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Veröffentlicht am 23.05.2019

"Lautlose Schreie", die sprachlos machen

Lautlose Schreie
7

Der neue Fall verlangt der Frankfurter Ermittlerin Mara Billinsky und ihrem Kollegen Rosen alles ab. Es geht um Kinder, allein das ist schon schlimm genug. Doch was sich darüber hinaus für Abgründe auftun, ...

Der neue Fall verlangt der Frankfurter Ermittlerin Mara Billinsky und ihrem Kollegen Rosen alles ab. Es geht um Kinder, allein das ist schon schlimm genug. Doch was sich darüber hinaus für Abgründe auftun, zieht mehr und mehr größere Kreise und schon bald wird klar, dass die Dimensionen weitaus größer sind als es die Ermittler anfangs noch in Erwägung gezogen hatten.

Das dunkle Cover samt roter Schrift und der Krähe wirkt unheilvoll und bedrohlich - für den geneigten Leser verspricht es Spannung. In der Buchhandlung würde es mich defintiv dazu bringen, es in die Hand zu nehmen.

Leo Borns zeichnet Frankfurt, den Ort der Handlung, in tristen Grautönen, was einen vorzüglichen Plot darstellt. Beim Lesen verzieht man sich so automatisch tiefer unter die kuschelige Decke, damit sich die gezeichnete Kälte aus dem Krimi nicht in einem breit macht.

Mara Billinsky mit ihren Tattoos und Piercings und ihrer Vorliebe für härtere musikalische Klänge mag zwar für äußerlich fixierte, oberflächlich orientierte - oder sagen wir für Leute-vorschnell-in-Schubladen-sortierende - Menschen schnell ihr Stigma tragen. Doch mir persönlich ist Mara sehr sympathisch, zeigt sie beispielsweise gegenüber Rafael und Shaqayeg ihre fürsorgliche Seite. Und auch ihr Verhältnis zu ihrem Vater ist ihr nicht einerlei.
Rosen stellt sich mehr und mehr als kompetenter Kollege von Mara heraus. Und das Verhältnis zu ihrem Chef Klimmt ändert sich im Laufe des Falls, was ich als gut empfinde.

Der Fall an sich - ich will hier allerdings nicht spoilern - ist wirklich schockierend und man kann sich unschwer vorstellen, dass es so etwas auch in Wirklichkeit gibt.
Einerseits empfinde ich es als unbefriedigend ( so wie es Mara wohl auch gehen mag), dass die Drahtzieher nicht dingfest gemacht werden konnten, allerdings macht dieser Fakt das Ganze auch nochmal einen Tick realistischer.
Leo Born hat mehr als nur ein Händchen dafür, in den Köpfen der Leser Spannung zu erzeugen, das Timing in der Story ist echt erstklassig. Die Figuren stellt er gut dar, dabei entwickelt er diese auch weiter - ganz so wie jeder von uns auch im echtem Leben nie auf der Stelle steht und sich im Laufe der Zeit weiter entwickelt.

Ich habe den Fall mit Spannung und Begeisterung gelesen und trage mich am Ende mit der Vorfreude auf einen weiteren Fall, dem Mara wohl zu lösen haben wird. Gerne mehr von Mara.

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  • Spannung
  • Geschichte
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 12.08.2019

falscher Fokus

Als wir im Regen tanzten
5

Berlin zwischen den Weltkriegen - der eine schreckliche Krieg ist überstanden, doch wie dunkle Wolken am Horizont geht von den Nazis am Ende der "roaring twenties" eine neue Gefahr aus, die schon bald ...

Berlin zwischen den Weltkriegen - der eine schreckliche Krieg ist überstanden, doch wie dunkle Wolken am Horizont geht von den Nazis am Ende der "roaring twenties" eine neue Gefahr aus, die schon bald neues Elend entfachen wird.
Auch vor dem Regisseur Willi und seiner jüdischen Frau Recha machen die Anfänge des Nazi-Regimes nicht halt, außerdem haben die beiden auch noch mit den Gespenstern ihrer Vergangenheit zu kämpfen.

Über weite Strecken findet man Passagen, die zu zäh daher kommen, erzählen diese von einem Nebenhandlungsstrang, wo man doch eher erwarten würde, von Willi & Recha, dem Filmgeschäft zu lesen. Außerdem wirken manche dieser Passagen vom Schreibstil her gar nicht so wie von Fr. Saalfeld geschrieben - hier kann ich mich täuschen, aber die Wirkung ist da.

Wären die Attribute der goldenen Zwanziger auf der einen, und der Zerfall der persönlichen Welt von Willi&Recha eher fokussiert worden, wäre das Buch für meine Begriffe kurzweiliger - und nicht zuletzt interessanter - geraten.

Hier und da gibt es echt gute Zitate, die zum einen tatsächlich zu den Geschehnissen im Buch passen, die darüber hinaus aber auch zum Nachdenken anregen, wie zb.
" wir können es nur sühnen, wenn wir es bekennen und immer wieder daran erinnern. Damit es nie wieder geschieht. "
oder auch
"warum sind wir Menschen eigentlich so dämlich, so unfähig, so völlig verdreht? Warum fällt uns erst in dem Augenblick, in dem wir im Begriff stehen, unsere Familie zu verlieren, ein, dass wir die gottverdammt glücklichste der Welt hatten?"

Insgesamt lässt mich "Als wir im Regen tanzten" allerdings nicht "besoffen vor Glück" zurück, sondern eher nur mit einem "okay" auf den Lippen.
Hätte man an gewissen Stellen was weg gelassen, an anderen Stellen aber mehr aufs Pedal gedrückt, wäre das Buch packender geworden.

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  • Erzählstil
  • Geschichte
  • Figuren
Veröffentlicht am 24.06.2019

Lässt etwas vermissen

Im Schatten des Schleiers
5

Im Mullah-Regime leben zu müssen, stellt die Menschen im Iran vor große Einschränkungen, die Frauen im Speziellen gelten etwa als "unsichtbar". Von Gleichberechtigung ist man in diesem Land Jahrhunderte ...

Im Mullah-Regime leben zu müssen, stellt die Menschen im Iran vor große Einschränkungen, die Frauen im Speziellen gelten etwa als "unsichtbar". Von Gleichberechtigung ist man in diesem Land Jahrhunderte entfernt. Was hierzulande selbstverständlich ist, zb Augenbrauen zupfen oder Make-Up für die Frau, wird streng sanktioniert.
Maryam begeht mit der Eröffnung ihres eigenen Kosmetikstudios ihre eigene Revolte gegen das Regime und verwirklicht sich damit selbst. Nachdem auch ihr Bruder bereits in Haft genommen worden war, rückt Maryam wegen ihres Konvertierens zum christlichen Glauben in den Fokus des Regimes und sie wird sogar inhaftiert.

Kopfschüttelnd sitze ich während des Lesens über dem Buch, fassungslos zunächst darüber, was im Iran mit den Einwohnern geschieht, teilweise machen Aussagen traurig. Und am Ende kann ich nicht verstehen, warum man auf ein nüchternes, kurzes und stichwortmäßiges Auflisten eines wirklich wichtigen Lebens- Kapitels wechselt. Anhand der ausführlichen Schilderungen von Maryams früheren Erlebnissen ist der Wechsel der Erzählweise nicht nachvollziehbar.

Das Buch lässt mich zwiegespalten zurück - es schildert einerseits das Leben einer starken Frau, die es geschafft hat, dem abstrusen iranischen Regime die Stirn zu bieten - weil sie sich nicht hat unter kriegen lassen. Dabei werden auf der einen Seite Aspekte sehr deutlich und eindringlich behandelt, während im weiteren Verlauf wichtige Punkte - ihres Lebens, und auch ihrer Entwicklung - quasi stichwortartig und einsilbig abgehandelt werden. Dadurch wirkt das Buch nicht rund.

Es ist ein Erfahrungsbuch, gewiss. Und da kann man keine Thriller-artigen Szenen erwarten - schon klar. Dennoch fällt ein derartiger Unterschied in der Erzählintensität extrem auf und macht das Ganze unrund.
Es werden essentielle Dinge derart kurz und nur wie eine aufgezählte Randnotiz abgehandelt, was nicht zu an anderen Stellen getätigten Schilderungen passt.

So zwiespältig die Erzählweise geraten ist, so ist auch meine Meinung. Ich hätte mir mehr von dem Buch versprochen.

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Veröffentlicht am 25.03.2019

Leider doch zu vorhersehbar

Dein fremdes Herz
4

Nela Harolds Leben hakt irgendwie: jobmäßig im Hamsterrad, die Erinnerung an ihren Vater Hannes ist schmerzlich, da er die Familie damals mehrfach enttäuscht hat, ihre Mutter ein Pflegefall. Eines Tages ...

Nela Harolds Leben hakt irgendwie: jobmäßig im Hamsterrad, die Erinnerung an ihren Vater Hannes ist schmerzlich, da er die Familie damals mehrfach enttäuscht hat, ihre Mutter ein Pflegefall. Eines Tages erhält sie ein Paket, voll von alten Briefen. Nela packt ihre Sachen und sucht den Briefen zufolge am Meer nach Maximilian, den ebenfalls etwas belastet. Am Meer stellt Nela fest, dass die Briefe bald alles für sie verändern werden - ihre Vergangenheit, ihre Gegenwart sowie ihre Zukunft.

Meine Meinung:
Kati Secks Sprache ist modern und direkt und dennoch vermag sie es, Sinnsätze mit einzubauen, die tiefe Bedeutung haben.

Zu der Hauptfigur Nela entwickle ich keine sonderlich tiefgehende Sympathie, im Großen und Ganzen plätschert die Story so dahin.
Ganz im Gegenteil dazu stehen die als von Ellen verfasste Briefe dargestellten Passagen. In diesen Parts stellt Kati Seck ihr Gespür für Emotionalität unter Beweis. Speziell in diesen Parts wird das sensible Thema Organspenden und die erlebten Gefühle angegangen, die man durchlebt, wenn man sich hilflos dem Dahinsiechen und schlussendlichen Tod eines geliebten Menschen gegenüber findet.

Und das, was ich zuvor während des Lesens bereits befürchtet habe, tritt dann auch tatsächlich ein: Nela und Maximilian verlieben sich ineinander. Das ist meines Erachtens sehr vorhersehbar, desweiteren finde ich nicht, dass die an sich sehr gute Story dessen bedurft hätte, bei mir ruft dies Stirnrunzeln hervor.

Das Ende der Geschichte um Nela und Maximilian hat für mich etwas Bittersüßes - zwar haben sie jetzt einander, doch wer weiß, für wie lange, da Max's Spenderherz schon vor 15 Jahren eingesetzt wurde und ja in jüngster Zeit deutlich schwächer geworden ist. Auf mich wirkt diese Situation hoffnungslos und tragisch. Und doch ist es alles, was die beiden haben. Jedenfalls tangiert mich die Liebe der beiden zueinander nur peripher, da das Muster in dem Buch recht vorhersehbar und beliebig ist.

Ich hätte mir im Rahmen des hier behandelten Themas Organspende gewünscht, dass Kati Seck auf solch überaus Vorhersehbares wie "Nela&Maximilian werden ein Paar" verzichtet hätte - schade.
Daher kann ich dieses Buch auch nur mit 3 Sternen bewerten.

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Veröffentlicht am 15.08.2020

Damit man mitreden kann

Deutschland schafft sich ab
3

Um mitreden zu können, habe ich dieses Buch gelesen.
Ich möchte an dieser Stelle keine Wertung zu diesem Buch abgeben, damit ich hinterher nicht von welcher Seite auch immer an den öffentlichen Pranger ...

Um mitreden zu können, habe ich dieses Buch gelesen.
Ich möchte an dieser Stelle keine Wertung zu diesem Buch abgeben, damit ich hinterher nicht von welcher Seite auch immer an den öffentlichen Pranger gestellt werde.

Ich habe es lediglich gelesen, um in der öffentlichen Debatte zu wissen, worum es in dem Buch geht und mir selbst meine eigene Meinung darüber bilden zu können.

Daher ergeht von mir auch folgende
Empfehlung, nämlich es selbst zu lesen und erst danach zu urteilen, statt einfach nur eine herum geisternde Meinung aufzuschnappen und nachzuplappern.

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