Cover-Bild Falschgeld
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: steinbach sprechende bücher
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Ersterscheinung: 17.09.2022
  • ISBN: 9783987360220
Matthias Matschke

Falschgeld

Roman
"Eine Neubausiedlung in einem kleinen Dorf in den achtziger Jahren: Der Vater ist Pfarrer, die Mutter arbeitet bei der Post – und der Sohn erzählt seine Geschichte zwischen Schule und Zivildienst: von Johanna, seiner ersten Liebe, von seinem Großvater, von seinem Religionslehrer Herrn Zitelmann und den Ereignissen im Café Chaos; vom Glück, an einem Commodore 64 die Olympischen Spiele zu gewinnen, und von der Angst vorm Sterben nach einem Sturz vom Apfelbaum.
Mit Falschgeld ist Matthias Matschke ein besonderes Stück Literatur geglückt, das ohne große Worte auskommt, um auf umso intensivere Weise existenzielle Fragen zu verhandeln. Ein Roman, der lange nachhallt."

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.02.2023

Wundervolles Debüt

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Herrn Matschke kannte und schätzte ich bisher schon sehr als Schauspieler und Hörbuchsprecher, und so war ich nun gespannt auf seinen ersten Roman. Dieser hat mich sowohl als Hörbuch als auch als Buch ...

Herrn Matschke kannte und schätzte ich bisher schon sehr als Schauspieler und Hörbuchsprecher, und so war ich nun gespannt auf seinen ersten Roman. Dieser hat mich sowohl als Hörbuch als auch als Buch begeistert.

Der Roman beschreibt eine Kindheit und Jugend in einem hessischen Dorf der 80er Jahre. Er ist autofiktional, der gleichnamige Protagonist ist also nicht mit dem Autor zu verwechseln. Der Sprachstil ist klar, aufmerksam beobachtend, nicht wertend, der Grundton melancholisch, ohne in Nostalgie oder Bitterkeit abzugleiten. Der Blick für die kleinen, unscheinbaren Details und die behutsame Schreibweise haben mich besonders berührt. (Das gilt insbesondere für die erste Hälfte und das letzte Drittel, im Mittelteil rund um das "Schloss Lichtenberg"-Kapitel zieht sich das Buch meiner Meinung nach etwas.)

Die Erzählweise ist nicht chronologisch, vielmehr lässt sich der Protagonist scheinbar zufällig von einer Erinnerung zur nächsten treiben. Im Laufe der Geschichte knüpfen diese jedoch immer wieder aneinander an und referenzieren aufeinander (sowohl inhaltlich als auch sprachlich), so dass allmählich ein dichtes Netz entsteht. Dieser außergewöhnliche Stil und Herrn Matschkes Gefühl für Sprache verleihen der Geschichte einen ganz besonderen Reiz.

Ich habe mich immer wieder selbst in der Figur des Matthias erkannt. Regelmäßig wiederholt er den Satz "Ich bin Matthias Matschke", als müsste er sich seiner selbst vergewissern. Wer wir sind, definieren wir über unsere Erfahrungen, unsere Beziehungen, das Sozialgefüge, in das wir eingebunden sind. Wie den Protagonisten führt uns das Schicksal mit nahezu brutaler Gleichgültigkeit an Punkte, ab denen unser Leben irreversibel anders verläuft - oder beinahe hätte verlaufen können, und was bisher unverrückbar, sicher und wichtig schien, fällt wie ein Kartenhaus in sich zusammen.

Der Protagonist wächst in fest geglaubten Strukturen auf, die Familie unterscheidet strikt zwischen dem Innen und dem Aussen. Nach einem Schlaganfall des Vaters erlebt er, wie diese Strukturen plötzlich auseinanderbrechen, Sicherheiten schwinden, Gefühle und Beziehungen an Wert verlieren. Aber wer sind wir eigentlich, wenn wir unseren Erfahrungen, Gefühlen und Werten nicht trauen können? In diesem Zusammenhang wird auch die Demenz des Vaters thematisiert - was bleibt, wenn die Erinnerung schwindet, auf der wir unsere Identität gründen?

Das Wohnhaus, bisher das steinerne Bollwerk gegen das Aussen, Ort der Geborgenheit und Enge zugleich, steht plötzlich mit Matthias im Innen alleine da, mit weit heruntergelassenen Rolläden, nur aufs Nötigste bewohnt. Das Innen definiert sich nur noch als das Komplement des Aussen, ist aber eine leere Hülle, aus der auch Matthias letztlich aus- und aufbricht.

Sehr berührt hat mich das letzte Kapitel des Buches, das ich hier nicht spoilern möchte. Es ist wunderbar leise erzählt, mit einem runden Ende, das auch einen Aufbruch beinhaltet.

Interessant fand ich auch den Abschnitt über Prozesstheologie und Herrn Arnulf Zitelmann, der mir aus meiner eigenen Jugend noch als Autor ein Begriff ist (etwa "Paule Pizolka", leider zZt nicht mehr verlegt).

Fazit: Ein ganz leiser und berührender Roman, dessen Thematik mich sehr nachdenklich gestimmt hat. Das Leben als steter Prozess des Werdens und Vergehens, die Suche nach der eigenen Identität eine lebenslange Aufgabe, das Ende gleichsam ein neuer Anfang.

Anmerkung: Wer zwischen Hörbuch und Printausgabe schwankt, dem würde ich aufgrund der komplexen Erzählweise, die ein sehr genaues Zuhören erfordert, zum gedruckten Buch raten. Danach dann dem Hörbuch zu lauschen, das vom Autor selbst wunderbar eingelesen wurde, ist nochmal ein zusätzlicher Genuss.

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Veröffentlicht am 07.12.2022

Authentisch und bewegend

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In diesem Hörbuch erzählt Matthias Matschke von seiner Kindheit und Jugend, die den 70ern und 80ern zuzuordnen ist. Er erzählt von Ereignissen, die stattfanden und Persönlichkeiten, die ihm begegnet sind.
Das ...

In diesem Hörbuch erzählt Matthias Matschke von seiner Kindheit und Jugend, die den 70ern und 80ern zuzuordnen ist. Er erzählt von Ereignissen, die stattfanden und Persönlichkeiten, die ihm begegnet sind.
Das Buch ist keine Biografie, da Wahrheit und Fiktion ineinander übergehen, allenfalls könnte man es als Autofiktion betrachten.
Sein Werk ist an vielen Stellen erfrischend klar und explizit im Ausdruck, aber was bei mir nachhallt, ist die Melancholie seiner ungesagten Worte. Zwischendurch hatte ich durchaus Probleme zu folgen, denke das es allerdings am Format Hörbuch lag, beim „echten“ Buch wäre dies sicherlich nicht so gewesen.

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Veröffentlicht am 11.01.2023

Fiktive Erinnerungen

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Der deutsche Schauspieler Mathias Matschke hat unzweifelhaft ein großes darstellerisches Talent; bekannt ist er vielen durch zahlreiche Fernseh- und Kinofilme und als Hörbuchsprecher. Matthias Matschke ...

Der deutsche Schauspieler Mathias Matschke hat unzweifelhaft ein großes darstellerisches Talent; bekannt ist er vielen durch zahlreiche Fernseh- und Kinofilme und als Hörbuchsprecher. Matthias Matschke wurde 1968 als Sohn eines Diplom-Ingenieurs und einer Religionslehrerin in Marburg geboren und wuchs in Ober-Ramstadt bei Darmstadt auf 

Mit "Falschgeld" ist nun sein Romandebüt gelungen, das autobiografisch anmutet und durch die häufige Wiederholung des Satzes "Ich bin Mathias Matschke!" diesen Eindruck verstärkt. Darin beschreibt er eine KIndheit und Jugend in den 70er und 80er Jahren. - wie sie hätte sein können; allerdings kann der aufmerksame Leser schnell feststellen, dass dieser Roman rein fiktiv ist. So erzählt Matschke von einem Pfarrer als Vater, einer Mutter, die beim Fernmeldedienst in Dieburg arbeitet und allerhand Erlebnisse passen zeitlich nicht ganz zueinander, worüber ich allerdings gerne hinwegsah.

Liebevoll und berührend beschreibt Matschke die kleinen (z. B. der Sturz vom Apfelbaum oder "das Ohr") bis ganz großen (der "Vorfall" mit seinem Vater) Ereignisse, die sein - fiktives - Leben beeinflussten. Dabei gab es den einen oder anderen Schmunzler und natürlich auch etliche Gegebenheiten, die mich (Jahrgang 67) an meine eigene Jugend erinnerten und einiges wieder aufleben ließen, wie zum Beispiel die an den damals allgegenwärtigen Commodore 64, das Objekt der Begierde vieler.

Allerdings habe ich ein wenig die HIghlights in diesem (Hör-)Buch vermisst. DIe Erzählung plätschert so vor sich hin, ohne dass es mich wirklich mitgerissen hätte und es blieb immer eine gewisse Distanz zum Ich-Erzähler des Buches. Die Stimme des Autors und Erzählers ist zweifelsohne angenehm und gut verständlich, wirkt zuweilen aber ein wenig monoton.

Alles in allem konnte das Buch leider nicht meine (zugegebenermaßen hohen) Erwartungen erfüllen.

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Veröffentlicht am 27.12.2022

Autofiktion in den Achtziger Jahren

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Der Autor erzählt aus seiner Kindheit in einer Neubausiedlung in Hessen während der Achtziger Jahre. In der unverwechselbaren Klangfarbe seiner ausgebildeten Stimme, die wechselnde Emotionen und Situationen ...

Der Autor erzählt aus seiner Kindheit in einer Neubausiedlung in Hessen während der Achtziger Jahre. In der unverwechselbaren Klangfarbe seiner ausgebildeten Stimme, die wechselnde Emotionen und Situationen unterstreicht, tauche ich ein in sein autofiktionales Leben. Das Gehörte glänzt zunächst durch die Art, wie der Junge mehr oder weniger alltägliche Dinge des Lebens hinterfragt oder als Tatsache begreift. Für mich ist das erste Drittel kurzweilig und unterhaltsam, zumal es gewisse Parallelen zu meiner eigenen Kindheit gibt.

Im zweiten Drittel ergeht Herr Matschke sich in mehreren Bereichen in unendlich ausschweifender Schilderung von Ereignissen, deren exponierte Darstellung sich mir nicht erschließt. Ich gehe langsam verloren.

Ich kenne und schätze Herrn Matschke als Schauspieler. Als nun die Möglichkeit bestand, seinen ersten Roman als Hörbuch zu erleben, war ich direkt neugierig. Daher finde ich es besonders schade, dass ich heute entschieden habe, das Buch nicht weiter zu hören. Matthias Matschke hat mich nicht erreichen können, der Fortgang des Romans interessiert mich nicht mehr.
Wäre es ein gebundenes Buch, würde ich es noch querlesen, um herauszufinden, ob am Ende noch etwas kommt, was mich mit dem Gesamtwerk versöhnt, wozu das Ganze denn nun gut ist.

„Falschgeld“ ist ein gutes Buch, auch wenn es eben nicht „mein“ Buch ist. Wahrscheinlich wäre ich mit dem geschriebenen Wort besser zurechtgekommen. Aus Respekt dem Autor gegenüber vergebe ich drei Sterne.


Matthias Matschke, Falschgeld, Roman, Hörbuch, Hoffmann und Campe Verlag, 23,99 €, 6 Std. 56 Minuten, 256 Seiten in der Print-Ausgabe, Erscheinungstermin 03.09.2022

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Veröffentlicht am 21.12.2022

Kinder- und Jugendjahre im Hessischen und wie das Leben so spielt

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'Ich bin Matthias Matschke', so fängt jedes der einzelnen Hörbuchkapitel an und es ist tatsächlich die Stimme des Schauspielers und 'jetzt auch'-Autors selbst, die hier das eigene Erstlingswerk wiedergibt. ...

'Ich bin Matthias Matschke', so fängt jedes der einzelnen Hörbuchkapitel an und es ist tatsächlich die Stimme des Schauspielers und 'jetzt auch'-Autors selbst, die hier das eigene Erstlingswerk wiedergibt. Ohne vorherige Hintergrundinformationen kommt die Geschichte sehr autobiographisch herüber, die Kindheit und Jugend eben von Matthias Matschke, irgendwo in einem Ort im Hessischen. Der Vater des Protagonisten und Ich-Erzählers ist hier Pfarrer, auf dem zweiten Bildungsweg und vom Katholizismus zum Evangelischen hin konvertiert. Dieser Mann hat schon so seine Eigenarten, aber da ist auch eine sehr enge und liebevolle Beziehung zwischen ihm und seinem Sohn. Matthias hat eine gute Kindheit und auch die Jugend ist eigentlich ziemlich normal. Wir erfahren viel über diese Zeit, über die nicht sehr zahlreiche Verwandtschaft und auch der Großvater wird erwähnt. Doch dann, Matthias steht kurz vor dem Abitur, passiert etwas und alles wird komplett anders. Gerade dieser Teil kommt sehr berührend und authentisch daher. Und auch das Ende, die endgültige Auflösung, der Zerfall der Familie auf der einen Seite und der Aufbruch hin zu etwas Neuem, auf dem Weg dahin, jetzt ein Erwachsener zu sein und eben sein Leben zu leben, das fand ich sehr echt.
Diese Geschichte, man nimmt sie erstmal durchaus positiv, auch mit einem kleinen Nachhall, wahr, wobei es da ein nachgelagertes Aber gibt. Ich habe das Werk als persönliche Aufarbeitung von Matthias Matschkes eigenen Kinder- und Jugendjahren verstanden und so fand ich es auch sehr passend und plausibel, wie es vom Autor selbst dargeboten wurde. Das es sich aber 'nur' um eine vom eigenen Erleben inspirierte weitgehend fiktive Geschichte handelt, hat mich dann schon etwas befremdet, denn der 'Ich-Bezug' des Autors war doch sehr ausgeprägt.
Und so lässt mich, alles in allem, das Hörbuch bzw. die Geschichte dazu, dann doch mit einem ja, aber-Gefühl zurück, das sich so auch nicht wieder auflösen lässt.