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Veröffentlicht am 05.01.2020

Ein Hund und Veganismus – die Life Changer für Eric

Peety
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Manchmal muss man im Leben an einen Punkt tiefster Verzweiflung gelangen, um einzusehen, dass es so nicht weitergehen kann. Diesen Punkt erreichte Eric O’Grey im Jahr 2010, als er auf Grund seines massiven ...

Manchmal muss man im Leben an einen Punkt tiefster Verzweiflung gelangen, um einzusehen, dass es so nicht weitergehen kann. Diesen Punkt erreichte Eric O’Grey im Jahr 2010, als er auf Grund seines massiven Übergewichts ein Flugzeug am Abheben hinderte. Resignation, Unzufriedenheit und Stillstand hatten ihn soweit gebracht, dass er mit 53 Jahren bei einer Körpergröße von 1,80m rund 160 Kilo wog. Der Funke der Veränderung war übergesprungen, Eric suchte sich eine Ernährungsspezialistin. Diese riet ihm, sich von nun an vegan zu ernähren und sich als Ansporn für körperliche Betätigung einen Hund aus einem Tierheim zuzulegen. Da Eric sich geschworen hatte, alles umzusetzen, was diese Frau ihm riet, trat Peety in sein Leben: Ein Mischlingsrüde, der ebenfalls an Übergewicht litt und schon durch mehrere Hände gegangen war. Gemeinsam erlangen beide die Freude am Leben zurück – und der Leser darf ihnen auf diesem Weg folgen.

Die ersten 170 Seiten dieses Buches sind sehr ergreifend und interessant, unglaublich ehrlich, reflektiert und nachvollziehbar beschrieben. Ich war mehrmals zu Tränen gerührt und habe Einiges in der Beziehung von Peety und Eric in mir selbst wiedergefunden. Das letzte Drittel der Geschichte driftet mir aber zu sehr in die (intime) Beschreibung des Liebeslebens von Eric ab und Peety spielt nur noch eine nebengeordnete Rolle. Auch hatte ich das Gefühl, gegen Ende eine „Bekehrungsbibel“ des Veganismus und des veganen Lebensstils zu lesen.

Meine Kritikpunkte sind, dass wir zu wenig über den Gesundheitszustand von Peety erfahren. Einen Hund auf eine vegane Ernährung umzustellen ist mit vielen Gefahren behaftet, wenn man sich nicht genau informiert und regelmäßige Bluttests beim Tierarzt vornehmen lässt. Die Aufklärung darüber fehlt mir in diesem Buch komplett und das halte ich für beinah fahrlässig, sollte es unwissende Nachahmer geben. Auch der eher lässige Erziehungsstand Peetys und die wiederholten Schilderungen der Bellattacken finde ich bedenklich. Aber die Amerikaner haben was Hundeerziehung und -haltung angeht sowieso eine andere Ansicht als wir Deutschen. Das merkt man diesem Buch an.

Das schmälert aber nicht die Bewunderung und den Respekt, die ich Eric gegenüber darbringen kann. Seine Disziplin und sein Durchhaltevermögen sind bewunderns- und beneidenswert.

Die Geschichte um Peety und sein Herrchen Eric sind ein netter Zeitvertreib für Zwischendurch, den man in einigen Punkten (und gerade als begeisterte Hundenärrin) nicht genauer hinterfragen sollte.

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Veröffentlicht am 19.12.2021

Leider eine Enttäuschung

Das Rätsel von Ainsley Castle
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Lizzy ist genervt: Sie musste mit ihrem Vater zu ihrer neuen Stiefmutter in ihr Hotel ziehen. Doch Lizzy kann sie nicht ausstehen und fühlt sich von ihr unter Druck gesetzt. Doch damit nichtgenug, bekommt ...

Lizzy ist genervt: Sie musste mit ihrem Vater zu ihrer neuen Stiefmutter in ihr Hotel ziehen. Doch Lizzy kann sie nicht ausstehen und fühlt sich von ihr unter Druck gesetzt. Doch damit nichtgenug, bekommt Lizzy plötzlich E-Mails, in denen exakt das steht, was sie gerade tut und denkt. Von wem stammen sie? Will ihre Stiefmutter sie mürbe machen? Vielleicht kann ihr der Nachbarsjunge Mack helfen. Der kennt sich ziemlich gut mit Computern aus. Und ganz nett ist er auch. Gerade, als die beiden sich anfreunden, geschieht etwas unfassbares: Ein Mädchen namens Betty taucht in Lizzys Zimmer auf und behauptet, sie zu sein. Denn die beiden gleichen sich wie eineiige Zwillinge. Können die drei das Rätsel von Ainsley Castle lösen?

Ich muss ehrlich sein: Das Buch hat mich schwer enttäuscht. Die Leseprobe und der Anfang waren so verheißungsvoll und interessant, doch leider hat die Geschichte dann einen extrem verwirrenden Verlauf genommen und verlor für mich komplett an Spannung und Attraktivität. Die Handlung wird zu undurchsichtig und teilweise agieren die Figuren zu skrupellos und fast schon brutal. Hätte ich nicht wissen wollen, wie die Story ausgeht, hätte ich nach der Hälfte abgebrochen. Ich konnte keinerlei Sympathien oder Mitgefühl für die Figuren aufbringen, besonders Lizzy war zusehends zu nörgelig-unausstehlich und Betty war zu naiv-schüchtern. Die Thematik des selbstbestimmten Lebens und die Frage nach dem Einfluss auf das Schicksal hätten etwas philosophischer angegangen werden können. Die Idee ist nämlich prinzipiell interessant, aber die Umsetzung hier ist leider misslungen. Schade!

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Veröffentlicht am 15.09.2020

„Mein Hund und sein Mensch“ wäre ein passenderer Titel gewesen...

Der Hund und sein Mensch
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Ich dachte, ich hätte ein größtenteils wissenschaftliches Buch in Händen, ähnlich dem von Bryan Sykes aus dem Jahr 2018 (engl. Version) bzw. 2019 (dt. Übersetzung). Herr Reichholf ist schließlich Wissenschaftler, ...

Ich dachte, ich hätte ein größtenteils wissenschaftliches Buch in Händen, ähnlich dem von Bryan Sykes aus dem Jahr 2018 (engl. Version) bzw. 2019 (dt. Übersetzung). Herr Reichholf ist schließlich Wissenschaftler, Biologe mit dem Spezialgebiet der Zoologie, er wird also recherchiert haben. Meine Erwartungen blieben allerdings bereits in den ersten hundert Seiten des Buches stecken, sodass ich mich regelrecht zwingen musste, es überhaupt zu Ende zu lesen...

Reichholfs These lautet: Wölfe erkannten die Vorteile des Anschlusses an den Homo Sapiens, da diese effektiv jagten und ‚verschwenderisch‘ haushalteten, also viel der Beute übrig ließen. Die Wölfe domestizierten sich daher selbst durch einen freiwillig vollzogenen Anschluss an den Menschen, mit dem über die Jahrtausende hinweg auch ein genetischer bzw. körperbaulicher Wandel stattfand. So weit, so plausibel. Die Beweisführung dieser These erschließt sich mir jedoch nur sehr schlecht, da im ersten Teil des Buches mehr von Hyänen, Schakalen, Geiern, Parier-Hunden und Neandertalern als von Wölfen geschrieben wird. Mir fehlt des Pudels Kern! Die häufigen Abschweifungen machen es sehr schwer und unübersichtlich, den Argumenten für bzw. wider seine These folgen zu können. Gleichzeitig erwähnt Reichholf Sykes These von der Jagdgemeinschaft zwischen Wolf und Mensch und bemängelt die fehlenden Beweise. Wer im Glashaus sitzt...

Zudem trieft dieses Werk von Vorurteilen, Rasse-Stereotypen und Abfälligkeiten zu Hundetraining, dass es mir den Blutdruck hochtrieb! Dackel werden als „Wadenbeißer“ (S. 49) abgestempelt, Jagdhunde werden als „dressiert[e]“ Zirkuspferde – die fast schon wider die Natur erscheinen – dargestellt (S. 103), und am Ende plädiert Reichholf dafür, unsere Hunde generell weniger zu „dressieren“ – ein Begriff, der mir ganz arg gegen den Strich geht. Hunde werden trainiert – nicht dressiert! -, damit sie das Höchstmaß an Freiheiten genießen können: laufen ohne Leine, ihrer Rasse entsprechend mit Freude (!) arbeiten (Jagd- und Hütehunde) oder auch beeinträchtigten Menschen eine große Hilfe zu sein.

Das Herrn Reichholf dies nicht gelungen ist, weil er seinem Hund Branko ein grenzenloses Individualleben ermöglichen wollte, beweisen seine Beispiele im zweiten Teil des Buches meisterlich. Ein Hund, der Besucher anknurrt, den der Kontrollverlust über seine Familie so sehr stresst, dass er in einer Hundepension unter anderen Hunden fast verendet oder der selbst bestimmt, wann er das Haus verlässt bzw. betritt, indem er sich selbst die Türen öffnet... Branko war meiner Meinung nach kein Beispiel für einen Vorzeigehund, aber da hat natürlich jeder eine andere Auffassung. Allein schon die Erzählung über die ‚Auswahl‘ des Züchters verursachte bei mir Schnappatmung! Heutzutage nennt man diese Menschen „Vermehrer“, nicht Züchter! Und ein eben solcher wäre auch Herr Reichholf geworden, wenn er seinen Hund hätte decken lassen, so wie er es mehrfach als Wunsch erwähnt.

Der einzige Abschnitt, der mich etwas versöhnlich mit diesem Buch stimmt, ist der über die Hormone der Hunde und Menschen. Etwas derartiges hätte ich mir vermehrt gewünscht in dieser Monografie. Stattdessen folgte ein meiner Meinung nach überflüssiges Kapitel über Katzen...

Die Moral von der Geschicht? Nur weil man Biologe ist, hat man nicht automatisch Ahnung von Hunden und ihrer Erziehung.

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