La dolce vita
Toskanisches VermächtnisNach dem Tod seiner Ehefrau zieht Nico Doyle in deren Heimat in ein beschauliches, toskanisches Dorf in den Weinbergen des Chianti. Auf der Suche nach einem neuen Lebensalltag und um Familienbande zu knüpfen, ...
Nach dem Tod seiner Ehefrau zieht Nico Doyle in deren Heimat in ein beschauliches, toskanisches Dorf in den Weinbergen des Chianti. Auf der Suche nach einem neuen Lebensalltag und um Familienbande zu knüpfen, baut er im Garten Gemüse an, mit dem er beim Kochen neue Rezepte ausprobiert, und unterstützt tatkräftig das Familienrestaurant der Nichte seiner Ehefrau Tilda und ihrer Familie. Doch der Schein trügt und eines Tages findet Nico im nah angrenzenden Wald die Leiche eines Mannes. Als der ortsansässige Maresciallo Wind davon bekommt, dass Nico Ex-Kommissar des NYPD ist, bittet er diesen um Unterstützung bei den Morduntersuchungen. Nach einigem Zögern willigt Nico ein, um im Laufe der Ermittlungen jedoch herauszufinden, dass seine Familie möglicherweise in den Fall verwickelt sein könnte…
„Toskanisches Vermächtnis“ ist ein solider, gemütlicher Kriminalroman, der in die idyllische Toskana entführt. Bereits zu Beginn kommt es zu einem grausamen Mord, dessen Aufklärung der italienischen Art nach zunächst sehr gemächlich und ohne Eile erfolgt. Während die Morduntersuchungen im Hintergrund stehen, erfährt der Leser viel über die Protagonisten, die lokalen Begebenheiten, die verschiedenen Orte, die Eigenheiten der toskanischen Dorfbewohner sowie die kulinarischen Genüsse. Im Verlauf nimmt die Mordermittlung und damit auch die Spannung allerdings Fahrt auf und die gewonnenen Erkenntnisse über die Protagonisten vereinen sich mit neuen Fakten im Mordfall. Zuletzt mündet der Krimi in eine fesselnde Aufklärung mit einem Mordmotiv und Wendepunkt, den ich so nicht erwartet habe. Dies führte dazu, dass ich das Buch zuletzt nicht mehr aus der Hand legen konnte.
Die verschiedenen Figuren sind sehr gut ausgearbeitet und ich habe sie im Verlauf des Romans direkt ins Herz geschlossen. Die Hauptfigur Nico wirkt zunächst verloren und melancholisch, macht aber im Verlauf des Romans eine große Veränderung durch und fühlt sich zuletzt in der Toskana heimisch und angekommen, was sich auch in seiner aufblühenden, lockerer werdenden Art darstellt. Besonders gut gefallen haben mir Tilda mit ihrem mütterlichen und direkten sowie der Carabiniere Daniele mit seinem schüchternen, aber intelligenten Charakter. Nicht zuletzt haben mir auch der verschrobene und Dante zitierende Gogol und der Streuner OneWag bzw. Rocco gut gefallen, da sie die Handlung auflockerten.
Der Sprachstil ist sehr ausgewogen und flüssig. Alle Begebenheiten werden bildhaft beschrieben und man hat das Gefühl, vor Ort in der Toskana im Café zu sitzen und die Septembersonne zu genießen. Die Essens- und Kochbeschreibungen habe ich als anregend und ausgewogen empfunden. Mir waren sie nicht zu ausufernd, sondern im Gegenteil wichtig, um das Gefühl der toskanischen Lebensart zu verdeutlichen.
Zusammenfassend ist „Toskanisches Vermächtnis“ ein ausgewogener, unterhaltsamer und auf die italienische Familie und Lebensart fokussierter Krimi, der zu Beginn noch gemütlich vor sich hinplätschert, im Verlauf aber an Tempo gewinnt und ein spannendes Ende mit einem bis dahin unklarem Mordmotiv bietet.