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Veröffentlicht am 08.08.2020

Weißt Du noch… Aufbruch in die Vergangenheit

Die Märchenerzählerin
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Elisabeth „Lila“ Oelmann, 76, lebt jetzt in Bielefeld im Haus einer Männer-WG in der Wohnung ihres verstorbenen Freundes Hermann. An Silvester holen sie die Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend ein. ...

Elisabeth „Lila“ Oelmann, 76, lebt jetzt in Bielefeld im Haus einer Männer-WG in der Wohnung ihres verstorbenen Freundes Hermann. An Silvester holen sie die Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend ein. Etwas gibt es noch zu tun, was ihr sehr am Herzen liegt. Vor 50 Jahren ist ihre drei Jahre ältere Schwester Astrid bei einem Wochenendausflug verschwunden. Lila hatte ihre Schwester, die ihr den Freund ausgespannt hatte, in einem kleinen Gewässer immer wieder mit dem Kopf unter Wasser getaucht und dann liegengelassen. Nur Astrid tauchte nicht wieder auf.
Wird Lila es schaffen, die Vorhänge der Vergangenheit zu lüften und ihre Schwester zu finden?

Ich habe selten einen Roman gelesen, der mich emotional so mitgerissen und berührt hat. Vielleicht auch deshalb, weil ich nur 10 Jahre jünger bin als Lila und mich noch sehr gut an die späten 50er und die 60er Jahre erinnern kann. Immer wieder bin ich hier Szenen begegnet, die ich aus meiner Kindheit kenne, habe mich mit Lila und ihrer Einstellung zum Leben verglichen. Lila lässt mich an ihrem Leben teilhaben und rechnet damit ab, die schönen und die schlechten Seiten, von ihrer Kindheit und Jugend an bis heute zu ihrer „Vorsterbezeit“ wie sie es nennt. Zentrales Thema immer wieder – ihre Schwester Astrid bzw. Lilas Suche nach ihr.

Sie hat großes Glück und wird dank einer Zeitungsanzeige fündig. In einem Seniorenheim trifft sie auf ihre Schwester Astrid, die an fortschreitender Demenz leidet. Dieses Thema nimmt einen hohen Stellenwert im Buch ein. Trotzdem wirkt die Geschichte aber eher heiter, was dem wie ich finde, grandiosen Schreib- und Erzählstil von Monika Detering geschuldet ist. Sie schafft es, der Demenz einen großen Teil ihres Schreckens zu nehmen und die Geschichte zu einer ganz besonderen zu machen.

Die meisten Menschen, die ich hier kennenlerne, habe ich schnell ins Herz geschlossen. Sie sind genau wie du und ich, könnten meine Nachbarn, Manche sogar meine Freunde sein. Sogar Frau Goldmann, die ich erst etwas nervig und aufdringlich fand, hat sich mit ihrem Ruhrpottdialekt in mein Herz geschlichen.

Ein wunderbares Buch über eine starke empathische Frau, die sich in Richtung Lebensende noch eine wichtige Aufgabe gestellt hat – und diese auch, wie ich finde, grandios meistert.

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Veröffentlicht am 08.08.2020

Karl Valentin und sein Doppelgänger

Der falsche Karl Valentin
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Karl Valentin, in München zusammen mit seiner Partnerin Liesl Karlstadt ein gefeierter Künstler, bekommt im Jahr 1926 ein sehr lukratives Angebot aus den USA. Zwei Jahr soll er dort für Auftritte auf Bühnen ...

Karl Valentin, in München zusammen mit seiner Partnerin Liesl Karlstadt ein gefeierter Künstler, bekommt im Jahr 1926 ein sehr lukratives Angebot aus den USA. Zwei Jahr soll er dort für Auftritte auf Bühnen und im Film einen Batzen Geld bekommen. Zur gleichen Zeit taucht in München ein Amerikaner auf, der Valentin als Double Konkurrenz macht. Wie wird sich Karl entscheiden? Wird er diesen dreisten Kerl wieder los werden? Und wenn ja, wie?

Durch Martin Meyers Roman lerne ich Karl Valentin als einen Mann kennen, der einerseits von den Münchnern und später auch den Berlinern wegen seiner queren Sprachakrobatik und seinen filmreifen Selbstinszenierungen geliebt wird. Der aber auch eine irre Angst vor Reisen hat, der von Zweifeln getrieben ist und sich dauerhaft einbildet krank zu sein. Dadurch steht er sich oft selbst im Weg.
Seine Partnerin Liesl Karlstadt lerne ich als eigentlich selbstbewusste Frau kennen, die es aber lange Zeit nicht schafft, sich ihrem Partner Karl als seine Zweitfrau zu entziehen. Dass die Beiden auch außerhalb der Bühne lange Jahre ein Paar waren, war mir bisher nicht bewusst.

Martin Meyer benutzt in diesem Roman eine sehr gewöhnungsbedürftige Sprache, die aber absolut zu der damaligen Zeit und vor allem zu Valentin zu passen scheint. Anfänglich hatte ich so meine Schwierigkeiten damit, was sich aber schnell gelegt hat. Man muss sich nur darauf einlassen und die manchmal eigenwilligen Wortschöpfungen einfach genießen.
Mir als Münchnerin hat dieser Ausflug in die Zeit der 20er Jahre sehr gut gefallen. Ich gehe viele Wege der Protagonisten im Geiste mit. Kann mir die übervollen Trambahnen und die vom Tabakqualm stinkenden Theatersäle sehr gut vorstellen. Sitze gemütlich in einem Kaffeehaus und lausche den neuesten Gerüchten, die sich hier wie auf´m Dorf sehr schnell verbreiten. Die Atmosphäre der damaligen Zeit kommt bei mir sehr gut an.

Als ich das düstere Cover gesehen habe, dachte ich zuerst an einen Krimi aus dem Gmeiner Verlag. Aber hier werden ja auch historische Romane verlegt. Und dies hier ist ein absolut lesenswerter. Es ist zwar kein ausgesprochener Krimi, aber spannend finde ich ihn allemal.
Eine Geschichte, halb Wahrheit, halb Fiktion, für jeden, der sich von der etwas gewöhnungsbedürftigen Sprache nicht abschrecken lässt, der sich für das Leben der beiden großen Komiker Karl Valentin und Liesl Karlstadt interessiert, der einen Ausflug ins München der 20er Jahre machen und sich einfach gut unterhalten lassen möchte.
Von mir bekommt das Buch meine Leseempfehlung und 5 strahlende Sterne.

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Veröffentlicht am 07.08.2020

Akuma – ein ganz besonderer Dämon

Akuma
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Mich hat der Klappentext so neugierig gemacht, dass ich das Buch gleich lesen musste. Und obwohl Horror und Fantasy eigentlich nicht so mein Lesestil ist, bin ich von diesem Buch immer noch ganz begeistert. ...

Mich hat der Klappentext so neugierig gemacht, dass ich das Buch gleich lesen musste. Und obwohl Horror und Fantasy eigentlich nicht so mein Lesestil ist, bin ich von diesem Buch immer noch ganz begeistert.

Nicole Siemer hat mich sofort mitgenommen in eine Welt des Mystik, der Gewalt und der Gefühle. Horror und Gewalt aber so dosiert, dass ich beim Lesen mein Kopfkino nur wenige Male ausgeknipst habe. Diese Geschichte einer ganz besonderen Freundschaft zwischen Kjara und Akuma liest sich sehr flüssig und leicht, die Seiten gleiten mir nur so durch die Hände und ich habe nicht eher aufgegeben, bis ich beim Nachwort angekommen war. Ab der ersten Seite gibt es immer wieder kleine Andeutungen, die die Spannung immer weiter in die Höhe treiben, sie dort halten und erst nach dem gewaltigen Showdown geht es wieder ruhiger zu.

Mit ganz viel Liebe zum Detail sind die verschiedenen Figuren gezeichnet. Sehr gut vorstellbar, mit zum Teil erschreckenden Charaktereigenschaften, haben sie alle doch auch ihre Vorzüge und guten Seiten, auch wenn sie sie nicht so gerne zeigen. Der Dämon Akuma, der aus der Hölle zu kommen scheint, ist normalerweise sehr still, bevorzugt aber Gewalt, Verrat und Folter und ist für die kleine 13-jährige und auch die erwachsene Kjara trotzdem ein richtig guter Freund, den nur sie sieht und mit dem nur sie kommunizieren kann. Bis sie sich keinen anderen Rat sieht und Pastor Hege einweiht.
Der Wechsel zwischen Vergangenheit und dem Heute lässt mich noch tiefer in die Geschehnisse und die Gedankenwelt der Protagonisten eintauchen und ich verstehe noch besser, warum was geschieht.

Die Autorin schafft es mit ihrer mitreißenden und packenden Schreib- und Erzählweise, dass ich sehr schnell gefesselt bin von einem Genre, an das ich mich normalerweise nie gewagt hätte. Ich bereue es absolut nicht, dass ich bei diesem Buch mal eine Ausnahme gemacht habe. Ich hätte sonst richtig was verpasst. Es gibt einige Szenen, bei denen sehr viel Blut fließt, die Folter sehr genau beschrieben wird und mir das Grauen so richtig entgegen schießt. Da, das gebe ich zu, habe ich nicht jedes Wort inhaliert. Aber bis auf diese wenigen Ausnahmen habe ich es genossen mit Kjara ihren Weg zu gehen. Immer wieder gibt es Wendungen auf die ich nicht gefasst war oder Ereignisse, die ich nicht erwartet habe. Besonders schön finde ich die Stellen, wo Gefühle gezeigt werden, wo ich mich richtig hinein fallen lassen konnte.

Sehr sensible und zartbesaitete Gemüter sollten hier eher nicht zugreifen. Für mich aber ein fantastisches Buch mit Horror, Gewalt, Thrill, einer kleinen Portion Humor und ganz viel Emotionen und Gefühl einer Autorin, die es mit ihrer Dämonen-Geschichte auf meine Favoriten-Liste geschafft hat. Dafür gibt es die volle Punktzahl von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 05.08.2020

Mit Hase Felix auf einer Tour durch Deutschland

Mit Felix auf großer Deutschlandreise
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Hase Felix macht mit seiner Freundin Sophie und ihren Eltern Urlaub im Zelt auf der Nordseeinsel Sylt. Als eine Windböe das Zelt in die Höhe reißt, will Felix das Zelt festhalten und fliegt mit ihm davon. ...

Hase Felix macht mit seiner Freundin Sophie und ihren Eltern Urlaub im Zelt auf der Nordseeinsel Sylt. Als eine Windböe das Zelt in die Höhe reißt, will Felix das Zelt festhalten und fliegt mit ihm davon. Auf seiner Reise zurück zu seiner Sophie nach Münster kommt er durch einige deutsche Städte und an vielen Sehenswürdigkeiten vorbei...

Dieses Deutschland-Entdeckerbuch und der kleine Hase Felix haben sich sehr schnell ins Herz unseres kleinen Enkels geschlichen.
Das Erlebnis beginnt gleich auf den ersten beiden Seiten. Hier ist Deutschland von Norden bis zur Mitte zu sehen, mit Felix´ Reiseroute, den wichtigsten Städten und Sehenswürdigkeiten. Das gleiche findet sich auf den beiden letzten Seiten: ab der Mitte Deutschlands bis in den Süden. Auch die an Deutschland grenzenden Länder sind hier mit Ländernamen erfasst, genau so wie die Nord- und Ostsee.
Ganz besonders begeistert ist unser Kleiner von den wundervollen Illustrationen, auf denen es außer dem dazugehörigen Text so Vieles zu entdecken gibt. Dazu erfindet er immer neue Abenteuer für den kleinen Hasen Felix. Natürlich hat er auch gleich die Klappen entdeckt, die man aufmachen kann und für gut befunden. Das absolute Highlight für ihn sind die vier Briefe in farbigen eingeklebten Kuverts, die Felix von unterwegs an seine Freundin Sophie schreibt. Besonders witzig findet er die Allianz-Arena, die er ja als Münchner Kindl schon kennt, und die ausschauen soll wie ein riesiges Kuschelkissen. Also gehen wir, wenn wir nach der Pandemie alle wieder dürfen, ins „Kuschelkissen“ zum Fußball schaun.
Sogar einige Teile Deutschlands in denen Felix nicht vorbei kommt, werden mit Sehenswürdigkeiten auf der Gesamt-Deutschlandkarte dargestellt, so dass sich das Bild noch mehr vervollständigt.

Diese spielerische Einführung in unser wunderschönes Land mit kurzen kindgerechten Texten und wunderschönen Zeichnungen und Bildern, kann ich für unsere Kleinen nur empfehlen. Dank Felix wird ihnen ein geografisches und kulturelles Grundwissen spielerisch vermittelt, auf das sie immer wieder zurück greifen und es im Laufe der Zeit erweitern und vertiefen können und werden.
Wir jedenfalls sind im Deutschland-Fieber und überlegen, was wir uns wann anschauen werden.

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Veröffentlicht am 03.08.2020

Vom Pupser zum Helden

König Pups
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Der kleine dicke König hat ein großes Problem. Er muss dauernd pupsen, was fürchterlich stinkt und das ist ihm sehr peinlich, weil die Bewohner seines kleinen Reiches dann vor ihm Reißaus nehmen. Lange ...

Der kleine dicke König hat ein großes Problem. Er muss dauernd pupsen, was fürchterlich stinkt und das ist ihm sehr peinlich, weil die Bewohner seines kleinen Reiches dann vor ihm Reißaus nehmen. Lange geht er nicht mehr aus der Burg. Bis eines Tages...

Bettina Rakowitz hat mit König Pups ein Thema aufgegriffen, dass man nicht so gerne anspricht: das Pupsen. Dabei ist es ganz alltäglich und wir alle haben bestimmt schon mal eine Situation erlebt, wo sich die Winde einfach nicht mehr festhalten ließen. Dem kleinen König geht es genauso. Dauernd entweichen ihm Winde, die auch noch sehr stark stinken. Er kann einem schon leid tun.
In Reimform und mit wunderschönen genau zum Text passenden Illustrationen führt die Autorin durch ihre kleine Geschichte bei der immer neue Lösungsansätze angeboten werden. Als Leserin frage ich mich immer wieder, wie es wohl weitergehen wird. Mein Enkel und sein Freund, mit denen ich das Buch auch schon angeschaut und gelesen habe, waren ganz begeistert – vor allem vor dem „heldenhaften“ Schluss der Geschichte.

Ein wunderbares Buch, nicht nur für Kinder. Ich hätte es z.B. meinem Papa geschenkt, der mit diesem Thema auch ein großes Problem hatte.

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