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Veröffentlicht am 20.09.2018

Nichts Halbes, nichts Ganzes

Die Schwestern von Mitford Manor – Unter Verdacht
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Zum Inhalt:
Es sind die goldenen Zwanziger in London. Die 19jährige Louisa träumt davon, aus ihrem Leben in ärmlichen Verhältnissen zu entfliehen. Ihr Traum geht in Erfüllung, als sie eine Anstellung als ...

Zum Inhalt:
Es sind die goldenen Zwanziger in London. Die 19jährige Louisa träumt davon, aus ihrem Leben in ärmlichen Verhältnissen zu entfliehen. Ihr Traum geht in Erfüllung, als sie eine Anstellung als Anstandsdame bei der glamourösen Mitford-Family bekommt. Sie freundet sich mit Nancy, der Ältesten der sechs Schwestern an. Nach dem geheimnisvollen Mord an der Krankenschwester Florence Nightingale Shore stürzen sich Louisa und Nancy gemeinsam und eigenmächtig in Ermittlungen und ahnen noch nicht, wie verworren die Geschichte um das Opfer tatsächlich ist.

Meine Leseerfahrung:
Das Buchcover des ersten Bandes der Mitford-Reihe von Jessica Fellowes hat mich gleich angesprochen. Ich habe tatsächlich eine glamouröse und hoch spannende Kriminalgeschichte in einer "Downton Abbey-Kulisse" erwartet. Leider kam die Spannung erst ab etwa Mitte des Buches auf. Vorher hat man als Leser das Gefühl, der Roman handle vielmehr von Louisa und ihrer eigenen Lebensgeschichte. Dabei soll laut Autorin jedes Band der Reihe sich mit einer anderen Mitford-Schwester befassen. Das erste Band ist Nancy Mitford gewidmet. Davon war meiner Meinung nach wenig zu spüren.
Mit der Figur der Protagonistin Louisa hingegen befasst sich die Autorin viel weitgehender. Als Leser nimmt man sehr lebhaft teil an ihrer Entwicklung von den ärmlichen Verhältnissen bis zu ihrer Rolle als Gouvernante. Sie ist liebenswert und sympathisch trotz ihrer jugendlichen Verfehlungen, zu denen sie von ihrem Onkel angestachelt wurde. Genauso sympathisch ist auch die zweite Hauptfigur, Guy Sullivan, dessen Lebensverhältnisse und Charaktereigenschaften mit großer Sorgfalt beschrieben werden. Eine ebenso ausgeprägte Widmung hätte ich mir bei der Figur der Nancy Mitford gewünscht, allerdings bleibt ihr Gefühlsleben völlig außer Acht. Selbst als ihr Liebster enttarnt wird, hat man als Leser keinen blassen Schimmer, was wirklich in ihr vorgeht.

Die erste Hälfte des Buches fand ich persönlich zu langatmig. Darüber hinaus wurde die Ermittlungsarbeit erst so richtig ab Mitte des zweiten Teils intensiv fortgeführt; der Mord blieb zunächst deutlich im Hintergrund, als zunächst die Handlungsstränge um die persönlichen Geschehnisse der Hauptfiguren erzählt wurden. Spannung kam daher auch erst gegen Ende des Buches auf, wobei man sich als Leser nicht wirklich sicher ist, ob man nun eine klassische Kriminal- oder eine historische Unterhaltungsliteratur in den Händen hält. Es ist jedenfalls für einen eingefleischten Krimi-Fan wie mich nichts Ganzes, aber auch nichts Halbes geworden.

Fazit:
Die Kombination aus wahren Begebenheiten und freier Fiktion ist gut gelungen und versetzt den Leser lebhaft in die Goldenen Zwanziger. Allerdings bleibt die eigentliche Handlung um den Mord und dessen Aufklärung lange auf der Strecke. Die langatmige anfängliche Erzählung ist nur auf Grund der kurz gehaltenen Kapiteln erträglich. Die Spannung setzt deutlich zu spät ein und kommt in einem rasenden Tempo zum Ende. Der Auftakt ist vielmehr eine gesellschaftliche Unterhaltungsliteratur als ein vollumfänglicher Krimi und verdient eher den Titel "Louisa und die Mitford-Schwestern".

Veröffentlicht am 12.09.2018

Helden aus dem Leben

Elbspiel
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Zum Inhalt:
Ein einst gefeierter Star, Arno Metzinger, möchte in der fiktiven norddeutschen Kleinstadt Kophusen den "Jedermann" aufführen. Die Rollen sollen an Laiendarsteller aus dem Ort verteilt werden. ...


Zum Inhalt:
Ein einst gefeierter Star, Arno Metzinger, möchte in der fiktiven norddeutschen Kleinstadt Kophusen den "Jedermann" aufführen. Die Rollen sollen an Laiendarsteller aus dem Ort verteilt werden. Die ganze Stadt ist in heller Aufregung. Doch plötzlich tauchen bedrohlich wirkende Marionetten und eine mumifizierte Frauenleiche auf. Will jemand die Aufführung sabotieren?
Der Kommissar Philip Goldberg nimmt die Ermittlungen auf, während seine Kollegen Peter und Hauke mit ihren privaten Problemen beschäftigt sind. Dabei muss Philip eigentlich auch mit eigenen Dämonen aus der Vergangenheit fertig werden.

Meine Leseerfahrung:
Der Schreibstil der Autorin ist sehr gradlinig und nüchtern, was den Roman äußerst flüssig lesen lässt. Nicole Wollschlaeger präsentiert einen spannungsgeladenen Prolog, kommt ohne Umschweifungen zu den Geschehnissen und liefert eine präzise und sachliche Ermittlungsarbeit ab. Schließlich kommt es am Ende zu einer befriedigenden Auflösung, wobei man als Leser in Bezug auf die Täterperson völlig überrascht wird.

Sofern man die ersten Bände nicht gelesen hat, braucht man ersteinmal Zeit, um alle Charaktere zu verinnerlichen und zu ordnen. Der Protagonist und seine Polizistencrew sind von Anfang an sympathisch und echt. Die Autorin schafft es, das Gefühlsleben jedes Einzelnen des Ermittlertrios dem Leser nahe zu bringen, so dass man mit ihnen leidet, mit ihnen lacht und auch mit ihnen ermittelt.

Mir persönlich war die "Liebesbeziehung" des Kollegen Hauke zu Sophie an manchen Stellen zu viel. Dagegen hätte ich mir einen ausgeprägteren Handlungsstrang hinsichtlich Goldberg und Magda gewünscht. Zudem ist mir die Rolle des Leon Kaiser in der gesamten Geschichte nicht wirklich begreiflich geworden.

Dennoch ist die Kriminalgeschichte insgesamt spannend und witzig zugleich, und kommt völlig ohne blutige Szenen oder einen klassischen Mord aus.

Fazit:
Sowohl die Hauptfiguren als auch die Nebenfiguren von Elbspiel wachsen dem Leser allmählich ans Herz und lassen ihn bei Auflösung des Falles aufgeregt mitfiebern. Die vorherigen Bände muss man nicht unbedingt gelesen haben, um in die Story rein zu kommen. Allerdings lässt das Elbfieber nicht los und macht Lust auf mehr. Wie gut, dass es bereits 2 Bände zu lesen gibt, während man sehnsüchtig auf Teil 4 der Reihe wartet. Ein Krimi mit lebensechten Helden!

Veröffentlicht am 16.08.2018

Ruhiger Thriller

Der Schatten
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Zum Inhalt :
Norah hat ihre Beziehung zu Alex beendet und zieht von Berlin nach Wien, um komplett neu zu starten. Dort hat sie eine unheimliche Begegnung mit einer alten Bettlerin, die ihr prophezeit, ...

Zum Inhalt :
Norah hat ihre Beziehung zu Alex beendet und zieht von Berlin nach Wien, um komplett neu zu starten. Dort hat sie eine unheimliche Begegnung mit einer alten Bettlerin, die ihr prophezeit, dass sie am 11. Februar einen Mann namens Arthur Grimm töten wird. Kurz darauf häufen sich mysteriöse Zufälle und ein Geheimnis aus ihrer Vergangenheit holt sie wieder ein.

Meine Leseerfahrung :
Ich hatte bisher noch nichts von Melanie Raabe in den Händen gehalten und hatte hohe Erwartungen, nachdem ich einige Rezensionen zu ihren bisherigen Thrillern gelesen hatte.
Die Autorin hat einen angenehmen leicht poetischen Schreibstil und baut die Spannung in diesem Thriller etappenweise auf. An einigen Stellen empfand ich den Handlungsverlauf allerdings als eher schleppend und war dankbar, dass die Kapiteln relativ kurz gehalten wurden.
Anfänglich wurde viel ausschweifend beschrieben, indem sich die Autorin der Stadt Wien im Winter und dem Tagesablauf der Protagonistin Norah widmet. Dadurch schafft sie allmählich eine düstere und beklemmende Atmosphäre, in der man als Leser sich plötzlich gefangen sieht, während sich die mysteriösen Ereignisse sich zuspitzen und immer bedrohlicher werden. Diese düstere Grundstimmung bleibt auch durchgehend erhalten, wobei die Spannung zunehmend auch durch die geheimnisvollen Charaktere erzeugt wird. Allerdings wird der Leser mit der Hauptfigur einfach nicht warm, da sie stets eine gewisse Distanz zu allen Dingen und Personen umgibt. Außerdem verbirgt sie ein Geheimnis aus ihrer Vergangenheit, dass nur stückchenweise enthüllt wird und die Spannung nicht wirklich vorantreibt. Lediglich gegen Ende des Romans beeindruckt ihre mutige und clevere Verhaltensweise, als alles aus den Fugen zu geraten scheint.
Zwischendurch gibt es zudem gedankliche Einschübe des Gegenspielers, die den Leser zum Miträtseln animieren. Dennoch wird nicht allzuviel verraten, so dass die Vermutungen wiederum ins Leere laufen. Schließlich gelangen alle Handlungsstränge doch noch zu einem zufriedenstellenden Abschluss.

Äußerst interessant fand ich bei diesem Thriller die Grundidee der Manipulation von Personen, die Bedeutung der Entscheidungsfreiheit eines Menschen, sowie die Mentalität der Hauptprotagonistin, jeder leidenden weiblichen Person auf Erden beistehen zu wollen.
"There is a special place in hell for women who don't help other women." - Ein Zitat, dass ich aus dieser Leseerfahrung definitiv mitnehmen werde.

Fazit:
"Der Schatten" von Melanie Raabe ist eine klare Leseempfehlung für Liebhaber des eher ruhigen und düsteren Psychothrillers. Beklemmend und mitreißend, eine gute Kombination für die spätabendlichen Lesestunden.

Veröffentlicht am 04.08.2018

Grandioser Thriller

Das Morpheus-Gen
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Zum Inhalt:
David Berger ist Anwalt in einer renommierten Großkanzlei in New York. Eines Tages wird er während seiner beruflichen Tätigkeit mit seiner Vergangenheit konfrontiert, als er den Namen seines ...

Zum Inhalt:
David Berger ist Anwalt in einer renommierten Großkanzlei in New York. Eines Tages wird er während seiner beruflichen Tätigkeit mit seiner Vergangenheit konfrontiert, als er den Namen seines vor Jahren verstorbenen Vaters in den Akten entdeckt. Zudem gerät sein Leben völlig aus den Fugen, als er ominöse Tabletten - angeblich legale Wachmacher - von seinem besten Freund Alex Bishop, der ebenfalls Anwalt ist, annimmt. Nach der ersten Einnahme findet David tagelang keinerlei Schlaf mehr. Kurz darauf werden Alex und Davids Verlobte Sarah ermordet. Auch in dem Pharmaunternehmen, das die mysteriösen Tabletten hergestellt hatte, hat ein Killer gewütet. David steht bald im Verdacht, der Täter zu sein und begibt sich auf die Flucht. Sein Weg führt ihn zunächst in den Untergrund New Yorks und danach nach Europa, zum Ursprung allen Übels...

Meine Leseerfahrung:
Als Fan des vorliegenden Genres war meine Erwartung an diesen Roman ausgesprochen groß und ich wurde nicht enttäuscht. Von Geheimorganisationen bis hin zu genetischer Wissenschaft und historischen Verknüpfungen, dieser Thriller hatte viel zu bieten. Ganz besonders die historischen Rückblicke waren äußerst interessant und amüsant zugleich, wenn geschichtlich bekannte Figuren in die Story raffiniert miteingewebt wurden. Die einzelnen Kapitel wurden recht kurz gehalten und ermöglichen dem Leser zwischen den Szenen zu springen, so dass man bei keinem der vielen Handlungen den Faden verliert. Gepaart mit dem flüssigen Erzählstil des Autors hält sich die Spannung konstant durch den ganzen Roman hindurch.

Der Hauptprotagonist David erscheint trotz seines Anwaltsberufes hin und wieder recht naiv und/oder gedankenlos und scheint einfach nur zu Handeln ohne großartig nachzudenken. Wie sonst könnte man es erklären, dass er sich wildfremden dubiosen und undurchschaubaren Personen, wie die Figuren Randy oder Nina, anschließt? Allerdings kann sein Verhalten aber auch auf den tagelangen Schlafentzug zurück zu führen sein, was ihn allmählich in eine Welt der Halluzinationen versetzt, denn Schlaflosigkeit birgt auch viele ernstzunehmende Nebenwirkungen. Als Leser fühlt man mit ihm, zweifelt jeden und alles an und fragt sich, wem man noch Vertrauen schenken kann und wer hinter all den Morden steckt.

Detective Millner ist die zweite Hauptfigur, der äußerst sympathisch und nüchtern in alle Richtungen ermittelt und am Ende den mutmaßlichen Täter David nicht nur finden, sondern auch beschützen möchte.

Fazit:
Die fesselnde Story mit den vielen interessanten Charakteren und den verschiedenen spannenden Handlungssträngen, die allesamt zu einem spannenden Finale führen, machen es dem Leser quasi unmöglich, das Buch aus der Hand zu legen. Die gesamte Geschichte ist gut durchdacht und anspruchsvoll, was sicherlich auf gute Nachforschungen vor der Schreibarbeit seitens des Autors hindeutet. Das Morpheus-Gen bietet meines Erachtens eine solide Grundlage für eine erfolgreiche Verfilmung. Absolut empfehlenswert!

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  • Spannungsbogen
  • Thema
  • Umsetzung
Veröffentlicht am 12.07.2018

Zum Mit rätseln...

Mädchen, Mädchen, tot bist du
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Zum Inhalt:
Innerhalb kurzer Zeit ereignen sich in Amsterdam Selbstmordfälle von drei Mädchen im Teenager-Alter. Dann kriegt Tess einen Brief: "Du bist die Nächste!" Schnell wird klar, dass ein Zusammenhang ...

Zum Inhalt:
Innerhalb kurzer Zeit ereignen sich in Amsterdam Selbstmordfälle von drei Mädchen im Teenager-Alter. Dann kriegt Tess einen Brief: "Du bist die Nächste!" Schnell wird klar, dass ein Zusammenhang besteht und die Selbstmorde inszeniert wurden. Tess stellt auf eigene Faust Nachforschungen an und begibt sich nichtsahnend selbst in Lebensgefahr.

Meine Leseerfahrung:
Ich hatte bisher noch nichts von dieser Autorin gelesen und war sehr gespannt auf diesen Jugendkrimi. Im Vorfeld fand ich insbesondere das einfach gehaltene Buchcover sowie den vielsagenden Titel des Romans sehr ansprechend. Die Leseprobe hatte mich ja bereits überzeugt und neugierig gemacht. Mel Wallis de Vries versteht es, den Leser durch ihre lockere und authentische Erzählweise mitzureißen. Die Erzählabschnitte mit den jeweiligen mutmaßlichen Selbstmordopfern lassen den Leser problemlos miterleben, was sich in den Mädchen innerlich abspielt. Zusätzlich gibt die Autorin Einblick in die Psyche des Täters durch clevere Erzähleinschübe aus dessen Sicht. So kann man als Leser miträtseln, um wen es sich hierbei handeln könnte.

Allerdings fehlt einem die Hauptfigur, an der man sich orientieren kann, denn die Ich-Erzähler sterben jeweils innerhalb weniger Kapitel. Schließlich lernt der Leser dann Tess kennen, die anders als ihre Vorgängerinnen die Geschehnisse hinterfragt und aktiv wird. Ich empfand das Ende hierbei viel zu konstruiert und abrupt. Die Auflösung des Täters überrascht und ist völlig unvorhersehbar. Der Leser wird nicht wirklich auf diese Täteroption vorbereitet bzw. gelenkt. Hinzu kommen einige ziemlich weit hergeholte Situationen bzw. Handlungen, die nicht wirklich zu den Charakteren passen. Meiner Meinung nach fehlt der Geschichte etwas Tiefe, wobei man aber auch nicht außer Acht lassen darf, dass es sich hier um einen Krimi für Jugendliche handelt. Daher ist auch die Kürze des Krimis nachvollziehbar.
Die Spannung hielt sich durchgehend konstant und hätte meines Erachtens durchaus noch mehr in die Länge gezogen werden können.

Fazit:
Die Geschichte der einzelnen Mädchen ist authentisch und aufrichtig erzählt. Die Autorin bedient sich dabei realitätsnah der Jugendsprache und schafft es, dass der Leser sich gänzlich in die Figuren hinein versetzen kann. Trotz des abrupt erscheinenden Endes ist das Buch dennoch sehr lesenswert, insbesondere für jugendliche Leser. Denn Mel Wallis de Vries greift hier höchst aktuelle Themen wie Mobbing und Zivilcourage auf, mit denen sich Jeder höchstwahrscheinlich einmal befasst hat bzw. befassen sollte.

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