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EstherStu

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.07.2023

tragisches Lanzarote

Der längste Tag im Leben des Pedro Fernández García
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In dem Buch geht es um den Postboten Pedro, der auf Lanzarote arbeitet und mit seinem Sohn Miguel und seiner Frau Carlota zusammen lebt. Zu seinem Sohn hat er ein inniges Verhältnis, doch seine Frau trennt ...

In dem Buch geht es um den Postboten Pedro, der auf Lanzarote arbeitet und mit seinem Sohn Miguel und seiner Frau Carlota zusammen lebt. Zu seinem Sohn hat er ein inniges Verhältnis, doch seine Frau trennt sich balkd von ihm und zieht mit dem gemeinsamen Sohn weg. Pedro beschließt mit seinem neuen Freund, dem Geflüchteten Amado, den Sohn zurück zu holen.
Ich habe dieses Buch vor allem als einfühlsame Vater-Sohn-Geschichte gelesen. Wie der Autor die Beziehung der beiden beschreibt, geht unter die Haut und macht gleichzeitig traurig und trotzdem froh. Einen Vater wie Pedro wünscht man sich in diesem Moment. Die Mutter dageben fand ich leider unsympathisch und etwas flach beschrieben.
Zu der Familiengeschichte erfährt man als LeserIn einiges über die Insel Lanzarote. Für Urlaubsfans ist dieses Buch also durchaus geeignet, auch wenn ich den Stoff nicht als typisches "Urlaubsbuch" empfehlen würde.
Insgesamt liest es sich flüssig und kurzweilig, aber es hat mich nicht vollends vom Hocker gerissen.

Veröffentlicht am 03.07.2023

Schottland in düsteren Zeiten

Shuggie Bain
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Das Buch entführt den Leser in das Glasgow der Thatcher-Zeit. Die Region ist vom untergehenden Bergbau gezeichnet, es herrschen Armut und Verzweiflung.
In dieser Zeit wird auch die Titelfigur Shuggie Bain ...

Das Buch entführt den Leser in das Glasgow der Thatcher-Zeit. Die Region ist vom untergehenden Bergbau gezeichnet, es herrschen Armut und Verzweiflung.
In dieser Zeit wird auch die Titelfigur Shuggie Bain geboren. Das Kind wächst bei einer alkoholkranken Mutter in armen Verhältnissen auf, hat keine Freunde, nimmt sich aber zum Ziel, seine kranke, aber liebevolle Mutter zu retten. Mit der Zeit muss er jedoch einsehen, dass dies nicht möglich ist.
Mich hat dieses Buch schwer beeindruckt. Man ist sehr tief drin in einer unglaublich traurigen und verzweifelten Familiengeschichte. Die Figuren des Jungen und seiner Mutter sind aus meiner Sicht toll gezeichnet. Auch wenn das Buch eher keine "spannende" Handlung hat, lebt es doch von seiner Erzähl- und Beschreibungskunst. Sicherlich ist das Buch aber nichts für LeserInnen von fesselnden Pageturnern.
Einen Extrapunkt gebe ich außerdem für die tolle Übersetzung, es ist sicherlich eine Herausforderung, breiten Glasgower Dialekt ins Deutsche zu übertragen.
Zudem möchte ich das Cover loben. Es ist so unglaublich innig und intim und bildet die Beziehung der beiden Figuren perfekt ab.

Veröffentlicht am 03.07.2023

gruselig und spannend

Die Verborgenen
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Das Buch erzählt zwei Geschichten parallel, die sich aber am Ende zusammen finden. Zum einen wird die Geschichte der Familie Hoffmann erzählt, nach außen glücklich, aber im Familiengefüge bröckelt es mächtig. ...

Das Buch erzählt zwei Geschichten parallel, die sich aber am Ende zusammen finden. Zum einen wird die Geschichte der Familie Hoffmann erzählt, nach außen glücklich, aber im Familiengefüge bröckelt es mächtig. Was keiner von ihnen weiß: unter ihrem Dach lebt noch eine weitere Person, die dort wohnt, isst und quasi an ihrem Leben teilnimmt.
Außerdem wird die Geschichte über einen Mord an einer jungen Frau erzählt. Die beiden Geschichten verflechten sich auch am Ende des Buches mit einer wie ich finde logischen Erklärung.
Am Neuesten und Überraschendsten war für mich das sogenannten "Phrogging", wie man offenbar das unbemerkte Leben von fremden Personen in einem bewohnten Haus nennt. Dass es dafür einen Begriff gibt, zeigt, dass das ein Phänomen ist, das wohl öfter vorkommt, mir aber bisher völlig unbekannt war. Ich fand die Geschichte dadurch nicht nur total spannend, sondern auch lehrreich.

Veröffentlicht am 29.06.2023

gute Idee, ok umgestzt

Institut für gute Mütter
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In dem Buch "Institut für gute Mütter" geht es um Frida, eine junge Mutter, die von ihrem Mann und Vater des Kindes getrennt lebt. Eines Tages lässt sie das 1,5 jährige Kind für wenige Stunden unbeaufsichtigt, ...

In dem Buch "Institut für gute Mütter" geht es um Frida, eine junge Mutter, die von ihrem Mann und Vater des Kindes getrennt lebt. Eines Tages lässt sie das 1,5 jährige Kind für wenige Stunden unbeaufsichtigt, woraufhin die Nachbarn das Jugendamt verständigen. Ab da verwandelt sich das Buch von einem Familienroman zu einer düsteren Dystopie.
Frida wird für ein Jahr in das staatliche "Institut für gute Mütter" gebracht, wo sie lernen soll, ihr Verhalten zu überdenken und eine bessere Mutter zu werden (zB indem sie an KI-Babyrobotern üben, Horrorfaktor!). Wie sie haben auch die anderen Mütter zwar Fehler gemacht, die Konsequenz erscheint aber völlig unverhältnismäßig. Dazu kommen sektenartige Mantras, Gleichschaltung und drakonische Strafen, sodass der Eindruck einer faschistischen Einrichtung mit Knastcharakter ensteht.
Grundsätzlich hat mir diese Geschichte schon gefallen. Das Motiv, dass Kindererziehung in staatliche Beobachtung gelegt wird und man sich erst profilieren muss, fand ich irgendwie neu und reizvoll. Leider wurde mir die Geschichte dann aber schnell zu langatmig. Das Leben in der Besserungsanstalt wurde immer wieder durchgekaut. Die Figuren blieben bis auf Frida (die ich gut gezeichnet fand) doch eher etwas flach und stereotyphaft.
Insgesamt ein interessanter Roman, durchaus mit Stärken, aber einfach zu lang.

Veröffentlicht am 02.06.2023

sommerlicher Coming of Age Roman

22 Bahnen
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Die junge Protagonistin ist eine sehr talentierte und vielversprechende Mathematikstudentin, die es aber im Leben nicht einfach hat. Sie muss sich neben dem Studium und ihrer Arbeit außerdem um ihre kleine ...

Die junge Protagonistin ist eine sehr talentierte und vielversprechende Mathematikstudentin, die es aber im Leben nicht einfach hat. Sie muss sich neben dem Studium und ihrer Arbeit außerdem um ihre kleine Schwester kümmern, da die gemeinsame Mutter alkoholabhängig und unberechenbar ist. Während ihre alten Freunde weggezogen sind und ihre Zwanziger genießen, sitzt Tilda die Zeit in der Vorstadt ab oder geht Schwimmen, der Zeitvertreib, der ihren Kopf frei macht.
Eines Tages trifft sie auf ein bekanntes Gesicht aus Kindertagen, das alte Wunden in ihr aufreißt.
Neben der Geschichte um Tilda und eine aufkeimende Liebe wird auf einer zweiten Ebene auch eine zurückliegende Geschichte erzählt, so kommt man dem Geheimnis nach und nach auf die Spur. Aus meiner Sicht ist dieses Buch toll erzählt, trotz des harten, vermeintlich aussichtslosen Alltags von Tilda hat der Roman etwas sehr ermutigendes. Ich würde es jungen Leser*innen sehr empfehlen.