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Veröffentlicht am 10.09.2020

Der winselnde Hund

Elbendunkel 1: Kein Weg zurück
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Seit die Dunkel- und Lichtelben ihre Heimat verlassen und in die Menschenwelt kommen mussten, gelten sie als Personen zweiter Klasse - wenn überhaupt. Während sich die Lichtelben mit ihren menschlichen ...

Seit die Dunkel- und Lichtelben ihre Heimat verlassen und in die Menschenwelt kommen mussten, gelten sie als Personen zweiter Klasse - wenn überhaupt. Während sich die Lichtelben mit ihren menschlichen Unterdrückern arrangieren und ihnen sogar helfen, haben die Dunkelelben überhaupt keine Chance, ein normales Leben zu führen. Ihnen werden nur niedere Arbeiten übertragen, sie bekommen einen Chip implantiert und sobald ihr Stresslevel ("Aggressionslevel") einen bestimmten Punkt überschreitet, sterben sie, ausgelöst durch ein Gift, das der Chip in ihnen freigibt.

In dieser Welt wächst Luz frei und unbeschwert als Tochter des Mannes auf, der für die Elbenregulierung zuständig ist. Hinter seinem Rücken hat sie ein Date mit einem Halbelben, und als sie einen Poetry Slam besuchen, lernt sie nicht nur den Aufrührer Darel kennen, sondern auch die dreckige, verborgene Seite ihrer Stadt, ihres Vaters und ihrer Regierung kennen. Plötzlich ist sie auf der Flucht und alles, was sie zu wissen glaubte, wurde auf den Kopf gestellt.

Was für eine mega Idee! Wenn man an Elben denkt, hat man doch automatisch so einen spitzohrigen Legolastypen vor Augen, der leichtfüßig mit Pfeil und Bogen durch die Gegend schreitet und gelegentlich die (mittelalterliche) Welt rettet. So was findet man hier nicht. Das Ganze spielt in der nahen Zukunft, und alle rassistischen Dinge, die man heute tagtäglich miterlebt, richten sich hier gegen die Dunkelelben. Doch nicht nur das, hier gibt es kein Schwarz-Weiß-Malen, es geht hier eigentlich nicht Gut gegen Böse, sondern jeder verfolgt hier seine eigene Agenda. Für ein Jugendbuch geht es recht düster und rasant zur Sache und obwohl eine Dreiecksbeziehung angedeutet wird, hält die sich glücklicherweise dezent zurück. Ich kann einen der Protagonisten absolut nicht ausstehen, aber das ändert nichts daran, dass dieser in sich stimmig ist und es Spaß macht, ihn zu hassen. Man bekommt Wendungen und Intrigen vorgesetzt und ist immer wieder empört über das Verhalten so mancher, die die Lage der Unterdrückten auch noch gnadenlos ausnutzten.

Was soll ich sagen? Her mit dem zweiten Teil!

Veröffentlicht am 06.09.2020

Ein Killer in Edinburgh

Die Tinktur des Todes
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Will Raven ist ein junger Mediziner, der soeben seine Stelle als Famulus des berühmten Geburtshelfers Dr. Simpson angetreten hat. Allerdings hat er ein Problem: Nicht nur, dass er Kriminellen Geld schuldet ...

Will Raven ist ein junger Mediziner, der soeben seine Stelle als Famulus des berühmten Geburtshelfers Dr. Simpson angetreten hat. Allerdings hat er ein Problem: Nicht nur, dass er Kriminellen Geld schuldet und niemand erfahren darf, dass er aus ärmlichen Verhältnissen stammt, so hat er seine Lieblingsprostituierte tot aufgefunden. Ihr Körper zeigt, dass sie nicht leicht gestorben ist. Im Edinburgh des Jahres 1847 sterben täglich Leute an den geringsten Krankheiten, aber sein medizinisch geschulter Blick zeigte ihm, dass ihr Tod kein natürlicher ist. Als er erfährt, dass noch andere arme Frauen ähnliche Symptome zeigten, als sie starben, versucht er herauszufinden, was ihnen passiert ist. Dabei und eher unwillig hilft ihm Sarah, das Hausmädchen von Dr. Simpson und bald müssen die beiden feststellen, dass sie in großer Gefahr schweben.

Mir gefiel, wie das Edinburgh aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wieder auferstanden ist und seit ich "Der Horror der frühen Medizin" (sehr gutes Buch!) gelesen hatte, habe ich auch eine ungefähre Vorstellung davon, wie zur damaligen Zeit Ärzte und Chirurgen praktizierten. Von daher war es interessant, einmal einem "Ermittler" zu folgen, der eigentlich keiner ist, sondern ein angehender Arzt sowie dem Hausmädchen, das einfach mehr vom Leben erwartet, als sich mit ihrem Platz in der Welt abzufinden. Zwischendrin wurde es mir persönlich ein bisschen zu viel Millieustudie und zu wenig Krimi, aber es war nicht so ausschweifend, dass man das Buch weglegen wollte. Von daher bekommt diese Lektüre besonders für diejenigen Leser eine Empfehlung, die nicht nur am kriminalistischen, sondern auch am historischen Kontext Interesse haben.

Veröffentlicht am 05.09.2020

Sturm auf Kol

Rebelles
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Da es sich hier um eine Rezension zu Band/Hörbuch 3 einer Trilogie handelt, empfehle ich, dass sich jeder, der die Vorgänger nicht kennt, jetzt schleicht, da ich möglicherweise Spoiler drin haben werde. ...

Da es sich hier um eine Rezension zu Band/Hörbuch 3 einer Trilogie handelt, empfehle ich, dass sich jeder, der die Vorgänger nicht kennt, jetzt schleicht, da ich möglicherweise Spoiler drin haben werde.

Die Bestien haben die äußeren Stadtmauern von Kol eingerissen und stürmen die Stadt, wobei sie Tausende Menschen zerfleischen, zertrampeln, mit Säure verätzen. Luca nutzt diesen Moment und die Macht, die ihm das Artefakt verleiht, um die Macht in Kol an sich zu reißen und sich als heldenhafter Magier/Imperator zu verkaufen. Zur selben Zeit haben sich die Rebelles aufgemacht, um endgültig die Macht der Magier zu brechen, indem sie die Quellen dieser Macht zerstören. Die vier Freunde Tarl, Magnus, Balger und Ceres hat es in alle Winde verschlagen: Ceres ist in einer seltsamen Welt gelandet, Tarl wird für den Kampf gegen die Bestien rekrutiert, Balger ist bei den Rebelles und Magnus resigniert. Doch was, wenn nur die Zusammenarbeit dieser vier die Welt retten kann?

Die ersten beiden Teile der Trilogie waren echt der Hammer und es hat großen Spaß gemacht, sie zu hören, denn der Sprecher ist absolut mega. Das hat er auch hier wieder bewiesen, allerdings hat die Geschichte jetzt nachgelassen. Obwohl es jetzt aus noch mehr Perspektiven erzählt wurde als vorher verlor das Buch für mich an Spannung und einige Male fragte ich mich schon, wie manches passen konnte. Ich fand auch den Teil, den Ceres abseits ihrer Freunde verbrachte, ziemlich zäh und dass Balger ständig sein Fähnchen in Bezug auf Frauen neu ausrichtete, etwas anstrengend. Ganz besonders das Ende hat mich auch recht enttäuscht, es war eine Mischung aus Was-mach-ich-denn-nun-für-ein-Ende und Kitsch. Das klingt jetzt nach viel Maulen, aber insgesamt gesehen ist die Trilogie trotzdem ein Highlight der deutschen Fantasy. 3,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 02.09.2020

Von gläsernen und gebrochenen Herzen

Bittermonds Bucht
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Schon immer lebt Jukka zusammen mit Captain Bittermond in einer Bucht. Er kennt nichts anderes als den grummelnden Bittermond, das Wellenrauschen, den Strand und das alte Wrack, in dem der Captain lebt. ...

Schon immer lebt Jukka zusammen mit Captain Bittermond in einer Bucht. Er kennt nichts anderes als den grummelnden Bittermond, das Wellenrauschen, den Strand und das alte Wrack, in dem der Captain lebt. Doch eines Tages taucht ein Pferdewagen bei ihnen auf und bringt Kandidel, die fahrende Händlerin, und ihre Tochter Lila mit. Zum ersten Mal hat Jukka Kontakt mit anderen Menschen und er merkt, dass er eigentlich nicht viel weiß. Als Kandidel dann schließlich Bittermonds wertvollsten Besitz stiehlt und abhaut, beschließen Jukka und Lila, ihr zu folgen und das gläserne Herz, das sie entwendet hat, zurückzuholen. Dabei lernt Jukka nicht nur etwas über die Welt außerhalb der Bucht, sondern auch über sich selbst.

Also, eigentlich ist das schon eine nette Geschichte mit hübschen Einfällen und auch einer guten Message: Niemand ist ein Verbrecher, weil er ein fahrender Händler oder Zigeuner ist, oder dass geliebte Menschen immer näher stehen sollten als wertvolle Schätze. Aber ein paar Sachen haben mich auch gestört. Welche Mutter, bitteschön, stiehlt was und lässt seine Tochter bei dem Bestohlenen zurück? Warum können irgendwelche Riesenerdmännchen denken und reden, aber alle anderen Tiere können es nicht? Warum hat Jukka noch niemals zuvor das bisschen Palmenwald, das die Bucht und die Wüste trennt, durchquert? So was machen Kinder nun mal, die gehorchen nicht einfach so Befehlen oder Anweisungen, da zu bleiben. Von daher mochte ich das Buch zwar schon, aber es konnte mich nicht durchgehend überzeugen. 3,5/5 Punkte.

Veröffentlicht am 01.09.2020

Zeit ist relativ

Einstein
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Seit Wochen wartet die kleine Maus auf ein besonderes Ereignis - das Käsefest in Bern! Tag für Tag hat sie dafür den Kalender der Menschen abgerissen, eine wirklich schwere Aufgabe für eine Maus! Und dann ...

Seit Wochen wartet die kleine Maus auf ein besonderes Ereignis - das Käsefest in Bern! Tag für Tag hat sie dafür den Kalender der Menschen abgerissen, eine wirklich schwere Aufgabe für eine Maus! Und dann ist es soweit, sie schmuggelt sich in einen Zug und macht sich auf die lange Reise. Doch was ist das? Sie kommt in Bern an und das Käsefest ist vorbei? Um einen ganzen Tag hat sie es verpasst! Wie konnte das passieren? Und die entscheidende Frage, gibt es eine Möglichkeit, die Zeit zurückzudrehen und doch noch in den Genuss von wunderbarem Käse zu gelangen? Die kleine Maus fängt an zu recherchieren und stößt schon bald auf einen berühmten Mann, der sich mit der Zeit beschäftigt hat: Albert Einstein.

Oh, wow! Was für geniale Illustrationen! Ich lese und blättere ja nun in wirklich vielen Graphic Novels herum, aber diese hier spielt tatsächlich in einer eigenen Liga. Kuhlmann (Mann, ist der kuhl, man!) hat es wirklich drauf, aus der Perspektive einer Maus in einer großen Welt zu zeichnen, überhaupt hat er die Sache mit interessanten Perspektiven zu einer eigenen Kunstform erhoben. Dass dabei auch noch eine meganiedliche und interessante Geschichte entsteht, ist dabei nur noch ein Bonus, das Sahnehäubchen auf dem leckersten Eis, das man sich vorstellen kann.