Cover-Bild Das goldene Palais
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: ROWOHLT Kindler
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 608
  • Ersterscheinung: 23.07.2019
  • ISBN: 9783463407012
Natasha Solomons

Das goldene Palais

Martin Ruben Becker (Übersetzer)

Ein opulenter Roman über eine jüdische Bankiersfamilie, die nicht zufällig an die Rothschilds denken lässt. Eine packende Saga über Macht, Liebe und Familienbande

Wien, 1910. Die alte, über ganz Europa verteilte Familie Goldbaum hat ihren enormen Reichtum Bankgeschäften zu verdanken. Greta, das jüngste Kind, ist ein eigenwilliges Wesen. Ihr droht eine Ehe mit Albert, dem Spross des englischen Zweigs der Familie, von dem es heißt, er sei spröde und sauertöpfisch, noch dazu ein leidenschaftlicher Schmetterlingsjäger. Doch Greta beschließt, die Sache auf sich zukommen zu lassen – und tut gut daran.
Während das private Glück unverhofft über Greta hereinbricht, zeigen sich immer bedrohlicher die Vorboten eines großen kriegerischen Konflikts. Ein Konflikt, in den die Goldbaums als Teil der politischen Aristokratie und Finanziers von Waffengeschäften tief verstrickt sind …

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.06.2021

Geld allein macht nicht glücklich ...

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Schon das wunderbare, absolut edle Cover lädt den Leser ein, in eine unbekannte Welt einzutauchen, die Welt einer steinreichen jüdischen Wiener Bankiersfamilie, deren wohlhabende Kunden über ganz Europa ...

Schon das wunderbare, absolut edle Cover lädt den Leser ein, in eine unbekannte Welt einzutauchen, die Welt einer steinreichen jüdischen Wiener Bankiersfamilie, deren wohlhabende Kunden über ganz Europa verstreut zu finden waren. „Der Stammvater Moses Goldbaum schickte seine fünf Söhne Dov, Moses, Robert, Jakob und Salomon in die Finanzmetropolen Europas, damit sie Goldbaum-Bankhäuser gründeten. Jedem Bruder wurde die Samenkapsel einer Sykomore, in Silber eingefasst, mitgegeben (wegen ihrer symbolischen Widerstandskraft und der Fähigkeit, noch auf den kärgsten Grund zu gedeihen), ein Empfehlungsschreiben des Fürsten ihres Vaters und das Versprechen, die Kreditlinie des Vaters in Anspruch nehmen zu dürfen.“ So ähnlich beschreibt die Autorin Natasha den Kern der Familie Goldbaum. Geheiratet wurde meist innerhalb der Familie und so soll nun auch unsere Protagonistin Greta ihren Cousin des englischen Zweiges ehelichen. Ihr, als gebildete und moderne junge Frau, graut vor dem in ihren Augen langweiligen Albert, doch schließlich willigt sie ein. Auch Albert ist mit seiner Rolle in der Familie nicht wirklich glücklich, er schwärmt für Schmetterlinge und pflegt lieber seine Sammlung, anstatt seine Tage mit Finanzgeschäften zu füllen.

Schließlich scheinen sich doch zarte Bande der Annährung zu knüpfen, doch das Leben, im Besonderen das jüdische, steht unter keinem guten Stern. Der Geruch des nahenden Krieges schwängert die Luft und verheißt nichts Gutes …

Mit viel Feinsinn und dennoch Wortgewalt lässt uns die Autorin am Leben Greta Goldbaums und ihrer Familie teilhaben. Wer glaubt, dass die Juden, ganz besonders in Russland, erst mit Beginn der Nazidiktatur ein schweres Los zu tragen hatten, der irrt gewaltig.

Man spürt beim Lesen jeder Seite, dass die Autorin, die selbst aus einer jüdischen Familie stammt, ihr Herzblut in ihre Buchprojekte steckt und eine Recherchearbeit vom Feinsten hinlegt. Von mir gibt es fünf Sterne gepaart mit einer absoluten Leseempfehlung für alle, die sich historische Romane dieser Epoche interessieren.

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Veröffentlicht am 07.06.2020

Auch eine Dynastie hat ihre Probleme

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Cover: Wir sehen eine junge dunkelhaarige Frau im grünen Abendkleid, die inmitten eines großen Gartens steht, hinter ihr ist ein großes Gebäude zu sehen, links oben auf dem Cover Flugzeuge - es ist nicht ...

Cover: Wir sehen eine junge dunkelhaarige Frau im grünen Abendkleid, die inmitten eines großen Gartens steht, hinter ihr ist ein großes Gebäude zu sehen, links oben auf dem Cover Flugzeuge - es ist nicht ersichtlich, ob es sich um Kriegsflugzeuge handelt. Mittig in weißen Lettern der Titel des Romans "DAS GOLDENE PALAIS", ganz unten in goldener Schrift der Name der Autorin Natasha Solomons.

1910: Die große Bankendynastie Goldbaum besteht aus einer weitverzweigten jüdische Familie, die über das gesamte Europa verteilt ist. Große Geschäfte und Entscheidungen, die die politische Lage Europas betreffen, werden gemeinsam besprochen. Man bindet sich u.a. durch Eheschließungen aneinander. So wird beschlossen, dass die eigensinnige Tochter des österreichischen Hauses den jüngsten Nachkommen des englischen Zweigs heiraten soll.

Greta wird zunächst mit dem griesgrämigen Einzelgänger Albert so gar nicht warm. Unglücklich und mit Heimweh, besonders zu ihrem großen Bruder, versucht sie durch die einzelnen Tage zu kommen. Erst nach Intervertion ihres Schwagers, der bemerkt, wie es ihr geht, wird dies ihrer Schwiegermutter bewußt und diese hilft ihr durch einen Hinweis, eine Aufgabe zu finden.

Völlig unverhofft findet sie dennoch ihr großes privates Glück, wenn es auch eine längere Zeit dauert.

Vor diesem Hintergrund zeigen sich die Vorzeichen eines nahenden Krieges. Die Goldbaums wurden und werden weiterhin immer wieder von den europäischen Ländern um hohe Kredite gebeten und sind nunmehr ebenso als Finanziers der kriegerischen Länder wie auch politisch darin verwickelt.

Ich möchte wie immer nicht zuviel vom Inhalt preisgeben, doch eins sei gesagt: Natasha Solomons hat eine wunderbare Art, uns am damaligen Leben teilhaben zu lassen. Die Protagonisten erscheinen in der dritten Person Singular. Natürlich erleben wir ganz intensiv Gretas Leben, Entwicklung und Empfindungen mit. Der Roman endet Ende 1917.

Während des Lesens habe ich so manches Mal gedacht: welch eine Dekadenz! Ja, die Goldbaums hatten schon damals zu jeder Jahreszeit Obst jeglicher Sorte, riesige Gärten und Treibhäuser, Diener für jeden Schnickschnack; ihnen selbst ist offenbar ihr Lebensstil gar nicht bewusst. Dem gemeinen Volk ging es nicht gut. Es gab gar die sogenannten Kanaltrotter, die im Kanal unter dem Palais Goldbaum im Schlamm nach Knochenresten für die Seifensieder suchten und an der Küche nach Essensresten anstanden.

Insgesamt ein 605 Seiten umfassender Roman, den man unbedingt lesen sollte. Er wurde veröffentlicht im Verlag Kindler.

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Veröffentlicht am 30.08.2019

Sehr berührende und opulente Geschichte

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INHALT:
Wien 1910: Familie Goldblum ist eine weitverzweigte und reiche Familie. Greta Goldblum ist das jüngste Kind der Familie in Wien und sehr eigenwillig. Nun soll sie eine Ehe mit Albert eingehen, ...


INHALT:
Wien 1910: Familie Goldblum ist eine weitverzweigte und reiche Familie. Greta Goldblum ist das jüngste Kind der Familie in Wien und sehr eigenwillig. Nun soll sie eine Ehe mit Albert eingehen, der aus dem englischen Teil der Familie stammt. Greta hat ihn noch nie gesehen und steht dieser Heirat skeptisch gegenüber. Doch nach kurzer Überlegung willigt sie ein und erkennt, dass es die richtige Entscheidung war. Sie wird mit Alfred glücklich, doch die Lage in der Welt wird immer bedrohlicher. Es zeigen sich Vorboten eines Krieges und Familie Goldblum steckt als Teil der politischen Aristokratie mittendrin.
MEINE MEINUNG:
Das Cover des Buches wirkt schon sehr edel und ansprechend. Aber, dass sich eine solch gewaltige, opulente und emotionale Geschichte dahinter verbirgt, hatte ich nicht ahnen können. Ich habe angefangen zu lesen und gewöhnte mich langsam an die Charaktete und dann kam ein Punkt und das Buch hatte mich gepackt. Schon die wunderschönen und bildhaften Beschreibungen haben es mir angetan. Der Schreibstil ist sehr besonders, lässt sich sehr flüssig lesen und wirkt sehr authentisch und lebendig. Unsere Protagonistin Greta steht im Mittelpunkt und wir erleben mit ihr wie sich sich von der Rebellin zur Ehefrau wandelt, erfahren ihre Gedanken, ihre Ängste und ihre Gefühle und sind als Leser ganz nah bei ihr und ihrem Leben. Diese Wandlung fand ich ganz besonders interessant und auch sehr gelungen dargestellt. Immer mehr hat sich mich beeindrucken und von überzeugen können. Sie hat an Stärke gewonnen und das hat man beim Lesen förmlich gespürt. Immer wieder gibt es Situationen, die mich haben mitfiebern lassen und mich auch zu Tränen rühren können. Zum Ende hin gibt es noch eine Höhepunkt an Spannung und das Ende hat mein Herz berührt. So emotional, zu gut.
FAZIT:
Ein ganz großes Buch, eine ganz berührende und opulente Geschichte.

Veröffentlicht am 08.08.2019

Der Krieg nimmt keine Rücksicht

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Zum Inhalt

„Das goldene Palais“ von Natascha Salomons erzählt die Geschichte der „Goldbaums“ oder doch der „Rothschilds“?

Dem in der Frankfurter Judengasse geborenen Mayer Amschel Rothschild, der als ...

Zum Inhalt

„Das goldene Palais“ von Natascha Salomons erzählt die Geschichte der „Goldbaums“ oder doch der „Rothschilds“?

Dem in der Frankfurter Judengasse geborenen Mayer Amschel Rothschild, der als der Gründer der Rothschilddynastie gilt, war es noch verboten, außerhalb des Frankfurter Ghettos Grundbesitz zu erwerben. Seine Söhne zählten dagegen zu den wohlhabendsten Europäern und wurden in Österreich und England in den Adelsstand gehoben. (Wikipedia Geschichte der Rothschilds).

Die Geschichte der Goldbaums hat exakt diese Gründungsgeschichte.

Das Buch erzählt die Zeit von 1911 bis November 1917 in Europa. Es beginnt in Wien und endet in London.

Auf jeden Fall ist es die Geschichte einer Dynastie des Bankenadels. „Das goldene Palais“ bildet ein Stück Zeitgeschichte ab und es zeigt, wie begehrt das jüdische Geld und wie wenig geachtet die jüdischen Menschen nicht nur in Deutschland, sondern in Europa und Russland waren.

„Wie der alte Moses Goldbaum die fünf Bruder Dov, Moses, Robert, Jakob und Salomon in die Finanzmetropolen Europas ausgesandt hatte, damit sie Goldbaum-Bankhäuser gründeten. Jedem Bruder wurde die Samenkapsel einer Sykomore, in Silber eingefasst, mitgegeben (wegen ihrer symbolischen Widerstandskraft und der Fähigkeit, noch auf den kärgsten Grund zu gedeihen), ein Empfehlungsschreiben des Fürsten ihres Vaters und das Versprechen, die Kreditlinie des Vaters in Anspruch nehmen zu dürfen.“

Gut florierende Bankhäuser in ganz Europa, die untereinander ihre Partnerschaft und Verbundenheit durch Heirat festigten, waren das Ergebnis. Greta die Tochter des Wiener Goldbaum-Zweiges soll den Sohn des Londoner Goldbaum-Zweiges heiraten. Greta lässt sich auf das Abenteuer ein. Natascha Salomon erzählt Gretas Geschichte mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

In Russland gibt es Progrome und trotz ihres immensen Kapitals und obwohl der Zar, das Geld benötigt, können die Goldbaums diese nicht wirklich verhindern. Und teilen Gretas französischem Cousin Henry mit, dass er im Land unerwünscht sei, sie hätten schon genügend Juden.

Die Goldbaums konnten auch den Ersten Weltkrieg nicht verhindern. Der Kriegseintritt der USA 1917 mischt die Karten neu.

Greta

Greta ist eine beeindruckende junge Frau, die sich nicht so einfach in eine Rolle pressen lässt. Sie hat eine sehr enge Beziehung zu ihrem Bruder Otto, der ihre kleine Eskapaden belächelt und sie oftmals aus schwierigen Situationen rettet.

Obwohl es sich bei ihrer Ehe mit Albert um eine arrangierte Ehe handelt, findet Greta Glück, Liebe und Geborgenheit. Allerdings sieht sie, wie ihr Cousin Henry und ihr Bruder, sich oftmals wegen der von ihnen erwartenden Pflichterfüllung verbiegen und Henry dadurch seine große Liebe und noch viel mehr verliert.

Greta findet Halt bei ihrer Schwiegermutter und schafft sich ein Refugium, einen Garten, den sie selbst plant, anlegt und mit eigenem Personal bewirtschaftet. Dieser Freiraum gehört ihr und gibt ihr Kraft.

Als Frau hat sie Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts einige Zwänge und als eine „Goldbaum“ noch viel mehr. Trotzdem verbiegt sich Greta nicht und findet einen eigenen Weg sich treu zu bleiben.

Sprachliche Gestaltung

Natascha Salomons erzählt meist aus der Perspektive Gretas, aber sie wechselt auch zu anderen Perspektiven. Sehr interessant fand ich die Perspektive von Karl, der Kanalratte. Vom Stand der Goldbaums, einer der reichsten Familien Wiens, hinab zu Karl, der sein Geld damit verdient, Knochen aus den Kanälen zu fischen und von den Almosen der Goldbaums zu leben. Durch diese Gegenüberstellung wird der Reichtum dieser Dynastie noch sichtbarer. Karl begegnet dem Leser wieder gegen Ende des Buches. Auch dann wird wieder der Bogen zu den Goldbaums gespannt.

Natascha Salomons berichtet und erzählt chronologisch, gibt den Geschehnissen unterschiedlich Raum. Das bringt Dynamik ins Geschehen.

Cover und äußere Erscheinung

Das Buch wird in Jahreszahlen von 1911 bis 1917 aufgeteilt. Den einzelnen Kapitelüberschriften werden die Monate hinzugefügt, fast schon wie ein Tagebuch oder Kalender. Das gefällt mir durch den historischen Zusammenhang sehr gut.

Und es hat ein Lesebändchen – ich liebe Lesebändchen.

Das Cover ist passend gewählt. Es zeigt Greta, aber nur bis von den Füßen bis unter die Augen in einem tiefgrünen ärmellos ausgeschnittenen Abendkleid. Aber die Augen sieht man eben nicht. Die Augen, wie sagt man so schön, die Fenster zu Seele.

Das Cover zeigt Greta in ihrer Rolle als Frau Albert Goldbaum. Wer die wirkliche Greta kennenlernen möchte, muss das Buch aufschlagen, lesen und vor allem auch zwischen den Zeilen lesen.

Gibt es ein Hörbuch

Leider bis jetzt noch nicht!

Fazit

Und dann kommt der Krieg. Plötzlich ist Greta in ihrer neuen Heimat der „FEiND“ und wird gemieden. „Das goldene Palais“ ist nun das vierte Buch, das ich innerhalb weniger Monate gelesen habe, dass sich mit dieser Zeit und dem Ersten Weltkrieg beschäftigt. Und jedes Mal ergreift mich ein Grauen und bodenlose Angst davor, jemals so etwas erleben zu müssen.

Natascha Salomons gelingt es, diese kriegsmüde angsterfüllte, hoffnungslose Atmosphäre des Krieges mit ihren Worten zu spiegeln und zu zeigen, dass der Krieg sie letztendlich alle zu Verlierern macht. Dieser Erste Weltkrieg der die Menschen ungeschützt Waffen wie Artillerie und Maschinengewehren aussetzt und zum ersten Mal in Farbbildern das Grauen ablichtet.

Gustav Klimt wird auch in das Buch geschrieben. Seine Geliebte verkauft Greta Kleider im Stile Klimts, die noch dazu ohne Corsage getragen werden! Revolution der Frauen! Die Titanic geht unter und wurde nicht von „Goldbaums“ versichert. Erst 1916/17 strecken die Goldbaums ihre fühle nach Amerika aus.

Das Buch hat mir Freude gemacht. Ich konnte mich gut mit Greta identifizieren und mag sie sehr. Ihre Stärke, aber auch ihren Pragmatismus, aus Dingen, die sie nicht ändern kann, das Beste herauszuholen.

Die Autorin hat sehr gut recherchiert und als Hintergrund einfließen lassen. Das hat mir gut gefallen. Auch den immer stärker werdenden Antisemitismus hat die Autorin sensibel veranschaulicht.

Dieses Buch ist absolut lesenswert.

Veröffentlicht am 04.08.2019

Packende jüdische Familiengeschichte vor dem Hintergrund der Vorbereitungen des 1. WK

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Greta Goldbaum wächst zu Beginn des 20. Jahrhunderts in einer jüdischen Wiener Bankiersfamilie auf, welche Herrscherhäuser in ganz Europa zu ihren Kunden zählt. In fast jedem Land hat ein Zweig der Familie ...

Greta Goldbaum wächst zu Beginn des 20. Jahrhunderts in einer jüdischen Wiener Bankiersfamilie auf, welche Herrscherhäuser in ganz Europa zu ihren Kunden zählt. In fast jedem Land hat ein Zweig der Familie eine Privatbank gegründet, und obwohl diese jeweils autark agieren, werden täglich Nachrichten ausgetauscht und zusammen Kredite vergeben. Auch geheiratet wird meist innerhalb der weitverzweigten Familie – das festigt die Bande zwischen ihnen. Greta soll ihren englischen Verwandten Albert Goldbaum heiraten „Die Aura ihres Namens folgte ihr überall hin wie ein glänzender Schatten; seinem Schein konnte sie niemals entkommen.“ (S. 20). Ihr Bruder Otto beschreibt Albert als ehrlich, höflich und pünktlich – also langweilig, trotzdem fügt sich sich in die Ehe.

Greta ist eine moderne, junge Frau, impulsiv und unkonventionell. Sie ist gebildet und intelligent, mag z.B. Gustav Klimt und die Kleider seiner Geliebten Emilie Flöge, welche ohne Korsett getragen werden – ein Skandal! Während „Das goldene Palais“ ihrer Eltern in Wien und auch das Anwesen ihrer Schwiegereltern voller unschätzbarer Kunstwerke und kostbarer Dinge ist, mag sie es reduziert und ursprünglich. Albert und Greta haben kaum gemeinsame Interessen „... ich werde aufgezogen, wenn Gäste erscheinen. Ich spiele die Ehefrau, die Schwiegertochter, die Goldbaum.“ (S. 207).
Albert ist ruhig, in sich gesetzt, schwärmt für Schmetterlinge und Falter. Er wäre gern Entomologe geworden, so wie Gretas Bruder Otto gern Astronom und Physiker, trotzdem ist es für die Söhne der Goldbaums selbstverständlich, in der Bank zu arbeiten. „... eine Familie besteht aus Individuen. Was gut für die Familie als Ganzes ist, ist nicht immer gut für uns als Einzelne.“ (S. 285)

Der Tagesablauf der Goldbaums wird vom Auf und Ab der Börsen bestimmt, von Kreditanfragen, Spekulationen und Versicherungen. Kaum ein Fest oder Familientreffen vergeht ohne geschäftliche Absprachen. Selbst auf der Fahrt zu Gretas Hochzeit wird mit Diplomaten darüber debattiert, ob man der österreichischen Regierung einen weiteren Kredit zur Aufrüstung der Armee gewähren soll. Krieg liegt in der Luft.

Natasha Solomons erzählt das Leben einer jungen Frau, das eng mit dem Schicksal ihres Volkes und Europa verknüpft ist. In Russland werden schon zu dieser Zeit 5 Mio. Juden schikaniert und die Goldbaums versuchen, den Zaren über Kredite zu beeinflussen. Man sagt ja, das Geld Macht bedeutet – allerdings nicht, wenn es von jüdischen Banken kommt, zeigt die Autorin hier deutlich. Die Goldbergs dürfen gern ihr Geld geben, sich aus der Politik ansonsten aber raushalten. Ihre Bemühungen, den Frieden zu erhalten, scheitern kläglich und so bangt Greta nach Kriegsausbruch um ihren Mann und ihren Bruder, die jetzt auf gegnerischen Seiten stehen. „Wer immer ihn (den Sieg) davonträgt, wird eine Welt in Trümmern besitzen.“ (S. 469)

Die Autorin hat die historisch relevanten Hintergründe sehr gut recherchiert und geschickt in die Geschichte eingebunden. Obwohl diese sich nicht ausschließlich um Gretas Leben dreht, fand ich sie durchgehend sehr spannend. Gretas Familie gehört zur Oberschicht der jüdischen Bevölkerung, trotzdem führt auch sie kein sorgen- oder kummerfreies Leben, ist auch sie Einschränkungen unterworfen und muss sich an (z.B. an politische und geschäftliche) Spielregeln halten.

Fazit: Packende jüdische Familiengeschichte vor dem Hintergrund der Vorbereitungen des 1. WK.