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Veröffentlicht am 23.03.2021

Entdeckungsreise im Wald

Wer wohnt denn da im tiefen Wald?
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„Wer wohnt denn da im tiefen Wald?“ ist ein Wimmel-Bilderbuch, an dem bestimmt lange Interesse und Freude bestehen kann. Ein ganzes Jahr begleitet das Buch die Waldtiere und greift dabei jeweils auf einer ...

„Wer wohnt denn da im tiefen Wald?“ ist ein Wimmel-Bilderbuch, an dem bestimmt lange Interesse und Freude bestehen kann. Ein ganzes Jahr begleitet das Buch die Waldtiere und greift dabei jeweils auf einer Doppelseite bestimmt jahreszeitliche Aktivitäten und Ereignisse auf. Dazu gibt es jeweils ein Gedicht, dass das Thema vorstellt und zahlreiche Suchaufträge, die teilweise gar nicht so einfach zu finden sind, so dass man auch wirklich länger dabeibleibt und nicht durch das Buch rasen kann. Die Waldtiere werden dabei nicht „biologisch-korrekt“ dargestellt, es ist kein naturkundliches Bilderbuch, sondern humanisiert: sie feiern Geburtstag, führen ein Theaterstück auf, spielen Frisbee oder malen ein Bild. Die Illustrationen sind sehr farbenfroh und - natürlich – mit unzähligen liebevollen Details gespickt. Insgesamt 17 Wimmelbilder bieten eine Menge Anregung zum Suchen, Finden und selbst Erzählen. Besonders gelungen finde ich dann den „Naturlehrpfad“: am Ende des Buches werden auf zwei Doppelseiten noch einmal Szenen aus dem Buch gezeigt und hier wird dann wirklich Wissen vermittelt: über Vogelnester, die Baumblüte, Insekten, Stacheln und Blätter oder Tierspuren und sogar eine Linkliste für empfehlenswerte Webseiten zum Thema Natur für Kinder und Lyrik für Kinder.
Rundum gelungen! Ein Buch, an dem Kinder lange Freude haben können, je nach Alter wird man
auch immer wieder Neues und neue Anregungen finden können!

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Veröffentlicht am 02.03.2021

Gradys Geheimnisse

Hard Land
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Grady in Missouri. Stadt der 49 Geheimnisse und was das bedeuten soll, weiß niemand so richtig. Sam auch nicht, zumindest noch nicht. Er weiß aber, dass er einmal einen ganz besonderen Sommer erlebt hat. ...

Grady in Missouri. Stadt der 49 Geheimnisse und was das bedeuten soll, weiß niemand so richtig. Sam auch nicht, zumindest noch nicht. Er weiß aber, dass er einmal einen ganz besonderen Sommer erlebt hat. Einen, den man noch nach Jahren fühlt, wenn man ein bestimmtes Lied im Radio hört, einen Geruch wahrnimmt, oder ein Automodell erblickt. Sam verliebt sich und erlebt einen grauenvollen Verlust. Er findet Freunde und bemüht sich kein Hänfling mehr zu sein. Er hat seinen ersten richtigen Job und seinen ersten Vollrausch. Er beginnt seinen Vater zu verstehen und ein bisschen zum ersten Mal die Welt, das Leben, die Liebe. Er besteht eine Prüfung, beweist unglaublichen Mut und erlebt das unglaubliche Gefühl der „Euphancholie“. Er muss sich mit dem Coming-of-Age-Roman „Hard Land“ beschäftigen und steckt doch in seinem eigenen Prozess. Diesen Prozess schildert Wells so hervorragend lebendig und nah an seinen Protagonisten, dass der Leser in jeder Faser diesen Sommer mitfühlen kann. Eine Hommage an allseits bekannte Filme der 1980er Jahre sorgt auf irgendeine magische Art und Weise dafür, dass dieses Buch selbst zum Film wird, und dem Leser plastisch vor Augen steht. Dies gepaart mit der literarischen Qualität eines exzellenten sprachlichen Ausdrucks bewirkt einen schier unwirklichen und unwiderstehlichen Sog, ähnlich wie es Wells Roman „Vom Ende der Einsamkeit“ vermochte, wenn auch hier mit einem anderen, wie ich finde, leichteren Tonfall.
Benedict Wells ist ein fantastischer Autor. Ich habe bisher alle seine Werke gelesen und deren Qualität ist schwer vergleichbar, oft mit allem anderen, was mein Lesejahr in der Nachbetrachtung so hergegeben hat. Auch in Hard Land schafft er wieder eine einmalige Erzählatmosphäre, kreiert Protagonisten, schafft eine Nähe, eine Empathie und Sympathie für eine Geschichte voller Humor, Trauer und Zeitgeist. Dies alles trägt dazu bei, dass man diesem Buch kaum mit einer laienhaften Rezension gerecht werden kann. Es gibt so vieles, dass man sagen möchte und am besten, man fasst es ein bisschen zusammen und belässt es dabei: Hard Land ist großartig. Benedict Wells ist großartig. Oder nur groß. Sehr groß. Unvorstellbar eigentlich, dass er sich nicht noch steigern wird in seinem Leben, welche Bücher er mit 40, mit 50 schreiben wird. Ich freu mich drauf, ich habe vor sie zu lesen. Ich finde immer wieder bemerkenswert, dass ich ihn als Autor so sehr wertschätze und ich mit ihm gemeinsam habe, wer es mir sonst so im Besonderen angetan hat: John Irving, Joey Goebel. Offensichtlich bestehen da Parallelen in seiner persönlichen Vorliebe zu Lesen und seinem Vermögen zu schreiben. Ich sehe mich und alle anderen Leser da klar als Profiteure!
Wells verdient jeden Preis, jede Anerkennung, alles. Seine Art, Gedanken, Gefühle, Geschichten zu erdenken und dann auch noch in Worte fließen zu lassen, von einer solchen literarischen Schönheit – ich bin gerade stark euphorisch. Ganz ohne Melancholie – wobei diese herrlich nachvollziehbare Euphancholie man schon auch sehr stark während des Lesens verspürt, wenn die Seiten langsam rarer werden, die noch verbleiben bis zur unweigerlich letzten Seite. Überflüssig zu erwähnen, dass man selbst den Abspann noch genießt und auch die Playlist. Passend zum Buch: wäre dies ein Film, man würde nicht nur sitzen bleiben, bis der letzte Credit durchgelaufen ist, man würde urplötzlich das Bedürfnis verspüren, leere Becher und Popcorn-Krümel einzusammeln, um ein wenig länger zu verweilen, bevor man dann doch aus dem Saal gebeten wird. Man trennt sich schwer von Sam und von Wells einmaliger Gabe zu erzählen, auch wenn man es im Wissen tut, eine absolut runde Geschichte zu verlassen. Für Sam endet sein Coming-of-Age wie es sich gehört.
Fazit: Großartig. Lesen. Wenn man die anderen Werke des Autors nicht kennt: auch lesen.

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Veröffentlicht am 24.02.2021

Gedankenquelle

Aus der Mitte des Sees
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Lukas Leben ist geprägt von Regelmäßigkeit, Struktur, Stabilität und Mäßigkeit. Seit sechzehn Jahren folgt er einem klaren, oft immer gleichen Tagesablauf, erfüllt seine Aufgaben, lebt nach einer Ordnung ...

Lukas Leben ist geprägt von Regelmäßigkeit, Struktur, Stabilität und Mäßigkeit. Seit sechzehn Jahren folgt er einem klaren, oft immer gleichen Tagesablauf, erfüllt seine Aufgaben, lebt nach einer Ordnung – der der Benediktiner-Mönche. Er ist Ende dreißig und senkt den Altersschnitt im Kloster ganz erheblich. Seit kurzem alleine, denn sein Mitbruder Andreas hat den Konvent vor kurzem verlassen, hat Zölibat und Klausur eingetauscht gegen Frau und Kind in Berlin. Dies beschäftigt Lukas naturgemäß sehr und beherrscht seine Gedanken. Diese Gedanken lässt er fließen, in einem steten Strom wie ein Zwiegespräch, während er schwimmt, während er sitzt und denkt. Er wendet sich an Andreas, an dessen Freundin, an den alten Mitbruder Alban – und an Sarah. Eine geheimnisvolle Frau, die eines Tages im Kloster auftaucht, an „seinem“ See auftaucht und ab dann auch immer wieder in seinem Kopf. Das tägliche Schwimmen im Maar hat für Lukas viel von Meditation, ist für ihn Zuflucht und Teil des festen Gerüstes, dass das Leben im Kloster für ihn bedeutet. Er braucht das Schwimmen geistig und körperlich, die Berührung des Wassers auf seiner Haut, die sonst niemand berührt, und die Kühle des Wassers, die seinen Kopf erfrischt. Der See ist Begegnungspunkt und sein ganz eigener Platz, an einem Ort, in dem vieles geteilt und nicht „privat“, im Sinne von im eigenen Besitz, sein kann. Die neue Situation, er alleine ohne Andreas hier, Andreas mit einem neuen Leben dort, ein junger Mann, halb so alt wie er, der eventuell eintreten möchte in das Kloster, die alten Mitbrüder und Sarah, all das beginnt ihn dann aber auf eine ganz andere Art und Weise zu beschäftigen als das gleichförmige Leben in den Jahren zuvor.
Ein Roman, tatsächlich wie ein See. Ruhig, kein reißender Fluss, keine Meeres-Brandung. Allenfalls ein paar gleichförmige Kreise, leise Bewegungen. Ein Bild der Stille mit so viel innerer Schönheit, so viel Nähe, Liebe, Kontemplation. Dieser Roman ist so nah an Protagonist Lukas, seinen Gedanken und seinen Gefühlen, da alle enthaltenen Handlung durch seine Reflektion darüber geschieht. So erreicht der Autor eine große Tiefe, Ehrlichkeit und Nahbarkeit, die sehr berührt. Eigentlich ist der gesamte Text ein Dialog, in dem meist nur einer spricht bzw. denkt und doch eine rege Diffusion stattfindet. Panta rei.
Lukas ist ein moderner Mensch, gehalten von einem Leben, dass sich an alten Traditionen orientiert und den meisten von uns per defintionem im Detail fremd ist oder sein muss; aber dieser moderne Mensch ist dem Leser eben nicht fremd. Er ist kein entrücktes Wesen, unter dem Habit ist der Mönch ein Mensch – zwar nur im deutschen sehr ähnlich, aber als Beschreibung hier sehr treffend, der denkt und fühlt, ein Smartphone besitzt, durchaus auch in „Zivil“ gekleidet sein kann und eine sehr pragmatische Bemerkung zur Möglichkeit, das Zölibat zu leben, kundtut. Er ist offen und redet gerne mit Gästen und hat wenig Scheu auf andere zuzugehen und mit Ihnen zu diskutieren, und dass rührt nicht aus einem exaltierten Spiritualismus her, sondern aus seinem ganz persönlichen Fühlen. Diese Innensicht gerät daher nie zur übertriebenen Nabelschau, sondern ist echt und nachvollziehbar, hoch interessant und bringt nebenbei auch dem Leser noch das Nachwuchs- und Führungskräfte Problem eines solchen kleinen Klosters nahe und vielleicht auch ein wenig nötigen Realismus in das Bild der enthaltsamen, der weltentsagenden, Ordensgemeinschaften, die letztendlich doch alle aus Menschen bestehen, die ihr Leben zwar Gott geweiht haben, aber immer noch ein „Herzele“ besitzen können.
Ein Buch, das mich in seiner Andersartigkeit begeistert hat. Die Ruhe der Erzählung und ihre Intensität haben mich gefesselt wie ein Spannungsroman. Man wird mitgenommen von Lukas Gedanken und bringt dadurch auch die eigene Hirnrinde zum Schwingen über ganz vieles, das im Alltag unwichtig erscheint. Es weckt den Wunsch nach innerer Einkehr und Kontemplation genauso wie nach Liebe und Austausch. Vielleicht muss man sich auf das Tempo, die Ansprache einlassen, aber ich finde es gelingt leicht und ist niemals langatmig, anstrengend oder abgehoben. Insgesamt ein Genuss und ein Lesehighlight für mich!

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Veröffentlicht am 18.01.2021

Gelungenes Vorlese-Bilderbuch

ministeps: Meine liebsten Vorlesegeschichten
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Meine liebsten Vorlesegeschichten vereint Bilderbuch und Vorlesebuch auf ganz wunderbare Weise, ich bin sehr begeistert. Jeweils auf einer Doppelseite pro Geschichte, und davon gleich elf Stück. Die Geschichten ...

Meine liebsten Vorlesegeschichten vereint Bilderbuch und Vorlesebuch auf ganz wunderbare Weise, ich bin sehr begeistert. Jeweils auf einer Doppelseite pro Geschichte, und davon gleich elf Stück. Die Geschichten sind toll ausgewählt und stammen ganz unmittelbar aus der Erlebenswelt der Kinder: Spiel mit den Eltern und Großeltern, im Kindergarten, auf dem Spielplatz, Kuscheln zu Hause, Kuchenbacken, Bildermalen – alles ist dabei. Die Geschichten sind so kurz, das sie wirklich schnell vorgelesen sind, auch wenn nur eine begrenzte Menge „Zeit zum Zuhören“ bei den Kleinen vorhanden ist oder auch mal zwei oder drei hintereinander passen. Die ganzseitigen Illustrationen regen an, die Geschichte selbst mit oder weiter zu erzählen, Details zu finden oder auch einfach nur alleine zu betrachten. Ein rundum gelungenes Buch, wie ich finde, das viel Freude bereiten und bei vielen bestimmt ein zeitweiliger Favorit werden kann.

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Veröffentlicht am 11.01.2021

Großer Bastelspaß

Im Kindergarten: Allererstes Schneiden
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Allererstes Schneiden bietet eine Menge Bastelspaß: nicht nur zum Ausschneiden, sondern auch zum Ausmalen und Kleben laden viele liebevoll gestaltete Blätter ein.
Jeweils auf einem oder zwei aufeinanderfolgenden ...

Allererstes Schneiden bietet eine Menge Bastelspaß: nicht nur zum Ausschneiden, sondern auch zum Ausmalen und Kleben laden viele liebevoll gestaltete Blätter ein.
Jeweils auf einem oder zwei aufeinanderfolgenden Blättern des Blocks wird eine Aufgabe gestellt: eine Form ausschneiden, Fingerpüppchen basteln, ein Bild aus Einzelteilen zusammensetzen, dem Friseur helfen oder ein Tier verstecken. Auf Anleitungen kann verzichtet werden, gestrichelte Linien zeigen die Schneidekanten an, kleine Piktogramme auf den Blättern zeigen das Ergebnis oder den Arbeitsschritt. Das ist gut gelungen, ich vermute aber schon, dass vielleicht bei dem ein oder anderen auch Mama und Papa mal kurz erklären dürfen, um was es geht, wie z.B. bei dem Zusammenklappen der Blockseite, um nicht ein halbes, sondern ein ganzes Herzchen zu produzieren. Bei den nächsten Blättern mit dem gleichen Prinzip wird es dann aber sicher gut alleine funktionieren. Das Format des Blocks ist schön handlich.
Fazit: ein gelungener Bastelblock, der einige Beschäftigung bietet. Klebestift und Schere zücken, Buntstifte herbei und es kann losgehen!

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