Ehrlich, authentisch, gut
Die Band "Wir sind Helden" hat meine Jugend in den 2000ern begleitet und geprägt. Sie waren gesellschaftskritisch, tiefgründig, echt. Und vor allem: nicht Mainstream. Das gefiel mir. Und genauso gefiel ...
Die Band "Wir sind Helden" hat meine Jugend in den 2000ern begleitet und geprägt. Sie waren gesellschaftskritisch, tiefgründig, echt. Und vor allem: nicht Mainstream. Das gefiel mir. Und genauso gefiel mir die Biografie von der damaligen Lead-Sängerin Judith Holofernes.
In "Die Träume anderer Leute" schreibt Holofernes über sich und ihr Leben als Sängerin, erst bei den Helden, später als Solo-Musikerin. Sie reflektiert ihren Spagat zwischen Tourbus, Familienleben, künstlerischer Kreativität und den Mechanismen des Musikbusiness. Sie schreibt über ihre Schwächen, ihre psychische Gesundheit, über Erwartungen von anderen, übers Frausein und Älterwerden im Musikbetrieb. Und über ihre Versuche, sich nach den Helden und dem großen Ruhm selbstbestimmt und authentisch neu zu erfinden und musikalisch kreativ zu arbeiten. Es war kein leichter Weg.
Meiner Meinung nach kann, ja sollte, jeder, der in den 90ern und 2000ern groß geworden und musikinteressiert ist oder sich selbst in einer Umbruchphase befindet, diesen Roman lesen. Er ist toll geschrieben, lehrreich, ehrlich, herzlich. Innehalten oder Loslassen ist manchmal eben einfach besser als sich zu verbiegen oder um jeden Preis durchzuhalten. Das hat Judith Holofernes hier wunderbar vermittelt.