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Veröffentlicht am 15.12.2016

Die Spionin

Die Spionin
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Die Spionin, von Paulo Coelho

Cover:
Ein Foto der mysteriösen und mit vielen Geheimnissen umgebenen Mata Hari, weckte meine Neugier.

Inhalt:
Die Geschichte einer Frau, die erotisch wie politisch zwischen ...

Die Spionin, von Paulo Coelho

Cover:
Ein Foto der mysteriösen und mit vielen Geheimnissen umgebenen Mata Hari, weckte meine Neugier.

Inhalt:
Die Geschichte einer Frau, die erotisch wie politisch zwischen alle Fronten gerät. Mata Hari!
Wer ist die Frau hinter dem schillernden Mythos?

Paulo Coelho schlüpft in ihre Haut und lässt sie in einem fiktiven Brief aus dem Gefängnis von ihrem außergewöhnlichen Leben erzählen.
In kurzen knappen Worten wird eine ganze Tragödie erzählt, bei der wir als Leser nicht wissen was ist Wahrheit und was ist dazu erfundene Fiktion.

Meine Meinung:
Für mich (so lese ich es auf jedenfall aus dem heraus wie es der Autor beschreibt) ist Mata Hari eine tragische Person, der das Schicksal eine tragische Rolle zugeschrieben hat.
Sie kam eigentlich aus einem behüteten Elternhaus, nach dem Tod der Mutter hatte sie das Pech in ein Internat zu kommen, in dem sie vom Direktor vergewaltigt wurde (was für diesen damals keine Konsequenzen hervorrief).
Sie wollte nur noch weg und hatte das Pech in eine Ehe zu flüchten die auch wieder die Hölle für sie bereithielt.
So hat sie eigentlich nur Druck und gewaltsamen Sex erfahren und hat dadurch(?) vielleicht erkannt welche Macht sie auf Männer ausüben kann. So ist sie dann in ihr weiteres Leben mit ihrer „vermeintlichen erotischen Kunst“ (Tänzerin die auch mal blank zog), die ihr alle Freiheiten wie sie glaubte gab, hineingewachsen (ganz gezielt).
Wäre sie nach der Schule in eine liebevolle Ehe gekommen, wäre ihr Leben genauso verlaufen?
Ich frage mich, wäre Sie dann auch so eine rebellische, freiheitsliebende, unruhige, nach Anerkennung gierende, getriebene, opportunischtische Person geworden? War ihre erotische Kunst für sie ein wirklich inneres Bedürfnis, oder ist sie in diese Rolle nur durch die Umstände gepresst worden?
Auch zu ihrer Spionagetätigkeit erfahren wir eigentlich kaum etwas.
Deshalb bin ich zwar entsetzt über das Todesurteil, aber ich wie es dazu kommen konnte ist trotzdem wieder sehr rätselhaft.
Sind es wirklich die Umstände im Krieg?

Aber diese Fragen sind alle fiktiv.
Denn der Autor schreibt zwar in ICH-Form, aber was davon sind/waren wirklich Mata Haris Gedanken?
Der Autor skizziert eine Person, ein Leben, mit Handlung und weiteren Personen, die mir immer irgendwie als „gezeichnet“ als „möglicherweise fiktiv“ vor Augen stehen. Ich weiß nie woran ich bin, es irritiert mich beim Lesen, dass ich immer das Gefühl habe, hier sehe ich nur einen kleinen Ausschnitt aus einem Ganzen und bei diesem kleinen Teil, weiß ich noch nicht einmal was real und was Phantasie ist.

Der Schreibstil ist sehr breit gefächert. Von kurz und bündig, über poetisch, bis zu theatralisch ist alles enthalten.

Zitat:
-Auch wenn wir manchmal nicht wissen, wohin uns das Leben führt, so sind wir doch nie verloren.
-Ich wusste, dass alles, was ich gesagt hatte, bis zum Ende aller Tage mit meinen Tränen im Sand versickert war.

Mein Fazit:
Ich finde für mich ist die Geschichte etwas lückenhaft, Mata Hari bleibt eine nebulöse Person, die viele Geheimnisse umgeben.
War sie eine Spionin, war sie keine?
Was war ihr eigener Antrieb?
In dem Buch sind mir einzelne Passagen, einzelne Facetten ihres möglichen Lebens gezeigt worden, die mir eine Ahnung ihres Lebens geben, aber in keinster Weise eine Vollständigkeit haben, wie auch der Autor in Nachwort nochmals ganz klar schreibt.
Der Schreibstil schafft für mich eine gewisse Distanz und Verwirrung.
Insgesamt habe ich mehr von dem Buch erwartet. Mehr Einblicke in das besondere Leben der Mata Hari. Fundiertes Wissen und Emotionen.
Ich vergebe 3 Sterne.

Veröffentlicht am 13.12.2016

Nebeltod

Nebeltod
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Nebeltod, von Nina Ohlandt (ein Nordsee-Krimi)

Cover:
Wunderschön und passend.

Inhalt:
Hauptkommissar Johan Benthien von der Flensburger Kripo bearbeitet einen bizarren Fall. Bei Niebüll wurde ein Mann ...

Nebeltod, von Nina Ohlandt (ein Nordsee-Krimi)

Cover:
Wunderschön und passend.

Inhalt:
Hauptkommissar Johan Benthien von der Flensburger Kripo bearbeitet einen bizarren Fall. Bei Niebüll wurde ein Mann auf die Gleise gefesselt und vom Zug überrollt. Wenig später erhält die Polizei ein Foto des Opfers mit der Aufschrift: SCHULDIG.
Ein Racheakt, vermutet Benthien. Die Ermittlungen führen ihn auf die Insel Föhr in eine exzentrische Künstlerkommune.
Doch dies ist nicht der einzige Fall, an dem Benthien arbeiten muss, zeitgleich sind quasi vier Fälle zu bearbeiten die seine Aufmerksamkeit erfordern.
Und irgendwann sagt ihm sein Bauchgefühl, die hängen auch zusammen, nur findet er so gar kein Motiv oder irgendwelche Parallelen.

Meine Meinung:
Der Einstig ist mir nicht so leicht gefallen, sind es doch sehr viele Personen, diese werden mal mit Vornamen, dann wieder mit Nachnamen oder sogar einem Nickname genannt (macht es etwas verwirrend). Dann sind es auch viele Handlungsstränge die es zusätzlich schwierig machen.
Dabei ist die Erzählweise etwas ausholend, egal ob bei den Personen oder den Handlungen, es wird sehr viel erklärt und (für mich) immer mal wieder abgeschweift. Dadurch werden die Charaktere zwar sehr einprägsam erklärt, aber ich brauch eben auch viel länger bis ich da mal drin bin. Jede Person hat so irgendwie ihr Geheimnis, das ist mir fast ein bisschen zu viel des „Guten“.

Jedem Kapitel ist ein Zitat vorangestellt, diese sind zwar interessant, aber gerade bis zur Hälfte konnte ich keinen Bezug zum Buch sehen und hätte sie somit nicht unbedingt gebraucht. (Am Schluss sehe ich das nun etwas anders).

Ab einem gewissen Punkt kommt dann der Punkt, an dem das Ganze total spannend wird, die Seiten lassen einen nicht mehr los. Man rätselt, und spekuliert mit, ist bei jedem Ermittlungserfolg mit euphorisiert und dann wieder am Boden zerstört wenn sie herausstellt, dass es eine Sackgasse war.

Ganz besonders gut hat die Autorin meiner Meinung nach den Alltag der Kripo herausgearbeitet. Keine aktiongeladenen Spezialszenen wie in den Hollywoodfilmen, aber genau die Spannung, der Stress und die Frustration wird gezeigt, die dort wohl herrscht, wenn es in einem Fall nicht weitergeht.

Autorin:
Nina Ohlandt wurde in Wuppertal geboren wuchs in Karlsruhe auf und machte in Paris eine Ausbildung zur Sprachlehrerin. Später war sie u.a. als Übersetzerin und Sprachlehrerin tätig, bis sie zu ihrer wahren Berufung, dem Krimischreiben, fand.

Mein Fazit:
Ein Buch mit einer sehr spannenden Handlung.
Der Einstig wird durch die vielen Personen, Namen, Handlungsstränge und dem etwas ausholenden Schreibstil nicht gerade einfach gemacht.
Aber wenn man dann mal drin ist, entwickelt es einen absolut mörderischen Sog und als Leser klebe ich direkt an den Seiten.
Am Ende werden alle Handlungsstränge gut aufgeklärt und das Finale ist absolut überraschend und ein unglaubliches Geheimnis wird noch aufgedeckt.
Von mir volle Punktzahl mit 5 Sternen.

Veröffentlicht am 05.12.2016

Unter Markenmenschen

Unter Markenmenschen
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Unter Markenmenschen, von Birgit Rabisch

Cover:
Eine hübsche junge Frau, dreimal abgebildet!
Ein Spiegel oder Klone??

Inhalt:
Die 17jährige Simone lebt in einer Zukunft, in der die Menschen regelrecht ...

Unter Markenmenschen, von Birgit Rabisch

Cover:
Eine hübsche junge Frau, dreimal abgebildet!
Ein Spiegel oder Klone??

Inhalt:
Die 17jährige Simone lebt in einer Zukunft, in der die Menschen regelrecht „produziert“ werden!
Und zwar werden schon die 13jährigen Mädchen sterilisiert (um einer ungewollten Schwangerschaft vorzubeugen) und im gleichen „Atemzug“ werden Follikel entnommen um später gentechnisch aufbereitet zu werden, wenn ein Kinderwunsch da ist.

Simone ist nun eines der wenigen No-Name-Kinder, und sie hat es ihre ganze Kindheit hindurch zu spüren bekommen und darunter gelitten.
Doch nun verliebt sie sich, und nach und nach kommt sie zu einer anderen Sicht der Dinge.
Ihrem Tagebuch vertraut sie ihre Gefühle und Gedanken an……….

Meine Meinung:
Ein unglaubliches Szenario wird uns in diesem Buch erzählt.
Könnte die Menschheit wirklich so weit kommen, dass nur noch das Aussehen zählt? Dass es schon eine Zumutung ist „krank oder leidend“ (wenn man mal Kopfschmerzen oder Grippe hat) gesehen zu werden? Dass es direkt „Marken“ gibt, nach denen die Kinder ausgesucht und im Genlabor „modelliert“ werden?
Kinder nur noch nach Selektion?
Ist das erstrebenswert?
Aus medizinischer Sicht hat es bestimmt seine Berechtigung und klingt verlockend (keine schlimmen Krankheiten etc. mehr).
Aber sonst macht mir so etwas doch Angst.

Das Buch (Büchlein 127 Seiten), schafft Anreize über dieses Thema nachzudenken, oder gibt Anhaltspunkte zur Diskussion, geht aber nicht tief genug in die Materie.

Anhand der Liebesgeschichte von Simone wird gezeigt in welche Konflikte Menschen kommen, wenn dann Gefühle mit ins Spiel kommen und die „Natur“ sich spontan quer stell.

Autorin:
Birgit Rabisch, geb. 1953 in Hamburg, hat sich früh mit den Folgen der Biotechnologie auseinandergesetzt.

Mein Fazit:
Ein Buch das mich aufgeschreckt hat.
Das mir wieder gezeigt hat, dass jeder einzelne sich auf dem Laufenden halten sollte und nicht ganz so gutgläubig jeden Fortschritt der Medizin und Wissenschaft gut heißen und einfach hinnehmen sollte.
Hinterfragen und „gesunder Menschenverstand“, so wie ein menschliches „Bauchgefühl“ ist für unsere Menschheit und Kultur so wichtig.
Von mir 4 Sterne.

Veröffentlicht am 03.12.2016

Das Geheimnis der Hutmacherin

Das Geheimnis der Hutmacherin
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Das Geheimnis der Hutmacherin, von Natalie Meg Evans

Cover:
Ein schönes nostalgisches Cover, das neugierig macht.

Inhalt:
Beginn 1940 / Ende 1961.
Handlungsort: Beginn London, über Paris (Haupthandlungsort), ...

Das Geheimnis der Hutmacherin, von Natalie Meg Evans

Cover:
Ein schönes nostalgisches Cover, das neugierig macht.

Inhalt:
Beginn 1940 / Ende 1961.
Handlungsort: Beginn London, über Paris (Haupthandlungsort), am Schluss sind wir wieder in London.

Cora Masson will mehr vom Leben.
Als der Kunsthändler Dietrich ihr die Chance bietet, mit ihm von London nach Paris zu gehen, willigt sie über Nacht ein.
Dort steigt sie, unter falschem Namen: Coralie de Lirac, in der Modewelt als Hutmacherin, mit eigenem Geschäft auf.
Anfänglich wird sie von Dietrich protegiert und beginnt auch eine Affäre mit ihm.
Dann bricht der Krieg aus!
Kann sie ihre Existenz und ihr Geheimnis wahren?

Meine Meinung:
Ein ungemein fesselndes Buch.
Der Leser geht mit Cora, die dann zu Coralie wird, mit in ihre Welt hineingezogen.
Coralie ist die Hauptprotagonistin, ein „Stehaufmännchen“, das unglaubliches durchmacht. Privat wie beruflich macht sie mehr als nur eine Achterbahn der Gefühle durch.
Sie steigt auf in die hohen gesellschaftlichen Schichten und stürzt aber auch genau so tief wieder ab, und doch versteht sie es, ihr Leben immer wieder in die Hand zu nehmen und von vorn zu beginnen. Genauso ihre Affäre, die auch zu ihrer Liebe wird, hier weiß sie oft nicht, kann sie Dietrich noch vertrauen, liebt sie ihn noch, oder er sie? Vor allem als der Krieg ausbricht und sie in ein Komplott mit eingezogen wird, wird es sehr gefährlich für sie.

Der Schreibstil ist sehr eindringlich und wir können die Gefühle der Protagonisten und die Handlungen immer sehr gut nachfühlen.
Es geht um Liebe und Vertrauen, Krieg und Intrigen, Geheimnisse und Verrat! Aber irgendwie geht das Leben immer weiter und Coralie sitzt irgendwie immer zwischen den Stühlen.

Und dann, was für ein Finale...........
Unglaublich spannend..........
Unglaublich nervenaufreibend..........
Unglaublich versöhnlich.............

Autorin:
Natalie Meg Evans gab einst ihren Platz an der Kunstakademie auf um einem Londoner Experimentiertheater beizutreten. Heut lebt sie mit ihrem Mann im ländlichen Norden von Suffolk.

Mein Fazit:
Eine unglaubliche Frau geht ihren Weg.
Dies alles wird mit so viel Herzblut und Emotionen erzählt, dass ich als Leser gar nicht anders kann, als in diese Welt zu versinken. Ich befinde mich mit Coralie im Paris von 1940, erlebe die schlimme Kriegszeit, aber auch den unglaublichen Willen das Leben anzunehmen und selber aktiv zu gestallten.
Hut ab vor so viel Energie und dafür von mir 5 Sterne.

Veröffentlicht am 01.12.2016

Wir kennen uns nicht

Wir kennen uns nicht
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Wir kennen uns nicht, von Brigit Rabisch

Cover:
Das Schwarz-Weiße Cover, mit den Raben und dem provokanten roten Titel, hat mich neugierig gemacht.

Inhalt:
Mutter und Tochter, eine Beziehung die oft ...

Wir kennen uns nicht, von Brigit Rabisch

Cover:
Das Schwarz-Weiße Cover, mit den Raben und dem provokanten roten Titel, hat mich neugierig gemacht.

Inhalt:
Mutter und Tochter, eine Beziehung die oft Grund für schwere Konflikte bietet.
Lena (die Mutter) ist eine ehemalige Schriftstellerin, die feministische Bestseller geschrieben hat und ihr gesamtes Leben in ihren Büchern verarbeitet hat.
Sie hat sich bewusst für ein Kind und als alleinerziehende Mutter entschieden, konnte dann aber keinen Bezug zur Tochter aufbauen.
Ariane (die Tochter) arbeitet als Verhaltensforscherin über „Lügen und Tricksen unter Raben“ (wo wir ganz außergewöhnliche Einblicke erhalten). Sie fühlte sich schon als Kind von der Mutter unverstanden und vernachlässigt und vor allem in deren Bücher, als leicht zu erkennender Person, bloßgestellt.
Beide erzählen von ihrem gemeinsamen Leben, jede aus einer völlig anderen Sicht.

Meine Meinung:
Ein Buch das man nicht so einfach weg liest.
Schon der Einstig ist knallhart (und etwas verwirrend), aber es lohnt sich auf jedenfall dran zu bleiben, denn dann versteht man, mit welchen tiefen Emotionen die beiden Protagonisten, Lena und Ariane hier aneinander vorbeileben.
Beim Lesen wechseln die Sympathien, mal sind die auf der Seite von Lena, dann wechseln sie zu Ariane, immer wieder, hin und her.

Obwohl Lena sich ein Kind wünscht, kann sie diesem dann nicht näherkommen. Sie scheint selber geprägt von einer Situation, als sie in ihrer Familie die „ungeliebte Tochter“ war. Sie „verarbeitet“ ihr Leben (und ihre Umgebung) in ihren Büchern, was wiederum von Lena dann als äußerst unangenehm empfunden wird.
So bauen sich von Anfang an Geheimnisse, Missverständnisse und Lügen auf und als Leser frage ich mich, wo ist der Punkt ab dem alles sooo schief läuft?
Beide können ihre Gedanken und Gefühle nicht formulieren und darüber miteinander reden, so werden ihre Probleme nie aufgearbeitet.
Ich denke in der fehlenden Kommunikation liegt das größte Problem der Beiden und dies wird hier sehr deutlich.

Ganz besonders gefallen (und verblüfft) haben mir die wissenschaftlichen Untersuchungen an Raben (und Hunden) die hier mit eingebaut werden.

Autorin:
Birgit Rabisch studierte Soziologie und Germanistik und lebt als Autorin in Hamburg.

Mein Fazit:
Ein Buch das voller Wucht, und mit allen (negativen?) Emotionen die eine Mutter-Tochter-Beziehung ausmachen kann aufwartet.
Ein Buch das mit einem offenen Ende, aber mit der Hoffnung auf Veränderung endet.
Das viele Fragen aufwirft und ganz tief nachwirken wird.
(Gerne hätte ich noch weitergelesen, wie und ob die Beiden eine Annäherung schaffen).