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Veröffentlicht am 16.03.2021

La dolce vita

Toskanisches Vermächtnis
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Nach dem Tod seiner Ehefrau zieht Nico Doyle in deren Heimat in ein beschauliches, toskanisches Dorf in den Weinbergen des Chianti. Auf der Suche nach einem neuen Lebensalltag und um Familienbande zu knüpfen, ...

Nach dem Tod seiner Ehefrau zieht Nico Doyle in deren Heimat in ein beschauliches, toskanisches Dorf in den Weinbergen des Chianti. Auf der Suche nach einem neuen Lebensalltag und um Familienbande zu knüpfen, baut er im Garten Gemüse an, mit dem er beim Kochen neue Rezepte ausprobiert, und unterstützt tatkräftig das Familienrestaurant der Nichte seiner Ehefrau Tilda und ihrer Familie. Doch der Schein trügt und eines Tages findet Nico im nah angrenzenden Wald die Leiche eines Mannes. Als der ortsansässige Maresciallo Wind davon bekommt, dass Nico Ex-Kommissar des NYPD ist, bittet er diesen um Unterstützung bei den Morduntersuchungen. Nach einigem Zögern willigt Nico ein, um im Laufe der Ermittlungen jedoch herauszufinden, dass seine Familie möglicherweise in den Fall verwickelt sein könnte…

„Toskanisches Vermächtnis“ ist ein solider, gemütlicher Kriminalroman, der in die idyllische Toskana entführt. Bereits zu Beginn kommt es zu einem grausamen Mord, dessen Aufklärung der italienischen Art nach zunächst sehr gemächlich und ohne Eile erfolgt. Während die Morduntersuchungen im Hintergrund stehen, erfährt der Leser viel über die Protagonisten, die lokalen Begebenheiten, die verschiedenen Orte, die Eigenheiten der toskanischen Dorfbewohner sowie die kulinarischen Genüsse. Im Verlauf nimmt die Mordermittlung und damit auch die Spannung allerdings Fahrt auf und die gewonnenen Erkenntnisse über die Protagonisten vereinen sich mit neuen Fakten im Mordfall. Zuletzt mündet der Krimi in eine fesselnde Aufklärung mit einem Mordmotiv und Wendepunkt, den ich so nicht erwartet habe. Dies führte dazu, dass ich das Buch zuletzt nicht mehr aus der Hand legen konnte.

Die verschiedenen Figuren sind sehr gut ausgearbeitet und ich habe sie im Verlauf des Romans direkt ins Herz geschlossen. Die Hauptfigur Nico wirkt zunächst verloren und melancholisch, macht aber im Verlauf des Romans eine große Veränderung durch und fühlt sich zuletzt in der Toskana heimisch und angekommen, was sich auch in seiner aufblühenden, lockerer werdenden Art darstellt. Besonders gut gefallen haben mir Tilda mit ihrem mütterlichen und direkten sowie der Carabiniere Daniele mit seinem schüchternen, aber intelligenten Charakter. Nicht zuletzt haben mir auch der verschrobene und Dante zitierende Gogol und der Streuner OneWag bzw. Rocco gut gefallen, da sie die Handlung auflockerten.

Der Sprachstil ist sehr ausgewogen und flüssig. Alle Begebenheiten werden bildhaft beschrieben und man hat das Gefühl, vor Ort in der Toskana im Café zu sitzen und die Septembersonne zu genießen. Die Essens- und Kochbeschreibungen habe ich als anregend und ausgewogen empfunden. Mir waren sie nicht zu ausufernd, sondern im Gegenteil wichtig, um das Gefühl der toskanischen Lebensart zu verdeutlichen.

Zusammenfassend ist „Toskanisches Vermächtnis“ ein ausgewogener, unterhaltsamer und auf die italienische Familie und Lebensart fokussierter Krimi, der zu Beginn noch gemütlich vor sich hinplätschert, im Verlauf aber an Tempo gewinnt und ein spannendes Ende mit einem bis dahin unklarem Mordmotiv bietet.

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Veröffentlicht am 09.03.2021

Verflixt und zugestickt - Kommissar Seifferheld unter Mordverdacht!

Der Club der toten Sticker
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Eigentlich wollte Sigfried Seifferheld aka Siggi, seines Zeichens Ex-Kommissar, Frührentner und lokal berühmter Sticker mit eigener Radiosendung, die Stille und Geruhsamkeit während der Abwesenheit der ...

Eigentlich wollte Sigfried Seifferheld aka Siggi, seines Zeichens Ex-Kommissar, Frührentner und lokal berühmter Sticker mit eigener Radiosendung, die Stille und Geruhsamkeit während der Abwesenheit der Seifferheldschen Powerfrauen – seiner Ehefrau Marianne sowie seiner Schwester Irmgard - genießen. Doch die Ruhe findet ein jähes Ende als ein Serienmörder im beschaulichen Schwäbisch Hall sein Unwesen treibt: mit einer Präzisionsschleuder ausgestattet, meuchelt dieser ein Männerstickkränzchenmitglied nach dem nächsten. Und damit nicht genug, hinterlässt er am Tatort Autogrammkarten von Siggi, wodurch dieser plötzlich als Hauptverdächtiger im Fokus der Mordermittlungen steht. Das kann ein Sigfried Seifferheld jedoch nicht auf sich beruhen lassen und gemeinsam mit seinem Hovawart Onis flüchtet er vor der Polizei und begibt sich auf eigene Faust auf die Suche nach dem Mörder…


Endlich ist er da! „Club der toten Sticker“ ist bereits Band 8 der Reihe von Tatjana Kruse um Ex-Kommissar Sigfried Seifferheld und in Schwäbisch Hall angesiedelt. Sehnsüchtig habe ich auf ihn gewartet, da ich diese Krimireihe bereits seit Jahren kenne und verfolge. Und ich wurde nicht enttäuscht: Bereits von Seite 1 an befand ich mich wieder im „Seifferheld-Universum“, was bei mir inzwischen ein heimeliges Wohlgefühl hervorruft. Die Figuren rund um Siggi, der seinen (Un-)Ruhestand mit seiner Ehefrau Marianne und seinem Hund Onis genießt, sind mir inzwischen sehr ans Herz gewachsen. Mit von der Partie waren zu meiner Freude ebenfalls Schwester Irmgard und deren Ehemann Pfarrer Hölderlein. Nicht zu vergessen seine Kochkurskumpel und die (Ex-)Kollegen vom Stammtisch „Mord zwo“. Die Charaktere sind unterhaltsam und auch ein wenig schrullig und haben durch markante und individuelle Eigenschaften hohen Wiedererkennungswert. So beharrt Siggi auf seiner Routine, jeden Morgen - nach Verfassen des täglichen Polizeiberichts – als Belohnung eine Butterbrezel und ein Glas Apfelmost zu frühstücken, seine Schwester Irmgard verteidigt – wenn nötig - ihren Bruder bis aufs Blut (ja, auch mit Gewalt!) und Herzdame Marianne wird rasend vor Eifersucht, wenn sich schöne junge Damen auch nur in die Nähe ihres Gatten wagen.

Darüber hinaus strotzt der Krimi nur so vor Wortwitz und Situationskomik, dass es plötzlich möglich erscheint, die Bauchmuskeln im Liegen auf der Couch trainieren zu können. Auf seiner Suche nach dem Mörder erfährt Siggi diverse skurrile Begegnungen, so trifft er beispielsweise auf seinen persönlichen Intimfeind (einem Stricker mit rrr!) und eine schwäbische Conchita Wurst. Insbesondere aber die ulkigen Kapitelüberschriften und die Polizeiberichte lassen einen wahlweise unentwegt giggeln oder in Lachtränen ausbrechen. Hierdurch und durch den lockeren, humorvollen Schreibstil, ist das Tempo rasant und die Romanseiten fliegen nur so dahin. Trotz Humor und Spritzigkeit gerät aber die Spannung nicht ins Hintertreffen – bis zur Auflösung bleibt der Serienmörder unerkannt und Siggis Flucht vor der Polizei und seine Suche nach dem Mörder verbleiben spannungsgeladen. Nicht zuletzt sind auch herzige Momente mit von der Partie, so wird unter anderem liebevoll beschrieben wie Siggi sich zwischenzeitlich von seinem treuen Weggefährten Onis trennen muss.

Obwohl dies bereits Fall 8 für Kommissar Seifferheld ist, benötigt man die Vorgänger nicht zum Leseverständnis. Ich persönlich kann jedoch nur Jedem empfehlen, auch die anderen Bücher rund um Siggi zu entdecken, weil einem sonst Einiges an Lesespaß entgeht.

Zusammenfassend handelt es sich um einen kurzweiligen, unterhaltsamen und erfrischenden Kriminalroman, bei dem markante Figuren, skurrile Begegnungen und (viel!) Humor im Vordergrund stehen, was einem insbesondere in den aktuellen Zeiten mit einem bösen Virus, dessen Namen nicht genannt werden darf, den Tag erhellt. Bleibt für mich nur zu hoffen, dass Siggi weiter im (Un)-Ruhezustand verbleibt und uns noch oft mit ausgefallenen Fällen beschert.

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Veröffentlicht am 08.03.2021

Hallelu-JA! Zwei Schwestern auf Abwegen im Kloster

Zwei Schwestern für ein Halleluja
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Auch im 4. Band der Reihe um die Zwillingsschwestern Konny und Kriemhild („die K&K Schwestern“) geht es wieder hoch her: Konny lässt mal wieder nichts anbrennen und hat sich unsterblich in einen der Gäste ...

Auch im 4. Band der Reihe um die Zwillingsschwestern Konny und Kriemhild („die K&K Schwestern“) geht es wieder hoch her: Konny lässt mal wieder nichts anbrennen und hat sich unsterblich in einen der Gäste ihrer Bed&Breakfast-Pension verliebt. Seines Zeichens Priester reist dieser jedoch schon bald gen Heimat ab. Felsenfest davon überzeugt, dass die tief empfundene Liebe auf Gegenseitigkeit beruht - schließlich hat ihr der Priester ihres Herzens tief in die Augen geblickt und eindeutige Stellen aus der Bibel vorgelesen, die jeder Interpretation entbehren - fällt Konny aus allen Wolken, als sie statt Liebesgrüßen die Nachricht erhält, dass ihr heiß geliebter Priester kurz nach seiner Rückkehr ins Kloster verstorben sei. Als trauernde „Witwe“ bleibt ihr nun nur eine Wahl: Sie muss an dieser Beerdigung teilnehmen. So macht sich Konny kurzerhand auf den Weg ins Kloster. Im Schlepptau befindet sich dabei selbstverständlich ihre Schwester Kriemhild, die vergeblich versucht, Konny auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Ebenfalls mit von der Partie ist der pensionseigene Gärtner Herr Hirsch als treuer Begleiter - oder wie heißt es so schön?: Mitgehangen, mitgefangen.

Als während der Beerdigung auf Konnys Handy eine SMS vom verstorben geglaubten Priester mit der Nachricht eintrifft, er sei ermordet worden, wittern die K&K Schwestern einen neuen Fall und ziehen kurzerhand ins Kloster, um ihrer wahren Begabung nachzugehen: Mordfälle aufzuklären - und das auf eher unkonventionelle Art.

Begonnen mit Konnys verzweifeltem Versuch, den vermeintlich noch lebenden Priester aus dem soeben herunter gelassenen Sarg zu befreien, stolpert das Duo Infernale mit tatkräftiger Unterstützung des Gärtners auf der Suche nach einem gefährlichen Mörder von einer skurrilen Situation in die nächste und begegnet auf diesem Weg unter anderem einem Skelett im Keller des Klosters, zwielichtigen Gestalten, Blutdiamanten und Nonnen mit nicht ganz so christlicher Vergangenheit …

„Zwei Schwestern für ein Halleluja“ ist bereits der vierte Krimi von Tatjana Kruse rund um die Zwillingsschwestern Konny und Kriemhild, die gemeinsam eine Bed&Breakfast-Pension in der Provinz führen und unterschiedlicher nicht sein könnten. Während Konny einen eher harmoniebedürftigen und warmen Charakter hat, ist Kriemhild schonungslos ehrlich und direkt. Durch die hierbei entstehenden Reibereien entstehen ununterbrochen Situationen, die die Lachmuskeln trainieren. Immer nach dem Motto: Pack schlägt sich - Pack verträgt sich. Und wenn es hart auf hart kommt und Konny knapp einem Vergiftungstod entgeht, sind die beiden ein Herz und eine Seele.

Positiv überrascht hat mich, dass Herr Hirsch - der pensionseigene Gärtner - in diesem Band wieder einen größeren Part eingenommen hat, da er zu meinen Lieblingscharakteren gehört. Durch einen Schlaganfall von Aphasie gezeichnet, kann er nur mittels einzelnen, eher unpassenden Worten kommunizieren. Die hierdurch provozierten Missverständnisse und irritierten Reaktionen dritter Figuren sind einfach zu ulkig. Auch Konnys Liebling - Nacktkater Amenhotep - sorgt durch seine Eigenheiten für Unterhaltung und nicht zuletzt ist auch Sexpuppe Gabi wieder mit von der Partie und schockiert nicht nur die Nonnen des Klosters.

Mit viel Wortwitz und Humor beschert einem auch der neueste Band der Schnüffelschwestern kurzweilige Lesestunden. Vom Schmunzeln bis zum brüllenden Lacher ist alles dabei. Begonnen mit dem aus einem Filmtitel abgeänderten Buchtitel, wird mittels veränderter Zitate und Filmtitel sowie einem erfrischenden, klaren Schreibstil ein buntes Kopfkino illustriert. Nicht unerwähnt bleiben sollte jedoch auch, dass sich der Kriminalfall bis zum Ende hin immer weiter zuspitzt und damit auch die Spannung beim Lesen nicht zu kurz kommt. Hierbei werden keine blutrünstigen, Albtraum hervorrufende Taten dargestellt, sondern ein durch fortschreitende Ermittlungen ansteigender Spannungsbogen, um einen Mörder zu entlarven, der zunehmend in die Ecke gedrängt wird.

Da ich „eingefleischter Fan“ der Krimis von Tatjana Kruse bin, kannte ich bereits die Vorgeschichten der K&K Schwestern. Diese sind jedoch keine zwingende Voraussetzung, um den neuesten Fall zu lesen. Ich persönlich kann jedoch nur Jedem empfehlen, alle Bücher der Schnüffelschwestern der Reihenfolge nach zu entdecken, weil einem sonst Lesespaß entgeht. Besonders gut gefallen hat mir in diesem Buch der Reihe die liebevolle Weiterentwicklung der einzelnen Charaktere. Darüber hinaus hat mich das Ende - insbesondere Herrn Hirschs treffende Wortwahl gegenüber seiner Ehefrau, welche Hoffnung auf Verbesserung der Aphasie macht - rundum zufrieden gestellt und lässt dennoch Potential für einen weiteren Fall für die Schnüffelschwestern.

Fazit:

Gebannt vom ersten bis zum letzten Wort sorgt dieser Krimi für humorvolle und kurzweilige Unterhaltung zur Zerstreuung im Alltag. Amüsant, schrill und auch ein bisschen skurril wird einem eine ausgewogene Mischung aus Witz und Krimi geboten, sodass zuletzt nur ein Manko bleibt: Die Wartezeit bis zum 5. Band der K&K Schwestern.

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Veröffentlicht am 08.03.2021

Weihnachtliches Happy-End in New York

Mr. Xmas
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Fran ist 35 Jahre alt und lebt und wohnt in New York bei ihrer Mutter. Diese hat sie nicht nur beruflich, sondern auch in Liebesangelegenheiten unter der Fuchtel. So würde ihre Mutter Fran am liebsten ...

Fran ist 35 Jahre alt und lebt und wohnt in New York bei ihrer Mutter. Diese hat sie nicht nur beruflich, sondern auch in Liebesangelegenheiten unter der Fuchtel. So würde ihre Mutter Fran am liebsten mit ihrem etwas betagten Ex-Freund Steven unter die Haube bringen. Im Gegensatz zu Fran hat dieser jedoch keinen Kinderwunsch und scheidet damit für sie als potentieller Ehemann gänzlich aus. Durch einen Unfall trifft Fran auf das Heimkind Joe, der den entlaufenen Hund „Rudolph“ sucht, um ihn dem Weihnachtsmann „Mr. XMas“ zurückzubringen – in der Hoffnung, dass dieser ihm seinen sehnlichsten Wunsch erfüllt: eine freundliche Pflegefamilie für ihn und seinen querschnittgelähmten Bruder. Fran schließt Joe sofort in ihr Herz und macht sich entgegen jeder Vernunft mit ihm gemeinsam auf die Suche …

Ich habe bereits mehrere Frauenromane der Autorin (z.B. Cinderella auf Sylt) gelesen, welche mir gut gefallen haben. Aufgrund dessen hatte ich recht hohe Erwartungen und war voller Freude auf diese neue weihnachtliche Geschichte. Leider konnten meine Erwartungen nicht vollkommen erfüllt werden, was zum Teil sicherlich an meinem Erwartungsmanagement lag, partiell aber auch an der - meiner Meinung nach - nicht vollends ausgereiften Geschichte:

Zu Beginn erschien mir die Protagonistin Fran eher chaotisch und unvernünftig. Zudem ließ sich die Beziehung zu ihrer Mutter und der Grund, weshalb sie noch zu Hause lebt, für mich nicht gänzlich nachvollziehen. Im Laufe der Geschichte traf Fran immer wieder abrupte, eigentümliche Entscheidungen, die oft planlos und unüberlegt wirkten. Ihr überstürztes Handeln hat mich oft irritiert, anstatt ein Schmunzeln hervorzurufen. Auch die Verhältnisse zu anderen Romanfiguren wie ihres Ex-Partners Steven erschienen mir eher unzureichend ausgearbeitet. Hierdurch empfand ich viele potentiell ulkige Situationen (z.B. den aus dem Nichts heraus erfolgenden Antrag des Expartners) leider zu realitätsfern und verwunderlich. Zudem hätte Frans Aufeinandertreffen mit Mr. XMas und ihre sich entwickelnde Romanze noch mehr in den Fokus gerückt werden können – so ließen sich die füreinander aufkeimenden Gefühle für mich nur wenig nachvollziehen.

Zum Ende hin lernt man Fran jedoch zunehmend besser kennen und stellt fest, dass sie ein sehr großes Herz hat und sich zunehmend von ihrer Mutter distanzieren möchte, was sie mir zuletzt dann doch sehr sympathisch machte. Auch das zwar eher unrealistische, jedoch romantische und weihnachtliche Ende versöhnte mich wieder – ganz im Sinne eines Weihnachtsmärchens. Hier sind auf mich dann doch ein paar Funken Weihnachtsstimmung übergesprungen, wenn ich mir auch ein Feuerwerk an Weihnachtszauber erhofft hatte. Insgesamt birgt die Geschichte meines Erachtens viel Potential für einen romantischen Weihnachtsschmöker und die ein oder andere Lachsalve, wenn einzelne Figuren und Hintergründe noch intensiver herausgearbeitet werden würden.

Zusammenfassend handelt es sich bei Mr. XMas um ein nettes, recht kurzes Weihnachtsmärchen, das viel Potential birgt, in seiner Gesamtheit derzeit jedoch noch etwas unausgereift wirkt und daher potentiell Irritationen beim Leser hervorrufen könnte.

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Veröffentlicht am 15.02.2021

Kommissar Grauner gegen die Mafia

Das dunkle Dorf
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Im idyllischen Skiort St. Christina in Südtirol wird Kommissar Grauner zu einem Mordfall gerufen, der schon bald vermuten lässt, dass die Mafia ihre Finger im Spiel hat. Doch trotz der Brisanz des Falles ...

Im idyllischen Skiort St. Christina in Südtirol wird Kommissar Grauner zu einem Mordfall gerufen, der schon bald vermuten lässt, dass die Mafia ihre Finger im Spiel hat. Doch trotz der Brisanz des Falles liegt Kommissar Grauners Fokus bei seiner seit ein paar Tagen spurlos verschwundenen Tochter Sara. Zu allem Übel taucht auch noch Kommissar Grauners Kollege Saltapepe unter, der mit Mafiaboss Garebani noch eine offene Rechnung hat und nun scheinbar von dessen Tochter gejagt wird. Kommissar Grauner bricht daher alle Vorschriften und ermittelt gemeinsam mit seiner Ehefrau Alba im Verborgenen. Doch kann man zu zweit gegen die Mafia gewinnen?

„Das dunkle Dorf“ ist Band 6 der Reihe um Kommissar Grauner. Ich kannte die Krimireihe vorab noch nicht und hatte zu keinem Zeitpunkt Schwierigkeiten, der Handlung oder den Figuren zu folgen, da der Autor den Leser stets sehr gut führt. Die Handlung ist unglaublich spannend und fesselnd. Sobald ich das Buch in den Händen hatte, konnte ich es kaum aus der Hand legen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es weiter geht.

Die Seiten fliegen nur so dahin und die Figuren sind einwandfrei ausgearbeitet. Sie sind alle sehr verschieden, sodass einem die einzelnen Charaktere nicht nur gut in Erinnerung bleiben, sondern auch direkt ans Herz wachsen. Ausschließlich die Handlungen von Kommissar Grauners naiver Tochter Sara konnte ich nicht immer vollends nachvollziehen. Saltapepe und Tappeiner hingegen sind meine Favoriten und es war spannend die Entwicklung der beiden mitzuverfolgen. Als Leser wünscht man sich daher direkt eine Fortsetzung.

Das Mafia-Thema, das einem sonst schon überholt vorkommt, wurde vom Autor interessant und packend aufgearbeitet z.B. mittels eindrücklicher Darstellung der Kommunikation des Mafiabosses Garebani und seiner stummen Tochter. Die Geschichte enthält viele Details, zudem erhält der Leser einen Einblick in die Strukturen und Begebenheiten der italienischen Polizei(-arbeit), die für Außenstehende sonst nicht immer klar nachvollziehbar ist. Nichtsdestotrotz bleibt die Geschichte leichtfüßig und flüssig, da der Leser nicht mit Informationen überfordert wird. Allerdings war ich vom Ende des Romans etwas enttäuscht, da es mir zum Teil etwas realitätsfern erschien und ich es im Vergleich zur bis dahin extrem spannenden Geschichte etwas gemächlich und harmlos empfand. So kann ich – ohne zu viel zu verraten - mir nicht vorstellen, dass einzelne Figuren von der Mafia „in real life“ tatsächlich am Leben gelassen werden würden. Nichtsdestotrotz habe ich die Geschichte insgesamt als sehr gelungen und abwechslungsreich empfunden – nicht zuletzt bin ich doch sehr froh, dass eine meiner Lieblingsfiguren überlebt hat!

Der Sprachstil hat mir grundsätzlich sehr gut gefallen. Dank der bildhaften Beschreibungen habe ich direkt Bergluft geatmet und die Szenerie vor Augen gehabt. Die Beschreibung des Alltags und der fade Beigeschmack der Touristen in einem Sehnsuchtsort werden wie auch das Dorfleben und das Verhältnis und die Dynamik unter den Dörflen von Beginn an einprägend dargestellt. Die Geschichte wirkt dadurch von Seite eins an atmosphärisch. Allein die Neigung zum Telegrammstil am Ende von Absätzen, der die rasante Entwicklung darstellt, ist nicht immer mein Fall gewesen. Auch wenn sie das Tempo der Abschnitte erhöht, was den Kriminalcharakter des Romans unterstreicht. Besonders gut hat mir zudem der sich durch den Krimi ziehende Perspektivenwechsel gefallen – so wurde der Krimi nicht nur extrem schnell rasant und fesselnd, sondern man konnte von jeder Hauptfigur Stimmungslage und Gedanken erfassen.

Insgesamt handelt es sich bei „Das dunkle Dorf“ um einen unterhaltsamen, ideenreichen und mitreißenden Krimi, den ich gerne weiterempfehle. Als Leser wollte man im Laufe der Geschichte nicht nur den Ausgang/die Auflösung der Kriminalgeschichte erfahren, sondern auch wie es mit den einzelnen Figuren weitergeht. Dies ist für mich ein Hauptkriterium für eine gelungene Kriminalreihe, die man gerne weiterverfolgt. Ich freue mich daher schon jetzt auf eine Fortsetzung. Bis dahin habe ich nun Zeit, die Kriminalreihe um Kommissar Grauner und insbesondere die verschiedenen Figuren von Beginn an zu verfolgen.

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