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Veröffentlicht am 25.10.2025

Zeitreise ins Wien der Jahrhundertwende

Der Totengräber und die Pratermorde (Die Totengräber-Serie 4)
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"Der Totengräber und die Pratermorde" ist der erste historische Krimi des Autors, den ich lese, auch wenn dieser nicht der erste Teil der Totengräber-Reihe ist. Dennoch hatte ich keinerlei Probleme in ...

"Der Totengräber und die Pratermorde" ist der erste historische Krimi des Autors, den ich lese, auch wenn dieser nicht der erste Teil der Totengräber-Reihe ist. Dennoch hatte ich keinerlei Probleme in die Handlung des aktuellen Falls hineinzufinden. Lediglich, was die Vorgeschichte der Hauptpersonen angeht, wäre es sicher nicht schlecht gewesen, schon Wissen aus dem vorangegangenen Bänden zu haben.

Die Handlung findet in Wien im Jahr 1896 statt. Im Umfeld des Praters stirbt beim Zaubertrick »Die zersägte Jungfrau« die besagte Frau. Inspektor Leopold von Herzfeldt ermittelt in dem Fall genauso wie die Reporterin Julia Wolf, von der er aktuell getrennt ist, obwohl sie beide noch Gefühle füreinander hegen. Es kommt dann zu weiteren Tötungsdelikten rund um den Prater mit weiblichen Leichen, die stets ungewöhnlich bekleidet sind. Leo sucht Unterstützung bei seinem Freund Augustin Rothmayer, dem Totengräber des Wiener Zentralfriedhofs, der mit Leidenschaft Dinge erforscht, die mit Leichen in Zusammenhang stehen.

Ich fand diesen Ausflug ins Wien und insbesondere in das Umfeld des bekannten Wiener Praters vor gut 100 Jahren sehr unterhaltsam. Es gab, insbesondere beim Hörbuch, eine ordentliche Portion Wiener Schmäh und auch ansonsten viel Lokalkolorit, sodass man sich gut in diese Zeit und an die jeweiligen Orte versetzen konnte. Die Protagonist:innen waren mir dabei sehr sympathisch, besonders Julia und Leopold, die wirklich ein schönes Paar abgeben, das sich gegenseitig gut ergänzt. Was den Sprecher des Hörbuchs angeht, wurde dieser passend zur Atmosphäre gewählt und man kann ihm auch gut folgen.

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Veröffentlicht am 25.10.2025

Dieser Urlaub stinkt

Der Duft des Wals
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Bei diesem Roman haben die auffällige Farbgestaltung des Covers und die Tatsache, dass ein Wal im Titel vorkommt, mein Interesse geweckt. Es handelt sich leider um einen toten, gestrandeten Wal, der den ...

Bei diesem Roman haben die auffällige Farbgestaltung des Covers und die Tatsache, dass ein Wal im Titel vorkommt, mein Interesse geweckt. Es handelt sich leider um einen toten, gestrandeten Wal, der den Gästen eines teuren All-inclusive-Resorts in Mexiko den Urlaub verdirbt, indem sie die komplette Zeit Nasenklammern tragen müssen, und den Mitarbeitern viel zusätzliche Arbeit macht.

Im Mittelpunkt der Handlung stehen Judith und Hugo, die versuchen, ihre Ehe mit dem Urlaub zu retten, obwohl Judith eigentlich das Klima schützen und auf Flüge verzichten möchte. Ihre gemeinsame Tochter Ava ist mit von der Partie und mehr fasziniert als abgeschreckt von dem Walkadaver. Für mein Gefühl wird Ava teilweise etwas zu erwachsen dargestellt, manche ihrer Äußerungen wollen nicht so recht dazu passen, dass sie in anderen Situationen dann wieder sehr kindlich wirkt. Neben dieser Familien kommen unter anderem auch eine Stewardess, keine Kinderbetreuerin, ein Zimmermädchen und ein Fahrer des Resorts zu Wort und erzählen aus ihrer Perspektive. Dabei klingt auch immer wieder Kritik am Tourismus, dem Verhalten der Urlauber im Hotel und der Zerstörung der Natur an, aber eher auf eine unterschwellige Art. Etwas unpassend, weil nicht so recht in den Zusammenhang passend, empfand ich den sehr extrem interpretierten Katholizismus, dessen Auslebung bei einer der Beteiligten beschrieben wurde.

Der Schreibstil des Romans war unterhaltsam und auf den Punkt gebracht. Durch die Perspektivwechsel bekommt man verschiedenste Sichtweisen auf die Situation mit dem Wal und auch den Tourismus mit seinen Schattenseiten mit sowie einen Einblick in die Persönlichkeit des jeweiligen Erzählers. Für mich hätten es aber trotzdem ein oder zwei Nebenpersonen weniger sein dürfen, die man dafür noch etwas besser kennenlernt. Ich habe das Hörbuch gehört und konnte den Sprechern dabei gut folgen, ihre Stimme passte zur Atmosphäre der Geschichte und den jeweiligen Personen, aus deren Sicht erzählt wurde und die Wechsel sorgten für Abwechslung.

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Veröffentlicht am 25.10.2025

Ein Leben zwischen zwei Welten

Das Licht in den Wellen
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Bei Janne Mommsens neuestem Roman hat mich die Covergestaltung mit dem Meer und der Farbgestaltung und dem Bild einer Frau, die vermuten lassen, dass es sich um einen historischen Roman handelt, direkt ...

Bei Janne Mommsens neuestem Roman hat mich die Covergestaltung mit dem Meer und der Farbgestaltung und dem Bild einer Frau, die vermuten lassen, dass es sich um einen historischen Roman handelt, direkt angesprochen. Auch der robuste Einband mit der rauen Haptik gefällt mir. Nur ein Bändchen als Lesezeichen wäre bei dieser hochwertigen Aufmachung und der etwas höheren Seitenzahl noch schön und hilfreich gewesen.

Im Mittelpunkt der Handlung steht die fast hundertjährige Inge Martensen, die auf Föhr geboren wurde und aufgewachsen, dann aber kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges nach New York ausgewandert ist, wo sie zunächst im Deli eines anderen ehemaligen Föhrers arbeitete und Anschluss in der doch recht großen Community von ausgewanderten Föhrern und Amrumern in New York fand. Irgendwann kehrte sie dann aber auf ihre Heimatinsel zurück und reist nun, kurz vor ihrem 100. Geburtstag mit ihrer Urenkelin Swantje auf einem Kreuzfahrtschiff in die amerikanische Metropole, um noch einmal die Orte zu sehen, mit denen sie so viele Erinnerungen verbindet, und ihrer Urenkelin zugleich neue Horizonte zu eröffnen.

So wird die Geschichte auf zwei Zeitebenen erzählt, der Schiffspassage in der Gegenwart und Inges Erinnerungen an ihre bewegte Vergangenheit. Ich fand es sehr interessant, mehr darüber zu erfahren, wie das Leben der ausgewanderten Insulaner in den USA so aussah und war doch überrascht, wie viele es, bezogen auf die doch eher geringe Einwohnerzahl der beiden Nordfriesischen Inseln, doch waren und wie sie auch dort weiter ihre Gemeinschaft pflegten. Besonders beeindruckend ist dabei natürlich der Weg, den Inge gegangen ist, zumal dieser nicht frei von Schicksalsschlägen war. Auch Swantje ist mir sehr sympathisch, wie sie sich auf der Suche nach ihrem eigenen Weg nicht unter Druck setzen lässt und auch ihre Uroma bei dem unterstützt, was sie vorhat, ohne auf deren hohes Alter als Hinderungsgrund zu verweisen. Auch über das Leben noch fast ohne Tourismus auf der Insel Föhr, die ich nur aus der heutigen Zeit kenne, erfährt man recht viel. Der Schreibstil des Autors ist gewohnt gut lesbar und die Geschichte fesselnd, sodass man das Buch kaum aus der Hand legen kann.

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Veröffentlicht am 25.10.2025

Alles neu

Breakups and Butterflies
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Auf diesen Roman hatte ich mich gefreut, weil mir "Fake Dates and Fireworks" der Autorin überraschend gut gefallen hat. "Breakup and Butterflies" ist von der Aufmachung her ähnlich, aber anscheinend handelt ...

Auf diesen Roman hatte ich mich gefreut, weil mir "Fake Dates and Fireworks" der Autorin überraschend gut gefallen hat. "Breakup and Butterflies" ist von der Aufmachung her ähnlich, aber anscheinend handelt es sich um eine Neuauflage eines früheren Romans der Autorin, die nun mit Annotationen der Autorin "aufgepeppt" wurde.

Im Mittelpunkt der Handlung steht diesmal Mara. Sie arbeitet als Assistentin einer Influencerin und wurde gerade von ihrem Verlobten für eine Andere verlassen und aus dessen Eigentumswohnung geworfen, weshalb sie nun gemeinsam mit deren Hund, den sie sittet, im Büro ihrer Chefin im Co-Working-Space in München übernachtet. Dort lernt sie den sieben Jahre jüngeren Marius kennen, der alles recht entspannt angeht.

Natürlich geht es dadurch auch etwas um Liebe, aber mehr im Zentrum steht Maras Selbstfindung, da sie sich klar werden muss, was sie beruflich und privat vom Leben will. Dabei konnte ich mich nicht immer voll in sie hineinversetzen und auch Marius blieb etwas blass. Das ist mir bei "Fake Dates and Fireworks" und dessen Protagonistin wesentlich leichter gefallen und auch den Schreibstil empfand ich als ausgereifter und zudem mehr meinem Humor und meiner Lebenssituation entsprechend. Was die Annotationen angeht, hätte ich mir auch oft mehr erwartet, da es doch recht oft sehr belanglose Randnotizen waren. Ich denke aber, Leserinnen zwischen 20 und 30 könnten durchaus Freude an diesem angenehm zu lesenden Roman haben.

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Veröffentlicht am 25.10.2025

Mitschuld?

Der Einfluss der Fasane
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Bei diesem Roman hat mich zunächst der Titel neugierig gemacht. Von der Autorin hatte ich bisher noch nichts gelesen, aber der Klappentext klang spannend.

Im Mittelpunkt der Handlung steht Hella Karl, ...

Bei diesem Roman hat mich zunächst der Titel neugierig gemacht. Von der Autorin hatte ich bisher noch nichts gelesen, aber der Klappentext klang spannend.

Im Mittelpunkt der Handlung steht Hella Karl, Feuilletonchefin einer großen Zeitung. Sie erfährt, dass ein bekannter wie umstrittener Theaterintendant, über den sie zuletzt noch einen kritischen Artikel verfasst hatte, sich das Leben genommen hat. Nun fragt sich die Kulturjournalistin, ob sie zumindest eine Mitschuld an dessen Selbstmord trägt oder ihn gar in den Tod getrieben hat.

Diese Fragestellung und die Aufarbeitung der Vorgeschichte fand ich sehr spannend, auch, weil sie Einblicke in die Kulturszene lieferte. Mir wäre es jedoch lieber gewesen, hätte sich die Autorin darauf beschränkt und nicht zugleich noch ihre eigene Beziehung und dabei insbesondere ihr Sexleben unter die Lupe genommen. Das war mir persönlich etwas viel, auch wenn es vielleicht typisch für den Stil der Autorin ist.

Ich habe das Hörbuch angehört, das von der Verfasserin selbst eingesprochen wurde, was es sehr authentisch macht. Das Lesetempo war dabei angenehm, sodass man der Handlung gut folgen kann.

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