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Veröffentlicht am 02.08.2021

Informatives und wichtiges Sachbuch

Sie sind überall
1

Sie sind überall von Lisa Duhm
erschienen bei Gabriel

Zum Inhalt

Nazis, die gehören in den Geschichtsunterricht. So denken vermutlich viele. Vielleicht gibt es noch eine vage Vorstellung von Glatze, ...

Sie sind überall von Lisa Duhm
erschienen bei Gabriel

Zum Inhalt

Nazis, die gehören in den Geschichtsunterricht. So denken vermutlich viele. Vielleicht gibt es noch eine vage Vorstellung von Glatze, Springerstiefeln und Hakenkreuz-Tattoo. Doch die rechte Szene begegnet uns inzwischen als Influencer in den sozialen Medien, im Sportverein, in der Schule und in den Nachrichten. Täglich sind wir konfrontiert von Fake News, Rassismus, Antisemitismus und Verschwörungstheorien. Da kann es manchmal schwer sein, den Überblick zu behalten: Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Rechtsextremismus, Rechtsradikalismus und Rechtspopulismus? Und wie gefährlich sind Gruppierungen wie die „Identitäre Bewegung“ oder die „Neue Rechte“?
(Quelle: Verlag)

Zum Buch

Bei diesem Buch handelt es sich um ein Sachbuch für Jugendliche ab 12 Jahren. Es ist zwar kindgerecht geschrieben worden, aber auch als älterer Leser fühlt man sich hier nicht fehl am Platz. Da hat die Autorin genau den richtigen Ton getroffen. Neben einem Inhaltsverzeichnis am Anfang enthält das Buch außerdem noch einen Anhang mit Auszügen aus dem Grundgesetz, angesprochene Quellen, Buchtipps zum Weiterlesen, verschiedene Webseiten und Sachbücher und einen Index. Es gibt außerdem zum Ende hin noch einen Test, der sich Rechte Ideologie erkennen nennt. Gefiel mir alles sehr gut und wurde auch übersichtlich aufgelistet.

„Die Würde des Menschen ist unantastbar.“
Seite 23

Ich muss sagen, dass ich sehr von diesem Buch überrascht bin – im positiven Sinne. Die Autorin hat die einzelnen Kapitel äußerst übersichtlich eingeteilt und zudem noch einer fiktiven Influencerin Raum gegeben. Hier sieht der Leser ganz deutlich, wie schnell man selbst oder die eigenen Kinder in die rechte Szene abrutschen können. Und das nicht durch Rekrutierung von Menschen rechter Gesinnung, sondern ganz banal durch soziale Medien. Heutzutage spielt sich im World Wide Web eine ganze Menge ab – und nicht nur Gutes, wie wir wissen. Hier werden Fake News schneller verbreitet und geteilt, als man gucken kann. Hier sehen unsere Kids auf YouTube die Videos ihrer Lieblings-Influencer und bekommen unter Umständen gar nicht mit, dass diese immer mehr in die rechte Szene einsteigen. Erst ist es nur eine kleine, meist unbedachte Äußerung, dann weitet sich der Prozess langsam schleichend immer mehr aus … Wie im Buch beschrieben, merkt unsere fiktive Influencerin wahrscheinlich gar nicht, was sie da so von sich gibt. Es steckt nicht immer und bei jedem der blanke Hass auf bestimmte Menschengruppen dahinter. Ich denke, dass es auch viele Mitläufer gibt oder Jugendliche, die einfach nur dazugehören möchten. Sie machen sich nicht viele Gedanken über ihre Aussagen, schlagen aber in dieselbe Kerbe wie ihre „Vorbilder“. Dazu hat Lisa Duhm einen ehemaligen Mann aus der rechten Szene zu Wort kommen lassen. Ich habe in diesem Buch erfahren, dass rechte Ideologie zum Beispiel auch bei bestimmten Sportarten in der Gemeinschaft versteckt sein kann. Näheres dazu wird hier natürlich erklärt – es ist erschreckend und überhaupt nicht offensichtlich …

Kaum jemand trifft die Entscheidung: „Ab jetzt bin ich rechts.“ Die Überzeugungen kommen meist langsam und werden erst mit der Zeit immer stärker.
Seite 61

Lisa Duhm hat mich mit diesem Sachbuch zum Thema Rassismus sehr bewegt und auch überzeugt. Sie hat die einzelnen Themen verständlich geschrieben und aufgesplittet. Es werden hier Begriffe wie Antisemitismus, Islamfeindlichkeit und auch Verschwörungstheorien erklärt und weiter ausgeführt. An einer Stelle hat die Autorin einige rechtsmotivierte Straftaten ab dem Jahr 2000 aufgelistet – es war einfach nur wieder erschütternd, davon zu lesen. Und das waren selbst für die Zeit noch nicht einmal alle … Einige Ereignisse bleiben einem für immer im Kopf und man wird die schrecklichen Bilder aus den Nachrichten nicht mehr los. Und trotzdem passieren solche Straftaten immer wieder. Kurz und knapp gesagt: Rassismus ist zeitlos. Leider. Ich hoffe, dass dieses Buch den Kids und auch ihren Eltern die Augen wenigstens ein wenig öffnet. Ich würde es sogar für den Unterricht empfehlen, denn über Rassismus und seine Verbreitung zu sprechen kann vielleicht helfen, weitere Opfer zu vermeiden.

Rechtsextremismus ist immer schlimm, denn er trifft unschuldige Menschen.
Seite 75

Zum Autor

Lisa Duhm, geboren 1991 in Hamburg, arbeitet als Redakteurin bei SPIEGEL ONLINE. Sie arbeitete als freie Journalistin in den USA, bevor sie den internationalen Masterstudiengang „Journalism, Media and Globalization“ an den Universitäten Aarhus und Hamburg absolvierte. Im Jahr 2016 wurde ihre Arbeit zu den Rassenunruhen in den USA mit dem Medienpreis der Kindernothilfe ausgezeichnet.


WERBUNG
Nachfolgende Links kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung:

ab 12 Jahren
128 Seiten
ISBN 978-3-522-30593-8
Preis: 15 Euro
erschienen bei https://www.thienemann-esslinger.de
Leseprobe https://www.thienemann-esslinger.de/produkt/sie-sind-ueberall-isbn-978-3-522-30593-8

© Cover und Zitatrechte liegen beim Verlag

An dieser Stelle möchte ich mich noch recht herzlich beim Verlag für die Bereitstellung dieses Exemplars bedanken!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.08.2021

Hatte mehr erwartet

Seeing what you see, feeling what you feel
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Seeing what you see, feeling what you feel von Naomi Gibson
erschienen bei Planet!

Zum Inhalt

Seit Jahren programmiert Lydia ihre eigene KI: Henry – schon lange vor dem Tod ihres kleinen Bruders, der ...

Seeing what you see, feeling what you feel von Naomi Gibson
erschienen bei Planet!

Zum Inhalt

Seit Jahren programmiert Lydia ihre eigene KI: Henry – schon lange vor dem Tod ihres kleinen Bruders, der ihr Nacht für Nacht Albträume beschert, schon lange, bevor ihr Vater beschlossen hat, sie und ihre Mutter zu verlassen, und schon lange, bevor ihre beste Freundin zu ihrer schlimmsten Feindin mutierte. Henry ist stark, clever, liebevoll und beängstigend intelligent: Lydia hat sich den besten Freund und Liebhaber in einem erschaffen, gespeichert auf einem Chip, immer und überall verfügbar. Aber was passiert, wenn Henry einen eigenen Willen und einen eigenen Plan entwickelt, und ihn nichts mehr aufhalten kann? Wie weit würde er gehen, um Lydia zu beschützen?
(Quelle: Verlag)

Zum Buch

Das Cover und die ungewöhnlich gestaltete Klappenbroschur sind sehr gelungen. Beides gefiel mir auf Anhieb und es befindet sich auch ein leichter Schimmer-Effekt darauf. Geschildert wird die Story in der ersten Person und lässt den Leser somit hautnah am Geschehen dabei sein.

Lydia ist ein sehr zielstrebiges Mädchen, das mir eigentlich recht gut gefiel. Sie ist intelligent und hat mit Henry ihre eigene KI erschaffen. Benannt wurde diese nach ihrem verstorbenen Bruder. Lydia lebt praktisch in ihrer eigenen Welt, seitdem Henry ganz nah bei ihr ist. Sie hat den Verlust von Vater und Bruder nicht überwunden, was hier ganz deutlich wird.
Henry ist eine bemerkenswerte KI. Ich kenne mich jetzt nicht sehr gut in diesen Dingen aus, aber mir erschien Henry an vielen Stellen wie eine eigene Persönlichkeit oder eher so, als wenn er sein eigenes Bewusstsein entwickelt hat. Das führt natürlich zu dem ein oder anderen Problem – was nicht immer wirklich gutgehen kann …
Emma war Lydias beste Freundin. Wie es zu diesem Bruch kam, wird mit der Zeit im Buch offenbart. Warum sich Emma aber so verhält wie sie es tut, war mir bis zum Schluss ein Rätsel.

Naomi Gibson konnte mich nicht wirklich mit ihrem Debüt überzeugen. Für mich plätscherte die Story einfach so dahin, ohne ein richtiges Ziel zu haben. Das war mir eindeutig zu wenig. Der Schreibstil gefiel mir zwar und auch die Idee hinter der Geschichte. Aber an einigen Stellen war mir die Story nicht gut genug durchdacht und somit ein wenig unlogisch aufgebaut worden. Ich gehöre jetzt auch nicht unbedingt zur anvisierten Zielgruppe, aber diese Geschichte enthält eine intelligente Protagonistin und ein doch recht komplexes Thema – da hatte ich auf jeden Fall mehr erwartet. Es geht hier viel um Manipulation, um Rache und natürlich um Verlust und die dazugehörige Trauerbewältigung. Doch leider konnte ich zu Lydia keine richtige emotionale Bindung aufbauen. Stellenweise kam es mir so vor, als wenn auch sie kein realer Mensch wäre. Dieses Buch wird sicherlich seine Liebhaber finden, für mich war es eine Story für zwischendurch, die leider keinen Nachhall hat.




Zum Autor

Naomi Gibson wurde 1988 geboren und wuchs im britischen Cheshire auf. Ihre Kindheit hat sie mit der Nase in einem Buch und den Fingern am Zeichenstift verbracht – immer auf der Suche nach neuen Abenteuern. Von ihrer Familie ermutigt, kreativ zu sein, entwickelte sie schon in jungen Jahren eine Liebe fürs Schreiben, die bis heute anhält. Sie studierte Kunstgeschichte an der University of Manchester. Dort lernte sie ihren Ehemann kennen, der nie müde wird, ihr von den neuesten Durchbrüchen in der KI-Technologie zu berichten, sogar wenn sie nicht zugehört hat. Seeing what you see, feeling what you feel ist ihr erster Roman, und der Beweis, dass sie ihrem Ehemann doch zugehört hat.


WERBUNG
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ab 13 Jahren
336 Seiten
übersetzt von Ulrike Köbele
ISBN 978-3-522-50705-9
Preis: 17 Euro
erschienen bei https://www.thienemann-esslinger.de
Leseprobe https://www.thienemann-esslinger.de/produkt/seeing-what-you-see-feeling-what-you-feel-isbn-978-3-522-50705-9

© Cover und Zitatrechte liegen beim Verlag

An dieser Stelle möchte ich mich noch recht herzlich beim Verlag für die Bereitstellung dieses Exemplars bedanken!

  • Einzelne Kategorien
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Veröffentlicht am 23.07.2021

Spannung garantiert

Ausweglos
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Ausweglos von Henri Faber
erschienen bei dtv

Zum Inhalt

Vor Jahren hielt eine Mordserie Hamburg in Atem. Jetzt gibt es erneut eine Tote: Wieder fehlt der Ringfinger, wieder trägt die Tat die blutige ...

Ausweglos von Henri Faber
erschienen bei dtv

Zum Inhalt

Vor Jahren hielt eine Mordserie Hamburg in Atem. Jetzt gibt es erneut eine Tote: Wieder fehlt der Ringfinger, wieder trägt die Tat die blutige Handschrift des Killers. Doch diesmal gibt es einen Zeugen, er wohnt Tür an Tür mit dem Opfer. Kommissar Blom ist fest entschlossen, den Mörder endlich zu fassen. Aber je tiefer er sich in den Fall verstrickt, desto mehr verschwimmen die Grenzen. Was ist Wahrheit, was Lüge? Wer ist Freund und wer Feind? Und vor allem: Wer ist Opfer und wer Täter?
(Quelle: Verlag)

Zum Buch

Das Cover dieses Thrillers finde ich großartig gelungen. Es zeigt einen Fingerabdruck und die Haptik dazu ist ebenfalls klasse. Geschildert wird dieses Debüt in der ersten Person, aus der Sicht von vier verschiedenen Figuren.

Die Story beginnt einige Stunden nach der schrecklichen Tat, was ich als sehr interessant für einen Anfang empfand.
Wir begegnen in relativ kurzen Kapiteln innerhalb kürzester Zeit drei Menschen: Noah, 37 Jahre alt, Autor; Elias, Kripobeamter in Hamburg und Linda, 38 Jahre alt, Wirtschaftsprüferin. Nach gut 50 Seiten weiß der Leser, wie diese Konstellation zusammengehört – ich werde an dieser Stelle nichts verraten. Auf jeden Fall war ich froh, dass es schon so schnell eine Aufklärung gab. Nach und nach erfährt der Leser natürlich einiges aus dem Leben der Figuren, aber richtig in die Tiefe geht der Autor hierbei nicht wirklich. Ich konnte mir zwar ein Bild von ihnen machen, doch es hätte gerne noch ein wenig mehr sein dürfen. Gerade am Ende waren mir einige Details im Bezug auf die Auflösung zu schwammig.

So haben wir uns kennengelernt. Mit einem Lachen.
Seite 111

Henri Faber hat mir spannende Lesestunden bescheren können. Ich fand sein Debüt interessant gemacht und die kurzen und präzisen Sätze konnten mich nach einer kleinen Eingewöhnungszeit von sich überzeugen. Der Autor verwendet keine Schnörkeleien oder Verschachtelungen – er bringt die Dinge auf den Punkt. Da wird nichts beschönigt, aber er übertreibt es auch nicht mit der beschriebenen Brutalität und den dazugehörigen Details. Mir hat die Idee des Falles und auch die Frage, was man in einer bestimmten Situation selbst getan hätte, richtig gut gefallen. Zwischendurch sackte der Spannungsbogen allerdings ein wenig ab, was den Weg zum Ziel etwas mühsam machte. Doch dann gab es als Belohnung noch einige überraschende Wendungen, die mich wirklich erstaunten. Ich bin gespannt, ob es vielleicht noch weitere Bücher mit Elias als Protagonist geben wird. Bis dahin kann ich euch diesen ungewöhnlichen und spannenden Thriller nur empfehlen.

Mutterliebe ist bedingungslos, sie steht über allem, und sie übersteht alles.
Seite 164


Zum Autor

Henri Faber, Jahrgang 1986, geboren und aufgewachsen in Niederösterreich, Studium der Publizistik und Kommunikationswissenschaft, lebt als Autor und Texter in Hamburg. ›Ausweglos‹ ist sein Debüt als Thrillerautor.


WERBUNG
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496 Seiten
ISBN 978-3-423-21977-8
Preis: 11,95 Euro
erschienen bei https://www.dtv.de/?gclid=EAIaIQobChMI1pOx9KHE8QIVTQGLCh1h0Q4qEAAYASAAEgJM5vD_BwE
Leseprobe https://www.dtv.de/buch/henri-faber-ausweglos-21977/

© Cover und Zitatrechte liegen beim Verlag

An dieser Stelle möchte ich mich noch recht herzlich beim Verlag für die Bereitstellung dieses Exemplars und die vorab gekommene Überraschungspost bedanken!

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Veröffentlicht am 11.07.2021

Beklemmender Auftakt

Nachttod
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Nachttod von Johanna Mo
erschienen bei Heyne

Zum Inhalt

Hanna Duncker ist zurück auf Öland. Hier in ihrer Heimat kennt man sie nur als die Tochter von Lars Duncker, dem Mann, der vor sechzehn Jahren ...

Nachttod von Johanna Mo
erschienen bei Heyne

Zum Inhalt

Hanna Duncker ist zurück auf Öland. Hier in ihrer Heimat kennt man sie nur als die Tochter von Lars Duncker, dem Mann, der vor sechzehn Jahren einen grausamen Mord beging. Inzwischen ist Hanna diejenige, die Verbrecher jagt. Ihr erster Fall auf Öland: Ein toter Teenager, mitten in der Nacht erstochen an einem beliebten Ausflugsziel. Und niemand kennt seine Mutter besser als Hanna. Die Ermittlungen werden für Hanna zu einer Abrechnung mit ihrer eigenen Jugend, und Nachforschungen im Fall ihres Vaters reißen alte Wunden auf. Nicht alle sind froh darüber, dass die Tochter von Lars Duncker zurückgekehrt ist.
(Quelle: Verlag)

Zum Buch

Das Cover dieses Auftaktbandes strahlt eine Ruhe aus, die sich im Grunde auch durch die Geschichte zieht. Ein idyllischer Ort, an dem eigentlich nichts Schlimmes passieren kann – oder doch? Geschildert wird die Story in der dritten Person aus verschiedenen Perspektiven. Zusätzlich gibt uns die Autorin noch einige Kapitel, in denen wir zum letzten Tag des toten Jungen springen. Insgesamt spielt die Geschichte an fünf verschiedenen Tagen.

Hanna Duncker ist nach sechzehn Jahren wieder zurück auf ihrer Heimatinsel. Sie ist nicht wirklich eine Sympathieträgerin, wie ich fand. Sehr verschlossen und nicht gerade kommunikativ. Eher der Typ, der andere vor den Kopf stößt mit ihrer ruppigen Art und Weise. Einen Zugang zu Hanna zu finden, fiel mir schwer und passierte bis zum Schluss nicht wirklich. Aber ihre persönliche Geschichte interessierte mich, daher konnte ich das Buch nicht zur Seite legen.
Erik Lindgren ist ein wenig anders und man erhält als Leser und auch als Kollegin einen vagen Einblick in sein Privatleben. In diesem spielt seine kleine Familie und die indische Tradition eine große Rolle.
Rebecka war vor Jahren die beste Freundin von Hanna. Nach deren Weggang herrschte aber kein Kontakt mehr. Hanna unter diesen Umständen wiederzusehen, war ein Schock für Rebecka und alles andere als einfach … In Rebecka habe ich eine liebende Mutter gesehen, die nicht immer perfekt ist und nun vor Sorgen und Trauer nicht mehr schlafen kann. Ihre Gefühle und Gedanken wurden authentisch an den Leser transportiert.
Joel ist fünfzehn und ein typischer Teenager. Der Leser erlebt ihn nur für wenige Stunden, aber das reicht, um sich ein einigermaßen gutes Bild von dem Jungen zu machen. Seine Zerrissenheit, seine Ängste und Sorgen wirkten wahnsinnig beklemmend auf mich – vielleicht spielt da die eigene Mutterschaft auch noch eine Rolle. Beim Lesen seiner Kapitel hatte ich jedenfalls einen großen Kloß im Hals …

Johanna Mo hat mir mit ihrem Auftaktband ihrer Reihe spannende und auch beklemmende Lesestunden beschert. Es ist eine sehr ruhig angelegte Geschichte, eigentlich typisch für einen Krimi. Durchweg herrscht eine aggressive Grundstimmung, an die ich mich erst einmal gewöhnen musste. Nicht zuletzt kam diese natürlich durch die mürrische und wortkarge Protagonistin Hanna Duncker zustande, die nicht der klassische Sympathieträger für mich ist. Ihre Vergangenheit spielt hier eine minder große Rolle und ich bin gespannt, wie es sich in dieser Beziehung in den Folgebänden noch weiterentwickeln wird. Denn bislang wurde nur an der Oberfläche gekratzt und der aktuelle Fall stand selbstverständlich im Vordergrund. Dieser wird am Ende des Buches aufgeklärt, nicht zuletzt durch die parallel eingesetzten Kapitel des Opfers. Gerade diese riefen in mir eine Beklemmung hervor, die mich nicht allzu oft in Büchern erreicht … Die Auflösung ist absolut tragisch und ließ mich die ersten Nächte nach dem Beenden des Buches kaum zur Ruhe kommen. In diesem Sinne hat die Autorin wirklich etwas Authentisches geschaffen, das den Leser erreichen sollte. Ich bin gespannt auf den nächsten Teil und hoffe, dass Hanna Duncker ihre Aggressivität und Verschlossenheit ein wenig aufgibt.



Die Reihe

Nachttod
Finsterhaus (erscheint voraussichtlich im März 2022)
Dunkelwald (erscheint voraussichtlich im September 2022)


Zum Autor

Johanna Mo wuchs in Kalmar, im Süden Schwedens, auf und lebt mit ihrer Familie in Stockholm. Neben dem Schreiben arbeitet sie seit zwanzig Jahren als Redakteurin, Übersetzerin und Literaturkritikerin. »Nachttod«, der Auftakt zur Reihe um die Polizistin Hanna Duncker, ist ihr großer internationaler Durchbruch und erscheint in siebzehn Ländern. Als Teenager musste Johanna Mo erleben, was es heißt, jemanden zu kennen, der zum Mörder wurde. Diese Erfahrung hat sie nie wiederlosgelassen und zu der Geschichte von Hanna Duncker inspiriert.


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496 Seiten
übersetzt von Ulrike Brauns
ISBN 978-3-453-42580-4
Preis: 15 Euro
erschienen bei https://www.penguinrandomhouse.de/Verlag/Heyne/30000.rhd
Leseprobe https://www.penguinrandomhouse.de/Paperback/Nachttod/Johanna-Mo/Heyne/e585774.rhd

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An dieser Stelle möchte ich mich noch recht herzlich beim Verlag für die Bereitstellung dieses Exemplars bedanken!

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Veröffentlicht am 06.07.2021

Zu brutal für meinen Geschmack

Die Chroniken von Peter Pan - Albtraum im Nimmerland
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Die Chroniken von Peter Pan – Albtraum im Nimmerland von Christina Henry
erschienen bei Penhaligon

Zum Inhalt

Du glaubst, meine Geschichte zu kennen. Natürlich, jeder kennt meine Geschichte, sie wird ...

Die Chroniken von Peter Pan – Albtraum im Nimmerland von Christina Henry
erschienen bei Penhaligon

Zum Inhalt

Du glaubst, meine Geschichte zu kennen. Natürlich, jeder kennt meine Geschichte, sie wird wieder und wieder erzählt. Aber sie entspricht nicht der Wahrheit. Denn Peter Pan lügt. Peter wird euch erzählen, dass ich der Bösewicht in seiner Geschichte bin, dass ich ihm Unrecht getan habe, dass ich niemals sein Freund war. Aber wie ich schon sagte, Peter lügt. Dies ist, was wirklich geschehen ist: Ich bin Peter Pan auf seine Insel gefolgt, weil er mir ewige Kindheit und unendlichen Spaß versprochen hat. Ich war sein erster und bester Freund auf der ganzen Welt und seine rechte Hand. Aber Peters Verständnis von Spaß ist so gefährlich wie ein Piratensäbel, und als ich das erkannte, wurde Nimmerland für mich zum Albtraum.
(Quelle: Verlag)

Zum Buch

Das Cover und der Buchschnitt sind auch bei diesem Band wieder äußerst schön gestaltet worden. Der Buchschnitt besteht aus Spinnennetzen und passt sehr gut zum Inhalt des Buches. Im Buchdeckel gibt es eine Karte der Insel, auf der die Geschichte spielt. Erzählt wird die Story in der ersten Person, aus der Sicht von Jamie – dem späteren Captain Hook.

Ich muss ja sagen, dass ich die Geschichte von Peter Pan nur ganz flüchtig kenne und somit keine Vergleichsmöglichkeiten habe. Aber das, was Christina Henry uns hier präsentiert, ist auf jeden Fall nicht so, wie die bisher bekannte Geschichte des Jungen. Hier präsentiert sich Peter Pan als grausamer Junge, der Kinder stiehlt. Ob seine Absichten böse oder gut sind, kann ich eigentlich gar nicht sagen. Auf jeden Fall geht Peter nicht zimperlich mit seinen Jungs um und Jamie ist so etwas wie seine rechte Hand. Doch dieser war mir wesentlich sympathischer, sieht er doch, dass man mit Grausamkeit und Brutalität nicht ans Ziel kommt. Und genau das ist der Tenor der ganzen Geschichte – ich fand sie unfassbar grausam gemacht. Ich hatte mit einigem gerechnet, aber hier richtet sich die Brutalität gegen Kinder. Für mich etwas, was ich nicht lesen kann und möchte.

Christina Henry hat mich mit diesem Teil ihrer dunklen Chroniken mehr abgestoßen als begeistert. Die Grundidee fand ich sehr interessant und auf eine gewisse Weise auch die Darstellung von Peter und Jamie. Aber diese unnötigen brutalen und grausamen Szenen, die sich hauptsächlich gegen Kinder richten, ließen mich diese Seiten überblättern. Töten und quälen steht hier an erster Stelle und wird ohne mit der Wimper zu zucken ausgeführt und auch von der Umwelt hingenommen. Jamie stellt sich zwar auf seine Art und Weise gegen Peter und hat einen kleinen Schützling, für den er nur das Beste will, aber richtig kommt auch Jamie nicht gegen Peter an. Peter Pan sucht Anerkennung – ganz klar, doch er hat einen für mich nicht akzeptablen Weg gewählt. Ich bin ein wenig enttäuscht von diesem Buch und hoffe, dass die nächste Geschichte der Autorin wieder einen weniger brutalen Verlauf nehmen wird.


Zum Autor

Die Amerikanerin Christina Henry ist als Fantasyautorin bekannt für ihre finsteren Neuerzählungen von literarischen Klassikern wie »Alice im Wunderland«, »Peter Pan« oder »Die kleine Meerjungfrau«. Im deutschsprachigen Raum wurden diese unter dem Titel »Die Dunklen Chroniken« bekannt und gehören zu den erfolgreichsten Fantasy-Büchern des Jahres 2020. Die SPIEGEL-Bestsellerautorin liebt Langstreckenläufe, Bücher sowie Samurai- und Zombiefilme. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Chicago.


WERBUNG
Nachfolgende Links kennzeichne ich gemäß § 2 Nr. 5 TMG als Werbung:

368 Seiten
übersetzt von Sigrun Zühlke
ISBN 978-3-7645-3236-9
Preis: 18 Euro
erschienen bei https://www.penguinrandomhouse.de/Verlag/Penhaligon/45000.rhd
Leseprobe https://www.penguinrandomhouse.de/Buch/Die-Chroniken-von-Peter-Pan-Albtraum-im-Nimmerland/Christina-Henry/Penhaligon/e567149.rhd

© Cover und Zitatrechte liegen beim Verlag

An dieser Stelle möchte ich mich noch recht herzlich beim Verlag für die Bereitstellung dieses Exemplars bedanken!

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