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Veröffentlicht am 12.04.2024

Erschütternd, trotz sachlichem Schreibstil*

Porzellankind
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Eine schöne Kindheit hat Ellis nicht. Wahrhaftig nicht! Sie lebt mit ihren Eltern zwar in einer Villa, muss sich aber jedoch möglichst unsichtbar machen. Denn ihre Mutter leidet unter der Glasknochenkrankheit ...

Eine schöne Kindheit hat Ellis nicht. Wahrhaftig nicht! Sie lebt mit ihren Eltern zwar in einer Villa, muss sich aber jedoch möglichst unsichtbar machen. Denn ihre Mutter leidet unter der Glasknochenkrankheit und erträgt keinen Lärm. Ihr Vater gibt Ellis an allem, das in der Familie nicht rund läuft, die Schuld.

Als ihr kleiner Bruder zur Welt kommt, wird es noch schlimmer für Ellis. Denn der Kleine ist ein Schreikind und schreit tage- und nächtelang. Eine weitere Belastung für die Familie.

Als mit dem Kleinen ein Unglück geschieht, soll wieder Ellis schuld daran sein.


Erschüttert, schockiert und zutiefst betroffen gemacht hat mich die Geschichte rund um die Familie von Ellis. Die toxische Beziehung zwischen Ellis und ihrer Mutter begleitet den Leser durch das Buch.

Man liest in Kapiteln, die in "Davor" und "Danach" gegliedert sind, die Pein, die einerseits Ellis mit neun Jahren und andererseits die erwachsene Ellis erfahren muss. Im "Davor", erster Teil, lernt man die 9-jährige Ellis kennen, die versucht mit einer Menge Fantasie ihre lieblose Kindheit, in der auch Gewalt ein Thema ist, ihr Leben irgendwie lebenswert zu machen. So hilft sie sich mit ihrer imaginären Freundin Dorothy über die Runden und stopft sich mit Essen voll.

Die wichtigsten Bezugspersonen des kleinen Mädchens sind die Haushälterin Teresa und der Nachbar Karlfried. Letzterer stachelt ordentlich die Fantasie seiner kleinen Nachbarin an und hilft ihr dadurch in diese Fantasiewelt zu entfliehen. Dann geschieht mit ihrem kleinen Bruder Schreckliches. Wer die Schuld daran trägt, bleibt über weite Teile offen und wird erst zum Schluss aufgelöst. Ich empfand diese Schuldfrage sehr spannend und ich war neugierig auf die Auflösung, wenn sie auch nicht ganz so überraschend kam.

Schockiert hat mich, dass die erwachsene Ellis immer noch mit ihrer Mutter zusammenlebt und sich weder aus dieser jahrelang anhaltenden toxischen Beziehung lösen kann, noch imstande ist, eine eigene Meinung zu bilden oder ihr Leben alleine zu gestalten.

Die Frage, wie weit die Erziehung, die Nähe und das Gefühl, geliebt zu werden, ein Kind formt und als Erwachsene begleitet, ist zentral in dieser Geschichte.

Den Schreibstil von Myriane Angelowski empfand ich als sehr speziell. Kurze Sätze, die manchmal abgehakt wirken und sachlich sind. Es geht nicht gefühlsbetont zu und her, was ich sehr passend für diese Geschichte fand. Denn in all dem Grauen, der Vernachlässigung und der Lieblosigkeit noch über Gefühle zu lesen, hätte ich schlecht ertragen.

Die Geschichte hätte etwas mehr an Struktur vertragen. Denn es geht oft sprunghaft hin und her und mir war nicht immer klar, wer gerade im Mittelpunkt der Handlung steht. Ich fand nämlich die Perspektivwechsel schwierig einzureihen. Auch jetzt nach Beendigung des Buches bin ich nicht sicher, immer richtig erfasst zu haben, wer wann zu Wort gekommen ist.

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Veröffentlicht am 11.04.2024

Solide auch beim 4. Band!

Mörderfinder – Stimme der Angst
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An der Beerdigung seines ehemaligen Mentors begegnet Fallanalytiker Max Bischoff einer Frau, die seiner verstorbenen Freundin sehr ähnlich sieht.

Seine grosse Liebe, Jennifer Sommer, wurde 5 Jahre zuvor ...

An der Beerdigung seines ehemaligen Mentors begegnet Fallanalytiker Max Bischoff einer Frau, die seiner verstorbenen Freundin sehr ähnlich sieht.

Seine grosse Liebe, Jennifer Sommer, wurde 5 Jahre zuvor ermordet und Bischoff hat nun endlich mit ihrem Tod ansatzweise abschliessen können. Nun reisst das ähnliche Aussehen zwischen Jenny und der fremden Frau wieder viele Wunden auf.

Als mehrere Personen aus seinem nahen Umfeld verschwinden, sieht sich Bischoff mit den Dämonen seiner Vergangenheit konfrontiert.


"Mörderfinder. Stimme der Angst" ist der vierte Band rund um den cleveren Fallanalytiker und Ex-Polizisten Max Bischoff.

Prolog, Epilog und 52 Kapitel lang hat Arno Strobel wiederum eine spannende und gut aufgebaute Krimihandlung geschaffen. Dieser vierte Teil steht seinen Vorgängern in nichts nach und ist wohl Max bisher persönlichster Fall. Denn nicht nur, dass Personen aus seinem nahen Umfeld verschwinden, auch er gerät in die Fänge des Täters.

Aufgelockert in all der Kriminalität wird die Handlung durch zwei Faktoren. Erstens ist da Max guter Freund, mit dem er zwar noch nicht per Du, aber nahe dran ist. Marvin Weber eilt zu Hilfe und er ist nicht nur für Max eine Bereicherung. Ebenso ist er eine Bereicherung für die Geschichte. Ich fand ihn erfrischend und Sprüche wie "ich muss aus gesundheitlichen Gründen dringend an meinem Desinteresse gegenüber solchen Ausfälligkeiten arbeiten" (Seite 178) sind witzig. Er und die Zusammenarbeit, wenn man diese denn so nennen kann, zwischen Max Bischoff und der Chefin der Kripo KK11, Eslem Kerkin, bringen ein paar Lacher ins Spiel. Bischoff und Kerkin sind sich nicht grün und ihr Schlagabtausch oft sehr unterhaltsam.

Arno Strobel schreibt in einer einfach gehaltenen Sprache und er verzichtet auf komplizierte Zeitsprünge und/ oder Perspektivwechsel. Tatsächlich wird die ganze Geschichte chronologisch erzählt und abgesehen von kurzen Sequenzen, in denen die Opfer im Mittelpunkt stehen, steht das Ermittlungsteam im Fokus. Mich hat er, ebenso wie Max Bischoff, mit der Identität des Täters überraschen können!

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Veröffentlicht am 10.04.2024

Enttäuschend!

Schwarzes Wasser
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Eine Aquaphobie hält Hannah Langley an ihrem Arbeitsplatz gefangen. Sie arbeitet als PR-Managerin im Hotel The Stanhope auf der Insel Dawzy auf dem Fluss Blackwater.

Seit einer Party, bei der mehrere ...

Eine Aquaphobie hält Hannah Langley an ihrem Arbeitsplatz gefangen. Sie arbeitet als PR-Managerin im Hotel The Stanhope auf der Insel Dawzy auf dem Fluss Blackwater.

Seit einer Party, bei der mehrere Gäste ertrunken sind, traut sie sich nicht mehr in die Nähe des Flusses. Nun wird es Winter, das Hotel und die Insel leeren sich langsam und Hannah bleibt alleine zurück.

Denkt sie!




Der ganze Plot ist um die Aquaphobie der Protagonistin Hannah konstruiert. Diese Angststörung vor Wasser ist bei Hannah vorhanden, wie es gerade passt. Einerseits kann sie wegen der Phobie nicht von der Insel ziehen, andererseits schafft sie es, einen Welpen aus dem Fluss zu retten. Dabei watet sie bis hüfttief in das reissende und tosende Wasser. Wenn eine Angststörung in einer Geschichte eingesetzt wird, dann bitte überzeugend. Der Grund für die Phobie vor Wasser, hat mit einem Erlebnis in der Vergangenheit zu tun, das lange nicht thematisiert wird. Erst nach und nach werden wohldosierte Informationen aufgedeckt. Das hat der Autor sehr gut hingekriegt, um Spannung zu erzeugen.

Zwischen Hannah und ihrer Schwester Kat, die nur 15 Monate jünger ist, besteht eine tiefe Verbundenheit. Sie kommunizieren in einer Art Babysprache miteinander, die ich affig fand. Zudem empfand ich die Familienverhältnisse der Schwestern als nicht einfach. Die Schwestern haben es in ihrem Leben nicht immer leichtgehabt. Ich hatte jedoch den Eindruck, es wird konzeptlos mal dieses und mal jenes erzählt.

In wechselnden Kapiteln, die "Hannah, heute" und "Kat, damals" betitelt sind, erfährt man, was geschehen ist und wie Hannah im Jetzt lebt. Beide Erzählebenen sind leider nicht sonderlich spannend und fesselnd. In der Gegenwart musste sogar noch eine kleine Spuksequenz eingewoben werden, damit überhaupt etwas passiert. Hier taucht auch ab und zu ein Psychiater bei Hannah auf, um sie so weit zu therapieren, damit sie von der Insel und auf das Festland kann. Auf die Idee, die Patientin zu sedieren und sie dann so auf das Festland zu schaffen, kommt er aber bedauerlicherweise nicht.

Seite 196 dann endlich ein bahnbrechender Moment, der mit einer überraschenden Wendung ein Aha-Gefühl ausgelöst hat. ab da war einiges erklärbar. So habe ich zum Beispiel nie richtig verstanden, warum Hannah einen so lockeren Umgang mit ihrer jüngeren Schwester Kat hat. Denn Kat ist nicht nur drogensüchtig, sondern auch die treibende Kraft in Hannahs Vergangenheit.

Nach vier gelesenen Büchern von S.K Tremayne (Die Stimme, Mädchen im Moor, Stiefkind und Eisige Schwestern), die mir gut gefallen haben, hat mir "Schwarzes Wasser" enttäuschenderweise weniger gut gefallen.. Der Plot ist sehr konstruiert, die Figuren mit Reaktionen, die ich oft nicht nachvollziehen konnte und die Handlung dürftig. Viel gerettet in meiner Bewertung hat besagte Seite 196.

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Veröffentlicht am 07.04.2024

Liegestuhl - Lektüre!

Liebe kann doch jedem mal passieren
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Julie Cooper greift sofort zu, als sie in Brighton ein bezahlbares Zimmer findet. Vor Ort entdeckt sie aber, dass sie nur das halbe Zimmer nutzen kann.

Denn ihre Zimmerwirtin Mrs. Gastrell hat für die ...

Julie Cooper greift sofort zu, als sie in Brighton ein bezahlbares Zimmer findet. Vor Ort entdeckt sie aber, dass sie nur das halbe Zimmer nutzen kann.

Denn ihre Zimmerwirtin Mrs. Gastrell hat für die zweite Hälfte des Zimmers einen weiteren Mieter. Zudem einen Mieter, den Julie als arrogant einschätzt. Sie kann unmöglich das Zimmer mit Alex Logan teilen.

Doch Julie hat keine Wahl und muss schon nach kurzer Zeit einsehen, dass ihre Vorurteile Alex nicht gerecht wurden.




Was für eine skurrile Idee! Das 25 m2 grosse Zimmer in der geräumigen Altbauwohnung soll von zwei Menschen genutzt werden. Ich kann Julie verstehen, dass sie erstmal entsetzt ist. Das ist ja wie eine WG in einem Raum! Noch dazu mit einem fremden Mann!

Um diesen Plot herum hat die Autorin eine Liebesgeschichte gewoben, die eigentlich nie Fragezeichen aufwirft. Als Leser sieht man die Sympathie zwischen den Protagonisten wachsen und wie es zum Schluss ausgeht, ist zu keiner Zeit umstritten. Da die Story so strukturiert ist, dass man Kapitel aus der Sicht von Alex und dann wieder aus der Perspektive von Julie liest, gibt es praktisch keine Unsicherheiten. Als Leser weiss man immer, was die Figur denkt und fühlt. Damit reihe ich das Buch ein in die Abteilung "vorhersehbare Geschichte mit etwas seichter Handlung".

Die Figuren wurden etwas stereotyp charakterisiert. Grosse und überraschende Handlungen bescheren sie beim Lesen nicht. Eigenartig fand ich, dass zwei erwachsene Menschen in Berufen mit Sozialkontakten, er angehender Anwalt, sie Zahnärztin, nicht fähig sind, mit dem Gegenüber über die keimenden Gefühle zu sprechen. Dafür wird ausdauernd mit aussenstehenden Personen darüber gesprochen. Das hatte doch etwas Teenagerhaftes und ist zweier erwachsener Menschen nicht würdig.

"Liebe kann doch jedem mal passieren" empfand ich als eine gefällige Geschichte, die mir ein paar angenehme Lesestunden beschert hat. Tiefgründige oder knifflige Themen werden ausgeklammert. Damit eignet sich dieses Buch gut für Liegestuhllektüre, mit der man sich berieseln lassen will.

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Veröffentlicht am 06.04.2024

Jeder so, wie er möchte!

Frau Dachs & Herr Pinguin
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Frau Dachs und Herr Pinguin wohnen in Häusern nebeneinander und ihre Gärten grenzen aneinander.

Doch damit enden die Gemeinsamkeiten auch schon. Denn Herr Pinguin mag es sauber, aufgeräumt und ordentlich. ...

Frau Dachs und Herr Pinguin wohnen in Häusern nebeneinander und ihre Gärten grenzen aneinander.

Doch damit enden die Gemeinsamkeiten auch schon. Denn Herr Pinguin mag es sauber, aufgeräumt und ordentlich. Frau Dachs hingegen liebt ihren üppigen und verwilderten Blumengarten.

Sie leben friedlich nebeneinander, bis jeder versucht den anderen von den Vorzügen in seinem Garten zu überzeugen.


Diese Geschichte mit Frau Dachs und Herrn Pinguin ist eine mit Symbolik. Statt einander so leben und wohnen zu lassen, wie es einem gefällt, versuchen die beiden den jeweils anderen von der eigenen Lebensform zu überzeugen. Dies immer auf eine nette und hilfsbereite Art und Weise.

Frau Dachs verschenkt üppig Blumen an ihren Nachbarn. Herr Pinguin lässt pflegeleichte Gartenplatten im Garten von Frau Dachs verlegen. Es wird mehr und mehr und schlussendlich fühlen sie sich im Nachbargarten fast wohler als auf dem eigenen Grundstück. So kommen sie zu der Erkenntnis: was man mag, muss der andere nicht unbedingt auch schön finden. Und Gegensätze ziehen sich halt nun mal an, das sieht man hervorragend in dieser Geschichte. Es merken nämlich beide, dass ihnen der fremde Stil nicht entspricht. Schlussendlich finden sie jedoch einen Weg, damit umzugehen.

Als Altersangabe wird vom Verlag ab vier Jahren angegeben. Was ich passend finde, da die Illustrationen einfach gehalten sind. In klaren Farben und einem sehr schönen Zeichenstil sind Details, sowie die beiden Nachbarn, ansprechend und anschaulich illustriert. Zu Beginn wird zum Beispiel auf einer Doppelseite links der farbige und üppige Garten mit Frau Dachs abgebildet. Auf der rechten Seite ist Herr Pinguin mit seinem grau weiss gehaltenen Grundstück zu sehen. Damit werden auch kleineren Kindern bildlich die grossen Unterschiede vor Augen gehalten.

Doch im Vordergrund steht die Botschaft, dass jeder so leben kann, wie er möchte und dass niemand versuchen sollte, die andere Lebensart zu ändern. Auch nicht, wenn es gut gemeint ist. Damit wird hervorgehoben, dass Individualität auch bereichernd und Verschiedenartigkeit ein Gewinn sein kann!

Dieses grossformatige Bilderbuch eignet sich exzellent, mit Kindern Andersartigkeit und verschiedene Lebensstile zu behandeln und diskutieren.

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