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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.11.2025

Ehrlich, emotional und wunderbar realistisch

The Worst Kind of Perfect
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„The Worst Kind of Perfect“ hat mich mit seiner ungewöhnlichen Prämisse sofort angesprochen: Was passiert eigentlich nach dem „Happy Ever After“? Wenn das Paar längst verheiratet und glücklich ist, aber ...

„The Worst Kind of Perfect“ hat mich mit seiner ungewöhnlichen Prämisse sofort angesprochen: Was passiert eigentlich nach dem „Happy Ever After“? Wenn das Paar längst verheiratet und glücklich ist, aber beide anfangen, eigene Träume zu verfolgen? Genau diese Frage stellt Kim Leopold auf einfühlsame und ehrliche Weise – und das hat mir unglaublich gut gefallen.

Die Liebesgeschichte wirkt sehr authentisch und realistisch. Gabriella und Lio sind kein typisches „perfektes“ Paar, sondern zwei Menschen, die sich lieben, aber lernen müssen, ihre Beziehung nicht als selbstverständlich zu sehen. Besonders schön fand ich, wie offen gezeigt wird, dass eine Ehe Arbeit bedeutet – und dass Liebe manchmal bedeutet, Kompromisse zu machen, loszulassen oder neu zu verhandeln, was Glück eigentlich heißt.

Ein echtes Highlight war für mich Gabriella. Ich mochte sie von Anfang an, gerade weil sie eine curvy Protagonistin ist. Die abfälligen Kommentare, die sie als mehrgewichtige Frau bekommt, wurden sehr realistisch, aber auch sensibel dargestellt. Ich fand es stark, wie Gabriella für sich einsteht und sich nicht kleinmachen lässt – sie war für mich eine mutige, inspirierende Figur.

Lio war auf seine Weise ebenfalls liebenswert – ein warmherziger, unterstützender Ehemann, den man einfach mögen muss. Allerdings blieb er für mich etwas zu oberflächlich. Seine Konflikte, vor allem die schwierige Beziehung zu seinem Vater, hätten meiner Meinung nach mehr Tiefe verdient. Die Auflösung am Ende kam dadurch etwas zu abrupt und hinterließ das Gefühl, dass da noch etwas gefehlt hat.

Mit der Dramatik rund um Lios Unfall konnte ich dagegen weniger anfangen. Der Moment wirkte auf mich etwas konstruiert, fast wie ein Mittel zum Zweck, um Emotionen zu erzeugen. Trotzdem war die Art, wie die beiden danach wieder zueinander finden und gemeinsam für ihre Ehe kämpfen, sehr berührend.

Der Schreibstil war angenehm leicht und flüssig zu lesen, ohne dabei banal zu wirken – perfekt für eine Geschichte, die sowohl emotional als auch alltagsnah ist. Trotz kleiner Schwächen hat mich das Buch zum Nachdenken gebracht und mit einem warmen Gefühl zurückgelassen.

Fazit: „The Worst Kind of Perfect“ ist ein ehrlicher, gefühlvoller Liebesroman über zweite Chancen, Selbstakzeptanz und die Realität hinter dem Happy End. Trotz der wenigen Punkte - welche mir nicht zugesagt haben - bleibt es eine authentische, berührende Geschichte, die zeigt: Perfektion ist überbewertet – echte Liebe nicht.

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Veröffentlicht am 27.10.2025

Atmosphärisch, verstörend und emotional – aber letztlich zu verworren

Don't Let The Forest In
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„Don’t Let the Forest In“ ist ein Buch, das mich mit seiner düsteren Atmosphäre und dem psychologischen Horror sofort neugierig gemacht hat. Die Horror-Aspekte sind wirklich stark umgesetzt – teils bildlich, ...

„Don’t Let the Forest In“ ist ein Buch, das mich mit seiner düsteren Atmosphäre und dem psychologischen Horror sofort neugierig gemacht hat. Die Horror-Aspekte sind wirklich stark umgesetzt – teils bildlich, eklig und schockierend, aber immer so beschrieben, dass man sich das Grauen genau vorstellen kann. C.G. Drews hat ein echtes Talent dafür, unheimliche Szenen so zu schreiben, dass sie unter die Haut gehen.

Die Liebesgeschichte hingegen ist das genaue Gegenteil: sehr sanft, fast unschuldig und jugendlich, was gut zum Alter der Protagonisten passt. Sie bietet kurze Momente der Ruhe zwischen all dem Chaos, ohne den Horror zu verdrängen – das war ein schöner Kontrast.

Thematisch wagt das Buch sich an große Themen wie Trauer, Selbstfindung und Mobbing, doch leider werden diese Punkte nicht so tief aufgearbeitet, wie ich es mir gewünscht hätte. Es passieren Dinge und dadurch sind die Probleme dann "einfach" gelöst. Es fiel mir außerdem schwer eine Bindung zu den Charakteren aufzubauen, Andrew hat man zwar sehr gut kennengelernt, jedoch fehlten mir weitere Informationen über Thomas.

Ein weiterer starker Aspekt ist die verschwimmende Grenze zwischen Realität und Fiktion. Dieses Element sorgt für konstante Verwirrung und Spannung – man weiß nie, was tatsächlich passiert und was nur in der Vorstellung von Andrew existiert. Allerdings wurde genau das am Ende zu viel: Das Finale war so verwirrend, dass ich selbst nach dem Zuschlagen des Buches nicht sicher war, was nun echt war und was nicht.

Die Auflösung selbst habe ich teilweise kommen sehen, trotzdem hat sie mich emotional getroffen. Es war traurig und aufwühlend – aber gleichzeitig ließ es mich etwas ratlos zurück. Durch das offene Ende blieb für mich zu viel unklar, um richtig zufrieden zu sein.

Fazit: „Don’t Let the Forest In“ ist ein intensiver, atmosphärischer Jugendhorror mit starken Bildern und emotionalen Momenten, der aber an seiner Verwirrung und fehlenden Tiefe scheitert. Ich mochte die Idee und den Mut zur Dunkelheit – doch leider hat die Geschichte mich zwischendurch zu oft verloren.

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Veröffentlicht am 06.10.2025

Langsamer Start, starkes Ende

Death at Morning House
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„Death at Morning House“ war für mich ein Buch mit zwei sehr unterschiedlichen Hälften. Die erste Hälfte fand ich leider recht zäh und langatmig – ich hatte Schwierigkeiten, wirklich in die Handlung hineinzufinden, ...

„Death at Morning House“ war für mich ein Buch mit zwei sehr unterschiedlichen Hälften. Die erste Hälfte fand ich leider recht zäh und langatmig – ich hatte Schwierigkeiten, wirklich in die Handlung hineinzufinden, und das Tempo zog sich stellenweise. Umso mehr hat es mich gefreut, dass die zweite Hälfte deutlich an Fahrt aufgenommen hat und mich dann wirklich fesseln konnte.

Ich mochte Marlowe als Protagonistin von Anfang an: ihre sympathische, manchmal etwas sarkastische Art, ihr Humor und wie sie die Dinge auf ihre ganz eigene, trockene Weise betrachtet. Ich musste mehrmals über sie schmunzeln und sie war einer der Gründe, warum ich trotz des schleppenden Beginns drangeblieben bin.

Der Schreibstil von Maureen Johnson hat mir ebenfalls sehr gefallen. Er liest sich leicht und flüssig, ohne je oberflächlich zu wirken und schafft es, sowohl die Atmosphäre des Hauses und der Dynamik der Geschwister als auch die modernen Szenen authentisch rüberzubringen.

Besonders gelungen fand ich die Rückblenden in die 1930er Jahre – die Kapitel rund um die Familie Ralston hatten eine faszinierende Intensität. Die Geschwister waren spannend gezeichnet und ihre Dynamik untereinander und zum Familienoberhaupt hat mich sehr interessiert. Im Kontrast dazu standen die Teenager in der Gegenwart, die eine ganz andere, modernere Energie ins Buch gebracht haben. Diese Gegenüberstellung von Vergangenheit und Gegenwart hat der Geschichte eine interessante Vielschichtigkeit verliehen.

Allerdings muss ich sagen, dass mir die Gruppe aus der heutigen Zeit teilweise etwas oberflächlich behandelt wurde. Ich hätte mir hier mehr Tiefe und Emotionen gewünscht.

Dafür war die Auflösung der Todesfälle rund um die Familie Ralston richtig stark. Schockierend und unvorhersehbar – das hat mich wirklich abgeholt und dem Buch ein starkes Ende gegeben.

Insgesamt ist „Death at Morning House“ ein stilistisch schöner Mysteryroman mit einer sympathischen Hauptfigur, spannenden Zeitebenen und einem guten Ende. Es hatte wirklich sehr viel Potential, was meiner Meinung nach jedoch nicht komplett ausgeschöpft wurde.

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Veröffentlicht am 24.09.2025

Magische cozy Geschichte

Rewitched
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„Rewitched“ hat mich schon auf den ersten Seiten mit seiner sympathischen Protagonistin Belle überzeugt. Ich mochte sie sofort, konnte ihre Ängste nachvollziehen und mich gut mit ihr identifizieren. Gerade ...

„Rewitched“ hat mich schon auf den ersten Seiten mit seiner sympathischen Protagonistin Belle überzeugt. Ich mochte sie sofort, konnte ihre Ängste nachvollziehen und mich gut mit ihr identifizieren. Gerade weil sie keine „typische“ Heldin ist, sondern so überhaupt nicht perfekt ist, wirkte sie für mich sehr authentisch.

Das Setting ist unglaublich stimmungsvoll – durch die herbstliche Atmosphäre konnte ich die bunten Blätter, den Wind und die Magie der Jahreszeit förmlich spüren. Auch der Schreibstil von Lucy Jane Wood war sehr angenehm zu lesen: locker, flüssig und genau richtig dosiert zwischen Humor, Emotionen und Spannung.

Das Magiesystem fand ich schön einfach und gut eingebunden. Es baut auf bekannten Mythen auf, die einem vertraut vorkommen und passt perfekt zur Urban-Fantasy-Richtung des Buches – hier war kein riesiges Worldbuilding nötig und genau das hat mir gefallen.

Die Nebencharaktere sind ein echtes Highlight. Besonders Belles Mutter hat mich regelmäßig laut lachen lassen, so herrlich schlagfertig und warmherzig wie sie ist. Auch die Geschichte um Arty war spannend und voller Rätsel, die mich neugierig gemacht haben. Bei der Auflösung am Ende habe ich manches geahnt, doch die wahren Gründe und vor allem der packende Showdown haben mich überrascht und begeistert. Auch die Auflösung rund um die Buchhandlung war für mich ein toller Moment – ich habe Belle innerlich angefeuert, als sie Christopher endlich die Meinung gesagt hat.

Das Ende ist etwas offen, aber da ein zweiter Band erscheinen soll, finde ich das absolut passend. Ich freue mich schon darauf zu sehen, welche Fäden dort wieder aufgegriffen werden. Einziger kleiner Kritikpunkt: Die Liebesgeschichte hat mich nicht wirklich erreicht. Da sie aber eher im Hintergrund blieb, hat das meinen positiven Gesamteindruck kaum geschmälert.

Fazit: „Rewitched“ ist ein atmosphärischer und humorvoller Auftakt voller Herbststimmung, liebenswerter Figuren und spannender Wendungen. Ein sehr gelungenes Urban-Fantasy-Abenteuer, das Lust auf mehr macht.

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Veröffentlicht am 10.08.2025

Temporeich, düster und voller falscher Fährten

Not Quite Dead Yet
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„Not Quite Dead Yet“ hat mich von der ersten Seite gepackt und nicht mehr losgelassen. Der Kniff, dass Jet nur noch 7 Tage zu leben hat, gibt der Geschichte ein gnadenlos schnelles Tempo – hier gibt es ...

„Not Quite Dead Yet“ hat mich von der ersten Seite gepackt und nicht mehr losgelassen. Der Kniff, dass Jet nur noch 7 Tage zu leben hat, gibt der Geschichte ein gnadenlos schnelles Tempo – hier gibt es keinen Platz für unnötiges „Bla bla“. Jede Szene zählt, jede Enthüllung treibt den Countdown voran und der Zeitdruck ist beim Lesen regelrecht spürbar.

Die Figuren sind herrlich vielschichtig – undurchsichtig genug, dass man wirklich jeden irgendwann verdächtigt. Jets Familie? Zum Großteil unsympathisch und kaum einzuschätzen. Freunde, Bekannte, Nebenfiguren – alle scheinen Geheimnisse zu haben und Holly Jackson versteht es meisterhaft, Zweifel zu säen.

Jet selbst ist keine typische Sympathieträgerin – und genau das mochte ich so an ihr. Ihr schwarzer Humor, ihre bissigen Kommentare und ihre schonungslose Ehrlichkeit haben mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht. Gleichzeitig ist es berührend zu sehen, wie sie in dieser kurzen Zeit aufblüht, echte Bindungen erlebt und das Leben auf eine Weise kennenlernt, die ihr vorher fremd war.

Und dann ist da Billie – das Herzstück der Geschichte. Die stillen, warmen Momente zwischen ihm und Jet waren für mich genauso fesselnd wie die spannungsgeladenen Szenen. Billie bringt Ruhe in Jets Chaos, während sie ihn gleichzeitig aus seiner Komfortzone zieht. Diese Dynamik hat mich oft sehr berührt.

Der Plot ist voll von Wendungen, Enthüllungen und verwobenen Geheimnissen. Auch wenn ich gegen Ende den richtigen Riecher hatte und die richtige Person sogar vor Jet verdächtigte, hat das der Spannung keinen Abbruch getan. Im Gegenteil - es war faszinierend, mitzuerleben, wie sich die Puzzleteile zusammenfügten, ohne dass alles sofort durchschaubar wurde. Das Ende war dabei absolut passend zum gesamten Fall – ein echter Full-Circle-Moment, der die Geschichte auf eine stimmige und befriedigende Weise abschließt.

Fazit: Rasantes Tempo, brillantes Figurenensemble, düsterer Humor und ein Plot, der einen bis zur letzten Seite fesselt. Dazu kommt Holly Jacksons einzigartiger, packender Schreibstil und ihr unglaubliches Talent, Thriller zu erschaffen, die einen komplett in den Bann ziehen. Genau deshalb gehört sie für mich zu den wenigen Auto-Buy-Autorinnen – ich kaufe jedes ihrer Bücher blind, ohne auch nur den Klappentext zu lesen.

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