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Veröffentlicht am 24.08.2025

Verwirrende Zwischentöne

Die Probe
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Meine Meinung
Die Probe von Katie Kitamura hat mich zwiespältig zurückgelassen. Die Ausgangssituation ist faszinierend. Eine Schauspielerin trifft in Manhattan auf einen jungen Mann, der behauptet, ihr ...

Meine Meinung
Die Probe von Katie Kitamura hat mich zwiespältig zurückgelassen. Die Ausgangssituation ist faszinierend. Eine Schauspielerin trifft in Manhattan auf einen jungen Mann, der behauptet, ihr Sohn zu sein, obwohl sie nie Kinder hatte. Diese Begegnung wirft ihr Leben aus der Bahn und bringt auch ihre Beziehung zu ihrem Mann ins Wanken.

Kitamura schreibt sehr zurückhaltend und konzentriert sich auf Zwischentöne, Blicke und unausgesprochene Gedanken. Das erzeugt eine subtile Spannung, die stellenweise wirklich fesselnd ist. Gleichzeitig bleibt vieles bewusst vage, was mich manchmal eher frustriert als neugierig gemacht hat. Ich hatte öfter das Gefühl, dass sich die Geschichte im Kreis dreht und sich nicht richtig auflöst.

Für mich ist "Die Probe" kein schlechtes Buch, aber auch keines, das mich restlos überzeugen konnte. Wer psychologische Feinheiten mag und bereit ist, viel zwischen den Zeilen zu lesen, findet hier sicherlich interessante Ansätze. Mir persönlich hat aber etwas mehr Klarheit und Entwicklung gefehlt.



Klappentext

Zwei Menschen treffen sich zum Mittagessen in einem Restaurant in Manhattan. Sie ist eine gefeierte Schauspielerin, die für eine bevorstehende Premiere probt. Er ist attraktiv und beunruhigend jung. Was die Schauspielerin anfangs für den Annäherungsversuch eines Fans hält, nimmt bald eine erstaunliche Wendung: Xavier behauptet nämlich, er sei ihr Sohn – dabei hat sie nie Kinder bekommen. Als im selben Moment auch noch ihr Mann Tomas, ein erfolgloser Schriftsteller, im Restaurant auftaucht, wird ihr klar, dass Xavier ihr Leben aus den Angeln heben kann.


Über die Autorin

Katie Kitamura, 1979 in Kalifornien geboren, ist eine amerikanische Schriftstellerin, Journalistin und Literaturkritikerin. Sie schreibt für zahlreiche Zeitungen, darunter The New York Times, Wired und The Guardian. Katie Kitamura lebt in New York. Bei Hanser erschienen ihre Romane »Trennung« (2017) und »Intimitäten« (2022).

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Veröffentlicht am 19.08.2025

Wenn das Ende einer Liebe alles verschlingt

Die Rosenschlacht
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Meine Meinung

Ich habe "Die Rosenschlacht" als eine bitterböse Komödie gelesen, die mich von Anfang an in ihren Bann gezogen hat. Was als Trennung beginnt, steigert sich schnell zu einem unerbitterlichen ...

Meine Meinung

Ich habe "Die Rosenschlacht" als eine bitterböse Komödie gelesen, die mich von Anfang an in ihren Bann gezogen hat. Was als Trennung beginnt, steigert sich schnell zu einem unerbitterlichen Kampf um Haus, Besitz und verletzten Stolz. Gerade dieses ständige Überbieten an Bosheiten nimmt ein erschreckendes Ausmaß an und macht den Roman so beklemmend wie faszinierend.

Mich hat besonders beeindruckt, wie Adler das gemeinsame Zuhause zum Schlachtfeld macht und wie die Dialoge sitzen wie Nadelstiche. Oft musste ich lachen, während mir gleichzeitig klar wurde, wie zerstörerisch dieser Krieg in Wahrheit ist. Manche Szenen sind bewusst überzeichnet, doch genau das hält die Spannung hoch. Ich war als Leser gefesselt, weil ich unbedingt wissen wollte, wer am Ende aufgibt und wie dieses gnadenlose Duell ausgeht.

Am stärksten bleibt für mich der Eindruck, dass hier nicht nur eine Ehe zerfällt, sondern ein ganzes Lebensmodell infrage gestellt wird. Das macht das Buch für mich zeitlos und absolut lesenswert.

Für alle die sowas wie "Gott des Gemetzels" mochten.


Klappentext

Jonathan und Barbara Rose sind das perfekte Paar. Sie leben in einem wunderschönen Haus voller wertvoller Antiquitäten, haben zwei wohlgeratene Kinder und in der Garage einen teuren Ferrari. Was wünscht man sich mehr? Doch als Jonathan plötzlich einen Herzinfarkt erleidet (oder zumindest glaubt, er habe einen), wird Barbara klar, dass sie mehr vom Leben möchte - ohne ihn. Es gibt nur ein Problem: Beide wollen das Haus. Und nun beginnt ein Krieg, in dessen Verlauf alles zerstört wird, was ihnen kurz zuvor noch ach so wichtig gewesen ist ...


Über den Autor

Warren Adler ist der Autor vieler erfolgreicher Romane und Kurzgeschichten, von denen mehr als ein Dutzend für die große Leinwand und das Fernsehen adaptiert wurden. DER ROSENKRIEG ist sein bekanntestes Werk, das 1989 mit Kathleen Turner, Michael Douglas und Danny DeVito verfilmt und für drei GOLDEN GLOBES (darunter für die beste Komödie) und den BAFTA-Award nominiert wurde.

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Veröffentlicht am 18.08.2025

Wenn Vergangenheit und Zukunft sich kreuzen

Die erste Bahn
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Meine Meinung

"Dies ist die erste Morgenstunde des 14. Novembers 2004. Und für jenen jungen Mann, der die letzten Stufen mit einem Sprung nimmt und zu einem Sprint ansetzt, wird diese Nacht für den ...

Meine Meinung

"Dies ist die erste Morgenstunde des 14. Novembers 2004. Und für jenen jungen Mann, der die letzten Stufen mit einem Sprung nimmt und zu einem Sprint ansetzt, wird diese Nacht für den Rest seines Lebens Gegenwart bleiben." (ZITAT)


"Die erste Bahn" hat mich sofort mit seiner bedrückenden Atmosphäre gepackt. Die menschenleere U-Bahn-Station mitten in der Nacht ist mehr als nur Schauplatz, sie wird zum Spiegel der Figuren. Kai Trollmann ist ein Charakter, der mich gleichzeitig abgestoßen und fasziniert hat. Sein Zynismus, sein Alkoholrausch, seine Wut – all das wirkt schonungslos echt und macht ihn greifbar, auch wenn er oft unsympathisch bleibt.

Die Begegnung mit Helen ist der Moment, in dem die Geschichte ihre eigentliche Kraft entfaltet. Aus einem banalen Warten wird ein psychologisches Ringen, das immer intensiver und unheimlicher wird. Veith schreibt direkt, roh und ohne Schnörkel, manchmal anstrengend, aber gerade dadurch glaubwürdig.

Am Ende hatte ich das Gefühl, eine einzige Nacht miterlebt zu haben, die alles verändert. Keine leichte Lektüre, aber eine, die hängenbleibt.


„„Die Chronologie ändert sich nicht gravierend. Und das Ergebnis gleicht sich an“, korrigiert Helen. „Es heißt, die Vergangenheit verhalte sich wie
eine zähflüssige Masse: Nimmt man einen Löffelvoll der Substanz heraus, so glättet sich die Stelle wieder von allein. Nach einem Eingriff rückt immer jemand oder irgendein anderes Ereignis in die Lücke. Danach ist das Geschehene nicht mehr genau so, wie es war; es fehlt schließlich etwas. Aber es ist wieder, na ja, eben chrono-logisch.““ (ZITAT)



Klappentext

Kai Trollmann verpasst die letzte U-Bahn. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als auf die erste Bahn des nächsten Morgens zu warten. Er bekommt Gesellschaft von Helen, einer älteren Frau.
„Ich bin deine Tochter. Ich komme aus der Zukunft. Und ich werde dich erschießen.“
Durch eine fatale Wendung werden sie gezwungen, die Zeit bis zur Ankunft der Bahn gemeinsam zu verbringen: Kai und seine mögliche Zukunft. Helen und das vergangene Leben mit ihrem Vater. Und eine Gegenwart, die alles verändern könnte.


Über den Autor

Markus Veith, am 5. März 1972 in Dortmund geboren, arbeitet seit 1997 als freischaffender Schauspieler und Autor.
Als Autor hält er regelmäßig Lesungen, produzierte Hörbücher und Hörspiele und wurde mit mehreren Preisen und Nominierungen geehrt. Seine Texte umfassen viele Genres, sowohl inhaltlich als auch stilistisch.

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Veröffentlicht am 18.08.2025

Augen, die nicht loslassen

Das Beste sind die Augen
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Meine Meinung

Für mich war dieses Buch eine Erfahrung, die mich gleichzeitig abgestoßen und fasziniert hat. Vielleicht ist das Buch auch nichts für schwache Nerven.Der Gedanke an Augen zieht sich wie ...

Meine Meinung

Für mich war dieses Buch eine Erfahrung, die mich gleichzeitig abgestoßen und fasziniert hat. Vielleicht ist das Buch auch nichts für schwache Nerven.Der Gedanke an Augen zieht sich wie ein Faden durch die Handlung. Was zuerst alltäglich und fast harmlos wirkt, wird nach und nach zu einer Obsession, die erschreckend konsequent durchgespielt wird.

Besonders beeindruckt hat mich, wie viele gesellschaftliche Themen in die Geschichte eingeflochten sind. Für mich geht es nicht nur um Körperhorror, sondern auch darum, wie eine Frau permanent in Rollen gepresst wird, wie rassistische Zuschreibungen wirken, wie Abhängigkeiten entstehen und wie schwer es ist, sich daraus zu lösen. Diese Ebenen wirken für mich nicht aufgesetzt, sondern treiben die Spannung an. Gerade das macht den Schrecken so greifbar, weil er nicht nur aus dem Unheimlichen kommt, sondern aus dem, was im Alltag schon da ist.Stark fand ich die Sprache. Sie wirkt auf den ersten Blick nüchtern, fast beiläufig, aber gerade dadurch entwickeln die Sätze eine Wucht. In den ruhigen Passagen bauen sich kleine Wiederholungen auf, die sich zu einem Unbehagen verdichten. Und wenn dann Gewalt geschildert wird, kommt sie umso härter an. Für mich war es genau diese Mischung aus psychologischem Druck und eruptiven Momenten, die das Buch intensiv gemacht hat. Es gibt Szenen, die wirklich brutal sind, aber sie stehen nie für sich allein, sondern hängen eng mit der inneren Logik der Figur zusammen. Die Sprecherstimme war angenehm und passend.


Klappentext

Nach der Trennung ihrer Eltern gerät Jiwons Leben ins Chaos – und der neue, selbstgefällige weiße Freund ihrer Mutter macht alles nur schlimmer, indem er sie und ihre Schwester fetischisiert und ihre Kultur verhöhnt. Jiwons Gedanken werden immer radikaler. Wie weit wird sie gehen, um ihre Familie zu retten?


Über die Autorin

Monika Kim ist eine koreanische Amerikanerin der zweiten Generation, die in Los Angeles' Koreatown lebt. Das Essen von Fischaugen und anderen koreanischen Aberglauben hat sie von ihrer Mutter gelernt, die 1985 aus Seoul nach Kalifornien eingewandert ist. »The Eyes are the best Part« ist ihr Debütroman.

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Veröffentlicht am 15.08.2025

Drei Leben zwischen Meer, Verlust und Neubeginn

Die Hummerfrauen
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Meine Meinung

Ich habe „Die Hummerfrauen“ als stillen, aber berührenden Roman erlebt, der drei Frauen aus unterschiedlichen Generationen zusammenführt.

Ann, Julie und Mina treffen in einem Hummerfischerdorf ...

Meine Meinung

Ich habe „Die Hummerfrauen“ als stillen, aber berührenden Roman erlebt, der drei Frauen aus unterschiedlichen Generationen zusammenführt.

Ann, Julie und Mina treffen in einem Hummerfischerdorf an der Küste von Maine aufeinander.

Was mich sofort gepackt hat, war die dichte Verbindung von Ort und Handlung. Die Hummerfischerei ist hier nicht nur Kulisse, sondern spiegelt die Kämpfe und Entwicklungen der Figuren.

Ann, die älteste, lebt zurückgezogen, hält aber in ihrer Küche einen blauen Hummer und öffnet sich nur langsam.

Julie kämpft sich nach einem schweren Unfall ins Leben zurück und ringt um Selbstvertrauen.

Mina sucht nach einem traumatischen Verlust einen neuen Halt.

Ihre Begegnungen entstehen ohne Pathos und doch mit spürbarer Wärme.

Die Sprache ist klar und gleichzeitig bildhaft, die Erzählweise wechselt zwischen Gegenwart und Vergangenheit und entfaltet so nach und nach das, was die drei verbindet. Für mich liegt die Stärke des Romans in der ruhigen Intensität und in der Art, wie er Themen wie Trauer, Freundschaft und Neubeginn behandelt.

Das Tempo ist gemächlich, manche Nebenfiguren bleiben im Hintergrund, doch gerade diese Zurückhaltung macht den Reiz aus. Mein Fazit: ein atmosphärischer und tiefgründiger Roman, der nicht laut auftritt, sondern lange nachwirkt.

Wer sich auf die leisen Töne einlassen kann, wird hier viel finden.

Klappentext

Die Sommer ihrer Kindheit verbrachte Mina jedes Jahr auf einer kleinen Insel in Maine, gemeinsam mit ihren Eltern und dem großen Bruder. Auf Eagle Island fühlte sich das Leben frei und leicht an: Mina streifte mit dem Fischerjungen Sam durch die Kiefernwälder, sammelte Muscheln und Vogelfedern, während die Erwachsenen die Tage am Strand und auf Gartenpartys vorbeiziehen ließen. Doch ein schicksalhafter Sommertag veränderte alles, die Wege von Mina und Sam trennten sich.

Nun, fast zwanzig Jahre später, ist Minas Familie durch den plötzlichen Tod des Bruders zerbrochen. Sie hat allen Halt verloren, auch sich selbst ist sie fremd geworden. Und sie weiß: Ihre Suche nach sich selbst muss an jenem Ort beginnen, an dem sie zum letzten Mal glücklich war. In Maine, so hofft sie, wird sie endlich herausfinden, warum die Familie die Insel nach diesem Sommer für immer verließ und nie wieder zurückkehrte.

Mina strandet in einem Hummerfischerdorf bei den beiden Fischerinnen Ann und Julie. Die 72-jährige Ann lebt seit der Trennung von ihrer Lebensgefährtin allein in einem großen Haus am Wasser, nur ein seltener blauer Hummer namens Mr. Darcy leistet ihr Gesellschaft. Julie ist Mitte 50 und musste sich ihren Platz in der männlich geprägten Dorfgemeinschaft hart erkämpfen. Sie packt an, wo es nötig ist und nimmt kein Blatt vor den Mund, aber ihre Gefühle für den Fischer Nat kann sie aufgrund alter Verletzungen nicht zulassen.

Mit Ann und Julie fährt Mina hinaus aufs Meer, von ihnen erfährt sie Wärme und ein noch nie gekanntes Gefühl von Zugehörigkeit. Dann begegnet sie jedoch Sam wieder. Die tiefe Verbindung aus Kindheitstagen ist vom ersten Moment an wieder spürbar: Mina und Sam verlieben sich leidenschaftlich ineinander. Aber auch Sam kämpft mit seiner Vergangenheit, denn auch seine Familie war nach jenem schicksalhaften Sommer nicht mehr die, die sie einmal war.


Über die Autorin

Beatrix Gerstberger, geboren 1964, ist freie Autorin für ›Brigitte‹, ›Stern‹ und ›Geo‹. Sie schrieb den SPIEGEL-Bestseller ›Keine Zeit zum Abschiednehmen‹ über den frühen Tod ihres Partners und die Geschichten von weiteren jungen Witwen vor 20 Jahren, als sie für sechs Monate in einem Hummerfischerdorf in Maine lebte. Viele Jahre später kehrte sie an diesen Ort zurück, fuhr mit Hummerfischerinnen hinaus aufs Meer und sprach mit ihnen über das Leben, über Verluste, Trauer und das Weitermachen. Daraus entstand die Idee für diesen Roman. Beatrix Gerstberger lebt in Hamburg.

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