Bis heute sehr interessante ökonomische Ansätze
The Innovator's Dilemma"The Innovator's Dilemma", das Buch des mittlerweile verstorbenen Harvard-Professors Clayton M. Christensen ist ein Klassiker der Ökonomie. Es soll eines der wenigen Bücher in Steve Jobs' Bücherregal gewesen ...
"The Innovator's Dilemma", das Buch des mittlerweile verstorbenen Harvard-Professors Clayton M. Christensen ist ein Klassiker der Ökonomie. Es soll eines der wenigen Bücher in Steve Jobs' Bücherregal gewesen zu sein. Mich, die ich selbst unter anderem Sozioökonomie studiert habe, hat das sehr neugierig auf dieses spannende Buch gemacht. Schon der deutsche Titel stellt eine interessante Frage zu einem Thema, das aufmerksamen Beobachtern der Weltwirtschaft wohl schon öfter aufgefallen ist: warum tun sich etablierte Unternehmen so schwer damit, mitzuhalten, wenn es um technologischen Wandel geht? So wie wir das zum Beispiel momentan im Bereich Künstliche Intelligenz erleben, aber auch in der Krise der europäischen Automobilindustrie.
Auf diese aktuellen Fragen gibt dieses ursprünglich mehr als 20 Jahre alte Buch sehr interessante, fundierte und gut argumentierte Antworten, die auf einer soliden Forschungsbasis basieren und mit vielen Praxisbeispielen untermauert sind. Die Praxisbeispiele sind naturgemäß schon etwas älter und stammen überwiegend aus den 1980er und 1990er bis beginnenden 00er-Jahren: beispielsweise geht es um Themen wie den Übergang zu Digitalkameras, der vom traditionellen Fotounternehmen Leica lange nicht wahrgenommen wurde, während sich neue, innovative Unternehmen in diesem Bereich etablieren konnten. Weitere Beispiele stammen aus dem Software- und Speicherkartenbereich oder - ein etwas neueres - aus dem Musikbereich, der bekanntlich durch MP3 und später Streaming komplett revolutioniert wurde, wovon sich die traditionelle Musikindustrie bis heute kaum erholt hat.
Der Autor legt in dem Buch schlüssig dar, warum sich gesetzmäßig in etablierten Unternehmen Strukturen herausbilden, die für den laufenden Betrieb förderlich sind, aber nicht für die Anpassung an disruptive Innovationen. Denn letztere brauchen oft erst einmal kontraintuitives Verhalten: solches, das sich nicht an den Wünschen bestehender Kunden orientiert und das erst einmal ungewöhnliche, neue Kundengruppen sucht. In diesen Bereichen haben aber große Unternehmen nicht ihre Stärken, das fällt kleineren, neueren Unternehmen leichter.
Wer das Buch liest, kann diese Dynamiken besser verstehen und so einiges auch im aktuellen Wirtschaftsgeschehen genauer einordnen. Auch für alle Menschen, die in Unternehmen in leitenden Positionen zu tun haben, solche gründen wollen, in diesem Bereich tätig sind oder sich einfach für Unternehmen interessieren, ist es ein hochspannendes Buch: leicht zu lesen, interessant, nach wie vor aktuell und auf die heutige Zeit anwendbar, und mit vielen gut nachvollziehbaren Praxisbeispielen. Leseempfehlung!