Cover-Bild Was wir wissen können
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28,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 480
  • Ersterscheinung: 24.09.2025
  • ISBN: 9783257073577
Ian McEwan

Was wir wissen können

Bernhard Robben (Übersetzer)

Im Jahr 2119: Die Welt ist überschwemmt, Europa eine Insellandschaft, Freiheit und Reichtum unserer Gegenwart – ein ferner Traum. Der Literaturwissenschaftler Thomas Metcalfe sucht ein verschollenes Gedicht von Weltrang. Der Dichter Francis Blundy hat es 2014 seiner Frau Vivien gewidmet und nur ein einziges Mal vorgetragen. In all den Spuren, die das berühmte Paar hinterlassen hat, stößt Thomas auf eine geheime Liebe, aber auch auf ein Verbrechen. Ian McEwan entwirft meisterhaft eine zukünftige Welt, in der nicht alles verloren ist.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.10.2025

Die Welt in knapp 200 Jahren

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Klappentext:
Im Jahr 2119: Die Welt ist überschwemmt, Europa eine Insellandschaft, Freiheit und Reichtum unserer Gegenwart, ein ferner Traum. Der Literaturwissenschaftler Thomas Metcalfe sucht ein verschollenes ...

Klappentext:
Im Jahr 2119: Die Welt ist überschwemmt, Europa eine Insellandschaft, Freiheit und Reichtum unserer Gegenwart, ein ferner Traum. Der Literaturwissenschaftler Thomas Metcalfe sucht ein verschollenes Gedicht von Weltrang. Der Dichter Francis Blundy hat es 2014 seiner Frau Vivien gewidmet und nur ein einziges Mal vorgetragen. In all den Spuren, die das berühmte Paar hinterlassen hat, stößt Thomas auf eine geheime Liebe, aber auch auf ein Verbrechen.

„Was wir wissen können“ ist wieder einmal ein intelligent verfasster Roman von Ian McEwan.

Der Roman spielt in der Gegenwart 2014 und in der Zukunft 2119.
Ausgangspunkt ist die Suche nach einem verschollenen Gedicht voller Poetik, dass der Dichter Francis Blundy 2014 seiner Frau gewidmet hat. Es ist aber auch ein Lied für das Leben und die Natur.
Professor Thomas Metcalfe macht sich auf die Suche nach dem Gedicht.
Die Welt im Jahre 2119 ist eine andere. Die Prognosen des Klimawandels haben hart zugeschlagen. Europa ist nur noch eine Insel. Auch die anderen Staaten bestehen nicht mehr so wie zu unserer heutigen Zeit. Dafür gibt es aufstrebende Länder in Afrika. Viele Existenzen stehen vor dem Aus.

Ian McEwan beschreibt dieses Szenario so realistisch, dass man es mit der Angst zu tun bekommt. Wer das liest, dem muss jetzt völlig klar sein, es muss etwas geschehen.
Mit dieser Erzählung ist dem Autor eine Glanzleistung gelungen.
Die Forschung der Literatur und der Kultur ist auch ein Teil der Geschichte, die ich unheimlich interessant fand.

Ian McEwan hat mit „Was wir wissen können“ eine komplexe Geschichte geschrieben. Die Themen Umwelt, Literatur, Politik und auch Psychologie fließen mit einer Leichtigkeit in den Text ein. Es macht einfach Freude das Buch zu lesen, auch wenn man sich an einigen Stellen Sorgen um unsere Zukunft macht.

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Veröffentlicht am 18.10.2025

Literarische Dystopie

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Literarisches Rätsel, Dystopie einer vom Klimawandel gezeichneten Zukunft und komplizierte Beziehungsgeflechte - mit "Was wir wissen können" hat Ian McEwan einen faszinierenden Roman mit verschiedenen ...

Literarisches Rätsel, Dystopie einer vom Klimawandel gezeichneten Zukunft und komplizierte Beziehungsgeflechte - mit "Was wir wissen können" hat Ian McEwan einen faszinierenden Roman mit verschiedenen Zeit und Erzählperspektiven geschrieben. Damit überzeugt er sowohl inhaltlich als auch erzählerisch und bietet viel Stoff zum Nachdenken.

Das Buch führt in eine gerade mal knapp 90 Jahre entfernte Zukunft, doch völlig andere Welt. Die Regierungen haben die Kipppunkte ignoriert, um die Erderwärmung zu stoppen oder zumindest zu mindern. Schmelzen der Polkappen und Anstieg der Meeresspiegel sind kein Zukunftsszenario mehr, sondern die Realität einer Menschheit, in der Weiße selten geworden sind, die Menschheit besteht überwiegend aus verschiedenen Schattierungen von braun und die neue Supermacht heißt Nigeria. KIs kontrollieren einen großen Teil des Lebens und werden gerade von den jungen Menschen nicht hinterfragt.

Europa hat seine Konflikte und Kriege ebenso schlecht überwunden wie die Klimaveränderungen, die etwa Großbritannien zu einer Insellandschaft machten. Als das Meer die Küstenregionen und die dortigen Städte verschlang, ging auch viel wissen zugrunde. Bibliotheken und Hochschulen sind nunmehr in Höhenlagen angesiedelt. Mit dem Wissen gingen auch Technologien verloren. Die Welt dieser Zukunftsmenschen, ihr Bewegungsradius, sind geschrumpft. Und die Menschen sind mit dem verlorenen Wissen irgendwie dümmer geworden.

Literaturwissenschaftler Tom, der auf der Suche nach einem verschollenen Gedicht des Dichters Francis Blundy ist, muss allerhand Unannehmlichkeiten auf sich nehmen, um in einer mehrere Tagesreisen mit Fähre, Seilbahn und primitivem Fahrrad entfernte Bibliothek zu erreichen ,die das Archiv von Blundys Ehefrau Vivian enthält. Die Frau, die er nie gesehen hat und die ihre eigene wissenschaftliche Karriere für Blundy aufgegeben hat, fasziniert Tom so sehr, dass seine Freundin eifersüchtig wird. Ein Gedicht, nur einmal vorgetragen und danach verschwunden, zu Vivians Geburtstag geschrieben - geht es noch romantischer?

Oder war alles ganz anders? Denn im zweiten Abschnitt des Buches kommt Vivian zu Wort. Und so manches unterscheidet sich von dem posthum gezeichneten Bild. Zu den Besonderheiten gehört es, die akademischen Klüngel von 2014 und 2119 in ihren gewaltigen Unterscheidungen zu erleben, aber auch die Unterschiede in Diskussionen, Wissenschaft und Lebensstil. Für Menschen, die in irgendeiner Weise mit dem Hochschulbetrieb zu tun haben, dürfte "was wir wissen können" deshalb einen zusätzlichen Reiz haben. Ein vielschichtiger, fulminanter Roman.

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Veröffentlicht am 26.11.2025

Zwischen Fiktion und menschlicher Wahrheit

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Europa im Jahr 2119: Literaturwissenschaftler Thomas Metcalfe hat eine Obsession. Er sucht das berühmte, aber als verschollen geltende Gedicht „Ein Sonettenkranz für Vivien“ von Dichter Francis Blundy, ...

Europa im Jahr 2119: Literaturwissenschaftler Thomas Metcalfe hat eine Obsession. Er sucht das berühmte, aber als verschollen geltende Gedicht „Ein Sonettenkranz für Vivien“ von Dichter Francis Blundy, das 2014 in illustrer Runde nur ein einziges Mal vorgetragen worden sein soll. Etliche Spekulationen ranken sich um das lyrische Werk. Doch wie lauten die Zeilen genau? Und was steckt dahinter? Die Spurensuche gestaltet sich äußerst kompliziert…

„Was wir wissen können“ ist ein Roman von Ian McEwan.

Der Roman besteht aus zwei ganz unterschiedlichen Teilen. Der erste setzt sich aus 21 Kapiteln zusammen, die in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Thomas erzählt werden. Dabei befinden wir uns im Jahr 2119. Dann folgt ein Bruch. Im zweiten Teil ändern sich sowohl die Erzählperspektive als auch die Zeitebene. Dieses geschickte Konstrukt macht die Geschichte überraschend.

Der Autor entwirft ein interessantes und düsteres, aber nicht unrealistisches Zukunftsszenario. Dabei ist der Roman voll von Themen: die Folgen des Klimawandels, die atomare Bedrohung, Künstliche Intelligenz, Migration, politische Instabilität und einiges mehr. Immer wieder scheint Gesellschaftskritik durch.

Vor allem aber geht es um Literatur und ihre Erforschung. Wie wird das heutige literarische Schaffen in rund 100 Jahren oder später wahrgenommen? Wie wird es eingeordnet? Was bleibt vorrangig in Erinnerung? Inspiriert wurde der Roman von einem realen Gedicht: „Marston Meadows: A corona of Prue“ von John Fuller aus dem Jahr 2021, das McEwan in der Danksagung als großartig bezeichnet.

Darüber hinaus thematisiert die Geschichte insbesondere die Unsicherheit von Quellen. Der Grat zwischen Fiktion und menschlicher, subjektiv empfundener Wahrheit ist schmal. Was können wir wissen? Was dürfen wir glauben? Diese Fragen werden aufgeworfen und machen den Roman in Zeiten von Fake News und manipuliertem Bildmaterial ungemein aktuell.

In sprachlicher Hinsicht hat mich der anspruchsvolle, aber gut lesbare Text, übersetzt von Bernhard Robben, weitestgehend überzeugt. Die teils detailreichen Beschreibungen sind mir jedoch stellenweise zu viel gewesen.

Auf den mehr 460 Seiten wird die Geschichte auch wegen einiger Redundanzen langatmig, vor allem im ersten, handlungsärmeren Teil. Später, wenn zwischenmenschliche Konflikte und Abgründe in den Vordergrund treten, nimmt sie allerdings Fahrt auf und lässt das bisher Gelesene in einem neuen Licht erscheinen.

Der sehr passende Titel ist glücklicherweise wortgetreu aus dem Englischen („What We Can Know“) übernommen worden. Auch das Covermotiv, das ein Gemälde („First Love“) von Jing Zhiyong zeigt, erweist sich als eine gute Wahl.

Mein Fazit:
„Was wir wissen können“ von Ian McEwan ist ein tiefgründiger, gehaltvoller und facettenreicher Roman mit aktueller Relevanz, der sich mit interessanten Fragen beschäftigt. An manchen Stellen wäre weniger mehr gewesen. Dennoch eine alles in allem empfehlenswerte Lektüre.

Veröffentlicht am 26.11.2025

Zerbrochene Strände, verblasste Verse

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Manchmal bleibt ein Buch wie ein Salzwasser-Atemzug: zunächst beißend, dann befreiend. In meiner Lesezeit mit Ian McEwans „Was wir wissen können“ habe ich mich immer wieder in dieser dichten Atmosphäre ...

Manchmal bleibt ein Buch wie ein Salzwasser-Atemzug: zunächst beißend, dann befreiend. In meiner Lesezeit mit Ian McEwans „Was wir wissen können“ habe ich mich immer wieder in dieser dichten Atmosphäre wiedergefunden — die Zukunft als überschwemmte Leinwand, auf der Erinnerungen und Verbrechen verblassen und wieder aufblitzen.

Ich folge Thomas Metcalfe auf Spuren, die zugleich wissenschaftlich präzise und zutiefst menschlich sind; sein Suchen nach einem verlorenen Gedicht wird zur Suche nach Bedeutung in einer Welt, die vieles zu Boden geworfen hat. McEwan webt elegante Reflexionen über Sprache, Schuld und Liebe in eine Handlung, die melancholisch und kühl zugleich schlägt.

Die Figuren sind nicht nur Kondukteure der Handlung, sondern Träger stiller Wut und zärtlicher Verzweiflung — ihre kleinen Rituale bleiben lange nach dem Zuschlagen des Buches präsent. Stilistisch gelingen dem Autor Bilder, die mehr sind als Dystopie; sie sind Erinnerungsräume, in denen das Alltägliche plötzlich sakral wirkt.

An manchen Stellen hätte ich mir stärkere Verdichtung des Tempos gewünscht, denn die Reflexionen sind manchmal so ausladend, dass sie die Dringlichkeit dämpfen. Dennoch bleibt das Buch ein kluges, sprachlich feines Werk, das nachhallt — eine literarische Reise, die Hoffnung und Verlust fein austariert.

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Veröffentlicht am 16.11.2025

Wir wissen nichts

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Thomas Metcalfe ist Literaturwissenschaftler, lebt in einer Welt aus Inseln, es ist das Jahr 2119. Seine Leidenschaft, oder vielmehr Obsession, gehört dem "Sonettenkranz für Vivien", der über hundert Jahr ...

Thomas Metcalfe ist Literaturwissenschaftler, lebt in einer Welt aus Inseln, es ist das Jahr 2119. Seine Leidenschaft, oder vielmehr Obsession, gehört dem "Sonettenkranz für Vivien", der über hundert Jahr zuvor bei einer Feierlichkeit anlässlich des Geburtstags von Vivien Blundy, Frau des verfassenden Literarten, vorgetragen wurde und seitdem als verschwunden gilt. Thomas recherchiert intensiv und nach all den gegebenen Möglichkeiten, um den Gedichtzyklus aufzuspüren, doch während sich die Welt in der er lebt, um drängendere Probleme kümmert, zeigen sich für die Leserinnen ungeahnte Vorkommnisse, welche die Wahrheit in ein anderes Licht rücken lässt.

Ian McEwans Buch "Was wir wissen können" zu bewerten, fällt mir nicht leicht. Es war das erste Buch, dass ich von dem wohlbekannten Autor gelesen habe und bin froh, es nicht mit Vorgängerwerken vergleichen zu müssen. Ich bin hin und her gerissen zwischen Gefallen und Unbehagen - aber je länger das Buch nachwirkt, desto mehr entfalten sich Aspekte, die mich schlicht begeistern. Aber von vorn:

Beim ersten Teil des Buches verfolgen wir die Obsession Thomas Metcalfes - seine Gedanken drehen sich stets um den verschollenen Sonettenkranz, vielmehr um Details zu dem Abendessen, an dem dieser vorgetragen wurde - und auch, aber eher hintergründig, um seine Beziehung zu seiner Kollegin Rose. Diesen Teil fand ich irrsinnig mühsam und in großen Stellen langweilig, auch wenn mich die Sequenzen, in denen über die "Gegenwart" (also das Jahr 2119) sehr faszinierten - wie McEwan die Welt in der Zukunft malt, finde ich sehr interessant und realistisch. Die Kunst, die er einlegt, ist, dass die Welt wie sie geworden ist, nicht vordergründig erzählt wird, sondern in Beisätzen, in kleinen Schaubildern, die der Autor in die Storyline einarbeitet. Diese Sequenzen waren für mich der Anker, der mich dazu veranlasst hat, weiterzulesen (auch wenn ich ob der ausufernden Beschreibung um Francis und Vivien Blundys Festmahl das Buch regelmäßig weg legen musste). Dann der große Bruch: wir lesen nun aus der Sicht von Vivien Blundy, sind also in die erst geschehene Vergangenheit geworfen worden. Hier ändert sich der Stil schlagartig, staunend lesen wir über Blundys Liebesleben - ihre Ehen, Affären und einschneidende Erlebnisse, die so nicht zu erwarten waren. Der Teil ist sehr kurzweilig geschrieben, keine Langeweile mehr, erklärt vieles, gibt aber auch ausreichend Platz zum Spekulieren für die Lesenden. Trotzdem die Fadesse verschwunden war, staunte ich über das Erzählte sehr, denn der Duktus hatte sich so erheblich geändert, dass ich mir gar nicht mehr sicher war, ob diese Vivien Blundy-Welt tatsächlich vom selben Autor stammte. Oft blieb ich irritiert zurück.

Als ich das Buch beendet habe, dachte ich mir: nö, das war ja jetzt gar nicht meins. Der Nachhall belehrte mich aber eines Besseren. Ich hatte das Glück an einer Leserunde teilzunehmen und wir diskutierten das Buch wirklich intensiv. Je mehr wir diskutierten und je mehr Zeit nach Beendigung vergingen, desto mehr begann mich das Buch zu überzeugen, die kleinen Details über die Zukunftsszenarien, die Frage, was der Autor uns jetzt eigentlich mit allem sagen will, die Frage nach der Wahrheit, die es doch so eigentlich gar nicht geben kann. Was wissen wir denn wirklich schon und was können wir denn eigentlich tatsächlich wissen? So sind es viele kleine Themen, die der Autor geschickt versteckt angeht, seine Kunst ist es, die Komplexität des Menschseins aufzudröseln, auch in Nebensächlichkeiten. Mittlerweile empfinde ich das Buch als äußerst geschickte Komposition, die zwischen der Absurdität und Genialität der Menschheit liegt, wobei erstere definitiv die Oberhand behält. Ich kann mir vorstellen, dass "Was wir wissen können" eines jener Bücher sein wird, dass mich sehr lange gedanklich begleiten wird. Ein Stern wird trotzdem abgezogen, für die zähen Stunden die ich mit lesender Langeweile verbringen musste.

Mein Fazit: "Was wir wissen können" ist ein Roman, der erst im Nachhall zur vollen Entfaltung kommt. Ich empfehle jedem
r, der/die sich an das Buch heranwagt, es gemeinsam mit anderen zu tun, denn seine vielfältigen Dimensionen und auch seine Großartigkeit kommen erst in der Diskussion voll zur Geltung. Der komplette Erkenntnisgewinn bleibt aber aus und das ist gut so, Hauptsache wir wissen: wir wissen nichts.

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