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Veröffentlicht am 06.07.2023

Shaftesbury-Liebe

Der Mordclub von Shaftesbury – Ein Herz und eine tote Seele
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Oh, wie sehr hatte ich mich auf die Fortsetzung der "Penelope St. James ermittelt"-Reihe gefreut!

Die liebenswerten Figuren, der rundum angenehme Schreibstil, das absolut traumhafte Setting und ein solider ...

Oh, wie sehr hatte ich mich auf die Fortsetzung der "Penelope St. James ermittelt"-Reihe gefreut!

Die liebenswerten Figuren, der rundum angenehme Schreibstil, das absolut traumhafte Setting und ein solider Spannungsbogen – all das hatte mich im Reihenauftakt komplett begeistert. Ich weiß nicht, wie das bei euch ist, aber wenn ein Reihenstart bereits dermaßen gut geschrieben ist, stellt sich bei mir im Hinblick auf Band 2 dann immer automatisch eine leichte Nervosität ein, à la 'hoffentlich wird das neue Werk mit diesem Knüller mithalten können'. Kennt ihr das?

Nun, sagen wir’s mal so: "Ein Herz und eine tote Seele" hat mir wunderbar gefallen. Punkt. So sehr, dass ich am liebsten kein 'aber' anfügen möchte. Im Vergleich mit Band 1 hat die Geschichte dieses Mal lediglich etwas länger gebraucht, bis sie so richtig in Schwung gekommen ist; das zweite Shaftesbury-Abenteuer startet eben recht gemächlich. - Nicht tragisch, denn ich fühlte mich ja trotzdem pudelwohl mit den menschlichen und tierischen Charakteren und genoss das Wiedersehen mit den sympathischen, teilweise schrulligen Dorfansässigen. Doch im direkten Vergleich fiel mir dieser Punkt nun mal auf. Müsste ich mich also partout für einen Favoriten entscheiden, würde meine Wahl auf "Eine Tote bleibt selten allein" fallen.

Nichtsdestotrotz: Ich hatte viel Freude mit diesem Werk, das in puncto Inhalt und Verständnis gänzlich unabhängig gelesen werden kann. Penelope hat sich mittlerweile prächtig in Shaftesbury eingelebt; die Einwohner vermuten hinter ihrer Partnervermittlung zwar nach wie vor ein Detektivbüro, aber sie nimmt es gelassen und mit Humor. Diese positive Einstellung benötigt sie auch dringend, denn aktuell hat sie alle Hände voll zu tun: Es gilt, eine Hochzeit zu planen, einen Raben zu bändigen sowie diverse Diebstähle und einen Mord aufzuklären. Und dann ist da noch ihre eigene Herzensangelegenheit - der adrette Tierarzt Sam, mit dem sie sehr, sehr gerne Zeit verbringt. Verständlich, denn der Mann hat das Herz am rechten Fleck, ist hingerissen von ihr und seine (für ihr Alter ziemlich lebenskluge) Tochter Lilly ist einfach entzückend.

Erwähnte ich schon, wie sehr ich das Setting liebe? Sollte in diesem heimeligen südenglischen Dörfchen jemals ein kleines Cottage freiwerden, würde ich definitiv meine Koffer packen – selbst wenn das bedeuten würde, dass ich fortan über den lokalen Friedhof stiefeln müsste (wo die Internetverbindung am besten ist), um meine Bookstagram-Beiträge veröffentlichen zu können.

Abschließend möchte ich noch ein dickes Lob für die peppige Covergestaltung sowie die Karte im Innencover aussprechen.

Fazit: 4 ½ Sterne

Ich bin ein riesengroßer der Fan dieser tollen Cosy-Crime-Reihe und hoffe auf viele weitere Bände! Klare Empfehlung für alle Fans des Genres!

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Veröffentlicht am 05.07.2023

Geheimnisse auf Cherry Hill

A Place to Belong
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Endlich durfte ich wieder nach Palisade, Colorado reisen – genauer gesagt auf die Cherry Hill Obstfarm der McCarthys, wo mir der süße Duft reifer Pfirsiche um die Nase weht.

Der dritte Band der Cherry-Hill-Reihe ...

Endlich durfte ich wieder nach Palisade, Colorado reisen – genauer gesagt auf die Cherry Hill Obstfarm der McCarthys, wo mir der süße Duft reifer Pfirsiche um die Nase weht.

Der dritte Band der Cherry-Hill-Reihe aus der Feder von Bestsellerautorin Lilly Lucas wird in der Ich-Form aus der Sicht von Magnolia aka Maggy erzählt. Falls ihr euch jetzt wundert und denkt: 'Moment mal, Maggy?? Die McCarthy-Schwestern heißen doch Poppy, Juniper und Lilac?!', dann habt ihr vollkommen recht. Die Journalistin Maggy, die sich aus privaten Gründen ein eigenes Bild von besagter Familie machen möchte, ist nämlich eine gänzlich neue Figur – und zunächst war ich not amused von der Vorstellung, dass ausgerechnet sie sich, sofern man dem Klappentext Glauben schenken durfte, nun jenen Farmer-Hottie schnappen sollte, den ich insgeheim längst für Poppy auserkoren hatte. Umso gespannter war ich, wie die Autorin diese Wendung herbeiführen wollte, denn Flynn und Poppy verband bis dahin schließlich eine sehr enge Freundschaft.

Insbesondere am Anfang konnte ich mich wunderbar in Maggy hineinversetzen, ihre Bedenken sowie ihre Neugier absolut nachvollziehen. Ich glaube, die meisten Menschen hätten ähnlich gehandelt in puncto Kontaktaufnahme. Die Tatsache, dass sie bezüglich ihrer wahren Motivation nicht sofort mit der Sprache rausrückt, sondern auf einen taktvolleren Moment wartet - immerhin erwischt sie die McCarthys versehentlich an einem für sie enorm traurigen Tag -, leuchtete mir ein. Allerdings stellt sich bald heraus, dass ihre gut gemeinte Notlüge wie ein Bumerang zu ihr zurückkehren und gleich in doppelter Hinsicht schmerzen wird.

Von Flynn, den ich prinzipiell unheimlich gerne mag, erfahren zwar die tragische Geschichte seiner Vergangenheit, aber ansonsten blieb er dieses Mal meines Erachtens ein eher blasser Charakter. Ebenso enttäuscht, zumindest vorübergehend, war ich von Poppy – eigentlich ist sie der herzliche Sonnenschein unter den Schwestern, doch im vorliegenden Band büßte sie aufgrund ihres Verhaltens ordentlich Sympathiepunkte ein. Ihre Enttäuschung auf eine gewisse Enthüllung lasse ich mir noch einreden, denn solch eine krasse Neuigkeit verdaut man nicht mal eben nebenbei. Doch was den romantischen ebenso wie den freundschaftlichen Aspekt betrifft – das ging gar nicht. Ich fand ihre trotzige Reaktion einfach extrem unreif, unnötig verletzend und ziemlich egoistisch. (Keine Sorge, ein Happy End gibt's natürlich trotzdem.)

Ich habe aufgehört zu zählen, wie viele Lilly-Lucas-Romane ich mittlerweile schon verschlungen haben – sie schreibt gut, so viel steht fest. Mit den Cherry-Hill-Bänden hat sie jedenfalls mal wieder voll ins Schwarze getroffen und ein tolles Wohlfühlsetting erschaffen. Neben einer zarten Love Story wird auch ein ernstes Thema angesprochen (= die größtenteils miserablen Arbeitsbedingungen der meist aus Mittelamerika stammenden Erntehelfer) … das dafür allerdings immer und immer wieder, es zog sich wie ein roter Faden durch die Handlung. Für mich hätten ein, zwei gut platzierte Erwähnungen bzw. thematisch passende Einbindungen in die Geschichte ausgereicht; in der vorhandenen Häufigkeit hatte es hingegen einen Touch von permanent mahnendem Zeigefinger.

Meine zwei Lieblingsszenen waren die allererste Begegnung von Maggy und Flynn im Very Berry sowie die Szene, aus der das folgende Zitat stammt:

"»Weil du dieses Mädchen bist. […] Dieses Mädchen, von dem Jungs wie ich nur geträumt haben. […] Es manchmal immer noch tun«, fügte er leise hinzu."

… dieser Moment ist gleichzeitig so intensiv und so voller Widersprüche - denn Flynn ahnt nicht, wie weit seine Annahme von der Wahrheit entfernt ist.

War die Gesamtentwicklung etwas vorhersehbar? Ja. Machte mir das etwas aus? Nö.

Fazit:

Ich hatte entspannte Lesestunden mit diesem locker-leichten, unterhaltsamen Feel-Good-Roman, bei dem die Familiengeschichte mich letztlich sogar mehr als die Love Story gereizt hat – hätte ich im Vorfeld gar nicht erwartet. Ich freue mich schon auf Band 4 ("A Place to Shine"), der Anfang August erscheinen soll.

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Veröffentlicht am 03.07.2023

Gut (mit kleinen Schwächen)

Here With Me
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Dieses Buch hat mich echt überrascht! I mean … natürlich hatte ich schon allein aufgrund der edlen Gestaltung und des traumhaft schönen Farbschnittes darauf gehofft, dass auch der Inhalt mich überzeugen ...

Dieses Buch hat mich echt überrascht! I mean … natürlich hatte ich schon allein aufgrund der edlen Gestaltung und des traumhaft schönen Farbschnittes darauf gehofft, dass auch der Inhalt mich überzeugen würde - der Klappentext klang schließlich enorm vielversprechend.

𝗪𝗮𝘀 𝗶𝗰𝗵 𝗴𝗲𝗿𝗻𝗲 𝗺𝗼𝗰𝗵𝘁𝗲:

Tatsächlich war insbesondere der starke Einstieg in die Handlung einer der Punkte, die mir besonders gut gefallen haben. Ich fühlte gleich eine Connection zur toughen Robyn und war direkt mittendrin im Geschehen. (Im Prolog erleben wir sie noch während ihrer Arbeit als Cop.)

Die Settingbeschreibungen vom luxuriösen Resort, dem Clubgelände, wo es den VIPs an nichts fehlt - tägliche Dudelsack-Einlage fürs authentische Schottland-Flair inklusive - und dem kleinen angrenzenden Örtchen ließen herrliche Bilder in meinem Kopf entstehen.

Enemies-to-Lovers-Vibes: Yes, please! Vor allem Robyns Sicht der Dinge erschien mir total plausibel, ihre Wut auf Lachlan begründet (seine Abneigung ihr gegenüber wirkte hingegen leicht konstruiert, so als bräuchte man eben partout einen Konflikt).

Mac, Arro und Lucy waren prima ausgearbeitete Nebenfiguren. Ich bin gespannt, ob wir im Folgeband mehr von Lachlans Bruder Thane lesen werden.

𝗪𝗮𝘀 𝗺𝗶𝗿 𝘄𝗲𝗻𝗶𝗴𝗲𝗿 𝗴𝗲𝗳𝗮𝗹𝗹𝗲𝗻 𝗵𝗮𝘁:

Mein Hauptkritikpunkt: Lachlans Perspektive war in der dritten Person geschrieben. Diesen Kontrast zu Robyns in der Ich-Form verfassten Perspektive hätte ich nicht gebraucht; der Wechsel las sich irgendwie sperrig und riss mich immer wieder raus aus dem Lesefluss. Zudem konnte ich mich dadurch weniger selbstverständlich in Lachlan hineinversetzen als in Robyn, wurde nicht so recht warm mit ihm. Beide Sichtweisen in der Ich-Form hätte ich ideal gefunden.

Irgendwann verlor mich die ursprünglich spannende Story ein wenig, sie driftete ab zu regelmäßigen S*x-Szenen (prinzipiell ja eine feine Sache - nix gegen some Spice), ohne dass jedoch emotional was weiterging. Erst ziemlich gegen Ende wurde dann auch die romantische Gefühlsebene vertieft und etwas greifbarer, glaubwürdiger. Für meinen Geschmack einen Hauch zu spät - aber ich empfand diesen Umstand nicht als super tragisch, denn zu diesem Zeitpunkt war die Story für mich ohnehin schon eher ein Krimi/Suspense-Read und jegliche Romance-Aspekte stellten lediglich eine nette Ergänzung dar.

So fesselnd der Einstieg in die Ereignisse gewesen war - im Mittelteil fehlte mir der Fokus, dieser war von der Hauptfrage ('Wer ist der unheimliche Stalker?') übergegangen zu einem Mix aus Robyns Familienproblemen, ihren Foto-Projekten und ihrem Hin & Her mit Lachlan.

Manchmal agierte Robyn - angesichts der Tatsache, dass sie in der Vergangenheit eine Polizistin gewesen war - ziemlich naiv, was sie (surprise!) dann prompt in Gefahr brachte. Das passte in meinen Augen nicht zur coolen Bad-Ass-Girl-Attitude, die ich in anderen Szenen so bewundert und gefeiert habe.

Mir war ziemlich früh klar, wer wohl hinter den Stalking-Attacken stecken würde und bis auf einen kleinen Überraschungsmoment, mit dem die Autorin mich kurz zweifeln ließ, bewahrheitete sich meine Vermutung. Mehr solcher Twist hätten mir noch besser gefallen.

Trotz meiner kleinen Kritikpunkte überwiegt ein größtenteils positiver Eindruck, was wohl auch dem angenehmen Schreibstil der Autorin zu verdanken ist.

𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁:
Wenn euch nach einer Love Story mit Krimi-/Thriller-Elementen ist: Schnappt euch diesen Roman!

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Veröffentlicht am 29.06.2023

Hundeglück

Sitz, Platz, Kuss
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Nachdem ich die unter ihrem Pseudonym Isabell May veröffentlichte Fantasy-Dilogie "Shadow Tales" begeistert verschlungen hatte, stand für mich fest, dass ich unbedingt weitere Romane der sympathischen ...

Nachdem ich die unter ihrem Pseudonym Isabell May veröffentlichte Fantasy-Dilogie "Shadow Tales" begeistert verschlungen hatte, stand für mich fest, dass ich unbedingt weitere Romane der sympathischen Autorin lesen wollte. Folglich war ich mega happy, als ich ihre Hundeglück-Reihe entdeckte.

Gerade habe ich die letzte Zeile aus dem Auftaktband "Sitz, Platz, Kuss" gelesen, auf den ich schon allein aufgrund des catchy Klappentextes so neugierig gewesen war! - Für Hunderomane kann ich mich (als Mama zweier Fellbabys) generell IMMER begeistern. Doch damit nicht genug, hier gab es auch noch ein außergewöhnliches Setting obendrauf: die Hundetagesstätte 'Zum Pfotentreff' (- wie niedlich ist dieser Name, bitte?! -), die von der gleichermaßen liebenswerten wie kompetenten Clara geleitet wird.

Erzählt wird aus mehreren Perspektiven. Mit der weiblichen Hauptfigur (Mila) konnte ich mich rein vom Erzählton her am besten identifizieren – irgendwie bin ich mittlerweile sehr daran gewöhnt, Romane zu lesen, die in der ersten Person geschrieben sind, stelle ich fest. Vielleicht lag es also daran, dass Mila mir als Figur am greifbarsten erschien. Den männlichen Part, Robin, erleben wir in der dritten Person, ebenso Clara.

Prinzipiell habe ich kein Problem mit unterschiedlichen Perspektivformen und auch hier war es vollkommen okay. Wenn Robins Sichtweise in der Ich-Form niedergeschrieben worden wäre, hätte es mir allerdings insgesamt einen Hauch besser gefallen. Dann hätten er und Mila, um deren beider Romance es ja vorrangig geht, quasi eine Art Einheit gebildet; das wäre mir abgerundeter, stimmiger vorgekommen. Wie gesagt, dieser Punkt fällt unter 'reine Geschmackssache' und ist keinesfalls als Kritik gemeint, da die Geschichte sich schließlich trotzdem angenehm lesen ließ.

Enemies to Lovers ist einer meiner liebsten Tropes, daher war der anfängliche Schlagabtausch zwischen Mila und Robin natürlich genau mein Ding. Sie haben definitiv keinen idealen Start miteinander – beste Voraussetzungen also für eine süße Love Story. Ihre Annäherung habe ich genossen, ging jedoch mit Mila, die ich an sich mochte, nicht immer d'accord. To be fair, ihr Selbstwertgefühl war nach ihrem letzten Beziehungsaus ordentlich angeknackst, das muss man berücksichtigen. Wenn der Partner, der dich immer auf Distanz gehalten und seine Freiheitsliebe propagiert hat, dich nicht nur abserviert, sondern anschließend binnen weniger Tage zum Verlobten (und Co-Hausbesitzer) seiner neuen Flamme mutiert, ist das ziemlich bitter. Konnte ich ihre Unsicherheit verstehen? Ja. Aber Robins Gefühle wogen für mich schwerer, denn diese verletzte sie schon recht oft in meinen Augen. Hinzu kommt, dass Mila mir hin und wieder schlichtweg zu unreif für ihr Alter von Mitte 30 erschien. Positiv in Erinnerung geblieben ist mir dafür ihr aufrichtiges Wesen in einer bestimmten Szene; hier beweist sie wahrlich Charakter spricht einer gewissen Person Mut zu. Ich wette, viele Menschen hätten diesen Moment - egal ob aus Ego-Gründen, Sensationslust, Bosheit, Langeweile - bestimmt anders genutzt. Hut ab.

Die Vierbeiner kommen selbstverständlich nicht zu kurz, was insbesondere Tierfreunde freuen wird (wobei die Hunde-Szenen trotz Setting nicht überhandnehmen). Ich hoffe, dass wir im Folgeband mehr Details zu Clara und Kilian erfahren werden; zumindest deutet das Ende darauf hin. Na, wir werden sehen! Band 2, "Sitz, Platz, Liebe", erscheint im November 2023.

Fazit:

Ein locker-leichter, unbeschwerter Read fürs Herz, der nicht nur bei Hunde-Fans für entspannte Lesestunden sorgen wird und den ich gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 29.06.2023

Jahreshighlight!

Goldkehlchen – Erinnerungen voller Lieder
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"Musik, das verstehe ich endlich, bietet für die Mitglieder dieses Chors eine Fluchttür aus ihrer aktuellen Situation […]. Und das ist gerade wichtiger als eine perfekt gesungene Note."
Puuuuuh! Normalerweise ...

"Musik, das verstehe ich endlich, bietet für die Mitglieder dieses Chors eine Fluchttür aus ihrer aktuellen Situation […]. Und das ist gerade wichtiger als eine perfekt gesungene Note."
Puuuuuh! Normalerweise wage ich mich so gut wie nie an Bücher heran, in denen schwere Krankheiten thematisiert werden. (Zumindest nicht vorsätzlich, im Gegenteil: Meistens versuche ich sogar, Themen dieser Art bewusst zu vermeiden, da ich mich kenne und weiß, dass ich immer enorm mit den Figuren mitleide und die Lektüre mich folglich zu 99% deprimiert zurücklassen wird. Aber hier klang der Klappentext einfach zu vielversprechend (zumal ich selbst liebend gerne singe) und im Nachhinein bin ich so, so, soooo froh, dass ich diesen grandiosen, herzerwärmenden, lebensbejahenden Roman nicht verpasst habe.

Habe ich wie erwartet mitgelitten? Definitiv! Haltet vorsichtshalber ein paar Taschentücher parat, denn … ich kann euch sagen, es sind so einige Tränen bei mir geflossen. Kein Wunder bei diesem feinfühligen Schreibstil, mit dem die Autorin, im wahrsten Sinne des Wortes, immer den richtigen Ton trifft und sich direkt in mein Herz geschrieben hat. Klug und humorvoll, lebensnah und ungemein glaubwürdig, herzzerreißend tragisch und zugleich voller Lebensfreude … Solch ein ernstes Thema dermaßen on point darzustellen und den Fokus auf eine Krankheit zu legen, ohne dass es ein niederschmetternder Read wird … gut recherchierte Fakten einfließen zu lassen, ohne dass es wie das Abhaken einer Info-Liste klingt … und obendrein gleich mehrere ungemein sympathische Charaktere zu erschaffen, die sich durch ihre individuellen Besonderheiten auszeichnen - dazu braucht es wahrlich einiges an Schreibtalent.

Kurzum: Dieses Buch ging mir einfach total unter die Haut und am liebsten hätte ich den Charakteren im Seniorenheim Schattige Pinie direkt einen Besuch abgestattet.
Erster Eindruck von Toni: Sehr sympathisch. Ich konnte ihre Aufregung vor der ersten Chorprobe komplett nachvollziehen, fand es super, wie perfekt sie vorbereitet war. Dann ein kurzer Schreckmoment: Ist DAS etwa ihre wahre Motivation - anerkennende Blicke aus dem Freundeskreis zu ernten? 'So oberflächlich wird sie doch wohl nicht ernsthaft sein', dachte ich entsetzt. Zum Glück stellte sich diese Sorge direkt als Trugschluss meinerseits heraus, denn Antonia hat das Herz sehr wohl am rechten Fleck. Mehr als das. Sie sieht die Menschen wirklich, mit allem, was sie als Person ausmacht.

Dass Toni anfangs von Frau Henke und Bolle etwas Paroli geboten bekam (mal ganz abgesehen vom 'schwäbischen Sinatra', dessen Einwände sich jedoch eher auf die musikalischen Leistungen des Chors bezogen), gefiel mir dennoch super, denn auch wenn es unberechtigt war, sprach die Autorin damit ein paar unbequeme Wahrheiten an, die einige Leser:innen gewiss dazu verleiten werden, innezuhalten und die eigenen Gedanken zu hinterfragen.

Dank kurzer Rückblicke erfahren wir mehr über das Leben der einzelnen Chormitglieder und keine Sorge: Ihr werdet nicht durcheinanderkommen im Hinblick auf die Figuren, versprochen. Der Aufbau der Geschichte ist nämlich perfekt strukturiert und rundum stimmig.

Ein weiteres Highlight: Die Hintergründe zu den einzelnen Herzensliedern haben mich sehr berührt. Manche der Songs kannte (und liebte) ich bereits, zwei kannte ich noch nicht, aber alle dieser (praktischerweise auch in einer Playlist zusammengefassten) "Lieder gegen das Vergessen" werden mich ab sofort immer an dieses wunderbare Buch erinnern.

𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁: 5 ✰ ✰ ✰ ✰ ✰
Ein Plädoyer für ein liebevolles Miteinander, das Älterwerden, die Liebe zur Musik. Schonungslos echt und zugleich voller zauberhafter Momente … wie das wahre Leben eben. Für mich eines der besten Bücher, die ich je gelesen habe. Ab-so-lu-te und uneingeschränkte Leseempfehlung!

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