Cover-Bild Stadt der Hunde
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26,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 272
  • Ersterscheinung: 22.01.2025
  • ISBN: 9783257072815
Leon de Winter

Stadt der Hunde

Stefanie Schäfer (Übersetzer)

Der renommierte niederländische Gehirnchirurg Jaap Hollander ist im Ruhestand, aber Ruhe findet er nicht. Seit seine Tochter zehn Jahre zuvor in Israel verschwunden ist, kehrt er jedes Jahr nach Tel Aviv und in die Wüste Negev zurück. Diesmal wird er dort unversehens gebeten, eine äußerst riskante Gehirnoperation durchzuführen. Er sagt zu, obwohl die Erfolgsaussichten verschwindend gering sind. Nicht nur das Leben seiner mächtigen Patientin hängt von der Operation ab, vielleicht eröffnet sie ihm sogar eine neue Spur zu seiner Tochter.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.02.2025

Ein genialer Rationalist entdeckt die Zärtlichkeit der Welt

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Jaap Hollander ist ein gefeierter Neurochirurg und Schürzenjäger alter Schule. Lange war keine Krankenschwester oder Assistenzärztin vor ihm sicher, bis er sich eher widerwillig aufgrund der Schwangerschaft ...

Jaap Hollander ist ein gefeierter Neurochirurg und Schürzenjäger alter Schule. Lange war keine Krankenschwester oder Assistenzärztin vor ihm sicher, bis er sich eher widerwillig aufgrund der Schwangerschaft seiner aktuellen Affäre Nicole, für ein Familienleben entschieden hat. Seinem kühlen, distanzierten Charakter tut jedoch auch dies keinen Abbruch. So genial er im OP ist, so unempathisch und rücksichtslos ist er in sozialen Beziehungen. Als seine Tochter Lea mit ihrem Freund auf einer Reise in Israel plötzlich verschwindet, nutzt Jaap die Werkzeuge, die ihm seine Vergangenheit mit auf den Weg gegeben hat und sich für ihn erprobt haben: emotionale Distanz und Rationalität. Nach 10 Jahren soll ihn dies jedoch an für ihn ungeahnte Grenzen bringen. Leas Verschwinden, eine mysteriöse OP-Anfrage, die ihn mitten in den Nahostkonflikt involviert, sein eher zwangsweiser Ruhestand von seinem geliebten Beruf, der ihm so viel Anerkennung gebracht hat - es sind viele Brüche mit denen sich Jaap konfrontiert sieht und sein bisheriges Leben auf den Prüfstand stellen. All dies an einem ganz besonderen Ort, der ihn wiederum auf vielfältigen Ebenen mit seiner Vergangenheit und Identität konfrontiert: Tel Aviv.

Geschickt verbindet De Winter medizinische Hintergründe, Weltpolitik und eine fein ausgearbeitete Charakterstudie eines kühlen Rationalisten, der vor dem Hintergrund seiner Erlebnisse auf der Suche nach seiner Tochter allmählich beginnt die Welt auf eine andere Weise zu betrachten. Der Roman ist durchweg sehr gut recherchiert und hält einige für mich unerwartete Wendungen bereit.

Mich hat De Winter sehr schnell in einen Bann gezogen. So fremd mir Jaap und seine Lebensrealität als Person ist, so sehr faszinierte er mich und so sehr wollte ich mehr über ihn erfahren. Dazu trägt auch die besondere Sprache bei, die für mich distanziert und berührend zugleich ist, da sie in all ihrer Distanz und Teilnahmslosigkeit den inneren Zustand des Protagonisten spiegelt.

Die Stadt der Hunde ist ein kluger, aufmerksamer Roman, der schnell in einen Bann zieht und zum Nachdenken anregt! Ganz klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 05.02.2025

Gut ausgearbeitete Charakterstudie mit viel Entwicklung

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Jaap Hollander ist kein Sympathieträger. Zwar genial in seiner Arbeit als Neurochirurg, hat er ansonsten für die meisten Menschen in seinem Umfeld nur Abwertung und Verachtung übrig. Verheiratet ist er ...

Jaap Hollander ist kein Sympathieträger. Zwar genial in seiner Arbeit als Neurochirurg, hat er ansonsten für die meisten Menschen in seinem Umfeld nur Abwertung und Verachtung übrig. Verheiratet ist er mit Nicole, die sich als Krankenschwester unbedingt einen Arzt angeln wollte (zumindest in seiner Sicht der Dinge) und deren Schwangerschaft zur gemeinsamen Tochter Lea geführt hat, doch auch Nicole kann er kaum ertragen und hat sie noch nie wirklich gemocht.

Auch der Tochter Lea, die auf der Suche nach ihren jüdischen Wurzeln und nach Anerkennung als "Vaterjüdin" ist, hat er seine durchaus bestehende Zuneigung kaum gezeigt.... bis sie im Alter von 18 Jahren in Israel auf einer Birthright-Reise in der Wüste gemeinsam mit einem gleichaltrigen jungen Mann spurlos verschwunden ist. Das hat Jaap ins Mark erschüttert und seitdem fährt er jedes Jahr nach Israel, um nach ihr zu suchen, seit über zehn Jahren, während er von mittlerweile von Nicole geschieden und von seinem geliebten Beruf als Neurochirurg zwangspensioniert wurde.

Wir lernen also einen Charakter kennen, der innerlich sehr verbohrt ist, mit Spiritualität, Glaube und zwischenmenschlicher Nähe oder Mitgefühl nichts anfangen kann, eine sehr zynische Weltsicht hat und nur in der Welt von Wissenschaft und Rationalität lebt. Und dann kommt es zu verschiedenen Erlebnissen und Erfahrungen in Israel, die diesen harten Menschen Schritt für Schritt aufbrechen und zu einer späten Charakterentwicklung hin zu mehr Sanftheit und Empathie veranlassen.

Die ersten Risse bekommt seine harte Schale, als er gebeten wird für eine bezaubernde saudische Prinzessin, die im gleichen Alter ist, in dem damals seine Tochter verschwunden ist, eine als absolut unmöglich geltende Gehirnoperation durchzuführen - und sich darauf einlässt.

Das Buch ist extrem spannend geschrieben, mit vielen unerwarteten Wendungen und Entwicklungen. Dabei zieht es die Lesenden von den ersten Worten an hinein, wir sind sofort in der Geschichte und in Jaaps Leben, fiebern mit ihm mit auf der Suche nach seiner Tochter und lassen uns mit ihm auf all die verschiedenen Abenteuer und Verwicklungen in Israel ein. Zwischendrin hat das Buch kurzfristig auch sehr fantastische, märchenhaft anmutende Elemente, die scheinbar nicht so gut zum Rest der Geschichte zu passen scheinen, sich rückblickend aber sehr gut in der Gesamtkonzept einfügen.

Es ist ein sehr gutes, unterhaltsames Buch, das gleichzeitig zum Nachdenken über den menschlichen Charakter, über das Mögliche und das unmögliche Erscheinende und über die Grenzen und Verbindungen zwischen Rationalität und dem Übernatürlichen Anregt.

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Veröffentlicht am 29.01.2025

Unterhaltsame Sinnsuche

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Dieses Buch wurde mir in den letzten Tagen, beinahe schon penetrant, immer wieder unter die Nase gerieben - immer begleitet von lobenden Worten.
Also gut, dann MUSS ich es halt lesen.
Und es war tatsächlich ...

Dieses Buch wurde mir in den letzten Tagen, beinahe schon penetrant, immer wieder unter die Nase gerieben - immer begleitet von lobenden Worten.
Also gut, dann MUSS ich es halt lesen.
Und es war tatsächlich so gut, wie es mir versichert wurde.
Zum einen ist da der wunderbare, teils humorige, Schreibstil de Winters, zum anderen der ungewöhnliche Plot, der schon fast in den Magischen Realismus mündet.
Eine philosophisch anmutende Reise des erfolgreichen- mittlerweile pensionierten- Gehirnchirurgen Jaap, der im Alter über sich und sein Leben nachdenkt: eine Sinnsuche mit unangenehmen Erkenntnissen.
Und das Ende hat mich ein wenig betroffen gemacht.
Stefanie Schäfer hat‘s für uns aus dem Niederländischen übersetzt.

P.S.: Können wir endlich einmal festhalten, wie wunderschön Diogenes Hardcover Bücher sind 😍

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Veröffentlicht am 26.01.2025

Lädt zum weiteren Nachdenken ein

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REZENSION – Der Nahost-Konflikt ist in den Werken des Schriftstellers Leon de Winter (70), Sohn niederländischer Juden, ein immer wiederkehrendes, wenn auch von Buch zu Buch unterschiedlich behandeltes ...

REZENSION – Der Nahost-Konflikt ist in den Werken des Schriftstellers Leon de Winter (70), Sohn niederländischer Juden, ein immer wiederkehrendes, wenn auch von Buch zu Buch unterschiedlich behandeltes Thema. So spielt auch sein neuer Roman, an dem er nach eigener Aussage zehn Jahre lang gearbeitet hat und der im Januar mit dem Titel „Stadt der Hunde“ im Diogenes Verlag erschien, in Tel Aviv und der Wüste Negev vor dem Hintergrund der anhaltenden politischen Verwicklungen und diplomatischen Schwierigkeiten Israels im Umgang mit seinem Nachbarland Saudi-Arabien. Diesmal ist es die Mischung aus Familiendrama, der Erörterung philosophischer und psychologischer Fragen sowie mystischer Fabel, die sein Buch zu einem recht ungewöhnlichen Leseerlebnis macht.
Vor zehn Jahren verschwand Lea Hollander mit ihrem Freund spurlos in der Negev-Wüste. Seitdem reist ihr Vater, der inzwischen im Ruhestand lebende Neurochirurg Jaap Hollander, Jahr für Jahr dorthin in der Hoffnung, Hinweise auf ihren Verbleib zu finden. Seine Suche ist mittlerweile zu einer Obsession geworden. Je aussichtsloser die Wahrscheinlichkeit ist, seine Tochter noch lebendig zu finden, desto intensiver wird seine emotionale Bindung zu ihr.
Bei Hollanders jetzigen Aufenthalt tritt der israelische Ministerpräsident mit einer außergewöhnlichen Bitte an ihn heran: Er soll die Tochter eines befreundeten saudischen Prinzen operieren, die an einem lebensbedrohlichen Gehirntumor leidet. Zwar sind die Erfolgsaussichten dieser Operation minimal, doch muss sie gelingen, ist das Mädchen doch die designierte Herrscherin des arabischen Königreichs. Unter ihrer baldigen Regentschaft hoffen beide Seiten auf Liberalisierung des Wüstenstaats sowie auf gute nachbarschaftliche Beziehungen zwischen den Ländern. Doch unter den jetzigen politischen Bedingungen muss diese in Israel vorzunehmende Operation streng geheim bleiben, weshalb die Vorbereitungen über eine Vermittlerin laufen. In diesem Fall geht es nicht nur um das Überleben oder Tod der jungen Patientin, sondern um Frieden oder bei Misslingen der Operation in Israel vielleicht um Krieg. Trotz aller Selbstzweifel nimmt Jaap Hollander, der als bester Neurochirurg der Welt gilt, für ein Honorar von einer Milliarde Dollar diesen Auftrag an, um eine teure Suchaktion zu finanzieren in der verzweifelten Hoffnung, Spuren zu seiner Tochter zu finden.
„Stadt der Hunde“ ist ein vielschichtiger Roman mit philosophischem und psychologischem Tiefgang, der allerdings – vom Autor so gewollt – nicht jede Frage bis ins Letzte beantwortet. So bleibt dem Leser ausreichend Freiraum, seinen eigenen Gedanken nachzugehen und selbst Antworten auf existenzielle Fragen zu finden. Hollanders obsessive Suche steht sinnbildlich für seine tiefe Sehnsucht nach Wahrheitsfindung, nach Erlösung von eigener Schuld und auf Versöhnung, hatte er sich doch zu Lebzeiten seiner Tochter kaum um sie gekümmert. Das jährliche Pendeln zwischen den Niederlanden und Israel zeigt seine innere Zerrissenheit. Leas Vater steht jetzt vor der Entscheidung: „Musste er seine Tochter aufgeben und dafür die Tochter eines anderen am Leben halten?“ Muss er bei der eigentlich aussichtslosen Operation auf etwas Höheres vertrauen, statt sich nur auf sein Wissen als Mediziner zu verlassen?
Den philosophischen und psychologischen Grundsatzfragen stellt der Autor in seiner atmosphärisch dichten, deshalb durchaus spannenden Handlung die aktuellen Probleme der immer noch unlösbar scheinenden geopolitischen Verstrickungen zwischen Israel und Saudi-Arabien sowie ethische Fragen der Medizin gegenüber. Diese Vielschichtigkeit des Romans wird zusätzlich verstärkt, in dem Leon de Winter in einer Art Fabel einen sprechenden Hund erscheinen lässt, der den verunsicherten und verzweifelten Jaap Hollander auf den rechten Weg führt. Dadurch vermischen sich im Roman die Erzählungsebenen von Wirklichkeit und Traum.
Dieses Spannungsverhältnis zwischen grausamer, gnadenloser Realität und der metaphysischen Dimension, in der es die Hunde sind, die dank ihrer „übermenschlichen“ Weisheit uns Menschen in unserer Unzulänglichkeit und Unvollkommenheit den Weg zu Wahrheit und Erkenntnis zeigen, macht den Roman so interessant. „Stadt der Hunde“ ist keine leichte Lektüre, keine entspannende Feierabend-Unterhaltung, sondern wirkt nachhaltig und lässt seine Leser nachdenklich zurück.

Veröffentlicht am 22.01.2025

Toll!

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Was für ein besonderer Ritt war das?
Zunächst dachte ich, der unterkühlte, arrogante, ja fast misogyne Protagonist würde mich nicht fesseln. Doch dann wurde die Geschichte so spannend, stellenweise grotesk, ...

Was für ein besonderer Ritt war das?
Zunächst dachte ich, der unterkühlte, arrogante, ja fast misogyne Protagonist würde mich nicht fesseln. Doch dann wurde die Geschichte so spannend, stellenweise grotesk, dass ich einfach immer weiterlesen musste …

STADT DER HUNDE
Leon de Winter

Jaap ist Neurochirurg - einer der Besten. Sein Rat und seine Expertise sind hochgeschätzt. Auch privat scheint alles in Ordnung zu sein, zumindest fast: Er hat eine Frau, die ihn zunehmend nervt, und eine Tochter, die sich ausgerechnet für seine ungeliebten jüdischen Wurzeln interessiert.
Zusammengefasst könnte man sagen, sein Leben läuft gut - bis zu dem Tag, an dem seine Tochter spurlos in einem Krater in der Wüste Israels verschwindet.

Auch zehn Jahre später glaubt Jaap nicht an den Tod seiner Tochter. Jedes Jahr reist er an den Ort im Negev, an dem man einst ihren Schlafsack und ihre Kleidung fand, stets in der Hoffnung, dort neue Spuren von ihr zu entdecken.
Als ihm eines Tages ein Geologe eine neue, wenn auch äußerst kostenintensive Methode vorschlägt, um mögliche DNA-Spuren seiner Tochter im Krater zu suchen, ist Jaap sofort Feuer und Flamme. Die Kosten von rund drei Millionen Euro kann er sich jedoch nicht leisten, weshalb er eine äußerst riskante Herausforderung annimmt, die vor ihm bereits viele Neurochirurgen abgelehnt haben: eine Hirnoperation ohne Aussicht auf Erfolg.
Der Vater der Patientin, eine saudische Prinzessin, bietet ihm eine Summe an, die Jaap nicht ablehnen kann - es ist die vielleicht letzte Chance, seine Tochter doch noch wiederzufinden.

Es ist mein drittes Buch von Leon de Winter, und erneut hat er mich begeistert.
Selten habe ich ein Buch gelesen, das so viele überraschende Wendungen nimmt und absolut unvorhersehbar bleibt.
Großes Kino! Meine Buddyread-Partnerin und ich haben die Seiten nur so verschlungen, waren wie elektrisiert und wollten unbedingt wissen, wohin diese Reise führt.

Große Leseempfehlung von mir:
5/ 5

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