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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.05.2023

30 Tage

Going Zero
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FUSION heißt das Programm, mit dem das Medium-Imperium des Privatmannes Cy Baxter und die CIA die Überwachung der USA auf ein ganz neues Level bringen wollen. Dazu führen sie einen 30-tägigen Betaversuch ...

FUSION heißt das Programm, mit dem das Medium-Imperium des Privatmannes Cy Baxter und die CIA die Überwachung der USA auf ein ganz neues Level bringen wollen. Dazu führen sie einen 30-tägigen Betaversuch durch: 10 willkürlich ausgesuchte Testpersonen, fünf "normale" Bürger und fünf "Profis" sollen versuchen, sich zu verstecken vor all den Kameras, Drohnen, jeglicher Überwachung. Doch Fusion ist keine normale Überwachung: Es werden sogar die Profile der Testpersonen erstellt, Logarithmen sagen ihre Handlungen und Gedanken voraus. Eigentlich sollte es keine Chance für einen einzelnen geben, sich dem Zugriff zu entziehen. Und dennoch gelingt es der einfachen Bibliothekarin Kaithlin immer wieder. Sollte sie wirklich die 30 Tage durchhalten und das Preisgeld von 3 Millionen Dollar einstreichen? Doch ihr geht es noch um etwas ganz anderes ...

Eigentlich bin ich so gar kein Fan solcher Romane, wo es um Überwachungsstaat und Schöne neue Welt geht. Doch hier hatte mich bereits die Leseprobe auf vorablesen völlig gefesselt. Man merkt, dass der Autor aus dem Drehbuchbereich kommt. Er schafft es, die Spannung fast durchgängig oben zu halten und ich habe auch die ganze Zeit überlegt, was ich tun, wie ich vorgehen würde. Spannende Sache! Es gibt manchmal ein paar zu viele glückliche Zufälle für die fliehende Bibliothekarin, aber es war trotzdem gutes Popcornkino und vor allem eine ordentliche Kritik an jeglicher Art von Überwachung, ob sie jetzt in den Händen der Behörden oder Privatunternehmen liegt. Könnte ich mir tatsächlich sehr gut als Film oder Netflixserie vorstellen.

Veröffentlicht am 30.04.2023

Zeitverschwendung für Anfänger

Stealing Infinity
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Seit ihr Vater verschwunden ist, lebt die einstmals beliebte Schülerin Natasha Clarke auf der falschen Seite der Stadt und befindet sich damit auch am unteren Ende der Highschoolrangordnung. Nur ihr bester ...

Seit ihr Vater verschwunden ist, lebt die einstmals beliebte Schülerin Natasha Clarke auf der falschen Seite der Stadt und befindet sich damit auch am unteren Ende der Highschoolrangordnung. Nur ihr bester Freund Matt und die von allen bewunderte neue Schülerin Elodie hängen mit ihr ab. Als Elodie Natasha eines Tages mit in einen angesagten Club nimmt, passieren ihr merkwürdige Dinge, die sie auf Drogen zurückführt. Als sie dann selbst wegen angeblich geklauter Sachen von der Schule geworfen werden soll, tritt plötzlich der schönste Junge der Welt auf sie zu und bietet ihr einen Platz an der Grey Wolf Academy an. Und dort stehen seltsame Fächer auf dem Lehrplan, unter anderem Schwertkampf, Geschichte und Stehlen.

Tja. Ich sag's mal so: Hätte cool werden können. War es aber nicht. Das liegt daran, dass die Autorin nicht nur Länge und Abbruchkante ihrer Kapitel würfelt, die immer wieder gefühlt mitten in der Szene enden und im neuen Kapitel dann nahtlos weitergehen, sondern auch ihre Charaktere und Szenen von einem Zufallsgenerator erstellen lässt. Alles geschieht hier ohne Sinn und Verstand. Anhand eines komischen Tests entscheidet der Dark Dumbledore der Dark Academy, wer bei ihm mitspielen darf. Unterricht gibt es auf seltsame Art und Weise, bei dem man nichts lernen kann. Ist allerdings auch völlig egal, weil Natasha eh nichts hinterfragt. Hauptsache, die Markenklamotten stimmen, dann ist der Rest auch ganz okay. Oh, und natürlich das Loveinterest. Der ist nicht einfach nur hübsch, gut aussehend oder schön. Nein. Der ist ABSURD schön. Oder ABARTIG schön. Oder unglaublich schön. Außerdem ist er schön. Und schön. Und schön ist er auch noch. Damit man aber zwischen Natashas Klamottenhysterie und dem absurd schönen Typen nicht allzu gelangweilt wird, gibt es noch die typische Highschool-Zicken-Ex, die sich halt so aufführt, wie man das aus jedem anderen Highschoolzickendrama kennt. Zwischendrin gibt's diverse Test, die keinen Sinn ergeben, diverse Missionen, die genauso wenig sinnvoll sind und die Beteuerungen aller, wie tough und cool Natasha ist. Kleiner Spoiler: ist sie nicht.

Bye, bye, Grey Wolf Academy. Was für eine Zeitverschwendung. 1.5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 24.04.2023

Du bist die Story

Die Geister von New York
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Lionel Page ist ein Reporter, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, Scharlatane, Möchtegernmagier und Geisterseher zu enttarnen. Es ist ihm ein Bedürfnis, seit er als Kind einem Massaker entkommen ...

Lionel Page ist ein Reporter, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, Scharlatane, Möchtegernmagier und Geisterseher zu enttarnen. Es ist ihm ein Bedürfnis, seit er als Kind einem Massaker entkommen ist, als angeblich jemand einen Hexenzirkel abgeschlachtet hat. Doch als er von einer geheimnisvollen Frau namens Regina Dunkle damit beauftragt wird, ein verschollenes Manuskript von Edgar Allen Poe zu finden, ändert sich sein ganzes Leben. In New York wird er mit Magie, dunklen Mächten und lebensgefährlichen Situationen konfrontiert. Doch während er sich mit menschenfressenden Ghulen, Geistern und Todeszaubern herumschlägt, findet er nicht nur die Liebe, sondern auch Antworten auf jahrzehntelang verschüttete Fragen.

Eigentlich hätte das richtig großes Kino werden können, die Zutaten waren alle vorhanden. Mir haben sowohl die Idee als auch das Personal meistens gefallen. Allerdings war das Buch zu lang gezogen, es hätte zwischendurch ganz schöne Hänger. Und ich hätte auch gern auf die pseudophilosophischen Ergüsse bezüglich vegetarischer Ernährung verzichten können. Tu es (finde ich gut!) oder lass es (mir doch egal), aber texte nicht die LeserInnen mit irgendwelchen magischen Erklärungen zu. Dazu kam, dass mich gerade der Oberschurke wieder und wieder enttäuscht hat. Er hatte nicht mal eine wirkliche Agenda. Böses zu tun um Böses zu tun ist für mich echt kein Grund mehr, einen auf Oberschurken zu machen. Und dass er bei all seiner Macht immer seine Feinde laufen ließ: unlogisch. Völlig unlogisch. Auch der Schluss hat mich etwas unbefriedigt zurückgelassen. So kann ich zwar sagen, dass ich das Buch nicht ungern gelesen habe, mir jedoch mehr Stringenz, Logik und Straffung gewünscht hätte. Ich werde wohl Teil 2 nicht mehr lesen. 3.5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 21.04.2023

0017

Seventeen
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Es hat eine Weile gedauert, bis ich den Spruch "Wir sterben nicht. Wir lassen unser Leben." verstanden habe. Aber schlussendlich hat es doch Klick gemacht, denn genau das passiert, wenn man einen Weg wie ...

Es hat eine Weile gedauert, bis ich den Spruch "Wir sterben nicht. Wir lassen unser Leben." verstanden habe. Aber schlussendlich hat es doch Klick gemacht, denn genau das passiert, wenn man einen Weg wie 17 einschlägt, der sich auch manchmal Mister Jones nennt. Seventeen ist ein Auftragskiller, ein freiberuflicher dazu und vor allem der beste seiner Branche. Er hat aus Gründen - die er in Rückblicken erzählt - sein altes, normales Leben hinter sich gelassen. Um der Beste zu werden, muss man in diesem Job übrigens den Vorgänger erledigen. Nur ging das nicht, weil Sixteen irgendwann abgetaucht ist. Wenn Seventeen jetzt nicht Sixteen erledigt, wird irgendwann Eightteen auftauchen und ihn wegpusten - oder es versuchen. Auf seiner Jagd nach 16 versteht 17, dass sie alle nur Schachfiguren in einem großangelegten Spiel sind; und leider keine Offiziere, sondern nur Bauernopfer.

Ich bin so gar kein Fan von Spionagethrillern. James Bond geht mir am A... vorbei, bei Le Carré schlafe ich ein und die Bourne-Romane reizen mich null. Umso überraschter war ich, als mich die Leseprobe dieses Buches unverhofft gepackt hatte, sodass ich eben das ganze Buch lesen musste. Und ich habe es bis zum Schluss nicht bereut. Es ist eine völlig irre, rasante Story, bei der jedoch auch Themen angeschnitten werden, die ich mir absolut im real life vorstellen kann (ich spreche von der schmutzigen Rolle der USA in den letzten paar Kriegen und allgemein den dreckigen Geschäften aller Geheimdienste). Dazu kommt, dass der Schreibstil locker-flockig rüberkommt und sich das Buch trotz allem selbst nicht unbedingt ernstnimmt. Wer langweiligen Hurra-Patriotismus á la Winslow erwartet, wird wohl enttäuscht werden. Alle anderen: anschnallen, Popcorn und Cola bereitstellen, auf Kopfkino einstellen, Spaß haben.

Veröffentlicht am 20.04.2023

Kakeibo

3000 Yen fürs Glück
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Irgendwie finde ich es schon traurig, dass so ein Buch in Japan ein Nummer-1-Bestseller werden konnte. Er ist furchtbar oberflächig, gefühllos und langweilig. Es geht zum großen Teil um die Frauen einer ...

Irgendwie finde ich es schon traurig, dass so ein Buch in Japan ein Nummer-1-Bestseller werden konnte. Er ist furchtbar oberflächig, gefühllos und langweilig. Es geht zum großen Teil um die Frauen einer Familie: Großmutter, Mutter, zwei Enkelinnen. Und einen Bekannten der Großmutter, der ansonsten mit der Familie überhaupt keine Berührungspunkte hat. Alle fünf Perspektiven drehen sich um Geld, ums Geldausgeben und ums Sparen. Vielleicht ist das in Japan so, vielleicht kreisen die Gedanken aller Menschen wirklich permanent um dieses Thema, aber ich fand es anstrengend.

Das Problem, das ich wahrscheinlich auch hatte, ist, dass keine Person hier irgendwie sympathisch wirkte (außer Mihos gefeuerte Arbeitskollegin) und vor allem dass es bei niemanden in irgendeiner Form in die Tiefe ging. Man hatte beim Lesen das Gefühl, dass hier Stichpunkte ähnlich einer Einkaufsliste abgehakt wurden. Miho, check. Maho, check. Kotoko, check u. s. w. Hätte kein Name dagestanden, hätte es jede dieser Frauen sein können. Und der Bekannte von Kotoko mit seiner alternativen Lebensweise wurde irgendwie nur reingefeuert, ob die Leidensfähigkeit japanischer Frauen zu verdeutlichen? Ich weiß es nicht. Es war mir auch irgendwann gleichgültig, genau wie das ganze Buch.