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Veröffentlicht am 15.04.2021

Hat mich gut unterhalten!

Ewige Treue
1

Fünf lange Jahre musste der Footballprofi Griff Burkett in der Bundesvollzugsanstalt in Big Spring, Texas, einsitzen. Nach der Entlassung ist seine Karriere im Eimer und er besitzt weder Arbeit, noch Geld. ...

Fünf lange Jahre musste der Footballprofi Griff Burkett in der Bundesvollzugsanstalt in Big Spring, Texas, einsitzen. Nach der Entlassung ist seine Karriere im Eimer und er besitzt weder Arbeit, noch Geld. Seine Neugier ist geweckt, als er vom CEO der Fluglinie SunSouth zu einer Besprechung eingeladen wird. Foster Speakman, der mit seiner Fluglinie ein Vermögen verdient, bietet Griff Burkett einen unkonventionellen Job an. Burkett soll Speakman und seiner Frau Laura zu einem Kind verhelfen.





In der Geschichte rund um den ehemaligen Footballprofi Griff Burkett, muss man als Leser ein Auge betreffend Plot zudrücken. Nicht etwa, weil der mittelmässig ist ! Im Gegenteil ! Ich empfand ihn als sehr fantasievoll. Es ist jedoch so, dass Teile der Handlung eher unwahrscheinlich sind und so im wahren Leben nie geschehen würden. Nicht nur, dass kein Millionär einen ehemaligen Gefängnisinsassen engagieren würde, um seine Frau zu schwängern. Und dafür Millionen lockermacht. Auch die Figur eines ermittelnden Beamten ist so charakterisiert, dass man sie unweigerlich in dem Reich der Fantasie ansiedelt. Die Geschichte unterhält zweifelsfrei gut, aber so richtig ernst nehmen kann und darf man das Ganze nicht.



Das Buch ist mit 510 Seiten ein eher umfangreicher Thriller. Genau das merkt man in der ersten Hälfte, denn die Handlung plätschert leicht dahin und man hätte bedenkenlos 100 Seiten kürzen können. Erst als nach 280 Seiten ein Mord geschieht, nimmt die Geschichte an Fahrt und Spannung auf. Ab hier hatte ich Vermutungen, wer den Mord an der Figur, die ich hier nicht verrate, verübt hat. Ganz sicher war und konnte ich bis fast zum Schluss nicht sein. Tatsächlich gab es für mich in der Beziehung doch noch eine grosse Ueberraschung.



Sandra Brown verbindet Thrillerelemente mit Liebe und Erotik und ihre Figuren strotzen nur so vor Schönheit und / oder Manneskraft. So sind ihre Figuren klischeehaft beschrieben und bergen keine grosse Ueberraschungen. Gefallen hat mir, wie eindrücklich die Zwangsneurose einer Figur nicht nur beschrieben, sondern auch in die Handlung verstrickt wurde.



Mich hat „Ewige Treue“ gut unterhalten und die Einteilung in das Genre Thriller bekommt vor allem in der zweiten Hälfte ihre Berechtigung.

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Veröffentlicht am 06.04.2021

Berührend!

Die Verlorenen
1

Bess Bright ist erst 18 Jahre alt, als sie eine kleine Tochter zur Welt bringt. Im Jahre 1947, als ledige Mutter, ist das nicht einfach für eine junge Frau, die in ärmlichen Verhältnissen in London lebt. ...

Bess Bright ist erst 18 Jahre alt, als sie eine kleine Tochter zur Welt bringt. Im Jahre 1947, als ledige Mutter, ist das nicht einfach für eine junge Frau, die in ärmlichen Verhältnissen in London lebt. Es bleibt Bess nichts anderes übrig, als die kleine Clara im Founding Hospital abzugeben. Bess schwört sich und dem kleinen Mädchen, es wieder abzuholen. Sie wird eisern sparen und im Heim holen, sobald es ihre Verhältnisse zulassen. 6 Jahre danach ist es so weit!

Bess fährt zu dem Heim und will ihr Kind zu sich holen. Doch das kleine Mädchen wurde schon längst von ihrer Mutter zu sich genommen. Wie kann das sein, denn Bess ist die leibliche Mutter …. Wo ist die kleine Clara?



Der Start ins Buch hat mich schaudern lassen. Wie in einer Lotterie wird entscheiden, welche Babys im Heim für ausgesetzte Kinder bleiben dürfen. Begafft wird die Aufnahmeprozedur von einer Horde reicher Leute, die ihr Gewissen mit Wohltätigkeitsarbeit beruhigen. Mittendrin viele verzweifelte junge Mütter, die hoffen, dass ihr Kind eine Chance auf ein Leben in dem Heim bekommt. Die Alternative ist das Aussetzen der Kinder, denn die jungen Mütter und ihre Familien verdienen oft nicht mal genug, um sich selbst über Wasser zu halten. Eine tragische Geschichte mit wohl viel zu vielen wahren Begebenheiten der damaligen Zeit. Die Kluft zwischen Arm und Reich und die Unmenschlichkeit hat mich berührt und schaudern lassen. Ich war direkt froh, ist der Schreibstil eher nüchtern und sachlich gehalten und Emotionen werden oft nur dezent angedeutet.



Gerade als die Geschichte rund um Bess und der Suche nach ihrem Kind richtig in Fahrt kam, wurde ich überrascht von einem Perspektivwechsel. Nach 80 Seiten erfährt man mehr über das Leben von Alexandra. Einer jungen Frau, die in einer ganz anderen Gesellschaftsschicht lebt als Bess. Hier wird Tee im Salon aus hübschen Tassen getrunken, man hat Bedienstete und kann gemütlich nachmittags Zeitung lesen. Trotzdem ist Alexandra nicht glücklich, denn sie leidet unter Agoraphobie, deren Ursache nach und nach aufgedeckt wird. Der Begriff „goldener Käfig“ bekommt hier richtig viel Gewicht. Hier wird auch das Frauenbild der 40er Jahre deutlich. Ein befreundeter Arzt sagt zum Beispiel zu ihr: „ …. Sie können gemeinsam lesen. Oder was auch immer ihr hübschen Geschöpfe tut, um ein Zuhause heimelig zu gestalten.“



Was die beiden Perspektiven gemeinsam haben, darf und werde ich hier nicht verraten. Nur so viel: Es geht auch darum, dass Menschen mit Geld sich halt. oft mehr erlauben können, als Menschen, die in Armut leben. Ein altes Leid, das auch in der heutigen Zeit in vielen Ländern noch gang und gäbe ist.



Sehr gefallen hat mir die Figur Bess. Als Krabbenverkäuferin im Geschäft ihres Vaters, dem Gassenverkauf. weiss sie, was Leid ist. Trotzdem weiss sie, dass sie irgendwann ihr Kind bei sich aufnehmen will. Bess ist eine Kämpferin und hat ganz klar ihr Ziel immer vor Augen. Warum sie sich mit Claras Vater einlässt, wird meiner Meinung nach zu oberflächlich beschrieben. Hier hätte etwas Emotionen der Glaubwürdigkeit gutgetan.



Mich hat diese Geschichte oft sehr berührt, denn ich fühle mit einer jungen Mutter, die aus der Not heraus ihr Kind in ein Heim geben muss, mit. Und als sie mit eisernem Willen endlich den Punkt erreicht hat, um ihr Kind zu sich zu nehmen, wieder enttäuscht zu werden .... das ist hart!



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Veröffentlicht am 02.11.2020

Humorvoll!

Auf Wolke Sieben sitzen auch nur Frösche
1

Ylvi und Tom sind seit der Kindheit beste Freunde und wohnen nun zusammen in einer WG. Als Ylvi sich in Tom verliebt, weiss sie nicht, wie sie ihm ihre Liebe gestehen soll. Die Situation spitzt sich zu, ...

Ylvi und Tom sind seit der Kindheit beste Freunde und wohnen nun zusammen in einer WG. Als Ylvi sich in Tom verliebt, weiss sie nicht, wie sie ihm ihre Liebe gestehen soll. Die Situation spitzt sich zu, als auch Tom sich verliebt. Leider nicht in Ylvi, sondern in Sandra, die als Pflegerin im Seniorenheim arbeitet, in dem Ylvis Oma lebt. Ylvi, die ihre biologische Uhr ticken hört, weiss nun: Ein Mann muss her. Koste es was es wolle!

Die Geschichte ist sehr abwechslungsreich und enthält die verschiedensten Szenen: witzige, traurige, nachdenklich machende, peinliche und solche zum Fremdschämen. Gerade letztere sind typisch für Ylvi. Oft hatte ich den Eindruck, sie springt in jedes Fettnäpfchen mit Karacho und lässt keine noch so klischeehafte Verwechslung aus. Was ab und zu etwas dick aufgetragen ist, wie eine Übernachtung in einem Hotel, jedoch trotzdem amüsant zu lesen war. Zudem kam mir Ylvi aufgrund ihrer Art sehr viel jünger vor als Ende 30, da hätte ich sie eher im Teenageralter eingeordnet. Gefallen hat mir, dass Ylvi ganz und gar nicht dem Schönheitsideal entspricht. Für einmal eine Protagonistin weg vom "schlank - schön - perfekt - Bild". Mit zu vielen Pfunden hat sie doch ein Selbstbewusstsein, das es in sich hat.

Die Story zeigt auch tiefgründige Aspekte: nicht die äussere Schale zählt, sondern die inneren Werte.
Der Schreibstil von Britt Gerken ist humorvoll und liest sich flüssig. Einzig in der zweiten Hälfte hätte ich gut auf die Figur Peter mit seinen vielen Dialektpassagen verzichten können. Dies, weil ich das absolut nicht mag, da Dialekt in Büchern eigentlich nur für die, die den Dialekt auch verstehen, unterhaltsam ist. Ansonsten ist die Geschichte rund um das turbulente Liebesleben von Ylvi leicht und locker gehalten.

Als Leser zieht man mit Ylvi durch die verschiedensten (Liebes) Abenteuer. Dabei empfand ich lange Zeit die Geschichte betreffend Liebe nicht als vorhersehbar.
Die Figur Ylvi ist, wie oben schon beschrieben etwas pubertär und auch ihr bester Freund Tom kam mir nicht sehr reif vor. Meine Lieblingsfigur war eindeutig Kalle, die Schildkröte, die bei Ylvi lebt. So haben mich auch die eingeflochtenen Informationen zu dieser Schildkrötenart gefesselt und als sehr gut recherchiert beeindruckt.

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Veröffentlicht am 31.10.2020

Pageturner!

Rache, auf ewig (Ein Grall-und-Wyler-Thriller 3)
1

Jan Grall und Rabea Wyler haben sich mit ihrem Büro für private Fallanalyse selbstständig gemacht. Leider will das Geschäft noch nicht so richtig anlaufen, die Aufträge könnten üppiger sein. Als die beiden ...

Jan Grall und Rabea Wyler haben sich mit ihrem Büro für private Fallanalyse selbstständig gemacht. Leider will das Geschäft noch nicht so richtig anlaufen, die Aufträge könnten üppiger sein. Als die beiden angefragt werden, als externe Ermittler bei einem Mordfall auf Sylt zu helfen, sagen sie natürlich sofort zu. Einer der reichsten Männer Deutschlands wurde auf Sylt tot in einem alten Gewächshaus aufgefunden. Sie ahnen nicht, dass der Mord an dem Geschäftsmann Hugo Bellmer der Auftakt einer ganzen Mordserie ist.

Wieder ein Fall, oder sagen wir besser Fälle, des Ermittlerduos Grall und Wyler. Ich habe mich sehr auf das Buch des deutsch - schweizerischen Dreamteams gefreut. Und wurde nicht enttäuscht!

Ich mag die beiden Fallanalytiker unheimlich gerne. Ihre Überlegungen sind durchdacht und zeugen von viel Wissen. Ihre Ermittlungen haben mich, wie auch in den beiden vorderen Büchern, überzeugt. Jan Grall und Rabea Wyler ergänzen sich zudem wunderbar. Er ist der sachliche Taktiker, der unter Hypersensibilität leidet. Sie eher quirlig und ein Bauchmensch. Die Figuren sind sehr gut ausgearbeitet und ihre Arbeit wieder fesselnd. Kurz und knackig, ohne sich lange aufzuhalten, erzählt der Autor für Neuleser der Reihe die wichtigsten Eckpunkte der Lebensumstände. So ist es auch absolut nicht nötig "Der Alphabethmörder " und "Rapunzel " gelesen zu haben.
Die Beschreibungen der Taten sind grauenhaft detailliert. Zudem werden die Morde, ja ganz genau, es wird eine Mordserie, zum Zeitpunkt des Geschehens beschrieben, was nichts für schwache Leser ist.
Denn die Tötungsmethoden sind brutal!
Die Verbindung der einzelnen Morde ist schlüssig und sehr clever gewählt.
Die länderübergreifenden Ermittlungen, Schweiz und Deutschland, sind toll. Ich konnte mir die Oertlichkeiten sehr gut vorstellen.Das Thema Umweltschutz spielt eine wichtige Rolle und so gefiel mir der Plot schon von der Warte aus.

Der Schreibstil von Lars Schütz ist klasse. Er versteht es, die Spannung konstant hoch zu halten, da er immer wieder Passagen einfügt, die einen den Atem stocken lassen. Passagen, in denen es auch um anderes als den aktuellen Mord geht.
So entwickelt sich die Geschichte zum wahren Pageturner.
Ich freue mich schon jetzt auf einen neuen Fall von Grall und Wyler!

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Veröffentlicht am 30.10.2020

Eher ruhig...

Die Frau im grünen Regenmantel
1

Tess Monaghan arbeitet eigentlich als Privatdetektivin. Eigentlich… denn momentan ist sie zum Nichtstun verdonnert. Tess ist hochschwanger und muss Bettruhe halten, die sie vorwiegend im Wintergarten ihres ...

Tess Monaghan arbeitet eigentlich als Privatdetektivin. Eigentlich… denn momentan ist sie zum Nichtstun verdonnert. Tess ist hochschwanger und muss Bettruhe halten, die sie vorwiegend im Wintergarten ihres Hauses verbringt. Da sie nicht viel anderes zu tun hat, beobachtet sie die Leute, die vorübergehen. So sieht sie jeden Tag eine junge Frau in einem grünen Regenmantel mit einem Windhund spazieren gehen. Als eines Tages der Hund alleine vorbeiläuft, schreckt Tess auf. Ist ihr was geschehen? Die Frau taucht nicht mehr auf und Tess beginnt zu ermitteln. So spannt sie dafür ihren Lebenspartner Crow und ihre beste Freundin Whitney ein.

Diese Geschichte ist eher ruhig und der Plot aussergewöhnlich. Ich lese oft Krimis, aber so eine Idee ist mir noch nie unter die Augen gekommen. Der Plot hat mir gut gefallen.
Was als lästige Bettruhe für Tess beginnt, entwickelt sich nach und nach zum Krimi. Die Autorin katapultiert den Leser in ein kriminalistisch angehauchtes Beziehungsgeflecht, in dem nach und nach entschlüsselt wird, ob sich überhaupt ein Verbrechen ereignet hat.
Tess ist eine starke Figur, die à la Miss Marple die Menschen in ihrer Umgebung für ihren Verdacht einspannt. So überzeugt sie ihren Lebenspartner und Vater des Babys, sowie ihre beste Freundin, dass wohl ein Verbrechen geschehen ist. Sehr schnell schafft sie es, sie für die Ermittlungen einzuspannen. Da Tess ja leider wegen ihrer verordneten Bettruhe die Sachen nicht selbst in die Hand nehmen kann.
Auch die Polizei kommt ins Spiel und mit dem zuständigen Polizisten entwickelt sich eine interessante Zusammenarbeit.

Die Abfolge der Handlung ist logisch und schlüssig aufgebaut. Einzig das Verhalten von Tess ist einige Male sehr überspitzt beschrieben worden. Ab und zu ist die Handlung ebenfalls leicht überkonstruiert, so lässt sich zum Beispiel das Umfeld von Tess bereitwillig einspannen. Es wird kräftig recherchiert und niemand ist sich zu schade, unter Vortäuschung einer falschen Identität, zu ermitteln. Und Tess hält im Hintergrund, das heisst liegend im Wintergarten, die Fäden sehr straff in der Hand.

Der Schreibstil ist humorvoll, sehr unaufgeregt und die Sprache gehoben. Leise Untertöne, wie die Freuden und Leiden einer Elternschaft oder Rassismus sind eine wunderbare Ergänzung zur Krimi - Handlung.
Wer einen ruhigen Krimi, ohne jegliche Gewaltbeschreibung, mag, ist sicher mit diesem Buch gut beraten. Erwähnen muss ich noch die hochwertige Ausstattung, da hat der Verlag sehr gute Arbeit geleistet!

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