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Veröffentlicht am 26.10.2018

Ein Wettbewerb?

Die perfekte Unschuld
1

Innerhalb weniger Tage werden vier Menschen auf spektakuläre und brutale Weise getötet. Die Police Scotland insbesondere DI Luc Callanach und DI Ava Turner sind ratlos. Sie finden keinen Ermittlungsansatz ...

Innerhalb weniger Tage werden vier Menschen auf spektakuläre und brutale Weise getötet. Die Police Scotland insbesondere DI Luc Callanach und DI Ava Turner sind ratlos. Sie finden keinen Ermittlungsansatz und keine Gemeinsamkeiten. Weder gibt es einen ähnlichen Tathergang, noch kann es immer der gleiche Täter gewesen sein. Die Zeugenaussagen und auch die Tatausführung lassen einmal auf eine wendige, kleine weibliche Person schließen und einmal auf einen brutalen, kräftigen Mann. Die Opfer haben nur eine Gemeinsamkeit. Es sind unschuldige Gutmenschen. Sie arbeiten ausnahmslos in Berufen, die den Menschen helfen und sie haben sich durch besondere Hilfsbereitschaft verdient gemacht.
DI Callanach versucht verzweifelt eine Spur oder Anhaltspunkt zu finden. Er sieht sich gezwungen alternative Wege zur Spurensuche zu gehen.


Dies ist der zweite Band einer bereits vier-teiligen Serie mit DI Callanach und Di Ava Turner. Die Serie ist außergewöhnlich. Das erste Buch „Die perfekte Gefährtin“ habe ich als Hörbuch gehört. Es kam mir noch spannender und brutaler vor.
Das mag daran liegen, dass im ersten Band die Verbrechen von Anfang an auch aus der Täterperspektive verfolgt werden konnten. Die Verbrechen und die Ermittlungsarbeit standen immer im Mittelpunkt. Im zweiten Band treten Beziehungsprobleme und private Befindlichkeiten in den Vordergrund und torpedieren den Spannungsbogen. Trotzdem empfand ich die Hintergrundgeschichte, die Beziehung zwischen Luc und Ava und auch die Kompetenzstreitigkeiten im Dezernat als gute Ablenkung und Auflockerung der Story. Sie machten die Geschichte menschlicher und realer. Es kommt halt auf die richtige Dosierung an.

Faszinierend ist für mich, was für unterschiedliche, einfallsreiche, blutige und brutale Verbrechen sich Helen Fields hat einfallen lassen. Von dieser schrecklichen Phantasie können sich einige Thriller-Autoren eine Scheibe abschneiden. Dieses Mal war sie so einfallsreich, dass ihre Detectives keinen Ermittlungsansatz erkennen konnten.

Zwei neue Charaktere brachten Hilfestellung, Lance Proudfoot, Reporter und Ben Paulson, Informatiker und begnadeter Hacker. Ich hoffe, dass wir in den Folgebänden noch von ihnen lesen werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Charaktere
  • Idee
  • Handlung
Veröffentlicht am 23.10.2018

Spannend, mitreißend, fesselnd

Die Suche
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Ein 14-jähriges Mädchen, Amelie Goldsby, verschwindet von einem gutbesuchten Parkplatz’ eines Einkaufszentrums. Niemand hat etwas beobachtet. Die Eltern sind alarmiert und verzweifelt, denn am gleichen ...

Ein 14-jähriges Mädchen, Amelie Goldsby, verschwindet von einem gutbesuchten Parkplatz’ eines Einkaufszentrums. Niemand hat etwas beobachtet. Die Eltern sind alarmiert und verzweifelt, denn am gleichen Tag wurde die Leiche der 14-jährigen Saskia Morris gefunden. Sie verschwand vor fast einem Jahr auch spurlos. DS Kate Linville vom Londoner Scotland Yard, die zufällig in der Pension der Goldsbys logiert, unterstützt die Familie bei der Suche.
Nach Tagen der Befragungen verzweifelt Detective Chief Inspector Caleb Hale daran, absolut keinen Anhaltpunkt, keinen Ermittlungsansatz bei den Verbrechen an diesen jungen Mädchen zu finden. Hat er es mit einen Serientäter zu tun? Gehört das spurlose Verschwinden einer weiteren Jugendlichen vor drei Jahren auch zu dieser Serie?
Kate, die sich bereits einmal in einen Fall von Hale eingemischt hat, als es um den Mord an ihren Vater ging, hält sich zurück, obwohl sie wieder andere Vorstellungen von den Ermittlungen hat.

„Gnadenlos, Perfide, Abgründig“ verkündet das Cover dieses Kriminalromans. Das trifft es ziemlich gut. Wir begegnen in diesem Fall wieder DS Kate Linville und DCI Caleb Hale in Scarborough, die wir schon aus einem Vorgängerband kennen. Die beiden Charaktere sind im Vorgängerbuch ihre Arbeit, Privatleben und Probleme betreffend sehr genau gezeichnet worden. Leider hat Frau Link ihnen keine Entwicklung und Veränderung in den drei Jahren seit ihrem letzten Zusammentreffen zugestanden. Da fehlte mir etwas.
Die Autorin kommt auf den 654 Seiten mit erstaunlich wenigen blutigen Gewaltakten aus. Schafft es aber trotzdem von der ersten bis zur letzten Seite einen ununterbrochenen Spannungsbogen aufzubauen. Das Verschwinden von jungen Mädchen fasst den Leser an. Wir spüren wie die Verzweiflung bei den Ermittlern immer mehr um sich greift, weil sie, egal in welche Richtung sie ermitteln, keinen Ansatzpunkt für weiterführende Ermittlungen erwischen. Wir bekommen eine Gänsehaut, wenn wir einzelnen Gedanken und Plänen des Täters folgen. Wir schöpfen Hoffnung, wenn Kate Linville eigenmächtige Ermittlungen anstellt. Wir vermuten, wir rätseln und sind dann enttäuscht, wenn wieder eine Spur in eine Sackgasse verläuft. Wir leiden mit den Eltern und manchmal auch mit dem Täter, den wir aber noch nicht lokalisieren können. Aber wir erfahren viel über seine Wünsche, Sehnsüchte und Enttäuschungen.
Es ist einfach genial, wie wir Leser mitgenommen werden.
Das ist wieder einmal ein fesselnder, mitreißender und spannender Krimi von Frau Link.
Danke, ich freue mich auf mehr.

Veröffentlicht am 17.10.2018

Verzwickte Verwirrung

Die fehlende Stunde
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In der Nähe von Potsdam werden zwei Kinder vermisst. Traute, die Mutter eines der beiden Kinder, sucht verzweifelt ihren Sohn Mark. Sie stürmt den Hundehof, auf den sie ihren Sohn vermutet und tötet im ...

In der Nähe von Potsdam werden zwei Kinder vermisst. Traute, die Mutter eines der beiden Kinder, sucht verzweifelt ihren Sohn Mark. Sie stürmt den Hundehof, auf den sie ihren Sohn vermutet und tötet im Affekt den Hundezüchter, den sie für einen Pädophilen hält, der ihrem Sohn wahrscheinlich etwas angetan hat.
Zwischenzeitlich hat ein Waldarbeiter die Kinder gefunden. Cleo, das Mädchen ist tot. Der Junge hat überlebt, ist aber nicht ansprechbar.
Hauptkommissar Sigi Kamm zieht sofort die Psychologin Alicia Behrens zu den Befragungen hinzu.
Nachdem der Hundehof in Flammen aufgeht und somit alle Beweise vernichtet werden, eröffnet sich den Ermittlern ein Verwirrspiel und riesiges Lügengeflecht.


„Die fehlende Stunde“ liefert einen interessanten, spannenden und manchmal auch verblüffenden Krimi. Einen Bezug zum Titel des Romans konnte ich allerdings nicht herstellen.

Der Hauptermittler Kamm und die Psychologin Behrens wirken sympathisch. Sie sind wechselhaft professionell, hören oft auf ihr Bauchgefühl und lassen sich hin und wieder privat beeinflussen. Das macht sie menschlich und real.

Im Umfeld des Verbrechens erleben wir allerdings sehr kuriose Gestalten. Das Verhalten der Mütter und ihrer Umgebung ist schon sehr eigenwillig und geheimniskrämerisch. Jeder hat seine Vorgeschichten, Geheimnisse und jeder einzelne ist irgendwie in diese Verbrechen involviert.

Der flüssige Schreibstil, die kurzen Kapitel, der häufige Perspektivenwechsel und die ständig wechselnden Verdachtsmomente hielten den Spannungsbogen stetig hoch, was es schwer machte, das Buch aus der Hand zu legen.

Schade fand ich, das am Ende, als nach vielen Wirrungen und Sackgassen die Lösung erkennbar war, viele offene Fragen nicht weiterverfolgt wurden.
Im privaten Bereich von Kamm und Behrens sind die noch offenen Fragen sicher einer Fortsetzung der Serie geschuldet. Bei den anderen Akteuren hätte gerne schon gewusst, wie es bei ihnen weitergeht bzw. welchen Folgen ihre Lügen und Falschaussagen haben.

Veröffentlicht am 14.10.2018

wichtige Lektüre

Deutsches Haus
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Eva Bruhns, eine junge Dolmetscherin, erhält den Auftrag im ersten Auschwitz-Prozess für einen polnischen Kollegen einzuspringen. Sie soll die Zeugenaussagen der polnisch sprechenden Opfer und ...

Eva Bruhns, eine junge Dolmetscherin, erhält den Auftrag im ersten Auschwitz-Prozess für einen polnischen Kollegen einzuspringen. Sie soll die Zeugenaussagen der polnisch sprechenden Opfer und Überlebenden übersetzen.
Eva, die noch bei ihren Eltern lebt, erfährt von ihrem Umfeld, ihren Eltern, ihrer älteren Schwester und ihrem Verlobter, nur Widerspruch. Auf keinen Fall soll sie diesen Auftrag annehmen. Eva setzt sich durch.
Vollkommen unvorbereitet erfährt sie von den furchtbaren Leidenswegen der Opfer, der maßlosen Verleugnung der Täter, die ganz ohne Reue und Gefühlen alles von sich weisen.
Aber Evas Weg geht noch viel weiter...........


Ich bin dankbar, dass ich diesen Roman lesen durfte.
Das Cover ist so unscheinbar, dass ich das Buch in der Buchhandlung sicher übersehen hätte. Auch der Titel „Deutsches Haus“ erinnert mich eher an das Deutsche Haus, während der Olympischen Spiele, in dem sich die deutschen Sportler treffen.

Der Inhalt dieses Buches hat mich sehr beeindruckt. 1956 geboren, habe ich nicht viel von den Prozessen mitbekommen, außer später im Geschichtsunterricht, in dem sie aber auch nur kurz behandelt wurden.

Dieser Roman hat mich als Leser hautnah ins Geschehen gebracht. Sowie Eva sich Tag für Tag und Stück für Stück dem Thema und vor allem den Opfern nähert, so nähern auch wir Leser uns. Wenn unfassbare, einzelne Ereignisse von Opfern erzählt, beschrieben und dem einzelnen Tätern zugeordnet werden, dann sind sie glaubwürdig und real. Im Laufe des Prozesses wird deutlich, dass es keine einzelnen Opfer sind, sondern Hunderttausende und mehr gequält, gefoltert und getötet wurden. Das lässt mich auch nach über siebzig Jahren nicht unberührt.

Auch Eva muss feststellen, dass wir Deutschen nichts wiedergutmachen können.

Mit dem Wissen und dem Bewusstsein, was damals in Auschwitz und anderen Konzentrationslagern passiert ist, müssen wir einen Weg finden, unser Leben weiter zu leben.

Danke Annette Hess

Veröffentlicht am 11.10.2018

Grausame Rache

Rachewinter
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In Wien wird ein Schwulenmord von Dachdeckern vom Nachbarhaus aus per Video aufgezeichnet. Der vermeintliche Mörder will eine drohende Verurteilung durch die Rechtsanwältin Evelyn Meyers verhindern lassen, ...

In Wien wird ein Schwulenmord von Dachdeckern vom Nachbarhaus aus per Video aufgezeichnet. Der vermeintliche Mörder will eine drohende Verurteilung durch die Rechtsanwältin Evelyn Meyers verhindern lassen, weil er unschuldig sei.

In Leipzig und Umgebung verunglücken mehrere hochdotierte Manager innerhalb weniger Tage tödlich. Hauptkommissar Pulaski glaubt nicht an Unfälle und ermittelt auf eigene Faust. Da einer der verunglückten Manager Ninas Vater ist und Nina die beste Freundin von Pulaskis Tochter Jasmin ist, mischen sich die Beiden verbotenerweise in die Ermittlungen ein.

Die Story ist gut, sehr gut sogar.
Zwei Handlungsstränge laufen parallel und werden erst gegen Ende, nach langen unautorisierten Ermittlungen, zusammengeführt. Sehr spät werden mögliche Zusammenhänge deutlich und auch für den Leser passen plötzliche viele Puzzleteilchen zusammen.

Von dieser Tötungsvariante habe ich vorher noch nie gehört oder gelesen. Aber sie macht Sinn in dieser Geschichte.

Der Leser wird vom Autor behutsam durch ein riesiges Gefühlschaos geführt. Vom völligem Unverständnis und Zusammenhanglosigkeit werden die Charaktere immer genauer und dichter gezeichnet, so dass ihre Handlungsweise immer nachvollziehbarer wird.

Der Showdown, der war mir dann aber zu heftig.
Die Alleingänge einzelner Protagonisten während der Ermittlungen waren durch Unverständnis und Unwillen der Vorgesetzten bzw. Staatsanwälte begründet und den einzelnen Charakteren geschuldet.
Beim Showdown waren die Alleingänge aber dumm, gefährlich und unprofessionell.
Die jeweiligen Akteure haben sich im Verlauf des Buches wesentlich klüger, überlegener und professioneller hervorgetan, so dass ich vom Showdown doch etwas enttäuscht war.

Alles in Allem ist der Thriller spannend, brutal, blutig und gut durchdacht.

Mein erster Thriller von Andreas Gruber wird sicher nicht der letzte sein.