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Veröffentlicht am 09.05.2022

Fernweh pur.

Danke, Afrika! Was ich zwischen Dschibuti und Marokko fürs Leben lernte.
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„Danke, Afrika“ kann mit einem lockeren Schreibstil überzeugen und es kommt beim lesen keinerlei Langeweile auf. Lena Wendt nimmt uns mit in das atemberaubende Afrika mit seinen vielen Facetten. Es ist ...

„Danke, Afrika“ kann mit einem lockeren Schreibstil überzeugen und es kommt beim lesen keinerlei Langeweile auf. Lena Wendt nimmt uns mit in das atemberaubende Afrika mit seinen vielen Facetten. Es ist ein wilder und wunderschöner Kontinent mit einer reichen Kultur, aber auch voller tragischer Schicksale. Ich finde Afrika unglaublich faszinierend und war selber schon dort und habe um so mehr Respekt vor der Autorin, die nach Afrika ausgewandert ist. Trotz all der Schönheit, die dieser Kontinent zu bieten hat, könnte ich mir nicht vorstellen selber dahin auszuwandern. Zu schwer ist das Leben dort und die meisten Afrika sind vom Schicksal gebeutelt. Ich fand es spannend Lena auf ihren Reisen zu begleiten und es gelingt ihr wunderbar dem Leser verschiedene Länder vorzustellen und gleichzeitig die menschlichen Schicksale in ihre Geschichte einzubringen.
Spannend fand ich auch zum ersten Mal in einem Buch den aktuellen Bezug zur Corona Pandemie zu sehen, denn diese hat Lena Wendt dazu gezwungen in Marokko ihre Reise zu unterbrechen. Doch anstatt nach Deutschland zurück zu kehren hat sie beschlossen Corona in Afrika auszusitzen. Eine Entscheidung, die wohl nur wenige Leute nachvollziehen könnten.
Als jemand, der selber schon in Afrika war muss ich zugeben, dass ich das Buch zwar toll fand, aber mir dieses Feeling für Afrika doch noch etwas gefehlt hat. Ich weiß nicht, ob jemand der noch nie dort war nur durchs lesen dieses Buches wirklich ein Gefühl für die Atmosphäre bekommen würde. Für Reiseliebhaber ist das Buch dennoch ein absolutes Muss! Bei mir ist direkt Fernweh aufgekommen und ich hätte am liebsten sofort meine Koffer gepackt, um zu meinem nächsten Abenteuer aufzubrechen.
Der Schreibstil ist wie bereits zu Anfang erwähnt gelungen und man hat das Buch viel schneller durch als man denkt, einfach weil es so leicht fällt in die Geschichte abzutauchen. Begleitet wird die Geschichte durch Fotos, die über das Buch verteilt zu finden sind. Für mich ein absolutes Muss bei Reisebüchern!

FAZIT
„Danke, Afrika!“ und danke Lena, dass du uns mit auf die Reise auf diesen wunderschönen und wilden Kontinent genommen hast. Ich fand es spannend Afrika gemeinsam mit der Autorin zu erkunden und es kam direkt Fernweh auf.

  • Einzelne Kategorien
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Veröffentlicht am 09.05.2022

Selbstwert. Selbstliebe. Selbstvertrauen.

Du bist mehr als genug
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Selbstwert. Selbstliebe. Selbstvertrauen. Diese drei Themen stehen im Mittelpunkt von „Du bist mehr als genug“. Ich habe mich bereits ein paar Mal an Ratgeber herangetraut und bisher keine guten Erfahrungen ...

Selbstwert. Selbstliebe. Selbstvertrauen. Diese drei Themen stehen im Mittelpunkt von „Du bist mehr als genug“. Ich habe mich bereits ein paar Mal an Ratgeber herangetraut und bisher keine guten Erfahrungen damit gemacht. Umso gespannter war ich auf das Werk von Sarah Desai, die unglaublich sympathisch herüberkommt und deren Internetpräsenz mir auch sehr gut gefällt. Der erste Eindruck hätte nicht besser sein können, denn das Cover ist ein absoluter Traum. Der Farbverlauf ist wunderschön gestaltet und das Buch ist ein echter Hingucker. Zudem ist es nicht zu dick und lässt sich gut nebenbei lesen. Man wird nicht mit Informationen überhäuft, was ich ebenfalls gut fand.

Das Buch eignet sich perfekt um ein wenig dazu zu lernen wie man sich selbst besser wertschätzt. Anstatt sich dabei selbst zu ernst zu nehmen und feste Regeln aufzustellen, ist das Buch vielmehr eine Quelle voller Hinweise und ein Begleiter auf der Reise zur Selbstliebe. Die Autorin bietet Anleitungen und Übungen, die den Leser auf den richtigen Weg leiten sollen.

Gegliedert ist das Buch in die drei Oberthemen Selbstwert, Selbstliebe und Selbstvertrauen Alle Themen sind dabei ähnlich aufgebaut und es finden sich immer wieder verschiedene Übungen. Mit Meditationen tue ich mir eher schwer, aber es war interessant die einzelnen Punkte durchzugehen und auszuprobieren. Die Autorin gibt zudem viele hilfreiche Tipps und führt den Leser mit einem sehr angenehmen Schreibstil durch das Buch.
Während andere Ratgeber sich auf wie komplizierte Fachbücher lesen oder so theoretisch geschrieben sind, dass sie sich nicht in die Praxis umsetzen lassen, setzt „Du bist mehr als genug“ auf praktische Hinweise und Übungen und die Autorin kommt dabei gleichzeitig sehr sympathisch herüber.

Das Buch ist nicht darauf angelegt, dass man sein Leben schlagartig ändert. Vielmehr ist es eine Hilfe dabei sich selbst mehr wertzuschätzen, indem man kleine Dinge im Alltag ändert. Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich kann es jedem empfehlen, der sich näher mit den Schlagpunkten Selbstwert, Selbstliebe und Selbstvertrauen auseinander setzen möchte.

Veröffentlicht am 22.03.2022

Interessante Idee, mangelhafte Umsetzung

Die Wächterinnen von New York
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Inhalt:
Städte sind lebendig und suchen sich einen Avatar, wenn sie erwachen. Doch als New York erwacht läuft etwas schief und es werden fünf Wächter bestimmt. Einen Wächter für jeden Bezirk und so könnten ...

Inhalt:
Städte sind lebendig und suchen sich einen Avatar, wenn sie erwachen. Doch als New York erwacht läuft etwas schief und es werden fünf Wächter bestimmt. Einen Wächter für jeden Bezirk und so könnten die einzelnen Wächter nicht unterschiedlicher sein. Manny ist genau so wie man sich Manhattan vorstellt. Brooklyn ist eine ehemlaige Rapperin. Bronx ist eine Kuration. Und natürlich haben wir auch noch Queens und Staten Island, die ihrem Klischee genau entsprechen. Gemeinsam müssen sie gegen einen Feind kämpfen, der begonnen hat die Stadt zu vergiften.

Review:
N.K. Jemisin war mir vorher nicht bekannt, aber das Cover und die Inhaltsangabe haben mich direkt angesprochen. Das Cover ist zwar schlicht gestaltet, wirkt allerdings ein wenig futuristisch und auch der Titel hat mich neugierig gemacht. Vom Inhalt her versprach es ein großartiges Buch zu werden und ich war neugierig wie die Verkörperung der Städte umgesetzt werden würde. Voller Spannung habe ich mich daher auf die Geschichte gestürzt aber wurde recht ernüchternd zurück gelassen. Die Umsetzung ist sehr woke und verliert sich komplett daran das Thema Rassismus und Diskriminierung unter dem Deckmantel einer Sci-Fi Geschichte umzusetzen.

„Die Wächterinnen von New York“ ist ein ziemlich schlechter Liebesbrief an New York selbst. Es wimmelt nur so vor Witzen und Bemerkungen, die wohl nur ein echter New Yorker verstehen kannund so fühlt sich der Leser schnell recht verloren und ich habe gemerkt wie mein Interesse immer wieder abgedriftet ist. New York wird regelrecht auf ein Podest gehoben und das war mir manchmal fast schon etwas zuviel. Auch der Schreibstil hat da wenig geholfen, da die Autorin einen recht ungewöhnlichen Stil hat und ich daher nicht so ganz in die Geschichte hineingefunden habe. Ein paar Anspielungen finde ich noch okay, aber wenn es so viele werden, dass es den Leser stört dann ist definitiv etwas falsch gelaufen. Es wirkt fast so als wollte die Autorin den Leser absichtlich außen vor lassen, wenn man die Stadt nicht gut genug kennt. Einige Dialoge strotzen nur so von Stereotypen und obwohl ich schon immer nach New York wollte, hat die Autorin mir irgendwann fast schon die Lust daran genommen selber mal nach New York zu reisen.

Wie bereits erwähnt spielt das Thema Rassismus und Diskriminierung eine wichtige Rolle, was ich grundsätzlich großartig finden würde, da es ein Thema ist das uns alle betrifft und als solches auch unbedingt angesprochen werden sollte. Allerdings ist die Darstellung von N.K. Jemisin so voller Klischees und Vorurteile, das es mir den Spaß am lesen genommen hat. Die Bewohner von Staten Island werden als kleingeistige Republikaner dargestellt. Zudem ist es mehr als auffällig, dass alle weißen Charaktere in der Geschichte schlecht sind und alle PoC Charaktere gut sind. Allgemein spielt das Thema Hautfarbe eine unglaublich große Rolle und ads erste was bei jedem Charakter erwähnt wird ist eben dies. Und das wird dann auch bis aufs kleinste Detail ausgeführt. Und es wird natürlich immer wieder erwähnt wie schlecht und rassistisch und böse jeder einzelne der weißen Charaktere ist. Damit zeigt sich die Autorin genau so ignorant wie die Leute, die sie selber mit ihren Aussagen kritisieren will.

N.K. Jemisin versucht eine tiefgründige Geschichte zu schreiben und scheitert daran. Die Geschichte geht nur sehr langsam voran und es passiert sehr lange gar nichts, wodurch ich mich mehrmals gelangweilt gefühlt habe und mich zwingen musste weiter zu lesen. Ich hatte auch das Gefühl als würde sie einige Charaktere im Laufe der Geschichte aus den Augen verlieren, nur um sich dann am Ende wieder daran zu erinnern um sie dann zwanghaft mit einzubringen. Der Bösewicht der Geschichte ist ein klassicher Bilderbuch Bösewicht. Sie ist abgrundtief böse, hat keinerlei Tiefe und wird dadurch einfach unglaublich blass und nichtssagend. Auch das Magiesystem ist nichtssagend und wenig durchdacht und macht teilweise tatsächlich einfach überhaupt keinen Sinn.

Show, Don’t Tell ...das dürfte mittlerweile jedem ein Begriff sein, aber die Autorin hat davon offensichtlich noch nichts gehört. Das fällt bereits nach wenigen Kapiteln auf und steigert sich immer weiter. Ich fand den Schreibstil wirklich sehr durchschnittlich. Zudem greift die Autorin sehr auf Umgangssprache zurück wenn es zu den Dialogen etc. kommt und das war mir stellenweise auch etwas zu viel.

Alles in einem ist die Grundidee wirklich super, aber die Umsetzung konnte mich leider nicht überzeugen. N.K. Jemisin hätte so viel mehr aus dieser Idee rausholen können. Die Handlung war leider viel zu langweilig und ich mochte keinen der Charaktere, wodurch ich auch nicht mitfiebern konnte.

Fazit:
Interessante Idee, aber eine mangelhafte Umsetzung. Wer Sci-Fi liebt sollte lieber zu anderen Autoren greifen und dieses Buch meiden.

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Veröffentlicht am 08.03.2022

Lacey Flint 1

Dunkle Gebete - Lacey Flint 1
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Ich muss zugeben, dass ich "Now You See Me" nur mitgenommen habe, weil mich der Jack the Ripper Aspekt so fasziniert hat. Jemand stellt die Morde des berühmtesten Serienkillers Londons nach? Da konnte ...


Ich muss zugeben, dass ich "Now You See Me" nur mitgenommen habe, weil mich der Jack the Ripper Aspekt so fasziniert hat. Jemand stellt die Morde des berühmtesten Serienkillers Londons nach? Da konnte ich einfach nicht widerstehen und so warf ich mich mitten in das Abenteuer von Lacey Flint. Die Inhaltsangabe und das Cover konnten mich direkt überzeugen, weshalb ich mit recht hohen Erwartungen an den Thriller gegangen bin. Letztendlich bin ich aber mit gemischten Gefühlen aus der Geschichte herausgegangen. Auch im Nachhinein liebe ich den Ansatz und halte es für eine großartige Idee den Mythos Jack the Ripper neu aufleben zu lassen. Neugierig habe ich die Ermittlungen verfolgt und mit jedem neuen Mord steigerte sich die Spannung. Die Auflösung hat mich überrascht, aber ich persönlich fand die Wendung sehr gelungen und unerwartet. Mein größter Kritikpunkt gilt allerdings den Charakteren, was für mich insofern problematisch war, als dass mir die Protagonisten und deren Entwicklung stets am wichtigsten sind.

CHARAKTERE
Im Mittelpunkt von "Now You See Me" steht Lacey Flint, eine aufstrebende Polizistin mit morbider Faszination für Serienkiller. Zunächst war ich wirklich begeistert von ihr und habe bereits über ihre Vergangenheit spekuliert, die zwar immer wieder angedeutet wird aber zunächst im Verborgenen bleibt. Ohne Zweifel ist Lacey ein sehr tougher Charakter, aber leider wurde ich mit ihr nicht wirklich warm. Ich konnte ihre Beweggründe zwar teilweise verstehen und habe mit ihr mitgefiebert. Allerdings konnte ich einfach keine Verbindung zu ihr aufbauen und fand sie auch nicht unbedingt extrem sympathisch. Selbst die Enthüllung ihrer Vergangenheit konnte daran nichts ändern. Ihre Handlungen konnte ich oftmals nicht nachvollziehen und stellenweise empfand ich Lacey als sehr egoistisch. Sie muss stets mit dem Kopf durch die Wand und während anderen Lesern gerade dies vielleicht gefallen wird, hat es mich einfach rasend gemacht, dass Lacey alles auf eigene Faust durchziehen musste und nie jemanden zu Rate gezogen hat.

Der größte Schwachpunkt von S.J. Bolton liegt für mich eindeutig in den Charakteren. Es gab keine einzige Figur, die mir ans Herz gewachsen ist, was ich bisher nur selten erlebt habe. Die Darstellung ist schwach und mir fehlte es an Tiefe und Widererkennungswert. Stellenweise konnte ich die Nebencharaktere nicht einmal auseinander halten, weil sie einem einfach nicht im Kopf bleiben wollen. Man wird mit zahlreichen Namen bombardiert, aber die Gesichter dahinter blieben mir verborgen. Selbst Dana Tulloch und Mark Joesbury, die neben Lacey zu den Hauptcharakteren zählen, waren für meinen Geschmack zu blass gezeichnet. Dana empfand ich zudem als stellenweise recht unsympathisch …womit Dana aber immerhin irgendeine Reaktion bei mir hervorrufen konnte. Natürlich steht sie als Kopf der Ermittlung im Vordergrund, aber ich hätte mir bei ihr einen engeren Zusammenhalt mit dem Team gewünscht. Ich liebe Thriller mit einer engen Teamdynamik und dies blieb in "Now You See Me" leider aus. Jedes einzelne Teammitglied hätte etwas mehr Aufmerksamkeit verdient und hätte sich die Autorin stärker der Charakterentwicklung gewidmet, wäre bestimmt ein großartiges Team dabei hervorgegangen.

Kommen wir zu Mark Joesbury, dem Undercover Agent. Er ist der klassische Love Interest und hat – so hart es klingen mag – keine andere Aufgabe. Dies fand ich unheimlich schade, weil er wirklich tolle Voraussetzungen mitgebracht hat und man viel daraus hätte machen können. Aber auch hier beschließt die Autorin oberflächlich zu bleiben. Teilweise fand ich seine Darstellung zudem sehr klischeehaft. Er verdächtigt Lacey, eilt ihr aber ständig zu Hilfe. In einem Moment ist er der strahlende Held, im nächsten das arrogante Arschloch. Irgendwie war das Gesamtpaket einfach nicht stimmig. Tolle Ansatzpunkte, schwache Umsetzung, was sich auf alle Charaktere übertragen lässt!

WELTENBAU
"Now You See Me" spielt in London und der Leser lernt dabei nicht nur die aktuellen Tatorte kennen, sondern erfährt durch die Ermittlungen einiges über die historischen Jack the Ripper Mordfälle, was ich unglaublich toll fand. Die Autorin bindet sehr viele Hintergrundinformationen ein und ich hab mir mehr als einmal gewünscht, dass noch mehr darauf eingegangen wird. Die Übertragung in unsere Zeit fand ich ebenfalls gelungen. Ich habe von Anfang an mitgefiebert und gerätselt was hinter den Morden steckt und natürlich wer den nun der Mörder sein konnte. Die Stärke von S.J. Bolton liegt eindeutig in dem Konstrukt des Falles. Der Leser durchlebt einige überraschende Wendungen und für mich blieb bis zum Showdown vieles unklar. Immer wieder bekommt man neue Informationen geliefert und wird mehr als einmal in die Irre geführt. Neben den Morden gibt es ein weiteres Geheimnis, das es zu klären gilt: Laceys Vergangenheit. Langsam tastet sich die Autorin an diese heran und auch hier erfahren wir erst ganz zum Schluss die ganze Tragweite. Obwohl mir all dies gut gefallen hat, bin ich mir unsicher inwiefern dies in den folgenden Teilen der Reihe gelungen aufgegriffen werden kann und ob es in Hinsicht auf die Fortsetzungen nicht vielleicht zu früh war bereits im ersten Teil alles aufzulösen.

Obwohl die Ermittlungen das Team durch ganz London führen, erschien es mir so als würde die Stadt doch eher im Hintergrund stehen. Die Handlungsorte werden nur kurz angeführt und man bekommt nicht wirklich das Gefühl selbst in der Stadt an der Themse zu sein. Lediglich die Beschreibungen rund um Camden fand ich gelungen und auch sehr stimmungsfördernd.

Nach dem Roman geht die Autorin in einem Nachwort noch mal auf die Jack the Ripper Morde ein und die verschiedenen Spekulationen. Dieses kurze Nachwort fand ich ganz passend und mich persönlich hat es neugierig gemacht noch mehr über die Morde aus dem Jahre 1888 zu erfahren.

SPRACHSTIL
S.J. Bolton schreibt sehr sachlich und präzise. Keine blumigen Umschreibungen, keine Schachtelsätze. Ich würde ihren Schreibstil als passend für einen Thriller beschreiben, aber auch als gewöhnlich. Während man einige Autoren bereits an ihrem Schreibstil erkennen kann, bleibt dies bei ihr aus. Zu ihrer Verteidigung muss ich aber auch sagen, dass ich es bei Thrillern nicht leicht finde mit einem eigenen Schreibstil aufzufallen. Obwohl auf die Morde ausführlich eingegangen wird, ist der Roman nicht zu blutig oder düster. Man erlebt keine seitenlange Gewalt und alles ist in Maßen beschrieben.

Der Leser erlebt "Now You See Me" aus verschiedenen Perspektiven, was mir bei Thrillern sehr gut gefällt, wobei man einige kurze Kapitel zeitlich und inhaltlich nicht immer ganz einordnen kann und man fragt sich mehrmals was diese Sichtweise zu bedeuten hat. Näher will ich darauf nicht eingehen um Spoiler zu vermeiden. Das Buch lässt sich leicht von der Hand lesen. Was mir jedoch mehrmals aufgefallen ist, sind die vielen britischen Polizeibegriffe. Das Rechtssystem und die Polizei sind in Großbritannien bekanntlich anders aufgebaut und da die Autorin selbst Britin ist, hat sie es wohl nicht für nötig gehalten einige Begriffe zu erklären. Für Leser außerhalb Großbritanniens führt dies gelegentlich zu kleinen Stolpersteinen.

COVER
Ich liebe das britische Hardcover! Für mich war es der Grund überhaupt erst zu dem Buch zu greifen. Es ist sehr dunkel gestaltet, man sieht eine weibliche Gestalt in einem alten Fabrikgelände sitzen und irgendwie gelingt es dem Cover bereits eine düstere Stimmung zu verbreiten. Meiner Meinung nach ist es wesentlich gelungener als das amerikanische Cover, welches lediglich eine Brücke mit Big Ben und der Themse zeigt ...absolut nichtssagend und wenngleich die Handlung in London spielt einfach nicht passend. An der Stelle will ich noch einwerfen, dass ich den deutschen Titel "Dunkle Gebete" ebenfalls sehr irreführend und unpassend finde, wohingegen das Original vor allem im Anschluss gleich auf mehreren Ebenen Sinn ergibt.

FAZIT
"Now You See Me" lässt die Jack the Ripper Morde neu aufleben und führt den Leser auf der Suche nach der Wahrheit mehrmals in die Irre. S.J. Bolton überzeugt mit der Konstruktion der Mordfälle und der undurchsichtigen Vergangenheit ihrer Heldin. Leider mangelt es den Charakteren allesamt an Tiefe und Widererkennungswert, was der Handlung einen Dämpfer versetzt. Mit Lacey Flint konnte ich mich nicht recht anfreunden und ich hoffe, dass sich die Autorin in den Fortsetzung stärker auf die Charaktere konzentriert und deren einzelnen Stärken und Schwächen mehr hervorhebt.

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Veröffentlicht am 08.03.2022

Lacey Flint 2

Dead End - Lacey Flint 2
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Bereits während ich "Now You See Me" gelesen hatte, musste ich mir die nächsten Teile der Lacey Flint Reihe bestellen. Denn obwohl mich der erste Band nicht komplett überzeugen konnte, war ich doch guter ...


Bereits während ich "Now You See Me" gelesen hatte, musste ich mir die nächsten Teile der Lacey Flint Reihe bestellen. Denn obwohl mich der erste Band nicht komplett überzeugen konnte, war ich doch guter Dinge und wollte unbedingt herausfinden wie es weitergeht. Meine Hoffnung war meine Kritikpunkte am Auftakt der Reihe in der Fortsetzung schwinden zu sehen, schließlich konnte mich Sharon Bolton vom Grundkonstrukt her durchaus überzeugen. Wie schon bei seinem Vorgänger trumpft die Autorin auch in "Dead Scared" mit einem großartig aufgebauten Fall, der diesmal sogar noch mehr Dunkelheit mit sich bringt. Zunächst wird dem Leser nicht ersichtlich was hinter all dem steckt und man fühlt sich oftmals selbst in einen Albtraum versetzt. So habe ich bis zum Ende mitgerätselt und wurde wieder einmal von der Autorin überrascht. Schließlich ist die Realität nur selten schlimmer als die Albträume! Was sich leider auch im zweiten Teil nicht ändern wollte war mein Verhältnis zu den Charakteren. Ich will einfach nicht warm mit ihnen werden, weshalb ich wirklich meine Schwierigkeiten mit der Reihe habe.

CHARAKTERE
Der zweite Fall für Lacey Flint. Und wieder hat sie mir ziemliches Kopfzerbrechen bereitet, denn ich hab mir gewünscht endlich eine Verbindung zu ihr aufbauen zu können, aber bin erneut daran gescheitert. Die Jack the Ripper Morde liegen nicht lang zurück und Lacey hatte keine Chance diese aufzuarbeiten. Mir hat es gut gefallen, dass die Autorin sich die Zeit nimmt noch mal darauf einzugehen und man als Leser spürt wie die Vergangenheit Lacey nicht loslassen will. Allerdings fand ich es fragwürdig, dass Lacey hier tatsächlich ins eiskalte Wasser geworfen wird und dann auch noch ohne jegliche Erfahrung in einen Undercover Einsatz geschickt wird. Dort kommt natürlich wieder einmal Mark Joesbury ins Spiel, der hinter all dem steckt. Um ehrlich zu sein fand ich das Zusammenspiel zwischen Lacey und Mark einfach grausam und ich habe mich oftmals in eine schlechte Tragödie versetzt gefühlt. Es ist mir ein Rätsel wie Mark all dies zulassen konnte und dann auch noch die Arroganz besitzt zu denken alles unter Kontrolle zu haben. Für mich ist das Verhältnis zwischen den beiden unglaubwürdig und nicht nachzuvollziehen. Die Endszene hat dieses Gefühl nur noch verstärkt und ich muss definitiv sagen, dass ich mir wesentlich mehr Arbeit an den Charakteren und deren Entwicklung gewünscht hätte. Lacey selbst stürzt sich – ohne aus ihren Fehlern in "Now You See Me" gelernt zu haben – wieder blindlings in jede Gefahr und verhält sich gewohnt egoistisch, stets in der Annahme alles selbst regeln zu können. Sie wird mehrmals darauf hingewiesen nicht auf eigene Faust zu ermitteln, aber genau das tut sie vom ersten Augenblick. Würde in diesem Buch ansatzweise Kommunikation zwischen den Charakteren herrschen, wäre die ganze Lage nicht nur wesentlich schneller geklärt gewesen sondern auch niemals so eskaliert.

In "Dead Scared" betritt mit Evi Oliver ein neuer Charakter die Bühne. Psychologin, Counselor und Dozentin in Cambridge. Sie bringt ihre eigene verzwickte Vorgeschichte mit sich und wie schon bei Lacey wird der Leser zunächst im Dunklen gelassen und erfährt erst im Laufe der Geschichte mehr über Evis Vergangenheit. Um ehrlich zu sein konnte ich keine Verbindung zu ihr aufbauen. Sie war mir nicht unsympathisch, aber ich mochte sie auch nicht sonderlich. Der psychische Terror dem Evi ausgesetzt ist fand ich sehr gut dargestellt, allerdings war es für mich nicht nachvollziehbar, dass sie nicht selbst herausgefunden hat welch übles Spiel mit ihr getrieben wird. Für mich ging sie als der schwächste Charakter aus der Geschichte heraus, der zwar großartige Ansätze mitbringt aber einfach nicht genug Aufmerksamkeit seitens der Autorin geschenkt bekommen hat.

Die Nebencharaktere fand ich besser ausgearbeitet als im ersten Teil, allerdings blieb mir auch hier niemand langfristig im Gedächtnis und so stellen für mich die Charaktere erneut den größten Kritikpunkt der Reihe dar.

WELTENBAU
Diesmal führt Sharon Bolton den Leser nach Cambridge und ich war wirklich begeistert von dem Setting. Bereits am Anfang des Romans findet der Leser eine Karte vom Campus und so was bekommt von mir immer direkt einen dicken Pluspunkt. Auch die Beschreibungen des Handlungsortes fand ich diesmal wesentlich gelungener und atmosphärischer. Nach dem ersten Teil war es zudem eine tolle Abwechslung Lacey in einem ganz anderen Umfeld zu erleben. Man erlebt das studentische Leben auf dem Campus und auch der immer wachsende Druck der auf den Studenten lastet findet seinen Platz. Allgemein behandelt "Dead Scared" kein sehr leichtes Thema. Selbstmord und mentale Krankheiten sind noch immer ein Tabuthema und mir hat es gut gefallen wie sich die Autorin dessen annimmt. Sie scheut nicht davor klare Worte zu finden, aber tut all dies mit großem Respekt vor den Betroffenen.

Der Leser findet sich diesmal in vielen außergewöhnlichen Szenen da, welche ich mal Traumsequenzen nenne. Manchmal fühlt man sich fast in eine mystische Horrorgeschichte versetzt, denn ein Großteil ergibt bis zur Auflösung nicht wirklich viel Sinn. Teilweise ist dies durchaus gut dargestellt, aber zwischenzeitlich bin ich auch arg über diese Szenen gestolpert. Selbst nachdem der Leser herausfindet was hinter allem steckt, blieben bei mir persönlich noch viele Fragen offen. Ich weiß nicht inwiefern die Autorin wirklich alles recherchiert hat und ich selbst habe mich auch nicht weiter damit beschäftigt, aber ich fand es doch fragwürdig, ob tatsächlich alles so aufgeht. Ich muss ihr aber definitiv zu Gute halten, dass mich das Ende sehr überrascht hat. Erneut erleben wir eine überraschende Wendung, die noch mal einiges auf den Kopf stellt und ich war geschockt, dass Sharon Bolton die Alpträume der Protagonistin mit der Realität übertrumpfen konnte. Im Gegensatz zum ersten Teil der Lacey Flint Reihe erleben wir diesmal einen gewaltigen Cliffhanger, der mich ziemlich geärgert hat, einfach weil er überhaupt nicht gepasst hat. Ich hatte das Gefühl die Autorin will krampfhaft noch mehr Spannung erzwingen, während ein klares Ende wesentlich besser gewesen wäre.

SPRACHSTIL
Sharon Bolton schreibt sehr schlicht und auf den Punkt gebracht. Kurze, klare Sätze und keine großartigen Umschreibungen. Ich mag es wenn ein Autor bildlich schreibt und ein wahres Kopfkino bei dem Leser auslöst. Meine Lieblingsthriller zeichnen sich durch einen Schreibstil aus, der eine düstere Atmosphäre übermittelt und Gänsehaut bei dem Leser hervorruft. Dies ist bei Sharon Bolton leider nicht der Fall. Trotzdem lässt sich das Buch flüssig lesen und man kommt gut durch die Geschichte. Die Kapitel sind erneut kurz und knapp gehalten. Das mag nicht jedem gefallen, ich fand es aber in dem Fall sehr passend. Die Sichtweise ändert sich ebenfalls häufig, springt zwischen der ersten und dritten Person hin und her und bietet dem Leser damit viel Abwechslung. Da ich teilweise meine Probleme mit dem Buch hatte, war dies für mich sehr hilfreich.

COVER
Ich liebe die Cover der gesamten Lacey Flint Reihe und da macht auch "Dead Scared" keine Ausnahme! Es ist dunkel gehalten und zeigt im Hintergrund eine junge Frau, die in einem abgerissenen und herunter gekommenen Raum steht. Ich mag die düstere Atmosphäre des Covers und den schlichten, großen Schriftzug. Wie schon bei seinem Vorgänger ist das britische Hardcover mein Favorit. Das amerikanische Cover finde ich etwas langweilig, wenngleich es mit dem dunkelblauen Himmel und dem Gebäude durchaus zu Cambridge passt. Das deutsche Cover hingegen ist absolut unpassend. Es passt weder zu seinem Vorgänger noch vermittelt es Atmosphäre, stattdessen reiht es sich ein in die lange Reihe nichtssagender Thrillercover.

FAZIT
"Dead Scared" ist eine solide Fortsetzung! Wieder einmal findet sich der Leser in einem spannenden Fall wieder, der viele Fragen aufwirft und am Ende mit überraschenden Wendungen auftrumpft. Die Charaktere sind leider nach wie vor der größte Schwachpunkt und können einfach nicht überzeugen. Es dauert zudem einiges an Zeit bis die Handlung Schwung aufnimmt. Wer knallharte Thriller liebt, sollte von Sharon Bolton lieber die Finger lassen.

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