Cover-Bild Spur und Abweg
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: DuMont Buchverlag
  • Themenbereich: Belletristik - Biografischer Roman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 240
  • Ersterscheinung: 13.02.2024
  • ISBN: 9783832168360
Kurt Tallert

Spur und Abweg

In ›Spur und Abweg‹ stellt Kurt Tallert sich der Verfolgungsgeschichte seiner Familie. Das Besondere an seinem Schicksal und seiner Perspektive auf die deutsche Geschichte: Kurt Tallert ist heute 37 Jahre alt, und doch wurde sein Vater als junger Mann noch von den Nazis als sogenannter Halbjude verfolgt. Bei der Geburt seines Sohnes ist Harry Tallert 58 Jahre alt. Und stirbt zwölf Jahre später. Was bleibt sind Erinnerungen, Notizen, Briefe, Fotos. Spuren eines beschädigten Lebens. Auf diesen Spuren wandelt Kurt Tallert. Sie führen ihn ins Bad Honnef seiner Kindheit, in zahllosen Regionalzügen quer durch die Republik und schließlich zu seiner jüdischen Urgroßmutter Berta – und zu der Frage: Was hat das eigentlich alles mit mir zu tun?
Eine Liebeserklärung an einen traumatisierten Vater, sprachgewaltig, bewegend und radikal intim. Kurt Tallert führt uns vor Augen, dass Erinnern oder Vergessen nicht für alle Gegenstand einer Entscheidung ist.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.02.2024

Die Unbegreiflichkeit des Grauens

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Harry Tallert ist “Mischling ersten Grades”, zumindest wird er dazu gemacht, durch die Nürnberger Rassengesetze, durch die Gefangennahme und Deportation in das Arbeitslager Lenne, wo er bis zur Befreiung ...

Harry Tallert ist “Mischling ersten Grades”, zumindest wird er dazu gemacht, durch die Nürnberger Rassengesetze, durch die Gefangennahme und Deportation in das Arbeitslager Lenne, wo er bis zur Befreiung 1945 für die deutsche Rüstungsindustrie schuften muss. Es ist ein Stempel, eine Identität, die ihm als Jugendlicher aufgedrückt wird und die ihn sein ganzes Leben bestimmen wird.

Als “Halbjude” zwischen den Stühlen von Opfern und Tätern sitzend, versucht er das Unbegreifliche zu erklären, die Absurdität, die Unmenschlichkeit der NS-Zeit zu verstehen. Ein Unterfangen, dass ihn bis zu seinem Tod nicht mehr loslassen soll, ihn seinen Schmerz in Alkohol und Schmerzmitteln ertränken lässt.

“Die Einteilung der Menschen in Täter und Opfer und die gleichzeitige Einsicht in die phänomenologische Fragwürdigkeit einer solchen Einteilung ließen meinen Vater zu einer Zeit über die ganze Menschheit stolpern, in der er eigentlich erst einmal eine Person hätte werden sollen.” (S.17)

So beschreibt es sein Sohn Kurt Tallert in diesem Buch, einer Mischung aus Erinnerungen an seinen Vater und seiner persönlichen Auseinandersetzung mit dem grauenhaften Schicksal seiner Familie während des Holocausts.

Mit viel Einfühlungsvermögen schafft es Kurt Tallert die Verzweiflung seines Vaters zu beschreiben und liefert gleichzeitig einen essenziellen Beitrag zu gesellschaftspolitischen Diskursen der Schuld und Erinnerungskultur. Wo erinnert man sich? Wie anders erinnert man sich, wenn man selbst Holocaust-Opfer in der Familie hat? Und wie geht man mit Schuld in der eigenen Familie um?

Viele Stellen habe ich unterstrichen, oft hat mich das Buch zum Nachdenken angeregt und doch war ich am Ende ratlos, als ich es zuklappte. Kurt Tallert scheint sich im Kreis zu drehen, findet keinen roten Faden in seiner Geschichte. Immer wieder reist er nach Buchenwald, nach Lenne, nach Theresienstadt, versucht die Lücke zwischen Geburts- und Todesdatum seiner Verwandten zu füllen, einen Ort des Erinnerns zu finden, zu begreifen. In seinem Schreibstil spiegelt sich die eigene Verzweiflung wider, das über Generationen vererbte Trauma. Vielleicht muss es deshalb so sein. Vielleicht muss das Buch einen verwirrt und ratlos zurücklassen, denn das Unbegreifliche kann nicht begreifbar gemacht werden. Aber es muss erinnert werden.

Ein, trotz aller Schwierigkeiten den Gedankengängen Tallerts zu folgen, wichtiges Buch! Insbesondere in Zeiten, in denen geschichtsrevisionistische Tendenzen wieder an Zuspruch gewinnen.

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Veröffentlicht am 22.01.2024

Spur und Abweg

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Ein Buch, das tief in die deutsche Geschichte eingreift und uns die schrecklichste Zeit aufzeigt. Es ist voller Emotionen und der Leser wird in das damalige Geschehen mit hineingezogen. Man kann nur immer ...

Ein Buch, das tief in die deutsche Geschichte eingreift und uns die schrecklichste Zeit aufzeigt. Es ist voller Emotionen und der Leser wird in das damalige Geschehen mit hineingezogen. Man kann nur immer einen Teil davon lesen und muß sich dann das Gelesene nochmals durch den Kopf gehen lassen. Kurt Tallert hat umfangreich recherchiert und ist dabei bis auf seine Urgoßmutter gestoßen, die im hohen Alter aus dem Altenheim in ein Konzentrationslager gebracht wurde. Der Autor ist das jüngste von vier Kindern und sein Vater war bei seiner Geburt schon 58 Jahre alt. 12 Jahre später verstarb er dann an Krebs. Kurt hat nicht viel Zeit mit seinem Vater verbringen können, jedoch hat ihm dieser einiges aus seinem Leben erzählt. Harry Tallert war Halbjude. Sein Vater jüdischer Abstammung, die Mutter Arierin. Eine Mischehe, bei der die Juden zunächst noch verschont blieben. Aber mit 17 Jahren wurde Harry deportiert und kam nach der Befreiung durch die Amerikaner teilweise gebrochen, aber dennoch stark genug zurück, sein Leben als Journalist und Politiker in den Griff zu bekommen. Allerdings sprach er sehr viel dem Alkohol zu. Sein Sohn Kurt beginnt eine Zeitreise in die Vergangenheit. Listet Briefe und Gedanken seines Vaters auf, findet alte Fotos und zitiert Gedichte. Er macht sich auf, die Stätten der Grausamkeiten zu besuchen, um seinen dort verstorbenen Angehörigen näher zu sein. Ich finde es sehr mutig, sich als Nachkommen eines Holocausüberlebenden nochmals dieser zeitliche Epoche zu widmen. Das Cover zeigt Harry Tallert in seinem Büro sitzend. Auf seinem Schreibtisch wälzt sich ein Krokodil. Das Foto wurde gemacht, als Tallert in seinem Büro Besuch von einem Zirkusdirketor bekommen hat. Ein Buch, das für die Nachwelt große Bedeutung hat.

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Veröffentlicht am 29.02.2024

Empfehlung!

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Spur und Abweg ist ein berührender und ehrlicher Bericht über die Suche nach der eigenen Identität inmitten einer belasteten Familiengeschichte. Kurt Tallert erzählt von seinem Vater Harry, der als Halbjude ...

Spur und Abweg ist ein berührender und ehrlicher Bericht über die Suche nach der eigenen Identität inmitten einer belasteten Familiengeschichte. Kurt Tallert erzählt von seinem Vater Harry, der als Halbjude unter den Nazis leiden musste, und von seiner Urgroßmutter Berta, die ihm ein Fenster in die jüdische Kultur öffnete. Er beschreibt seine Reisen durch Deutschland, seine Kindheitserinnerungen und seine Gefühle der Zugehörigkeit und Fremdheit. Er stellt sich die Frage, wie die Vergangenheit seine Gegenwart und Zukunft beeinflusst, und wie er mit dem Erbe seiner Vorfahren umgehen soll.

Das Buch ist eine Hommage an einen Vater, der trotz seiner Traumata seinen Sohn liebte und ihm Werte vermittelte. Es ist auch eine Reflexion über die deutsche Geschichte, die Schuld und die Verantwortung, die daraus erwachsen. Kurt Tallert schreibt mit einer klaren und poetischen Sprache, die den Leser fesselt und berührt. Er zeigt uns, dass Erinnern oder Vergessen nicht nur eine persönliche Wahl ist, sondern auch eine gesellschaftliche Herausforderung. Spur und Abweg ist ein Buch, das zum Nachdenken und zum Dialog anregt. Es ist ein Buch, das man nicht so schnell vergisst.

Das Buch ist nicht nur eine autobiografische Erzählung, sondern auch eine literarische Analyse. Kurt Tallert bezieht sich auf verschiedene Werke von Schriftstellern wie Kafka, Celan, Grass und Sebald, die sich ebenfalls mit dem Thema der jüdischen Identität und der deutschen Schuld auseinandergesetzt haben. Er zeigt, wie diese Werke seine Sichtweise beeinflusst und inspiriert haben, und wie er seinen eigenen literarischen Stil gefunden hat.
Das Buch ist auch eine Auseinandersetzung mit dem Konzept der Heimat. Kurt Tallert fragt sich, was Heimat für ihn bedeutet, und ob er sich in Deutschland wirklich zu Hause fühlt. Er beschreibt seine Erfahrungen mit Antisemitismus, Rassismus und Ausgrenzung, aber auch mit Solidarität, Freundschaft und Liebe. Er erkundet die verschiedenen Orte, die für ihn eine Bedeutung haben, wie Bad Honnef, Berlin, Frankfurt, München und Israel. Er zeigt, wie Heimat nicht nur ein geografischer, sondern auch ein emotionaler und kultureller Raum ist.
Das Buch ist schließlich eine Einladung zum Dialog. Kurt Tallert wendet sich an seine Leser, und fordert sie auf, sich mit ihm und seiner Geschichte auseinanderzusetzen. Er stellt Fragen, die nicht nur ihn, sondern auch uns betreffen, wie: Was bedeutet es, deutsch zu sein? Wie gehen wir mit unserer Vergangenheit um? Wie können wir eine offene und tolerante Gesellschaft gestalten? Er bietet keine einfachen Antworten, sondern regt zum Nachdenken und zum Austausch an. Er zeigt, dass Erinnern oder Vergessen nicht nur eine individuelle, sondern auch eine kollektive Aufgabe ist.

Veröffentlicht am 24.01.2024

Familienspur

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In seinem autobiografischem Roman " Spur und Abweg " schreibt der
junge Autor Kurt Tallert über die Verfolgungsgeschichte seines halbjüdischen
Vaters während der Zeit des Nationalsozialismus und verfolgt ...

In seinem autobiografischem Roman " Spur und Abweg " schreibt der
junge Autor Kurt Tallert über die Verfolgungsgeschichte seines halbjüdischen
Vaters während der Zeit des Nationalsozialismus und verfolgt dabei tiefliegende Spuren
bis hin zu seiner Urgroßmutter, die wie alle anderen jüdischen Familienmitglieder ins
Konzentrationslager gebracht wurde.
Kurt Talert ist das jüngste von vier Kindern und sein Vater war bei seiner Geburt mit 58 Jahren
schon relativ alt.
Die Vergangenheit hat seinen Vater zeitlebens beeinträchtigt und verfolgt.
Das hat sich auch auf sein Familienleben ausgewirkt. Er hat seinem Sohn einiges über seine
Vergangenheit erzählt, jedoch blieben für Kurt noch viele Fragen offen.
Er beginnt nach dem Tod seines Vaters zu recherchieren und macht sich auf die Suche nach der
Geschichte seiner Familie.
Der Roman ist emotional geschrieben und hat mich sehr zum Nachdenken gebracht.
Besonders die Tatsache, dass die Geschichte der Eltern auch noch das Leben der Kinder
beeinflusst und bestimmt.

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Veröffentlicht am 24.01.2024

Eine literarische Spurensuche

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Kurt Tallert sagte mir vorher nichts. Das Thema seines Debüts klang aber unheimlich interessant. Und das war es auch: der Autor geht er auf die Suche. Nach Spuren seiner Familie, nach den Abwegen, die ...

Kurt Tallert sagte mir vorher nichts. Das Thema seines Debüts klang aber unheimlich interessant. Und das war es auch: der Autor geht er auf die Suche. Nach Spuren seiner Familie, nach den Abwegen, die sein Vater nehmen musste. Als Sohn eines jüdischen Vaters und einer arischen Mutter war er laut der Nazis ein "Mischling ersten Grades" und wurde dafür ausgegrenzt und zum Ende des Krieges als 17jähriger auch inhaftiert. Dieses Trauma blieb, genauso wie das Gefühl, Halb zu sein. Literarisch nähert sich der Autor diesem Ganzen an, geht auf Suche nach den Wegen seines Vaters und dessen Familie, in der Hoffnung, zu verstehen. Vielleicht auch, um ihm näher zu kommen? Selbst auf die Welt gekommen, als der Vater schon 58 Jahre alt war und ihn schon mit 12 Jahren wieder verlor, sicherlich ein beeindruckender Weg.

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