Cover-Bild Es war einmal Aleppo
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14,90
inkl. MwSt
  • Verlag: ink rebels
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Literatur: Geschichte und Kritik
  • Genre: Kinder & Jugend / Jugendbücher
  • Seitenzahl: 510
  • Ersterscheinung: 10.12.2016
  • ISBN: 9783958692770
Jennifer Benkau

Es war einmal Aleppo

Es ist wie ein Schlag ins Gesicht. Antonia kommt mit ihrer Familie aus dem Urlaub, und plötzlich leben mehrere hundert Flüchtlinge nebenan.
Klar – irgendwo müssen sie unterkommen. Aber ausgerechnet hier?
Doch dann trifft Toni auf Shirvan. Und mit jeder skeptischen Frage, die sie ihm stellt, wird die Sache verzwickter.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.06.2021

Ein emotionaler Roman über Vorurteile, Fremdenfeindlichkeit und die Liebe.

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Das Buch, welches ich euch heute vorstellen möchte, habe ich bereits vor einigen Jahren entdeckt, aber erst jetzt kam ich dazu es zu lesen. Jennifer Benkau habe ich durch ihre Dilogie "One True Queen" ...

Das Buch, welches ich euch heute vorstellen möchte, habe ich bereits vor einigen Jahren entdeckt, aber erst jetzt kam ich dazu es zu lesen. Jennifer Benkau habe ich durch ihre Dilogie "One True Queen" kennen und schätzen gelernt. Doch bereits ein paar Jahre zuvor erschien ihr Buch "Es war einmal Aleppo", in welchem sie die Flüchtlingswelle von 2015 thematisiert und mit Vorurteilen aufräumt. Da sie selbst zu dieser Zeit ehrenamtlich in verschiedenen Asylbewerberunterkünften tätig war, konnte sie Erfahrungen aus erster Hand sammeln und in ihrem Roman verarbeiten. Einzelschicksale zeigen hier, warum die Menschen ihre Heimat verlassen müssen, was sie im Krieg und auf der Flucht erlebt haben und wie es ihnen nach der Ankunft in eigentlich sicheren Ländern ergeht. Jennifer Benkau gibt gleichzeitig einen Einblick in das Kriegsgeschehen in Syrien und zeigt, wer Opfer und wer Täter ist.

Die Autorin:
Jennifer Benkau schreibt Bücher für Erwachsene, Jugendliche und auch für Kinder. Bekannt wurde sie mit ihrer Dark Canopy – Reihe, welche 2013 mit dem DeLiA-Literaturpreis ausgezeichnet wurde. Sie ist Mitbegründerin des Labels INK REBELS. Die Autorin lebt mit ihrem Mann, vier Kindern und einigen Tieren zwischen Düsseldorf und Köln. 2019 erschien der erste Band ihrer Dilogie One True Queen – Von Sternen gekrönt bei Ravensburger und erhielt den bronzenen Lesepreis in der Kategorie „Jugendbuch – Fantasy“ auf Lovelybooks.


Inhalt:
„Es ist wie ein Schlag ins Gesicht. Antonia kommt mit ihrer Familie aus dem Urlaub, und plötzlich leben mehrere hundert Flüchtlinge nebenan. Klar – irgendwo müssen sie unterkommen. Aber ausgerechnet hier? Doch dann trifft Toni auf Shirvan. Und mit jeder skeptischen Frage, die sie ihm stellt, wird die Sache verzwickter.“ (Klappentext)

Kritik und Fazit:
Der Titel des Buches erinnert zunächst an den Beginn eines Märchens, doch hier wird definitiv kein Märchen erzählt. Wie der Titel zu verstehen ist, wird im Verlauf der Handlung deutlich. Die Covergestaltung stellt auch gleich dar, dass wir kein Märchen vor uns haben. Es ist in düsteren Grüntönen und vereinzelten Rottönen gehalten, man sieht überall Stacheldraht, außerdem die Silhouetten syrischer Gebäude mit Kuppeldächern. Ein großer Schmetterling prangt unter dem Titel. Was es hiermit auf sich hat, findet auch seinen Platz in der Erzählung. Titel und Cover sind sehr gelungen.

Jennifer Benkau schaffte es mal wieder, mich bereits auf der ersten Seite abzuholen. Ihr Schreibstil ist flüssig und ergreifend. Ich sympathisierte sofort mit Antonia (Toni), die aufgrund eines Überfalls in ihrer Vergangenheit skeptisch gegenüber Männern ist, die eine dunklere Hautfarbe haben. Obwohl sie weiß, dass nicht richtig ist, kann sie ihre Angst, welche aus diesem Trauma resultiert, nicht abstellen. Als ihre Freundin Fee sie aber mit in das Flüchtlingscamp nimmt, ist sie zur Konfrontation gezwungen und Stück für Stück baut sie ihre Ängste ab. Dabei hilft ihr Shirvan, ein Flüchtling, der ihre Fragen beantwortet, über die Einzelschicksale erzählt und dennoch Verständnis für gewisse Vorurteile aufbringt. Auch Shirvan habe ich sofort ins Herz geschlossen, er hat viele schlimme Dinge erlebt, über die er kaum sprechen kann und wenn er es wagt, berichtet er aus einer gewissen Distanz. Wenn er aber über sein Leben in Aleppo vor den Kriegswirren erzählt, oder von seiner Familie spricht, so bekommt er eine geradezu bildhafte und poetische Sprache. Das war sehr faszinierend und zeigte seine tiefe Verbundenheit zu seiner Familie, seinen Freunden und seiner Heimat.

Der Syrienkonflikt ist nicht so einfach zu durchschauen. Da gibt es unzählige Parteien, die an den Unruhen beteiligt sind. Durch Shirvans Erklärungen lernt der Leser auch gleich etwas darüber, wann die Unruhen begannen, wie der Krieg im Groben abläuft und dass es für die Bewohner kaum eine Möglichkeit gibt, sich für eine Seite zu entscheiden oder für das eigene Land zu kämpfen. Denn egal was sie tun, sie sind die Verlierer. Es gewinnen nur die Mächtigen und deren Konflikte werden auf dem Rücken der Bevölkerung ausgetragen. Nachdem ich das Buch beendet habe, habe ich mich weiter mit der Thematik auseinander gesetzt und einen guten Bericht in der arte Mediathek gefunden. Denn auch wenn die Flüchtlingspolitik im Moment kaum in den Medien vertreten ist, da sie zuerst vom Klimawandel und dann von Corona abgelöst wurde, so ist der Krieg in Syrien immer noch nicht zu Ende und gerade in Zeiten von Corona gibt es einige schwerwiegende Probleme für jene Menschen, die noch dort leben und versuchen zu überleben.

Das Buch enthält wichtige Informationen und auch wenn es von schlimmen Dingen berichtet, geht die Autorin nicht zu sehr ins Detail. So können auch Jugendliche das Buch gut lesen, ohne hinterher Albträume zu haben. Es ist eine schwere Thematik, doch durch die eigentliche Handlung, nämlich den Wandel Antonias und die Annäherungen zwischen ihr und Shirvan bekommt die Geschichte etwas Positives, einen Ausblick in eine lebenswerte Zukunft. Ich wäre gerne noch länger bei Toni und Shirvan geblieben, wollte mich nach den ca. 500 Seiten eigentlich gar nicht von ihnen trennen und brauchte gedanklich noch ein wenig Zeit, mich von ihrer Geschichte zu verabschieden, denn sie ging mir mitten ins Herz hinein.

"Es war einmal Aleppo" ist ein so bedeutsames Buch gegen Fremdenfeindlichkeit und Vorurteile, welches sich an Jugendliche ab 12 Jahren richtet. Es ist wichtig weiter über diese Themen zu sprechen, Missverständnisse auszuräumen und Toleranz zu leben. Auch wenn man aktuell kaum mehr etwas zur Flüchtlingsdebatte hört, so sind der Krieg und die Not immer noch präsent. Ich wünschte es würde mehr solcher Bücher geben und ich hoffe, dass noch viele Menschen dieses Buch lesen werden. Ein großer Dank geht an die Autorin Jennifer Benkau, für ihre Aufklärungsarbeit mit diesem Buch, ich hätte es viel früher lesen sollen.

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Veröffentlicht am 13.09.2020

Eine Geschichte die berührt und einen Einblicke schenkt

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Kurzmeinung: Diese Buch verschiebt einen den Blickwinkel. Ein Blickwinkel der mich grübeln lies. Einfach nur toll! Eine Geschichte die gelesen werde muss
Man muss es gelesen haben
Zur Story:

Das Jahr ...


Kurzmeinung: Diese Buch verschiebt einen den Blickwinkel. Ein Blickwinkel der mich grübeln lies. Einfach nur toll! Eine Geschichte die gelesen werde muss
Man muss es gelesen haben
Zur Story:

Das Jahr 2015 - 800.000 Menschen suchen Schutz vorm Krieg und Terror.

Antonia kommt in diesem besagten Jahr aus dem Urlaub Sie stellt fest das der ehemalige Tennisclub gegenüber nun eine Unterkunft für Flüchtlinge ist.

Für die Eltern steht fest : Hilfe ja aber doch nicht in unserem Umfeld !! Sie protestieren. Antonia hingegen verhält sich Neugierig und offen. Ihr Bruder ist empört und schließt sich der Rechten Szene an.

Die Familie spaltet sich schnell und Antonia gelangt bald schnell zwischen die Fronten denn Antonia möchte als einzigste in der Familie helfen.

Dabei lernt Sie Shirvan kennen. Er ist es.. Er bringt sie zum Zweifeln.. als er seine Geschichte erzählt.

Fact❗️

—-> Shirvan kann 3 sprachen auch englisch.

Meinung:

Diese Geschichte hat mich teilhaben lassen. Ich war damals als ich’s gelesen hab emotional gepackt. Die Charaktere waren authentisch und als Leser bekam man einen guten Eindruck der in mir noch lange einen Nachhall mit sich zog.

Dieses Buch ist wichtig !! Manches mal hab ich schlucken müssen denn mir ging vieles sehr nahe

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Veröffentlicht am 02.02.2018

Ein tolles Jugendbuch, durchaus auch für Erwachsene lesenswert

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Broschiertes Taschenbuch: 502 Seiten
Verlag: ink rebels (10. Dezember 2016)
ISBN-13: 978-3958692770
empfohlenes Alter: ab 12 Jahren
Preis: 14,90€
auch als E-Book erhältlich

Ein tolles Jugendbuch, durchaus ...

Broschiertes Taschenbuch: 502 Seiten
Verlag: ink rebels (10. Dezember 2016)
ISBN-13: 978-3958692770
empfohlenes Alter: ab 12 Jahren
Preis: 14,90€
auch als E-Book erhältlich

Ein tolles Jugendbuch, durchaus auch für Erwachsene lesenswert

Zitat:
Den Krieg interessiert es nicht, ob du vorher arm oder reich warst. Am Ende bist du ein Bettler. (S. 81)

Inhalt:
Als die sechzehnjährige Antonia, genannt Toni, mit ihrer Familie aus dem Urlaub zurückkommt, muss sie erst mal schlucken. Schräg gegenüber in dem leerstehenden Tennisclub wurden quasi über Nacht Hunderte von Flüchtlingen untergebracht. Die Familie ist darüber alles andere als glücklich, jeder auf seine Art. Toni musste vor Jahren miterleben, wie ihr Vater von ausländisch aussehenden Männern zusammengeschlagen wurde. Die Angst sitzt ihr immer noch in den Knochen.

Doch ihre beste Freundin Fee überredet sie, sich das Flüchtlingscamp von innen anzusehen. Als sie die Menschen dort kennenlernt, kann sie ihre Bedenken immer mehr in den Griff bekommen. Aber nun muss sie einen Spagat hinlegen zwischen ihrer Mithilfe im Camp und ihrer Sympathie für die Asylbewerber und den Vorbehalten ihrer Familie, die ihr nie erlauben würde, sich dem Flüchtlingscamp auch nur zu nähern …

Meine Meinung:
Jennifer Benkau schafft es hier mit Leichtigkeit, den jugendlichen LeserInnen sowohl eine spannende und gefühlvolle Geschichte als auch jede Menge Hintergrundwissen zu präsentieren. Denn vor allem in Gesprächen mit dem Syrer Shirvan erfährt Toni viel über dessen Land, über den Bürgerkrieg, der das Land zerstört und über die beschwerliche und gefährliche Flucht, Aber auch die Folgen dieser Traumata werden sichtbar. Was diese Menschen erlebt haben und mitmachen mussten, kann nicht ohne gravierende Folgen bleiben.

Die Autorin lässt aber auch die Asylgegner zu Wort kommen. Deren Argumente hat jeder wohl schon zigmal gehört. Besser werden sie dadurch allerdings nicht. Und in Gestalt von Toni entkräftet Benkau jedes einzelne.

Dass Toni und Shirvan sich schließlich verlieben, erschien mir fast zwangsläufig. Die Entwicklung der Gefühle wird dabei einfach wunderbar dargestellt. Es ist eine zarte, eine zerbrechliche und doch unausweichliche Verbindung zwischen den beiden. Einfach schön!

Normalerweise schreibt Jennifer Benkau ja Fantasy. In diesem Roman jedoch ist nichts erfunden. Die Autorin hat lediglich manche zeitlichen und örtlichen Zusammenhänge geändert, damit sie in die Handlung passten. Unendlich viele Gespräche mit Flüchtlingen, Helfern, aber auch Asylgegnern sind in dieses Buch mit eingeflossen und lassen es sehr authentisch wirken.

Fazit:
„Es war einmal Aleppo“ ist eine wunderschöne Liebesgeschichte, bietet aber auch jede Menge Informationen zum Thema Flüchtlinge und Syrien. Gerade für die Zielgruppe der Jugendlichen, die nicht politisch interessiert sind und sich vielleicht noch nicht so sehr mit diesem Thema befasst haben, ist das Buch ein Gewinn. Aber auch für ältere LeserInnen ist es absolut lesenwert.

★★★★★

Veröffentlicht am 07.08.2017

Es war einmal Aleppo

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Meinung:

Ich hatte angenommen, alles über den Krieg in Syrien zu wissen, doch durch die Augen von Antonia und die Erzählungen von Shirvan wurde ich eines Besseren belehrt. Benkau bezieht sich dabei auf ...

Meinung:

Ich hatte angenommen, alles über den Krieg in Syrien zu wissen, doch durch die Augen von Antonia und die Erzählungen von Shirvan wurde ich eines Besseren belehrt. Benkau bezieht sich dabei auf Tatsachen und Fakten, die sie während ihrer Zeit als freiwillige Helferin aus erster Hand erfahren konnte.


„Keine Ahnung, warum Leute zu Rassisten werden. Sozialneid? Gier? Mimimi, der Flüchtling kriegt ein Feldbett und ein Dixi-Klo, und was krieg ich?!“ – Seite 314

Neben der eigentlichen Geschichte, bekommt der Leser einen genauen Einblick in das Leben der Geflüchteten in den Erstunterkünften. Die Autorin räumt des Weiteren mit sämtlichen Vorurteilen auf, die durch die sozialen Medien und Stammtische seit nunmehr über fünf Jahren gestreut werden. Und dies alles, ohne den Zeigefinger zu erheben. Es sind schlussendlich einfach die nüchternen Fakten, die nicht jeder wahrhaben kann oder möchte, die mich trotz, oder eben gerade deswegen zu Tränen gerührt haben. Hatte ich gedacht, das ganze Ausmaß zu kennen, wurde ich Lügen gestraft. Wenn man sich aktuelle Bilder aus dem zerstörten Aleppo ansieht, reicht ein „es schnürt mir die Kehle zu“ nicht, um in Worte zu fassen, wie es sich anfühlen muss, das alles dort erlebt zu haben. Noch viel schlimmer, dies alles verloren zu haben. Shirvans Schilderungen über das Aleppo vor den Angriffen sind daher wunderschön und schmerzhaft zu gleich.


„Uralt und jeden Morgen neu geboren. Das Licht ist dort zu Hause. […] Reiche fühlen sich sehr klein und gedehmütigt in dieser Stadt, und Arme fühlen sich reich, weil sie dort sein dürfen.“ – Seite 223

Und zwischen den beiden Fronten der tobenden „Wutbürger“ und den helfenden „Gutmenschen“ stehen zwei junge Menschen die erkannt haben, was wirklich zählt.


„Es fühlt sich an, als wären Welten miteinander kollidiert.“ – Seite 131

Während der Lektüre habe ich mir so viele Gedanken und Notizen gemacht und so viele Stellen markiert, die ich für besonders lesenswert oder wichtig erachte. Aber sie alle hier zusammen zu tragen, würde den Rahmen sprengen. Der Roman sollte für sich selbst sprechen und aus diesem Grund von euch gelesen werden.

Also geht raus und kauft es. Lest es und empfehlt es weiter. „Es war einmal Aleppo“ ist mehr als das x-te Jugendbuch, in dem sich Mädchen A in Jungen B verliebt und trotzdem kommen die Gefühle nicht zu kurz. Denn mittendrin ist da noch diese zarte kleine Liebesgeschichte, die überhaupt nicht fehl am Platz ist.

Vielleicht sprechen die beiden zu perfekt Englisch miteinander. Und vielleicht geht manchen Lesern „Tooneys“ Wandlung von der politisch Ahnungslosen hin zur aufgeklärten jungen Frau zu schnell vonstatten. Aber in Bezug auf den restlichen Teil des Romans, kann ich über diese Kleinigkeiten gerne hinwegsehen. Mein einziger Kritikpunkt ist das Handeln eines bestimmten Familienmitglieds am Ende des Romans, denn dieses war in meinen Augen tatsächlich zu aufgesetzt und wollte nicht ganz in das bisherige Bild passen.

Der Schreibstil ist sehr jugendlich gehalten, jedoch nie einfach und immer ein wenig melancholisch angehaucht. Dadurch wird der Roman einem weiten Publikumsspektrum geöffnet.

Fazit:

„Es war einmal Aleppo“ ist ein berührendes und bewegendes Buch, das mit seiner jugendlichen Sprache für jeden zugänglich ist.

Es beschönigt nicht, dichtet nichts dorthin, wo es nichts hinzu zu dichten gibt. Brachte mich zum Weinen, aber auch zum Lachen. „Es war einmal Aleppo“ sollte zur Pflichtlektüre in Schulen werden.

Veröffentlicht am 30.06.2017

Mitreißend und aktuell

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Ich habe keine Ahnung, wie ich dieses Buch rezensieren und bewerten sollte.
Den Schreibstil? Der ließ mich durch die Seiten gleiten, ließ die Gefühle wirklich werden und fasste so manche Grausamkeit eiskalt ...

Ich habe keine Ahnung, wie ich dieses Buch rezensieren und bewerten sollte.
Den Schreibstil? Der ließ mich durch die Seiten gleiten, ließ die Gefühle wirklich werden und fasste so manche Grausamkeit eiskalt in Worte.
Die Charaktere, die an echte Menschen angelehnt sind? Die Handlung, die so in etwa tausendfach passiert ist, ausgenommen die sich wirklich nachvollziehbar und süß entwickelnde Liebesgeschichte?

Man merkt dem Buch die im Nachwort beschriebene sehr gute Recherche an und vor allem, dass Jennifer Benkau auf ihre eigenen Erfahrungen in ihrem Ehrenamt zurückgegriffen hat. Auf Erzählungen realer Menschen und auf zahlreiche Interviews und Besuche von Erstaufnahmeeinrichtungen.
Es ist schwer, ein Buch zu bewerten, das irgendwie nur die Situation aus dem Sommer 2015 darstellt, eine Situation, die einem selbst aus den Nachrichten durchaus bekannt ist. Und die mit diesem Buch doch in gewisser Weise alltäglicher, realer wird.

In dem Buch wird man als Leser vor allem mit zwei Bereichen konfrontiert, die mich dazu veranlasst haben, dass ich das Buch teilweise beiseitelegen musste, weil ich fassungslos und wütend ob dieser Ungerechtigkeit war: Das Schicksal der Flüchtlinge und die Fremdenfeindlichkeit der Deutschen.
Ersteres reicht von der Grausamkeit des Krieges bin hin zu der Flucht und den Hürden hier in Deutschland - mit Grenzsperrungen, undurchsichtiger Bürokratie oder eben Fremdenfeindlichkeit, ein Thema, das angesichts des steigenden Populismus immer aktueller wird.

Toni selbst lebt in einer Familie, die alles andere als begeistert davon ist, dass in ihrer Nachbarschaft plötzlich ein Flüchtlingsheim ist. Nachdem Toni als Kind ansehen musste, wie ihr Vater von südländisch aussehenden Männern krankenhausreif geschlagen wurde, hat sie Angst vor Migranten. Auch die Ressentiments in ihrer Familie teilt sie anfangs. Doch dann folgt sie zögernd der Aufforderung ihrer engagierten besten Freundin Fee, in dem Camp zu helfen und beginnt, ihre Ansichten zu überdenken.
Gleichzeitig begegnet sie in ihrer Familie immer wieder Vorurteilen und hier zeigt die Autorin gekonnt, wie diese auch in einem scheinbar ganz gewöhnlichen, gutbürgerlichen und eigentlich doch gar nicht rassistischen Umfeld auftreten. In der eigenen Familie, bei Menschen, von denen man das so nicht erwarten wollte.
Die Autorin zeigt auch, wie wenig hinter diesen Vorurteilen steckt, wie sehr diese die Augen vor dem Schicksal der Menschen verschließen und lässt sie so nur noch unfassbarer wirken. Sie gibt Einblicke die jeweiligen Kulturen, in die Hintergründe der Flucht und des syrischen Bürgerkrieges, alles, ohne dass Infodump auftritt. Nur Fassungslosigkeit angesichts der Ungerechtigkeit.
Gleichzeitig hebt die Autorin auch das Engagement von Flüchtlingshelfern hervor - und deren Hilflosigkeit in Anbetracht der Lage.

Das Buch hat mich mitgenommen, zum Nachdenken anregt, hat mich berührt, wütend und ungläubig gestimmt und hat mich auch nach dem Lesen nicht losgelassen. In jedem Fall ist es ein sehr empfehlenswertes Buch, gerade weil es so gut geschrieben ist, mit unheimlich vielschichtigen Charakteren und einer mehr als authentischen Handlung.