Cover-Bild Alles wird unsichtbar
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Piper
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 352
  • Ersterscheinung: 13.10.2017
  • ISBN: 9783492058803
Gerry Hadden

Alles wird unsichtbar

Roman
Stefanie Jacobs (Übersetzer), Simone Jakob (Übersetzer)

Milano wächst in der Bronx der Siebziger auf. Als Adoptivsohn afro-kubanischer Eltern ist er der einzige spanischsprechende, bongospielende, fünfjährige Weiße weit und breit. Er ist anders als die Nachbarskinder, aber er ist glücklich. Bis zum Tag des Autounfalls.
Er erwacht im Krankenhaus und sein linker Arm ist unsichtbar geworden. Was Phantomschmerzen sind, begreift er erst nach und nach: als seine Mutter stirbt. Als sein Vater ihn wie Luft behandelt. Als er alles verliert, was ihm je wichtig war.
Lakonisch und so unsentimental, dass es einem die Tränen in die Augen treibt, erzählt Hadden in seinem Debütroman die Geschichte eines Abstiegs, der im Jugendgefängnis endet. Doch Milano erhält eine zweite Chance und macht sich auf die Suche – nach den unsichtbaren Dingen, nach seinen Wurzeln, und nach seinem Platz in dieser seltsamen Welt.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.01.2018

Anders als die anderen - positiv anders

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Ich bin anfangs nur sehr holprig in das Buch reingekommen. Die Dialoge und der Schreibstil sind manchmal schwierig nachzuvollziehen. Oft verlor ich den Faden und musste manche Abschnitte mehrmals lesen. ...


Ich bin anfangs nur sehr holprig in das Buch reingekommen. Die Dialoge und der Schreibstil sind manchmal schwierig nachzuvollziehen. Oft verlor ich den Faden und musste manche Abschnitte mehrmals lesen. Dennoch finde ich die Geschichte an sich ganz ganz toll. Ein herzzerreißendes Buch über selbst auferlegte Schuld, Kälte & Ablehnung, Trauer, Leben mit einer Behinderung, Musik, Kriminalität, Mut und eine große 2. Chance.
Der Mix aus der Vergangenheit in den 70er Jahren und dem „aktuellen der 80er Jahre“ ist ein sehr schöner Mix, ohne Verwirrung da auch mal länger in einem Zeitabschnitt geschrieben wurde. Man konnte alles nachvollziehen und mit Milo fühlen und teilweise auch leiden.
Der plötzliche Unfall und seine damit selber auferlegte Schuld. Die Kälte die sein „Vater“ ihm gegenüber ausstrahlt ist herzzerreißend.
Milo muss in seinem jungen Alter und nun auch noch mit „Behinderung“ lernen sich um sich selber zu kümmern.
So viel Kälte die er jahrelang erfahren musste & so viel Kummer den er dadurch mit sich trägt lassen ihn auf die schiefe Bahn geraten. Nach seinen vielen Delikten landet er im Knast und bekommt dort eine 2. Chance. Diese 2. Chance bietet sogar noch viel mehr als anfangs erwartet....Lang verschollene, lieb gewonnen Personen tauchen wieder auf & krempeln sein Leben komplett um. Am Ende findet er zu seinen eigentlichen Wurzeln und kann nun zusammen mit „ihr“, von „ihr“ & der Vergangenheit abschied nehmen.
Milo ist bereit für ein neues Leben. Das offene Ende regt nun die Fantasie an wie es mit Milo‘s leben weiter geht......

Ein wahnsinnig tolles Buch, aber irgendwie auch anders wie die anderen. Anders im positiven Sinne Ich kann es kaum in Worte fassen. Man muss es gelesen haben um zu verstehen. Ich raste durch die Zeilen & Seiten ohne aufhören zu können. Es macht süchtig!
Danke an @lovelybooks.de für das Rezensionsexemplar

Veröffentlicht am 19.12.2017

Verlust, Missbrauch und eine zweite Chance

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„Jeder Tag, an dem du es zum Mittagessen schaffst, ohne dass dich jemand an einem Arm und einem Bein packt und im Kreis rumschleudert, ist ein guter Tag.“

Haddens Debütroman ist mit Sicherheit keine leichte ...

„Jeder Tag, an dem du es zum Mittagessen schaffst, ohne dass dich jemand an einem Arm und einem Bein packt und im Kreis rumschleudert, ist ein guter Tag.“

Haddens Debütroman ist mit Sicherheit keine leichte Kost: Milo, der Adoptivsohn zweier Afrokubaner, wächst in der Bronx in den Siebzigerjahren auf. Behütet, klug, ein „guter“ Junge – bis eines Tages die Welt, die er kennt, in tausend Stücke zerbricht. Seine Mutter stirbt, sein Vater zerbricht daran und kann ihn fortan nicht mehr lieben. Und so dürfen wir Milo begleiten, wie er auf die schiefe Bahn gelangt und schließlich im Jugendgefängnis endet – ein Junge, der im Leben einfach keine Chance hatte. Und doch hat Milo scheinbar Glück und erhält die Chance, durch ein spezielles Programm aufs College zu gehen. Findet er so seinen Platz im Leben?

Hadden schreibt sehr nüchtern und realistisch. Der Schreibstil ist initial ungewohnt; auch, da Hadden zwischendurch zeitlich ziemlich umherspringt. Irgendwie fügen sich die Einzelteile aber sehr schön zu einem Ganzen zusammen und ergeben Sinn. Das Thema Verlust wird sehr tiefgründig abgehandelt. Anschaulich beschreibt Hadden, wie der Tod die umstehenden Menschen verändert. Insgesamt eine sehr traurige und tiefgründige Geschichte, die zum Denken anregt und mich noch viele Tage beschäftigt hat.

Veröffentlicht am 15.12.2017

"Du warst damals wie heute nicht mehr als eine kurze Unterbrechung."

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"Alles wird unsichtbar" von Gerry Hadden ist für mich ein ganz besonderer Roman. Es geht um Milo, einen Jungen, der durch einen Unfall nicht nur seinen linken Arm und seine Mutter Miriam verlor, sondern ...

"Alles wird unsichtbar" von Gerry Hadden ist für mich ein ganz besonderer Roman. Es geht um Milo, einen Jungen, der durch einen Unfall nicht nur seinen linken Arm und seine Mutter Miriam verlor, sondern auch den Halt und ein Teil seines Lebens. Es sind die Phantomschmerzen, die bleiben. Schmerzen, die ihn tagtäglich begleiten und sich andere Ausflüchte suchen. Schmerzen, die ihn in ein tiefes Loch treiben und in der Kriminalität enden.

"Eines Morgens hockst du so im Jugendknast und studierst vor dich hin, die Amöbenhirne von Zellengenossen kommen um die Ecke und geben dir wie selbstverständlich zum siebenhundertvierunddreißigsten Mal auf die Fresse, und im nächsten Moment sitzt du in einem Bus auf dem Weg zu irgendeinem College in der Nähe vom Nordpol, und der Typ neben dir spielt Buchstabierwettbewerb. Gegen sich selbst."

Doch eines Tages erhält Milo eine Chance, ein Förderprogramm, das ihn aus dem Knast holt, auf ein Collage schickt und neue Hoffnung weckt. Über ein Auslandssemester gelangt er in den 80ern mit zwei anderen ehemaligen Sträflingen nach Westdeutschland an die Grenze zur DDR. Hier soll nun die Suche nach der ihm fehlenden Familie, zu sich selbst und seinen Wurzeln anknüpfen. Doch dass hier der Junge aus der Bronx nicht von allen mit offenen Armen willkommen geheißen und es Probleme geben wird, die das ganze Programm und seine Pläne gefährden, war irgendwie zu erwarten.

"Und als ich aufstand und diese Lichter über mich hinwegglitten, ohne innezuhalten, wurde mir wieder einmal klar, dass dieses Etwas nicht ich war, dass ich ebenso im Nichts verloren war wie er, wie Miriam oder das Nichts selbst."

"Alles wird unsichtbar" ist sehr sprachgewaltiges Werk, welches man gar nicht so einfach wiedergeben kann und das mich tief in den Bann gezogen hat. Von Tiefgründigkeit und Emotionen gepackt und nicht mehr losgelassen, fand ich mich lachend, grinsend, ergriffen und heulend wieder. Ich würde nicht unbedingt behaupten, dass es ein Buch für jeden ist und auch nicht, dass es ein stets einfaches, normales Lesevergnügen bietet, aber die Schwere in all diesen gewählten Worten und der Geschichte macht es zu einem wahren, berührenden Kleinod. Haddens erster Roman ist für mich eins der besten Bücher, die 2017 erschienen sind und ich kann nur eins raten: Lesen!

"Und obwohl der Tod nach wie vor eine ganz besondere Faszination auf mich ausübte, war ich immer davon ausgegangen, dass ich mich selbst richten würde, herzlichen Dank."

Veröffentlicht am 04.01.2021

"Ein Blick in die Dunkelheit, ohne in die Dunkelheit hineinzufallen."

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Milo hat es in seinem Leben nie wirklich leicht gehabt. Als adoptierter weißer Junge landet er bei kubanischen Adoptiveltern, die er zwar über alles liebt, dennoch fühlt er sich oft Fehl am Platz. Durch ...

Milo hat es in seinem Leben nie wirklich leicht gehabt. Als adoptierter weißer Junge landet er bei kubanischen Adoptiveltern, die er zwar über alles liebt, dennoch fühlt er sich oft Fehl am Platz. Durch einen tragischen Unfall verliert Milo seine geliebte Stiefmutter und er findet sich in einem Sog wieder, der ihn zu verschlucken droht. Bis sich eine zweite Chance für ihn auftut.

Aufgrund seiner Geschichte müsste Milo eigentlich als sehr tragischer Charakter wahrgenommen werden, der von vielerlei Ereignissen stark geprägt wurde und wegen diesen letztendlich im Gefängnis landete. Durch sein Handeln und die Art, wie er mit seiner Geschichte umging, überwog jedoch das Gefühl, es mit einem sehr starken Protagonisten zu tun zu haben, für den man keinesfalls Mitleid, sondern tiefsten Respekt empfinden sollte.
Auch die übrigen Charaktere sind sehr rund und dadurch vor allem authentisch gezeichnet. Man bekommt das Gefühl, als gäbe es keine unnötigen Personen, die die Geschichte ausschmücken und künstlich in die Länge ziehen sollen - jeder hat seine Daseinsberechtigung und seinen Einfluss auf Milos Leben.

Aufgrund des Schreibstils tat ich mich anfangs ein wenig schwer mit dem Buch so richtig warm zu werden. Der oftmals verwendete Dialogstil war manches Mal sehr undurchsichtig und ließ mich verwirrt zurück. Je mehr ich jedoch im Buch voranschritt, desto mehr sah ich die Verbindung zwischen der Geschichte und der Art, wie sie geschrieben war - ohne ausschmückende Details, Schörkel oder überflüssige Emotionen, die das Lesen beeinflussen.

"Alles wird unsichtbar" ist eine Geschichte, in der es um Schuld, Überleben und, letzten Endes, Vergeben geht.

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Veröffentlicht am 17.12.2017

Wie ein Leben auf die schiefe Bahn geraten kann

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Milano wächst in der Bronx der 1970er-Jahre auf. Er wurde von afro-kubanischen Eltern adoptiert und ist das einzige spanischsprechende weiße Kind in der Nachbarschaft. Aber es geht dem Fünfjährigen gut ...

Milano wächst in der Bronx der 1970er-Jahre auf. Er wurde von afro-kubanischen Eltern adoptiert und ist das einzige spanischsprechende weiße Kind in der Nachbarschaft. Aber es geht dem Fünfjährigen gut – bis zum schicksalhaften Autounfall. Im Krankenhaus muss er feststellen, dass sein linker Arm unsichtbar geworden ist. Was Phantomschmerzen sind, begreift er erst nach und nach: als seine Mutter Miriam stirbt und sein Vater ihn wie Luft behandelt. Sein Leben wird zu einer Abwärtsspirale, bis er im Jugendknast landet. Aber er hält eine zweite Chance.

„Alles wird unsichtbar“ ist der Debütroman von Gerry Hadden.

Meine Meinung:
Der Roman gliedert sich in drei Teile und 30 Kapitel. Erzählt wird aus der Ich-Perspektive aus der Sicht von Milano. Ungewöhnlich ist die Erzählstruktur: Neben dem Geschehen in den 1980er-Jahren gibt es immer wieder Rückblenden in die 1970er-Jahre. Zudem spielt die Handlung an mehreren Orten und sogar in unterschiedlichen Ländern. Daher braucht es etwas, um sich in die Geschichte einzufinden. Allerdings sorgen die Sprünge zwischen den Ebenen auch für Abwechslung und Dynamik.

Von der Masse hebt sich auch der Schreibstil ab. Der Roman enthält viel wörtliche Rede. Und trotz der eher sachlichen, schnörkellosen, zum Teil auch etwas derben Sprache gelingt es, Emotionalität zu erzeugen und die Gefühle Milos gut zu vermitteln.

Hauptprotagonist Milano ist ein sehr spezieller Charakter, der größtenteils authentisch auf mich wirkte. Es war interessant, seine Entwicklung zu verfolgen.

Inhaltlich verbindet der Roman viele ernste Themen. Die Geschichte erhielt dadurch Tiefe und konnte mich zum Nachdenken bringen. Leider hat die Handlung in ihrem späteren Verlauf etwas an Glaubwürdigkeit eingebüßt, weil ich einige Episoden als etwas überzogen empfand. Im Großen und Ganzen konnte mich die Geschichte jedoch berühren.

Nicht nur das Buch an sich ist ungewöhnlich, sondern auch dessen Gestaltung. Der Kartoneinband mit Leinenrücken sticht in der Buchhandlung sicherlich hervor. Das Cover selbst ist zwar thematisch passend, trifft allerdings nicht so ganz meinen persönlichen Geschmack.

Mein Fazit:
„Alles wird unsichtbar“ von Gerry Hadden ist keine leichte Kost, sondern eine anspruchsvolle Lektüre und ein Roman, der durchaus polarisieren kann. Ich jedenfalls empfinde das Buch als lesenswert.