Ehrlich, emotional und wunderbar realistisch
The Worst Kind of Perfect„The Worst Kind of Perfect“ hat mich mit seiner ungewöhnlichen Prämisse sofort angesprochen: Was passiert eigentlich nach dem „Happy Ever After“? Wenn das Paar längst verheiratet und glücklich ist, aber ...
„The Worst Kind of Perfect“ hat mich mit seiner ungewöhnlichen Prämisse sofort angesprochen: Was passiert eigentlich nach dem „Happy Ever After“? Wenn das Paar längst verheiratet und glücklich ist, aber beide anfangen, eigene Träume zu verfolgen? Genau diese Frage stellt Kim Leopold auf einfühlsame und ehrliche Weise – und das hat mir unglaublich gut gefallen.
Die Liebesgeschichte wirkt sehr authentisch und realistisch. Gabriella und Lio sind kein typisches „perfektes“ Paar, sondern zwei Menschen, die sich lieben, aber lernen müssen, ihre Beziehung nicht als selbstverständlich zu sehen. Besonders schön fand ich, wie offen gezeigt wird, dass eine Ehe Arbeit bedeutet – und dass Liebe manchmal bedeutet, Kompromisse zu machen, loszulassen oder neu zu verhandeln, was Glück eigentlich heißt.
Ein echtes Highlight war für mich Gabriella. Ich mochte sie von Anfang an, gerade weil sie eine curvy Protagonistin ist. Die abfälligen Kommentare, die sie als mehrgewichtige Frau bekommt, wurden sehr realistisch, aber auch sensibel dargestellt. Ich fand es stark, wie Gabriella für sich einsteht und sich nicht kleinmachen lässt – sie war für mich eine mutige, inspirierende Figur.
Lio war auf seine Weise ebenfalls liebenswert – ein warmherziger, unterstützender Ehemann, den man einfach mögen muss. Allerdings blieb er für mich etwas zu oberflächlich. Seine Konflikte, vor allem die schwierige Beziehung zu seinem Vater, hätten meiner Meinung nach mehr Tiefe verdient. Die Auflösung am Ende kam dadurch etwas zu abrupt und hinterließ das Gefühl, dass da noch etwas gefehlt hat.
Mit der Dramatik rund um Lios Unfall konnte ich dagegen weniger anfangen. Der Moment wirkte auf mich etwas konstruiert, fast wie ein Mittel zum Zweck, um Emotionen zu erzeugen. Trotzdem war die Art, wie die beiden danach wieder zueinander finden und gemeinsam für ihre Ehe kämpfen, sehr berührend.
Der Schreibstil war angenehm leicht und flüssig zu lesen, ohne dabei banal zu wirken – perfekt für eine Geschichte, die sowohl emotional als auch alltagsnah ist. Trotz kleiner Schwächen hat mich das Buch zum Nachdenken gebracht und mit einem warmen Gefühl zurückgelassen.
Fazit: „The Worst Kind of Perfect“ ist ein ehrlicher, gefühlvoller Liebesroman über zweite Chancen, Selbstakzeptanz und die Realität hinter dem Happy End. Trotz der wenigen Punkte - welche mir nicht zugesagt haben - bleibt es eine authentische, berührende Geschichte, die zeigt: Perfektion ist überbewertet – echte Liebe nicht.