so wie es die Rolle der Frau in der damaligen Zeit vorgab. ...

Agathe wächst in einer großbürgerlichen Familie auf.Sie sehnt sich einerseits nach Freiheit, andererseits nach der Geborgenheit einer Familie, so wie es die Rolle der Frau in der damaligen Zeit vorgab. Alle ihre Wünsche wurden jedoch stets im Keim erstickt, und so beginnt sie, sich nach und nach mit ihrem Schicksal abzufinden, wobei jedoch, (unbemerkt von ihrer Umgebung ),ihr Geist mehr und mehr Schaden nimmt.

Das Buch zeichnet auf eine sehr intensive Weise ,ein genaues Bild der damaligen Gesellschaft.Das Patriarchat bestimmt,die verheiratete Frau hat sich unterzuordnen ,eine ledige Frau erfährt keinerlei Wertschätzung.

Beginnend mit der Konfirmation der Protagonistin,ein Zeitpunkt zu dem sie voller Wissensdrang und Freiheitsliebe war,hat sie sich durch den Einfluss ihrer Umgebung quasi kontinuierlich zurückentwickelt.Ein letzter Versuch eines wohlmeinenden Freundes ,sie aus ihrem „Käfig“ zu befreien,kommt leider zu spät.

Agathe war mir sehr sympathisch, und ich habe ihren Leidensweg mit großer Betroffenheit verfolgt. Leider war es kein Einzelschicksal, sondern die Protagonistin steht stellvertretend für viele Frauen in der damaligen Zeit. Ich bin sehr froh, dass sich in dieser Hinsicht vieles weiterentwickelt hat Und ich im Hier und Jetzt leben darf.

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