Cover-Bild Das Schwarz an den Händen meines Vaters
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: S. FISCHER
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 192
  • Ersterscheinung: 12.03.2025
  • ISBN: 9783103976571
Lena Schätte

Das Schwarz an den Händen meines Vaters

Roman | Longlist Deutscher Buchpreis 2025

»Motte« wird die Ich-Erzählerin von ihrem Vater genannt. Der Vater ist Arbeiter, Spieler, Trinker. Eigentlich hat Motte sogar zwei Väter: den einen, der schnell rennen kann, beim Spielen alle Verstecke kennt und sich auf alle Fragen eine Antwort ausdenkt. Und den anderen, der von der Werkshalle ins Büro versetzt wird, damit er sich nicht volltrunken die Hand absägt. Und das mit dem Alkohol, sagt die Mutter, war eigentlich bei allen Männern in der Familie so.
Auch Motte trinkt längst mehr, als ihr gut tut. Schon als Kind hat sie beim Schützenfest Kellnerin gespielt und die Reste getrunken, bis ihr warm wurde. Jetzt, als junge Frau, schläft sie manchmal im Hausflur, weil sie mit dem Schlüssel nicht mehr das Schloss trifft. Ihr Freund stützt sie, aber der kann meistens selbst nicht mehr richtig stehen. Nur ihr Bruder, der Erzieher geworden ist, schaut jeden Tag nach ihr. Als bei ihrem Vater Krebs im Endstadium diagnostiziert wird, sucht Motte nach einem Weg, sich zu verabschieden – vom Vater und vom Alkohol.
»Das Schwarz an den Händen meines Vaters« von Lena Schätte ist ein bewegender Roman über das Aufwachsen in einer Familie, die in den sogenannten einfachen Verhältnissen lebt und die zugleich, wenn es darauf ankommt, zusammenhält. Es ist ein harter, zarter Roman über die Liebe zu einem schwierigen Vater und den Weg ins Leben. 

»Die Wucht des sich behutsam entfaltenden Textes trifft unmittelbar.« Aus der Begründung zur Verleihung des W.-G.-Sebald-Preises

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.11.2025

Alkohol- und Co-Abhängigkeit

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Motte hat viel von ihrer Mutter gelernt: Männer, die Schnaps trinken, werden aggressiv und Biertrinker plaudern gern Geheimnisse aus. Eine Frau sollte immer Fluchtgeld gebunkert haben, in einem alten Stiefel ...

Motte hat viel von ihrer Mutter gelernt: Männer, die Schnaps trinken, werden aggressiv und Biertrinker plaudern gern Geheimnisse aus. Eine Frau sollte immer Fluchtgeld gebunkert haben, in einem alten Stiefel im Schrank oder in einer Dose im Gefrierfach, auf der Linsensuppe steht. Sie sollte jederzeit die Kinder nehmen und abhauen können.

Motte sagt zuweilen in der Kneipe Sachen, die sie nüchtern nie gesagt hätte, ihrem Freund ist das peinlich. Das mit dem Trinken fing schon früh an. Auf den Schützenfesten ihrer Kindheit, wenn sie Kellnerin spielte, dann trank sie die Reste, bis diese wohlige Wärme aus dem Bauch heraufstieg. Jetzt gerade schafft sie es montags nicht zur Arbeit, erzählt von Todesfällen in der Familie oder Magen-Darm-Infekten. Ihre Freunde gehen lieber ohne sie aus.

Das war doch früher ganz normal, sagt die Großmutter. „Wir Frauen haben am Monatsende vor den Fabriktoren gestanden und unseren Männern die Lohntüten abgenommen, sonst hätten sie alles in die Kneipe getragen“.

Wenn der Vater von der Arbeit nach Hause kam, wurde still zu Abend gegessen. Weder ihr Bruder noch sie erzählten, wer sie in der Schule geschubst hatte oder wen sie geküsst hatten. Die Mutter legte den Zeigefinger auf die Lippen, der Vater stierte stumpf und glasig vor sich hin. Am Sonntag spielten sie immer draußen, damit der Vater lange ausschlafen konnte.

Sie verliebt sich in einen trinkenden Mann, weil sie das kennt. Sie weiß, wie man lügt und einen Mann zurechtrückt, so dass er morgens geduscht und kerzengerade am Küchentisch sitzt. Wie sie ihm Angst machen kann, damit er glaubt, dass sie ihn verlässt, bis die Drohung sich abnutzt.

Fazit: Lena Schätte, ausgezeichnet mit dem W.-G.-Sebald-Literaturpreis, hat eine Protagonistin geschaffen, die auf ihr Leben zurückblickt. Sie ist mit ihrem Bruder in „einfachen“ Verhältnissen aufgewachsen. Alkohol hat in ihrer Familie seit Generationen die größte Rolle gespielt. Sie erlebte den trinkenden Vater in allen Facetten, auf den die gesamte Familie Rücksicht nahm. Interessant, wie die Autorin die Co-Abhängigkeit gezeigt hat. Die Traumatisierung und die genetische Disposition treiben die Protagonistin selbst, in jungen Jahren in harte Abstürze durch Alkoholexzesse. Ich mochte, wie gut die Autorin das ganze Drama gezeigt hat, ohne pathetisch zu werden. Die Geschichte ist nicht chronologisch. Sondern in kleinen Anekdoten aneinandergereiht, das macht das Lesen in diesem Fall interessant, weil es die heftigeren Szenen immer wieder auflockert. Mir hat auch gefallen, dass die Autorin auf Gewalt verzichtet. Hier geht es wirklich um den zerstörerischen Aspekt der Sucht durch eine politisch und gesellschaftlich anerkannte Droge, die die Macht hat, ganze Familien und Existenzen zu zerstören und mehr braucht es gar nicht. Es ist so wichtig, diese Krankheit zu thematisieren, für die die Betroffenen am wenigsten können. Völlig verständlich, dass dieses exzellent transportierte Thema einen Platz auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2025 gefunden hat.

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Veröffentlicht am 28.10.2025

Sensibel, feinfühlig und sehr empfehlenswert

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Dieses Buch hat mich tief berührt. Ich habe es in einem Zug gelesen, weil ich einfach nicht aufhören konnte. An vielen Stellen hatte ich Tränen in den Augen, so ehrlich, schmerzhaft und gleichzeitig liebevoll ...

Dieses Buch hat mich tief berührt. Ich habe es in einem Zug gelesen, weil ich einfach nicht aufhören konnte. An vielen Stellen hatte ich Tränen in den Augen, so ehrlich, schmerzhaft und gleichzeitig liebevoll beschreibt die Autorin, was Alkoholsucht mit Menschen und ihren Familien macht.

Es ist kein leichtes Thema, doch das Buch schafft es, mit großer Sensibilität und Empathie zu zeigen, dass Liebe auch dann bestehen kann, wenn sie immer wieder an ihre Grenzen stößt. Besonders beeindruckt hat mich, wie feinfühlig beschrieben wird, wie sich der Alkohol langsam in das Leben hineindrängt, Beziehungen verändert und trotzdem Raum für Mitgefühl, Nähe und Hoffnung bleibt.

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Veröffentlicht am 12.09.2025

Motte

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Das Schwarz an den Händen meines Vaters – Lena Schätte
Ein toller, sehr berührender Roman, der völlig zu Recht auf der Longlist des Deutschen Buchpreises aufgeführt ist.
Die Ich-Erzählerin Motte berichtet ...

Das Schwarz an den Händen meines Vaters – Lena Schätte
Ein toller, sehr berührender Roman, der völlig zu Recht auf der Longlist des Deutschen Buchpreises aufgeführt ist.
Die Ich-Erzählerin Motte berichtet von ihrer Kindheit in sogenannten „einfachen Verhältnissen“, die geprägt ist von Armut und Alkoholsucht des Vaters. Nun liegt er im Sterben und Motte zieht Bilanz. Was hat ihre Kindheit mit ihr gemacht und war vielleicht doch nicht alles schlecht?
Es ist wohl diese Selbstverständlichkeit, mit der Motte und ihr Bruder ihre frühen Jahre erleben – und sicherlich auch das Deja-vu-Erlebnis, das mich doch immer mal wieder überkam (auch ich komme aus einer Arbeiterfamilie), das so betroffen macht. Der Schreibstil an sich ist nämlich eher nüchtern und sachlich gehalten.
Es werden hier auf moderne Art und Weise diverse Themen aufgegriffen, die vielen von uns bekannt vorkommen dürften. Eine Kindheit in einfachen Verhältnissen, in der die Bedürfnisse der Kinder nicht an erster Stelle stehen. Sorgen und Nöte von Arbeiterfamilien. Alkoholsucht und Co-Abhängigkeit (das hat mich hier besonders bestürzt, mit welcher Selbstverständlichkeit dieser Konsum einfach hingenommen wird und sich danach gerichtet wird). Schließlich auch Krankheit und Tod. Die Gefühle, die Kinder einer solchen Familie über die Jahre haben und die Auswirkungen auf das spätere Leben. Motte und ihr Bruder haben von Anfang an ganz andere Wege, damit umzugehen.
Spannend, wichtig, bedrückend. Unheimlich authentisch.
Ein Highlight. 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 25.08.2025

Ein schonungslos ehrlicher Roman über familiären Alkoholismus

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Eine Familie, geprägt vom generationsübergreifenden Alkoholismus - im Mittelpunkt die Protagonistin, von ihrem Vater liebevoll Motte genannt. Zwischen den beiden besteht eine enge Verbindung - getragen ...

Eine Familie, geprägt vom generationsübergreifenden Alkoholismus - im Mittelpunkt die Protagonistin, von ihrem Vater liebevoll Motte genannt. Zwischen den beiden besteht eine enge Verbindung - getragen von Liebe, aber auch gezeichnet von Schmerz.

Motte schildert ihr Heranwachsen in einem familiären Umfeld, das stark von der Alkoholsucht des Vaters geprägt ist. Als junge Erwachsene gerät auch sie selbst in ein problematisches Trinkverhalten und findet sich in teils prekären Lebenssituationen wieder. Erst als ihr Vater mit Krebs im Endstadium diagnostiziert wird, beginnt sie, ihr eigenes Leben kritisch zu hinterfragen und neue Wege zu suchen.

Der Schreibstil ist klar, nüchtern und ehrlich. Lena Schätte beschönigt nichts - Konflikte, Scham, Ohnmacht und emotionale Ambivalenz werden offen benannt. Gerade dadurch entsteht ein intensiver, mitunter verstörender Einblick in das familiäre Zusammenleben mit einem suchtkranken Elternteil, insbesondere aus der Perspektive derer, die mitleiden, aber oft schweigen. Ein besonderes Augenmerk liegt hier auf der Rolle der Frauen innerhalb dieser Familienstruktur, die in diesem Roman als Hauptleidtragenden sichtbar werden.
Trotz aller Schwere spart die Autorin die kleinen, liebevollen Momente nicht aus - jene Augenblicke, in denen Nähe, Liebe und echte Verbindungen spürbar sind. Gerade diese machen den Roman nicht nur schmerzhaft, sondern auch berührend schön.

Mottes Gefühlswelt - Zerrissenheit, Wut, Scham, Fürsorge, Mitgefühl und tiefe Liebe - ist durchweg greifbar. Man begleitet sie durch Krisen und Selbstzweifel und entwickelt ein tiefes Verständnis für ihre Geschichte.

Das Schwarz an den Händen meines Vaters hat mich tief bewegt - ein Roman, der schmerzt, berührt und lange nachhallt.

Eine klare Leseempfehlung für alle, die sich von ehrlicher, tiefgründiger Literatur bewegen lassen wollen.

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Veröffentlicht am 06.05.2025

Sehr berührend …

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DAS SCHWARZ AN DEN HÄNDEN MEINES VATERS
Lena Schätte

„Meine Mutter bringt uns Töchtern Dinge bei. Andere Dinge, als mit geraden Rücken am Esstisch zu sitzen, als Danke und Bitte zu sagen, andere Dinge ...

DAS SCHWARZ AN DEN HÄNDEN MEINES VATERS
Lena Schätte

„Meine Mutter bringt uns Töchtern Dinge bei. Andere Dinge, als mit geraden Rücken am Esstisch zu sitzen, als Danke und Bitte zu sagen, andere Dinge als ihrem Sohn. Sie bringt uns bei, dass Schnaps Ärger bedeutet. Dass Männer, die Bier trinken, harmlos sind: Sie tanzen und lallen und plaudern private Dinge aus, doch schließlich lassen sie sich ins Bett schubsen und schlafen friedlich ihren Rausch aus. Männer, die Schnaps trinken hingegen, werden aggressiv, suchen Streit, werden von der Polizei nach Hause gebracht oder kommen gar nicht erst Heim.“ S. ( 7)

Motte, die Ich-Erzählerin, wächst mit einem alkoholkranken Vater auf – eine Krankheit, die sich wie ein dunkler Faden durch die Generationen ihrer Familie zieht. Auch sie selbst beginnt als Erwachsene zu trinken, bis sie alles vergisst.
In kurzen, eindringlichen Kapiteln und mit großer sprachlicher Präzision führt uns Lena Schätte durch dieses Familienporträt. Ihr Staccato-Stil lässt uns durch die Seiten fliegen, während sich das Bild einer Kindheit entfaltet, in der Scham, Ausreden und das Schweigen zur Normalität wurden. Motte und ihre Familie entwickeln eine fast professionelle Routine darin, Lügen zu erfinden, Geschichten zu konstruieren, um das Bild des Vaters zu schützen – oder zumindest zu retten, was noch zu retten ist.

„Das Schwarz an den Händen meines Vaters“ ist ein ist ein autofiktionaler Roman. Schätte gelingt es, einen vielschichtigen, authentischen Blick auf das Leben mit einem trinkenden Elternteil zu werfen – und auf das, was davon übrig bleibt, schließlich auch auf den Versuch des Abschiednehmens, als bei ihm Krebs im Endstadium diagnostiziert wird..

Ein ehrliches, bewegendes Buch, das mitten ins Herz trifft. Ich wünsche dem Buch eine große Lerschaft.
5/5

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