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Veröffentlicht am 28.11.2021

Zeigt, dass das Leben unterschiedliche Perspektiven bietet

Game Changer – Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, alles falsch zu machen
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Der US-Amerikaner Neal Shusterman lässt seine Geschichte „Game Changer“ in der Jetztzeit spielen. Zusätzlich beinhaltet sie Elemente der Fantasy. Der Protagonist ist Ashley, kurz Ash genannt, ein Name ...

Der US-Amerikaner Neal Shusterman lässt seine Geschichte „Game Changer“ in der Jetztzeit spielen. Zusätzlich beinhaltet sie Elemente der Fantasy. Der Protagonist ist Ashley, kurz Ash genannt, ein Name der für jedes Geschlecht gewählt werden kann. Ash erzählt in der Ich-Perspektive von den seltsamen Ereignissen, die er nach einem eigenen Zusammenprall in einem American Football-Spiel, erlebt hat. Im übertragenen Sinne bezieht der Titel sich auch auf einen Spielwechsel des Lebens von Ash nach seiner Power-Attacke. Die fallenden Figuren auf dem Cover deuten an, dass Ash nicht nur einmal eine ihm unbekannte Dimension erreicht. Gerne würde er wieder in seine Welt zurückkehren, aber es gibt unendlich viele Möglichkeiten, alles falsch zu machen, wie es im Untertitel heißt.
Der 17 Jahre alte Ash ist ein eher unauffälliger Football-Spieler, dennoch hofft er auf ein Sportstipendium an einem College. Er ist gerne mit seinen Freunden zusammen. Das Mädchen, das er liebt, ist anderweitig vergeben. Ash nimmt wahr, dass sie in ihrer Beziehung grob behandelt wird, aber er mischt sich nicht ein. Der Zwischenfall auf dem Spielfeld bringt ihn in eine andere Welt, was er anhand der Kleinigkeit bemerkt, dass Stoppschilder eine andere Farbe als die ihm bekannte haben. Nach einem weiteren Aufprall findet er sich in einer Dimension wieder, in der seine Familie über mehr Einfluss und finanzielle Mittel verfügt. Mit jedem Wechsel erfährt er eine neue, immer weitreichendere Veränderung, in seinem Umfeld und auch in seinen eigenen Meinungen und seinem Äußeren. Bald erfährt er, dass er derjenige ist, der die Geschehnisse leiten kann, aber dabei lässt sich Vieles falsch machen.
Ash lebt in gutsituierten Verhältnissen, ohne sich große Gedanken über die Welt an sich und sein Umfeld zu machen. Er ist sich seiner Stellung in der Gesellschaft wenig bewusst. Bei Ungleichheiten hat er zwar Störgefühle, stellt aber grundsätzlich nicht die Meinungen und das Verhalten von anderen in Frage. Was zunächst mit einer scheinbar unbedeutenden Veränderung beginnt, löst bei ihm die ersten Irritationen aus. Mit jeder Dimensionsänderung muss er sich anpassen, um nicht aufzufallen und sein bisheriges Leben in der alternativen Welt weiterzuleben. Die Person, die er dort darstellt, gefällt seinem bisherigen Ich nicht immer und doch lernt er, seine Wandlung zu akzeptieren. Mit und mit verändern sich auch seine Freundschaften und seine Gefühle. Zunehmend nimmt er Unrecht wahr und beginnt sich sozial zu engagieren, auch gegen den Willen seiner Eltern. Ash wird immer mehr zum Sympathieträger, der lernt, den äußeren Schein zu hinterfragen und selbstkritisch zu sein.
„Game Changer“ ist eine Parabel, die dem Lesenden vor Augen führt, dass es immer auf die Perspektive ankommt, unter der man alles betrachtet. Nur wer hinsieht, Dinge hinterfragt oder selbst erlebt, wird die Wahrheit dahinter entdecken. Sehr gekonnt spielt Neal Shusterman mit seiner Hauptfigur Ash, dessen kontinuierlich Entwicklung er spannend und interessant beschreibt. Im Laufe der Dimensionswechsel erkennt Ash, dass es notwendig ist, Verantwortung zu übernehmen, um die Welt menschenfreundlicher und gerechter zu gestalten.
Neal Shusterman baut die unterschiedlichsten Themen wie beispielweise Rassismus, Geschlechtsidentität, Gewalt gegen Frauen und Drogenproblematik in sein Buch „Game Changer“ ein. Anhand seines jugendlichen Protagonisten Ash zeigt er auf spannende Art, dass unsere Welt dem Einzelnen verschiedene Perspektiven bietet. Der Autor stimmte mich mit seiner Geschichte nachdenklich und vermittelte mir die Botschaft, dass nur derjenige, der selbst tätig wird und Verantwortung übernimmt, zum „Spielwechsler“ werden und seinen Lebenslauf beeinflussen kann. Gerne empfehle ich das Buch an alle Lesenden ab etwa 14 Jahren weiter.

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Veröffentlicht am 25.11.2021

Eine mutige texanische Frau, die in den 1930ern nach einem sebstbestimmten Leben strebt

Die vier Winde
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Die US-Amerikanerin Kristin Hannah nahm mich als Lesende ihres historischen Romans „Die vier Winde“ mit in die 1930er Jahre. Die Geschichte spielt zunächst im Norden von Texas, in Dalhart und der Umgebung ...

Die US-Amerikanerin Kristin Hannah nahm mich als Lesende ihres historischen Romans „Die vier Winde“ mit in die 1930er Jahre. Die Geschichte spielt zunächst im Norden von Texas, in Dalhart und der Umgebung davon. Auf dem Cover sind im unteren Bereich Weizenähren zu sehen und auch haptisch zu erfühlen. Das Getreide ist für die Familie der Protagonistin Elsinore Martinelli, kurz Elsa genannt, von existenzieller Bedeutung. Doch starke Winde führen dazu, dass der Ackerboden austrocknet und die Getreidesaat nicht aufgeht.
Elsa wächst in gutsituierten Verhältnissen auf. Sie gilt bei ihren Eltern und Geschwistern als schwächlich und unansehnlich. Aufgrund ihrer Sehnsucht nach Eigenbestimmung setzt sich die 26-jährige Elsa über Verbote hinweg. Eines Tages trifft sie auf den acht Jahre jüngeren Raf, von dem sie schon bald schwanger wird. Raf träumt davon, für sein berufliches Glück seine Heimat zu verlassen. Dennoch macht er Elsa einen Heiratsantrag, den diese annimmt. Gemeinsam leben und arbeiten sie nun auf der Farm seiner Eltern. 13 Jahre später herrscht Dürre im weiten Umkreis von Dalhart, weil zu viel Land gerodet wurde und nun Stürme den Boden abtragen. Auf dem Land der Familie Martinelli wächst fast nichts mehr, die Verzweiflung nimmt zu. Als Elsas jüngstes Kind aufgrund der schlechten Lebensbedingungen erkrankt, beschließt sie zu handeln. Mit Hoffnung im Herzen auf ein besseres Leben flüchtet sie wie so viele nach Kalifornien.
Elsa hat als Kind wenig Liebe erfahren. Inzwischen hat sie sich, eher von ihr unerwartet, ihren Platz innerhalb der Familie Martinelli erkämpft. Obwohl sie körperliche Arbeit nicht gewohnt war, kommt sie auf der Farm nun täglich ihren Aufgaben in und um Haus und Hof nach. Jetzt fühlt sie sich nützlich und anerkannt. Als Mutter setzt sie alles daran, ihre Kinder bedingungslos zu lieben. Die Geschwister sind in der Gemeinschaft vor Ort gut integriert. Sie spürt aber auch die Unruhe ihres Ehemanns über sein ungeliebtes Leben als Farmer und gibt sich die Schuld daran, dass er seinen Jugendträumen nicht nachkommen kann. Nicht nur die Entwicklung der Figur Elsa stellt die Autorin in den Fokus der Handlung, sondern auch die von Elsas Tochter Loreda, die im Teenageralter ist.
Kristin Hannah konfrontierte mich in ihrer Geschichte mit einer historisch verbürgten Klimakatastrophe im Süden der Vereinigten Staaten in den 1930er Jahren, die mir bisher nicht bekannt war. Sie verdeutlicht die globalen Auswirkungen auf weite Gebiete und die Gefahr, der die dort lebenden Menschen ausgesetzt waren. Es ist aufwühlend zu verfolgen, welche Konsequenzen Elsa ziehen muss. In dem, was sie in Kalifornien erlebt, sah ich viele Parallelen zu dem Schicksal von heutigen Flüchtlingen, obwohl Elsa zwar ihre Heimat verlassen hat, aber sich noch im gleichen Staat aufhielt. Auf diesen ganz besonderen Umstand geht die Autorin im Speziellen ein. Auch in Kalifornien kämpft Elsa aufgrund von Widrigkeiten damit, an ihren Grundsätzen festzuhalten, die sie sich für ihr eigenes und das Leben ihrer Kinder gesetzt hat.
Mit großem Einfühlungsvermögen schreibt Kristin Hanna in ihrem Roman „Die vier Winde“ über eine mutige Frau in den 1930er Jahren, die mit ihrer Familie in der sogenannten Dust Bowl im Norden von Texas lebt. Ihre Suche nach einem selbstbestimmten Leben wird von den Auswirkungen einer Naturkatastrophe beeinflusst, die die Autorin dank sehr guter Recherche wirklichkeitsnah beschreibt. Gerne empfehle ich das Buch uneingeschränkt weiter.

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Veröffentlicht am 25.11.2021

Spannende Suche nach wichtigen Laborproben in einem realistischen Umfeld

Probe 12
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Im Science-Thriller „Probe 12“ nutzen die Schriftstellerin und Publizistin Kathrin Lange und die Mikrobiologin und Biochemikerin Susanne Thiele ein wissenschaftliches Thema als Hintergrund für die spannende ...

Im Science-Thriller „Probe 12“ nutzen die Schriftstellerin und Publizistin Kathrin Lange und die Mikrobiologin und Biochemikerin Susanne Thiele ein wissenschaftliches Thema als Hintergrund für die spannende Handlung. Es sind zwölf Proben mit Bakteriophagen aus einem Labor in Georgien, die sich auf den Weg nach Berlin machen. Zunächst ist fraglich, ob alle dort eintreffen werden. Vor allem die zwölfte Probe ist für die Behandlung eines schwerkranken Mädchens besonders wichtig.

Nina Falkenberg, die Mikrobiologie studiert hat und als Wissenschaftsjournalistin arbeitet macht sich Sorgen um ihren Ziehvater und Mentor Gregory Anasias, der in Tiflis über Bakteriophagen forscht. Gregory wird bedroht, darum versucht er, die von ihm gewonnenen, einsatzbereiten Proben und das dazu passende Laborbuch nach Berlin schicken.

Währenddessen müssen der Foodhunter Tom Morell und seine Frau Isabelle hilflos zusehen wie ihre Tochter Sylvie im Krankenhaus immer schwächer wird. Sie leidet an einer schweren Krankheit und kämpft jetzt zusätzlich noch mit einer Viruserkrankung. Eventuell könnte eine Behandlung mit einer der Phagenproben sie retten. Auf den Hinweis des behandelnden Arztes hin, nimmt Tom Kontakt zu Max Seifert in Berlin auf, bei dem inzwischen Buch und Proben angekommen sind. Doch nicht nur Nina, Tom, Max und Gregory liegen die Nutzung der Phagen auf ihre je eigene Weise am Herzen. Die Proben geraten in das Visier von Mächten, die diese mit Gewalt an sich bringen wollen.

Die Autorinnen erzählen die Begebenheiten in mehreren parallel verlaufenden Handlungssträngen, die in der nahen Zukunft spielen. Dabei schauen sie in ständigen Wechseln auf den Aufenthaltsort der Proben, auf den Verlauf der Erkrankung von Sylvie, auf das Bemühen von Tom um die Phagen zum Einsatz für die Heilung seiner Tochter, auf das Vorgehen einer rücksichtslosen Gruppe von Probenjägern und auf das Hinzuziehen und den Einsatz einer Kriminalkommissarin und ihres Teams. Die einzelnen Handlungen lassen den Lesenden an einigen Stellen mit kleinen Cliffhangern zurück, die zum schnellen Weiterlesen auffordern.

Verständlich erklärt binden die Autorinnen an geeigneten Stellen immer wieder Informationen zum wissenschaftlichen Hintergrund rund um die Phagen, ihre Entwicklung und ihren Einsatz in der Praxis ein. In einem Glossar am Ende des Buchs sind die wichtigsten Begriffe nochmals mit einer Erläuterung aufgeführt. Das Szenario erhält aufgrund der Fachkenntnisse von Susanne Thiele hohe Authentizität und ist nach einer Erklärung der Mikrobiologin an die Lesenden in weiten Teilen durchaus realistisch. Beim Aufbau der Handlung bremsten die Darstellung der wissenschaftlichen Fakten und die Sprünge zu den zeitgleichen Handlungen meinen Lesefluss leicht aus.

Neben der Jagd auf die Phagen bauen die Autorinnen auch eine schwierige toxische Ehebeziehung in ihre Erzählung ein. Die Protagonisten und einige Nebenfiguren sind auf besondere Weise verknüpft. Ihre Verbindungen zueinander offenbaren sich dem Lesenden im vollem Maße erst nach und nach. Dabei ist es möglich, dass sich ihr Charakter im Zeitablauf verändert, was dem Thriller eine gewisse spannungssteigernde Unvorhersehbarkeit gibt.

Das Autorenduo Kathrin Lange und Susanne Thiele bindet in ihren, in der nahen Zukunft spielenden Sciene-Thriller „Probe 12“ ein wissenschaftliches Thema verständlich ein. In mehreren Handlungssträngen, die geschickt aufeinander zugeführt werden, beteiligen sich ganz unterschiedliche Figuren mit verschiedenen Zielsetzungen an einer spannenden Suche nach wichtigen Laborproben in einem denkbaren Umfeld. Gerne empfehle ich das Buch weiter.

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Veröffentlicht am 17.11.2021

Eine fiktive Geschichte, die sich anfühlt wie tatsächlich gelebt

Ein Ort, der sich Zuhause nennt
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Das Buch „Ein Ort, der sich Zuhause nennt“ von Astrid Rupert ist der dritte und abschließende Band der Trilogie über die Frauen der Familie Winter, der auch unabhängig von den anderen gelesen werden kann. ...

Das Buch „Ein Ort, der sich Zuhause nennt“ von Astrid Rupert ist der dritte und abschließende Band der Trilogie über die Frauen der Familie Winter, der auch unabhängig von den anderen gelesen werden kann. Der Lesende erfährt zum Ende des Buchs hin eine Erklärung für die Farbgebung aller drei Bände. Wieder begleitete ich die Protagonistinnen über ein Jahrzehnt hinweg, aber diesmal stehen die 1930er und 1940er Jahre im Fokus und dabei zeigt Charlotte eine ganz andere Seite von sich. Sie offenbart ihrer Tochter Paula wie auch ihrer Enkelin Maya ihr großes Geheimnis, das sie über ihre Jahre als junge Frau gelegt hat.

Der Roman spielt auf zwei Handlungsebenen. Die von Maya erzählten Geschehnisse im Jahr 2007 unterbrechen immer wieder die Rückblicke auf die Ereignisse in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts. Die „Winterfrauen“ haben über die Jahrzehnte hinweg jeweils ihren eigenen Weg zu sich selbst gesucht bis auf Maya, die sich in ihrem jetzigen Umfeld und ihrem derzeitigen Teilzeitjob nicht wohlfühlt und sich verändern möchte. Im Titel drückt sich aus, was unterschwellig von den Hauptfiguren gesucht wird, nämlich ein Ort, der ihnen die Möglichkeit gibt, so zu sein wie sie sein wollen.

Bei einer kleinen Familienfeier zu Mayas dreißigstem Geburtstag bricht ihre Oma Charlotte beim Öffnen der Haustür zusammen und wird ins Krankenhaus gebracht. Anlass für den Sturz ist der unerwartete Besuch eines älteren Herrn, den Charlotte zu kennen scheint, dessen Namen aber Paula und Maya noch nie gehört haben. Für Tochter und Enkelin ist Charlotte eine fleißige Bäuerin vom Lande, ruhig, bescheiden und immer auf Konventionen bedacht. Der überraschende Besuch aber löst bei Charlotte Erinnerungen aus über die sie nun ihrer Familie zum ersten Mal erzählt.

Paula, die in ihrer Jugend gegen ihre spießige Familie rebelliert hat und Maya, die eine Zeitlang von der Großmutter aufgezogen wurde, sind erstaunt über Charlottes Beschreibungen über ihre jungen Jahre. In den 1930er Jahren lebte sie bei ihrer alleinerziehenden Mutter Lisette und ging ihrer Berufung nach. Die politischen Veränderungen in Deutschland gingen auch nicht an dem kleinen Ort vorbei, in dem die Familie Winter wohnte. Die Nationalsozialisten gewannen immer mehr Anhänger und erließen zunehmend Gesetze nach deren Gusto. Vor allem wendeten sie sich gegen die Juden. Paula und Maya staunen darüber, wie beherzt Charlotte damals gehandelt und welchen Mut sie besessen hat.

Über die Jahrzehnte hinweg hat jede der Frauen der Familie Winter über bestimmte Angelegenheiten geschwiegen, wodurch eine Annährung und der Zusammenhalt schwierig war. Das Unverständnis für die nachfolgende Generation war groß, während sich zwischen Lisette und Paula sowie Charlotte und Maya eine besondere Bindung zueinander ergab. Astrid Rupert versteht es sehr gekonnt, die von Beginn im ersten Band an mit vielen Geheimnissen versehenen vielfältigen Figuren mit der Zeit, ihre eigene Geschichte erzählen zu lassen und dabei tief in deren Gefühlswelt zu blicken. Die handelnden Personen sind realitätsnah, ihre Handlungen nachvollziehbar und wie im vorigen Teil habe ich auch diesmal Parallelen zu Vorkommnissen in meiner eigenen Familie gefunden.

Nur ungerne habe ich mich im abschließenden dritten Band der Trilogie „Ein Ort, der sich Zuhause nennt“ von Astrid Ruppert von den inzwischen liebgewonnenen, auf ihre je eigene Art sympathischen Frauen der Familie Winter verabschiedet. Ihre jeweilige Geschichte fühlte sich für mich wie tatsächlich gelebt an, ihr Miteinander hat mich bewegt und ihre Handlungen und die Gründe dafür waren berührend. Gerne empfehle ich nicht nur diesen Roman weiter, sondern alle Bände der Reihe.

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Veröffentlicht am 14.11.2021

Abwechslungsreich gestaltet Figuren, Überraschungen und unerwartete Wendungen

Fürimmerhaus
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Das Buch „Fürimmerhaus“ von Kai Meyer ist ein Fantasyroman, der den Lesenden auf eine Reise durch ein Labyrinth mit Gängen, Zimmern, Kammern und Sälen in eben jenem Gebäude mitnimmt. Dunkel und mysteriös ...

Das Buch „Fürimmerhaus“ von Kai Meyer ist ein Fantasyroman, der den Lesenden auf eine Reise durch ein Labyrinth mit Gängen, Zimmern, Kammern und Sälen in eben jenem Gebäude mitnimmt. Dunkel und mysteriös ist das Cover gestaltet und entsprechend beherbergt die Geschichte rätselhafte Figuren in einer geheimnisvollen Welt.

Rund um das Fürimmerhaus existieren verschiedene Universen, in denen Machtkämpfe stattfinden. Darin verstrickt sind auch Jugendliche. Wenn sie sich durch besondere Eigenschaften hervortun und zu Ruhm gelangen, werden sie von den Regenten ihrer Erinnerung beraubt und ins Fürimmhaus geschickt. So ergeht es auch Carter. Aber anders als die anderen scheinbar nie alternden sogenannten Erlöser, denen er im Haus begegnet, hat er kein Aufnahmeritual erfahren und kann sich an seinen Namen erinnern. Unerwartetes geschieht derweil im Fürimmerhaus, denn es wächst unkontrollierbar. Carter und die Gruppe der Erlöser, die alle wie Fünfzehn- oder Sechszehnjährige aussehen, beschließen, nach einem Ausgang im endlosen Wirrwarr des Hauses zu suchen. Für Carter wird die Suche zu einem Weg zu sich selbst.

Kai Meyer stellt nicht nur Figuren in den Focus seiner Geschichte, sondern auch das Fürimmerhaus, welches eine unüberschaubare Anzahl verschieden großer, verschachtelter Räumlichkeiten enthält. Niemand der Erlöser kennt den Erbauer des Gebäudes. Sie sind ständig auf der Suche nach Antworten auf ihre Fragen, sie sich mit ihrer Welt beschäftigen, in der sie jetzt leben und die nur aus dem Fürimmerhaus und seinen Bewohnern besteht. Ihre Vergangenheit kennen sie nicht, aber sie wissen davon, dass sie früher ein Held beziehungsweise eine Heldin waren, jedoch nicht, ob sie zu den Guten oder eher den Bösen gehört haben. Auch wenn sie sich in einer einheitlichen Sprache verständigen können, so ist ihr Aussehen doch grundverschieden. Auf diese Weise zeigt der Autor, dass alle Erlöser egal ihrer Herkunft ebenbürtig sind.

Dadurch, dass ihnen die Erinnerung an die Vergangenheit fehlt, wird es ihnen erschwert Vertrauen zu den anderen zu fassen, denn letztlich bleibt ein Rest Argwohn darüber, was der andere eventuell zu verbergen hat. Mit einem gemeinsamen Ziel ist es einfacher sich aufeinander einzulassen und gemeinsam behaupten sie sich gegen Widersacher. Auch sind alle Erlöser sehr unsicher darin, ob sie sich auf dringend benötigte Hilfe von außerhalb der Gruppe einlassen sollen, was nochmals durch die entstehenden Konflikte für weitere Spannung sorgt.

Die Figuren und das Fürimmerhaus wurden von Kai Meyer mit Liebe fürs Detail gestaltet. Die Erzählung wirft Fragen auf, die auch von den handelnden Personen kommuniziert werden und mich als Lesende zum Mitdenken über die Zusammenhänge in der speziellen Welt und ihren darin verborgenen Geheimnisse brachten.

Das „Fürimmerhaus“ von Kai Meyer hält nicht nur für die abwechslungsreich gestalteten Figuren einiges an Überraschungen bereit, sondern sorgt auch beim Lesenden immer wieder für unerwartete Wendungen, so dass die Geschichte durchgehend spannend bleibt, ob die jugendliche Gruppe ihr Ziel erreichen wird. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung an Fantasyleser ab etwa 12 Jahren.

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