Deutlich besser als Band 1, aber mit kleinen Schwächen
Rebel Witch. Der rote Nachtfalter, Band 2Der Einstieg in den zweiten Band fiel mir dieses Mal überraschend schwerer. Da ich Band 1 vorab nicht erneut gelesen hatte, war mein Überblick über die Vielzahl an Charakteren und deren Rollen etwas verblasst. ...
Der Einstieg in den zweiten Band fiel mir dieses Mal überraschend schwerer. Da ich Band 1 vorab nicht erneut gelesen hatte, war mein Überblick über die Vielzahl an Charakteren und deren Rollen etwas verblasst. Die Geschichte wirft einen direkt in eine Situation mit vielen Figuren, was für mich anfänglich eher überfordernd war. Ich musste mir erst eine Zusammenfassung des ersten Teils durchlesen, um wieder vollständig anzuknüpfen. Sobald ich mich dann aber zurechtgefunden hatte, kam ich gut in die Handlung hinein – dennoch bleibt der Beginn für mich der schwächste Teil des Buches. Ein kleiner Kritikpunkt, der jedoch nicht dauerhaft ins Gewicht fällt.
Weltenbau & Erzählweise
Wie schon im Vorgänger wird wieder aus zwei personalen Perspektiven erzählt, Rune und Gideon. Es ist keine Ich-Perspektive, aber dennoch nah genug, um tief in die Gedankenwelt der beiden einzutauchen. Persönlich gefällt mir diese Erzählform nicht ganz so gut; eine echte Ich-Perspektive hätte die Intensität für mich noch gesteigert. Trotzdem ist die Unterteilung wertvoll, denn sie erlaubt es, beide Seiten der Geschichte facettenreicher zu erleben.
Der Weltenbau vertieft sich sinnvoll: Orte, magische Elemente und die politischen Strukturen werden weiter ausgebaut, alles fühlt sich stimmig und atmosphärisch dicht an. Ich mochte besonders, wie neue Schauplätze und thematische Schwerpunkte eingebettet wurden der Band erweitert die Welt, ohne sich zu verlieren.
Dynamiken & Charakterentwicklung
Emotional funktioniert der zweite Band für mich deutlich stärker als der erste. Rune und Gideon sind zu Beginn getrennt, doch sobald sie wieder aufeinandertreffen, entfaltet sich erneut diese unverwechselbare Mischung aus Anziehung, Wut und intensiver Spannung.
Das Katz-und-Maus-Spiel, das bereits den ersten Teil geprägt hat, wird hier konsequent fortgesetzt und sogar gesteigert. Besonders gelungen fand ich, dass man als Leser nie vollständig weiß, welche Entscheidungen die Figuren tatsächlich treffen werden. Diese Unberechenbarkeit sorgt für ständige Spannung und hält einen aktiv im Geschehen. Auch einige Nebencharaktere treten stärker hervor und bereichern die Handlung, abwechslungsreich, stimmig, teilweise überraschend.
Handlung & Tempo
Die Handlung zieht etwa zur Mitte des Buches deutlich an. Die Szenen, Orte und Themen, die dort aufgegriffen werden, haben mir ausgesprochen gut gefallen. Dennoch empfand ich den Mittelteil insgesamt als etwas zu lang.
Gegen Ende hatte ich lange das Gefühl, dass definitiv ein dritter Band folgen würde, die Geschichte steuerte so klar auf ein Ende zu, dass ich überzeugt war, es bleibe noch ausreichend Raum für eine Fortsetzung. Doch dann wurde innerhalb relativ kurzer Zeit die gesamte Handlung rund um das Finale abgewickelt, sodass plötzlich klar wurde, dass dies tatsächlich der Abschluss der Reihe ist.
Diese schnelle Abhandlung der finalen Entwicklungen hat für mich sehr deutlich gemacht, dass das Ende etwas zu kurz geraten ist. Alles ist zwar gut umgesetzt und schlüssig, aber ich hätte mir mehr erzählerischen Raum für diesen Abschluss gewünscht, um der Geschichte die Tiefe und Wirkung zu geben, die sie verdient.
Gesamtfazit
Für mich ist Band 2 eine deutliche Steigerung zum ersten Teil. Der Weltenbau entwickelt sich schön weiter, die Dynamiken zwischen Rune und Gideon funktionieren hervorragend, und auch das Magiesystem bleibt originell und einzigartig. Besonders durch diesen zweiten Band habe ich gemerkt, dass Hexen eindeutig zu meinen liebsten Fantasy-Elementen gehören – und genau dafür ist diese Dilogie wie gemacht. Wer Hexen liebt, macht mit dieser Reihe definitiv nichts falsch.
Auch wenn für manche Leser*innen dieser Abschlussband problemlos 5 Sterne erreichen kann, lande ich persönlich bei 4,5 Sternen. Der Einstieg fiel mir etwas schwer und das Ende kam für meinen Geschmack zu kurz, weil der Abschluss der Handlung sehr plötzlich und in kurzer Zeit abgewickelt wurde. Dennoch bleibt die Dilogie insgesamt eine wirklich starke, atmosphärische und spannende Hexenreihe, die man als Fan auf keinen Fall verpassen sollte.