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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.03.2022

Schwermütig

Als uns die Welt zu Füßen lag
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Bei diesem Buch war es vor allem das in verblichenen Sepiatönen gehaltene, nostalgisch wirkende und ein Gefühl von Leichtigkeit verströmende Cover, das mich wie magisch angezogen hatte. Ich liebe historische ...

Bei diesem Buch war es vor allem das in verblichenen Sepiatönen gehaltene, nostalgisch wirkende und ein Gefühl von Leichtigkeit verströmende Cover, das mich wie magisch angezogen hatte. Ich liebe historische Frauenromane und nach einem kurzen Blick auf den Klappentext freute ich mich auf eine interessante Story im Norddeutschland der Dreißigerjahre.

Umso erstaunter war ich, als das Werk im Hamburg des Jahres 2019 begann; tatsächlich gibt es also zwei Zeitebenen. In der Gegenwart lernen wir die erfolgreiche Zuckerbäckerin Tilda kennen, die nur für ihr eigenes Cafélädchen Bellefleur zu leben scheint. "Was ihre Konkurrenz mit Neid erfüllte, betrachteten ihre Freundinnen mit Sorge. Denn die viele Arbeit machte Tilda in ihren Augen zu einer Einzelgängerin, die sich außer für die Zutaten ihrer köstlichen Backwerke nur für ihre Bilanzen interessierte."

In der Vergangenheitshandlung flüchtet die junge Vicky, deren Vater sie gegen ihren Willen verheiraten möchte, vom ländlichen Familiensitz, dem Rosenhof Willenbrock, in die Hansestadt Hamburg, wo ihre Tante Carla lebt. Nachdem sie ihr Hab und Gut verliert, findet sie in Luise, die sie vorübergehend bei sich und ihrem Bruder Ludwig aufnimmt, eine neue Freundin. Aber nicht alles ist, wie es scheint. Als es Vicky bald darauf durch einen Zufall gelingt, Carla zu finden, staunt sie nicht schlecht – denn ihre Tante lebt mittlerweile als Mann, nennt sich Karl und ist mit einer Frau namens Eve Bellefleur zusammen. Ihnen gehört der legendäre gleichnamige Tanzpalast sowie ein Modesalon. "»Das Bellefleur ist das Herz des Hamburger Nachtlebens, in unserem Haus findet man alles unter einem Dach: Mode, Tanz, Musik, Lustbarkeiten … Jeder, der etwas auf sich hält, ist hier zu Gast!«" Alles scheint sich endlich zum Guten zu wenden, Vicky genießt ihre neue Freiheit und verliebt sich in den Swing Musiker Johnny, der ihre Gefühle erwidert. Allerdings drohen die Schatten der Vergangenheit sie einzuholen und so wohl sie sich in ihrem neuen Zuhause fühlt, es ist nicht der sichere Hafen, den sie sich erträumt hatte. Die Lage spitzt sich immer weiter zu: Johnny wird wegen seiner Hautfarbe angefeindet, Carla/Karl schlägt aufgrund ihrer/seiner Lebensweise regelmäßig Hass entgegen; die Weltwirtschaftskrise greift um sich und die Nationalsozialisten gewinnen an Macht.

Die in der Vergangenheit spielende Handlung war mein Highlight des Romans.Tildas Geschichte hingegen gefiel mir weniger; ohne diesen Plot hätte das Buch, glaube ich, insgesamt positiver auf mich gewirkt. Alle Figuren sind vielschichtig angelegt, haben Fehler und Schwächen, wirken real. Die Autorin hat die Lebensumstände der damaligen Zeit sehr authentisch eingefangen, den Kontrast zwischen Armut und Reichtum, die Einschränkungen, mit denen Frauen zu kämpfen hatten. Ich musste mir immer wieder ins Gedächtnis rufen: 'Es ist kein Wohlfühlroman, sondern soll das echte Leben widerspiegeln.' Teilweise wurde mir das Ganze dennoch zu deprimierend, ich empfand die Tragik als erdrückend und die erhoffte Leichtigkeit stellte sich nicht ein. Ich las von harter Arbeit und Geldnot, Unglück und Tod, von Rassismus und Vorurteilen gegenüber gleichgeschlechtlicher Liebe. Insbesondere die Thematik um ungewollte bzw. ungeplante Schwangerschaften (ja, Plural) setzte mir zu.

Einerseits gab es sehr berührende Passagen, andererseits empfand ich die aus verschiedenen Perspektiven erzählte Geschichte a) als zu schwermütig und b) als nicht flüssig erzählt. Zum Teil mag das an der Vielzahl der Sichtweisen gelegen haben, aber auch die Übergänge wirkten manchmal etwas abgehackt auf mich und die Zeitsprünge innerhalb einer Zeitebene störten mich eher, als dass sie Spannung erzeugten. Was das Ende betrifft – nun ja, es war okay, ich hätte mir jedoch einen runderen Abschluss gewünscht.

Fazit: Gefühlvoll und durchaus unterhaltsam, unterm Strich allerdings zu negativ-behaftet für meinen Geschmack.

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Veröffentlicht am 13.03.2022

Must-Have für Bridgerton-Fans!

Bridgerton: Der inoffizielle Guide für alle Lords und Ladys
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Ich gehe mal stark davon aus, dass jeder, der dieses herrlich amüsante, überaus unterhaltsame Werk zur Hand nimmt, ohnehin bereits ein Bridgerton-Fan ist, sei es aufgrund der Buchreihe von Julia Quinn ...

Ich gehe mal stark davon aus, dass jeder, der dieses herrlich amüsante, überaus unterhaltsame Werk zur Hand nimmt, ohnehin bereits ein Bridgerton-Fan ist, sei es aufgrund der Buchreihe von Julia Quinn oder der gleichnamigen Netflixserie, deren zweiter Staffel ich aktuell ungeduldig entgegenfiebere. – Allen Freunden der sympathischen Bridgerton'schen Großfamilie spreche ich hiermit eine uneingeschränkte Leseempfehlung aus.

Das zauberhafte Cover des edlen Hardcover-Büchleins ist ein absoluter Hingucker im Regal! Besonders gut gefällt mir, dass hier das Farbschema der Promo-Bilder der Serie aufgenommen worden ist. Auch die restliche Ausstattung ist hochwertig und macht richtig was her – ein fliederfarbenes Lesebändchen, ein hübsches Innencover im Regency-Stil und bebilderte Kapitelüberschriften.

Angemerkt sei vorab, dass der Inhalt sich rein auf tatsächliche historische Fakten (Daten, Ereignisse, reale Persönlichkeiten) sowie auf die TV-Serie (nähere Infos zu den Dreharbeiten: Locations, Kostüme, Musik, etc.) bezieht; die Handlungen der einzelnen Bücher werden nicht aufgegriffen. Da ich als Janeite Regencywerke (und -serien) liebe, hatte es nicht lange gedauert, bis der Bridgerton-Hype auch mich gepackt hatte, und schon war ich Feuer und Flamme für die liebenswerten Figuren.

Der Schreibstil dieses Serien-Begleitbuchs ist locker und humorvoll, mit einem Augenzwinkern fasst die Autorin die überlebenswichtigsten Tipps und Tricks zusammen, damit wir uns auf und neben dem Parkett der feinen Gesellschaft nicht blamieren. Von A wie Anstandsdame bis Z wie zeitgenössische Literatur (und Zitate) findet alles Erwähnung.

Wie lauteten die wichtigsten gesellschaftlichen Regeln (kultiviertes Verhalten, Besuchsetikette, Werbungsphasen, Auftritte in der Öffentlichkeit, Flirttechniken mittels Taschentuchs bzw. Fächers, …)? Wer waren die damaligen Celebrities und welchen Einfluss hatten ihre Schicksale auf den Rest der Bevölkerung? Was waren kulturelle Trends, was erachtete man als en vougue? Ob Beratung in Stilfragen zur Kleidungs- und Frisuren-Mode, die neuesten Skandale oder die vergnüglichsten Tänze, die man beherrschen musste - dieser Leitfaden vereint gekonnt Geschichte und Serienfakten. Nun bin ich bestens im Bilde, sei es hinsichtlich der verschiedenen Arrangements von Halstüchern oder der Perfektionierung des Errötens.

Zusätzlich gibt es immer mal wieder witzige Tests (laut Charaktertest bin ich eine Mischung aus Daphne und Penelope), ein Spiel sowie Ausmalbilder – wobei ich es wohl nie übers Herz bringen werde, etwas in dieses Buch zu zeichnen.

Mein liebster Abschnitt war das umfangreiche Wortverzeichnis der Regencybegriffe (Bezeichnungen für Damen und Herren, frevelhafte Aktivitäten, Beleidigungen, Geld, Liebe und Ehe). Hier musste ich mehrfach lachen; zu schade, dass man diese Redewendungen heutzutage nicht mehr verwendet! Wenn ich das nächste Mal "in hohen Seilen" in einer Buchhandlung stehe und meinem "Korinther" erkläre, dass ich gleich mehrere Bücher kaufen möchte, werde ich wohl sicherheitshalber meinen "Latz einschläfern", selbst wenn ich dadurch "dem Hauptwachmeister entkomme" und eine "Spinne verschlucke", da ansonsten die Gefahr besteht, dass ich "teufelsblau" werde. Ganz reizend fand ich übrigens auch den Ausdruck "nach April und Mai riechen".

Fazit: Ich hatte sehr vergnügliche Lesestunden. Ein Must-Read für alle Bridgerton-Begeisterten und Regency-Interessierten!

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Veröffentlicht am 12.03.2022

Fesselnd, berührend, authentisch und ziemlich harter Tobak

Im Land der wilden Pfoten
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"Es war eine verrückte Zeit gewesen, ein Abenteuer, wie sie es sich nie erträumt hatte. Sie war an ihre Grenzen gegangen, an sich gewachsen, hatte Freundschaften geschlossen und sich in ein Land und in ...

"Es war eine verrückte Zeit gewesen, ein Abenteuer, wie sie es sich nie erträumt hatte. Sie war an ihre Grenzen gegangen, an sich gewachsen, hatte Freundschaften geschlossen und sich in ein Land und in einen Mann verliebt."

Hinter dem putzigen Cover verbirgt sich eine überaus ernste Thematik. In diesem mitreißend geschriebenen (Liebes-)Roman stehen ausnahmsweise mal nicht die romantischen Beziehungen, Freundschaften oder die innige Bindung zwischen Geschwistern an erster Stelle, sondern die Liebe zu Tieren.

"Australiens Buschfeuer im Dezember 2019 und Januar 2020 haben unsagbare Zerstörung verursacht, […] Menschen an den Rand ihrer Vorstellungskraft gebracht. Viele starben, Häuser und Heimaten wurden zerstört, eine halbe Milliarde Tiere fiel den Flammen zum Opfer, darunter allein achttausend Koalas." Zwar hatte ich in den Nachrichten damals von den verheerenden Feuern gehört, doch so richtig bewusst wurde mir das furchtbare Ausmaß des Black Summers erst mit dieser Lektüre.

Um nach der Trennung von ihrem Freund Alexander auf andere Gedanken zu kommen, gönnt Mieke sich einen dreimonatigen Urlaub in Down Under und gerät prompt in Lebensgefahr. Der Feuerwehrmann Rob wird zu ihrem Lebensretter und Freund. Er ermutigt sie, sich einer Tierschutzorganisation anzuschließen und bald schon ist Mieke fasziniert von diesem attraktiven Mann, der so selbstlos und gerne hilft, wo er nur kann. Sie ahnt nicht, dass hinter der Ruhe, die er ausstrahlt, und hinter seinem vermeintlich unerschütterlichen Selbstbewusstsein eine traurige Wahrheit steckt: Seit einem tragischen Erlebnis hat er mit Panikattacken zu kämpfen, was in seinem toughen Job alles andere als hilfreich ist. Und dann ist da noch Jodie, die mit ihrer unverblümten, schnoddrig-sympathischen Art zu meiner Lieblingsfigur des gesamten Romans wurde. So oft trifft sie mit ihren Aussagen den Nagel auf den Kopf. Die meisten Menschen "»[…] sind damit beschäftigt, sich selbst zu bedauern, nur um sich dann in das nächste Unglück zu stürzen. Tiere hingegen geraten unverschuldet in Notlagen.«"

Der angenehm flüssige Schreibstil ist gleichermaßen rasant und actionreich wie emotional und direkt, ich hatte alles bildlich vor Augen und fieberte während der zahlreichen Rettungsaktionen entsetzt mit den Figuren mit. Einige Szenen, insbesondere jene, in denen verletzten Tieren nicht mehr geholfen werden konnte oder die von großem Schmerz handelten, haben mir enorm zugesetzt. Wenn ich nur an den Koala denke, der in Miekes Armen gestorben ist, oder an die Beerdigung des kleinen Kängurus, zieht sich in mir alles zusammen und ich könnte direkt losweinen. Umso größeren Respekt habe ich vor allen Menschen, die sich dem Schutz der Wildtiere trotz aller Gefahren so engagiert verschrieben haben; ich kann mir gut vorstellen, dass diese Aufgabe bei vielen Helfern und Helferinnen tiefe Narben auf der Seele hinterlässt. "Sie hatte so viel Leid gesehen, Schmerz und Qual. Sie war manchmal rechtzeitig gekommen und oft zu spät. Hatte alles gegeben, aber nicht immer gewonnen. Das Feuer war überall […]".

Die aus Deutschland stammende Autorin und studierte Naturschutzbiologin Lea Lobrecht ist selbst ehrenamtliche Wildtierretterin in ihrer Wahlheimat Australien und man spürt in jeder Zeile, wie sehr ihr die Tiere am Herzen liegen.

Fazit: Ein überaus berührendes, aufrüttelndes Werk, das zum Nachdenken anregt und das ich allen (nicht zu zart besaiteten) Tierfreunden und Australien-Fans empfehle.

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Veröffentlicht am 11.03.2022

Gut, aber nicht der triumphale Abschluss, den ich mir gewünscht hätte

Bridgerton - Hochzeitsglocken für Lady Lucy
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Als großer Bridgerton-Fan hatte ich dem letzten Band aus der international gefeierten Buchreihe Julia Quinns sowohl gespannt als auch mit einer gehörigen Portion Wehmut entgegengesehen; ich wollte unbedingt ...

Als großer Bridgerton-Fan hatte ich dem letzten Band aus der international gefeierten Buchreihe Julia Quinns sowohl gespannt als auch mit einer gehörigen Portion Wehmut entgegengesehen; ich wollte unbedingt wissen, wie der letzte ledige Sprössling der sympathischen Großfamilie unter die Haube kommt, war allerdings noch nicht bereit, mich anschließend von den Figuren zu verabschieden, so sehr genoss ich es, für ein paar Lesestunden Teil ihrer Welt zu sein. Vielleicht lag es an meinen recht hohen Erwartungen, da ich den Schreibstil der Autorin mittlerweile zu kennen glaubte, doch ausgerechnet bei Gregorys Geschichte fehlte mir etwas.

Es ist ein guter Regencyroman, aber im Vergleich mit den Vorgängerwerken verblasst er. So wie die weibliche Hauptfigur, Lady Lucinda Abernathy (kurz: Lucy), das Gefühl hat, stets im Schatten ihrer bildhübschen, reizenden besten Freundin und Herzensschwester Hermione Watson zu stehen, ging es mir mit der Story – sie war neben den anderen Bänden "auf jede ersichtliche Art etwas weniger" bzw. "nicht so ganz".

Während Lucy mir im Laufe immer weiter ans Herz wuchs - sie ist schließlich auch eine bemerkenswerte junge Frau, loyal, intelligent, liebenswert, aufrichtig, familienorientiert -, konnte ich mich, so leid es mir tut, für Gregory, dem eindeutig ein Ziel im Leben fehlte, kaum erwärmen. Damit meine ich nicht, dass er sich negativ verhalten hätte, im Gegenteil, ich fand es beeindruckend, dass er z.B. fest an die wahre Liebe glaubte und bereit war, mit großer Geste darum zu kämpfen. Er hat eben wirklich das Pech, der vierte Sohn der Familie zu sein – und all seine Brüder erschienen mir schlichtweg bemerkenswerter, wacher, feuriger, eindringlicher beschrieben. Müsste ich Gregory eine Temperatur zuordnen, wäre es ein Lauwarm; nicht ungemütlich, aber halt nichts dauerhaft Behagliches.

Der Einstieg in die Handlung startete gleich mit einer ungewöhnlich dramatischen Szene: Gregory stürzt in eine Kirche, wo gerade eine Trauung stattfindet, und wirft sich der Braut (eines anderen Mannes) in theatralischer Geste zu Füßen; er erklärt der geschockten Dame vor versammelter Gesellschaft seine Liebe und fleht sie an, stattdessen lieber ihn zu heiraten. Wer die Frau ist, verrate ich an dieser Stelle natürlich nicht, und wie sie auf Gregorys spontanen Antrag reagiert, müsst ihr ebenfalls selbst lesen!

Ich hatte mich komplett darauf verlassen, ein fulminantes Reihenfinale zu lesen, ein Feuerwerk der Emotionen zu erleben, und wünschte mir einen gebührenden Abschied von allen Bridgertons. Letztlich war ich aufgrund der wenigen Szenen mit der gesamten Bridgerton-Familie tatsächlich ein klein wenig enttäuscht; ihr Anteil ist ziemlich gering, viel zu wenig für ein Reihenende. Zwar gab es humorvolle Passagen, die typisch Quinn'schen Irrungen und Wirrungen - wer liebt wen und wann wird geheiratet – und der Start verlief, aus oben genannten Gründen, enorm mitreißend, doch irgendwie packte es mich insgesamt einfach nicht.

Fazit: Nicht der triumphale Abschluss, den ich mir gewünscht hätte, wobei dies angesichts des nach wie vor angenehmen Schreibstils der Autorin Jammern auf hohem Niveau ist. Ich vergebe 3 ½ solide Sterne und bedanke mich für diese wundervolle Buchreihe, die in das Bücherregal einer jeden Janeite gehört.

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Veröffentlicht am 11.03.2022

Bridgerton-Liebe

Bridgerton - Mitternachtsdiamanten
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Meine geliebte Bridgerton-Reihe aus der Feder von Bestsellerautorin Julia Quinn neigt sich leider langsam dem Ende zu. Noch möchte ich gar nicht daran denken, dass ich mich von den mir so liebgewonnenen ...

Meine geliebte Bridgerton-Reihe aus der Feder von Bestsellerautorin Julia Quinn neigt sich leider langsam dem Ende zu. Noch möchte ich gar nicht daran denken, dass ich mich von den mir so liebgewonnenen Figuren bald verabschieden muss, seufz! Im vorliegenden Band 7 erleben wir, wie die jüngste Tochter der sympathischen Großfamilie, die scharfsinnige, schlagfertige Hyacinth, sich amüsante Wortgefechte mit dem attraktiven Enkel der allseits verehrten wie gefürchteten Lady Danbury liefert und dabei feststellt, dass Gareth St. Clair von ihrer undiplomatisch-ehrlichen, äußerst direkten Art keinesfalls eingeschüchtert zu sein scheint. Mein Romantikerherz hoffte auf viel Herzklopfen und eine interessante Annäherung der beiden Hauptfiguren, und genau das habe ich bekommen.

In meinen Augen ist dies mit Abstand der bisher humorvollste Band der Reihe; eventuell hat die Autorin gespürt, dass ihre Leser:innen sich nach der recht ernsten Thematik des Vorgängerbandes ("Ein hinreißend verruchter Gentleman") um die früh verwitwete Francesca nach mehr Frohmut und Leichtigkeit sehnten. Was habe ich gelacht über die flotten Dialoge, speziell die bärbeißigen Kommentare von Lady Danbury, Gareths Verzweiflung angesichts Hyacinths Sturheit und vor allem die Wiedersehensszene mit Anthony Bridgerton, dem ältesten Bridgerton-Nachkömmling, der in vielerlei Hinsicht die Rolle des Familienoberhauptes hatte einnehmen müssen – einfach köstlich!

Prunkvolle Bälle gab es kaum, kein nervenaufreibendes Duell und deutlich weniger Raffinesse in Sachen Kuppelei, dafür aber ein spannendes Rätsel um Gareths wahre Herkunft und ein geheimnisvolles italienisches Tagebuch. Hyacinth ist Feuer und Flamme, als Mr. St. Clair ausgerechnet sie um Hilfe bittet, schließlich liebt alles Rätselhafte und kniffelige Aufgaben; zudem sehnt sie sich nach Ablenkung von einer bisher langweiligen (und, zum Leidwesen ihrer Frau Mama, ohne Heiratsantrag zu verbuchenden) Saison. Allerdings beschäftigt sie bald nicht nur die Aufgabe, das Versteck eines mysteriösen Diamantenarmbandes aufzuspüren, sondern auch die Tatsache, dass ihr währenddessen bewusst wird, welchen Mann sie gerne heiraten würde. Doch wie soll sie ihn dazu bewegen, ihr einen Antrag zu machen, ohne ihm nachzulaufen und dabei womöglich verzweifelt zu wirken? Könnte sie mit seiner Ablehnung leben? Und sind seine Motive wirklich ehrenhaft oder sollte sie ihr Herz besser festhalten?

Hyacinths Reaktion in einer gewissen Situation hat mich ziemlich überrascht – weder positiv noch negativ, ich war schlichtweg verblüfft, da ich sie aufgrund ihrer Erziehung und basierend auf den Moralvorstellungen ihrer Zeit diesbezüglich völlig anders, viel zurückhaltender eingeschätzt hätte.

In der aktuellen Staffel der gleichnamigen Netflixserie ist Hyacinth noch ein kleines Mädchen, deshalb hat es kurz gedauert, bis ich dieses Bild aus meinem Kopf verbannt hatte, immerhin beginnt die Handlung, als sie bereits zweiundzwanzig Jahre alt ist. Sie ist ein sehr eigenwilliger Charakter, liebevoll-rechthaberisch, nicht gerade für ihre Subtilität bekannt und in ihrem gesamten Wesen eine Mini-Ausgabe von Lady Danbury. Kein Wunder, dass Gareth in Bezug auf ihre Wortwahl mehrfach belustigt anmerkt, dass sie beinahe wie seine Großmutter klingt – was Hyacinth als großes Kompliment wertet.

Gareths innerer Konflikt und die Abneigung seinem Vater gegenüber sind unheimlich glaubwürdig und realistisch ausgearbeitet worden, ich habe jedes Wort davon gefühlt. Hinsichtlich einer bestimmten Entwicklung erschien er mir kurzzeitig etwas rücksichtslos, wobei ich seine Motivation nachvollziehen konnte.

Mama Bridgerton ist herzig wie eh und je, ich liebe die tiefgründigen Gespräche, die sie immer mit ihren Kindern führt. So eine herzensgute, verständnisvolle Mutter kann man sich nur wünschen. Auch die scheinbar unnahbare Lady Danbury hätte ich knuddeln können - ich kann ihr vorgetäuscht-genervtes "Pah!" förmlich in meinen Ohren hören und hüpfe schnell zur Seite, damit sie mich nicht mit ihrem Gehstock erwischt!

Fazit: Ich habe die Geschichte von Anfang bis Ende geliebt! Eine begeisterte Leseempfehlung für alle Bridgerton-Fans und Leser:innen von Regencyromanen!

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