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Veröffentlicht am 22.09.2020

Hyggeliger Krimi an der Zipfelspitze Dänemarks

Helle und die kalte Hand
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Der Dänemark-Krimi "Helle und die kalte Hand" von Judith Arendt ist der zweite Fall für Protagonistin Helle Jaspers, Leiterin der Polizeistation, dieses Mal direkt in Skagen inmitten der Dünenlandschaft ...

Der Dänemark-Krimi "Helle und die kalte Hand" von Judith Arendt ist der zweite Fall für Protagonistin Helle Jaspers, Leiterin der Polizeistation, dieses Mal direkt in Skagen inmitten der Dünenlandschaft um Rabjerg Mile. Die Leiche einer jungen Frau wird dort im Sand geborgen, doch es gibt keine klaren Indizien und niemand scheint die Frau aus dem asiatischen Raum zu kennen. Helle Jaspers und ihr Team sehen sich jedoch im Verlauf der Ermittlungen mit größeren Gefahren konfrontiert, die tief in die dänische Politik reichen.

Für mich ist es der perfekte Krimi für einen langen Tag auf der Couch, eingewickelt in eine Decke bei prasselndem Kaminfeuer und einer Tasse Tee in der Hand. Der Schreibstil ist leicht, flüssig und animiert zum Weiterlesen. Die Charaktere sind sympathisch, sehr nahbar, gar fehlbar und komplett einer Gegend wie Skagen nachempfunden, etwas abgeschottet vom Rest Dänemarks und dieser Fall weckt selbst die müdesten Lebensgeister. Liebevoll gewählte Details führen zu dem eben genannten Hygge- Faktor und machen den Roman deshalb zu einer schönen, herzerwärmenden Lektüre mit dem extra Schuss Spannung in der wunderschönen Kulisse Dänemarks. Die Geschichte an sich ist spannend, inklusiv und klassischer Natur, in dem sich der Spannungsbogen immer weiter zuspitzt, der Leser überwiegend in Echtzeit die Arbeit der Polizei verfolgen kann und bis zum Schluss dem Ende entgegenfiebert. Eine Empfehlung für alle, die gerne hyggelige Krimis lesen, die Landschaft Dänemarks lieben und gute Erzählkunst zu schätzen wissen!

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Veröffentlicht am 17.09.2020

Tiefgründiger Roman über Einsamkeit, Schuldgefühle und die Vergangenheit

Bären füttern verboten
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Der einfühlsame Roman "Bären füttern verboten" von Rachel Elliott erzählt eine Geschichte über Tod, Trauer, das Leben mit seinen Launen, der Suche nach dem richtigen Platz und dem Mut sich eben all jenem ...

Der einfühlsame Roman "Bären füttern verboten" von Rachel Elliott erzählt eine Geschichte über Tod, Trauer, das Leben mit seinen Launen, der Suche nach dem richtigen Platz und dem Mut sich eben all jenem zu stellen.

Sydney Smith ist von Kindesbeinen an leidenschaftliche Freerunnerin. Keine Wand ist ihr zu hoch, kein Hindernis zu gefährlich. Nur einen besonderen Ort, den meidet sie seit 30 Jahren. Zu ihrem 47. Geburtstag begibt sie sich auf eine Reise nach St. Ives, wo sie sich ihrer Vergangenheit stellen muss. Maria lebt in St. Ives mit ihrem Mann Jon, einem mehr oder minder begabten Künstler, ihrer Tochter Belle, die sich selbst noch nicht gefunden hat und mit 29 Jahren immer noch zu Hause wohnt, und ihrem Hund Stuart, dem empathischen Wolfshund. Eigentlich kann Maria sich glücklich schätzen, wenn sie nicht die Frage nach dem Sinn plagen würde, den sie mit speziellen Muffins zu bekämpfen versucht. Auf wundersame Weise führt das Schicksal alle zusammen, denn nicht nur Sydney hat mit ihren alten Dämonen zu kämpfen.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten im Lesefluss, bedingt durch die fehlenden Anführungszeichen bei Gesprächen, hat mich der Roman komplett gepackt. Er beginnt skurril, wechselt oft die Perspektiven, aber genau das entpuppt sich im Laufe des Buches als wunderbarer Einblick in die verschiedenen Köpfe der Protagonisten. Jeder einzelne hat seine eigene, spezielle Sicht auf das Leben und seine Rolle in diesem teils undurchdringbaren Dschungel aus Trauer, Angst, fehlender Selbstachtung, aber auch eben dem Mut das Hier und Jetzt zu hinterfragen. Die Charaktere sind schön skizziert, leben vor dem inneren Auge des Lesers und ich habe mich ihnen wirklich nah gefühlt. Die Abschnitte sind teilweise sehr kurzgehalten, wirken wie Kurzgeschichten in einem Roman und variieren von poetisch wertvoll, lyrisch unterhaltsam hinüber zu vollkommen absurd amüsant. Ein lesenswerter Roman für alle, die Geschichten mit Tiefgang lieben, selbst schon einmal das Gefühl hatten am Leben gescheitert zu sein und trotzdem weitergemacht haben, denn das ist die Rolle, die uns allen zukommt.

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Veröffentlicht am 17.09.2020

Eintauchen in die reale Kriegsführung des 2. Weltkriegs

Caribou
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Der Roman "Caribou" von Kevin Major werden eindrücklich die Geschehnisse des 2. Weltkriegs thematisiert mit dem Hauptaugenmerkt auf die U-Boot-Kriegführung zwischen Deutschland und Kanada, sowie den USA.

Ulrich ...

Der Roman "Caribou" von Kevin Major werden eindrücklich die Geschehnisse des 2. Weltkriegs thematisiert mit dem Hauptaugenmerkt auf die U-Boot-Kriegführung zwischen Deutschland und Kanada, sowie den USA.

Ulrich Gräf ist Oberleutnant/ Kapitänleutnant der U69, ein ambitionierter Offizier, der zielstrebig seine Karriere verfolgt und Befehle ausführt. Gleichzeitig ein musischer Mann, den Künsten zugeneigt und voller Liebe für seine Elise. Dem gegenüber steht der junge John Gilbert, ein Steward auf der Caribou, der seine Rolle im Leben noch nicht gefunden hat. Er ist auf der Fähre umgeben von einem vielfältigen Potpourri an Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Bis zu jenem schicksalshaften Tag im Oktober 1942, als sich das Schicksal der beiden auf unwiderrufliche Weise kreuzt.

Mich hat vor allem der Detailreichtum des Romans begeistert über eine spezielle Materie des 2. Weltkrieges, die ich vorher für mich unbewusst ausgeklammert habe. Einzutauchen in die Logik der U-Boot Kriegsführung, den Regeln und Gebräuchen, dem Ehrenkodex näher zu kommen mit entsprechender realer, zeitlicher Verknüpfung hat das ganze Material in eine sehr lesenswerte Handlung verwandelt, die für mich einen wahren Wissensmehrwert bedeutet hat. Darüber hinaus war es sehr spannend, die Geschichte über das Unglück hinaus verfolgen zu können, den Charakteren weiter in ihrer Entwicklung zu folgen, genau das war für mich unvorhergesehen und dementsprechend sehr unterhaltsam. Der Stil ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, liest sich aber dann flüssig von der Hand. Am Anfang haben mich zudem die vielen Charaktere verwirrt, was sich jedoch auch im Verlauf des Buches legt. Was mir wiederum gefehlt hat, ist die Nähe zu den Charakteren, eine Reflektion ihrer Persönlichkeit, eine aktive Auseinandersetzung mit dem Kriegsgeschehen und den traumatischen Erlebnissen, um meine eigene Betroffenheit steigern zu können. Ein sehr lesenswerter Roman für historisch begeisterte Leser mit Anspruch auf Realitätsgehalt gepaart mit einem Schuss Menschlichkeit der guten Charakterstudie.

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Veröffentlicht am 17.09.2020

Brüderliebe, Freundschaften, Lügen und Geheimnisse

TREU
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In seinem Debütroman "Treu" schildert Sven Hornscheidt die Tücken der heutigen Jugend, die Ambivalenz von Freundschaften, gepaart mit dunklen Geheimnissen, einem düsteren Kraterwald und mysteriösen Charakteren. ...

In seinem Debütroman "Treu" schildert Sven Hornscheidt die Tücken der heutigen Jugend, die Ambivalenz von Freundschaften, gepaart mit dunklen Geheimnissen, einem düsteren Kraterwald und mysteriösen Charakteren. Unvorhersehbare Ereignisse fesseln den Leser bis zum dramatischen Ende.

Der Hauptprotagonist Moritz, ein schüchterner, introvertierter Junge, sieht sich mit sich selbst konfrontiert, den Herausforderungen des Erwachsenwerdens und somit auch seiner Freundschaft zu Lukas, dem verwegenen Lockenkopf, dem er sich gerne öffnen möchte und dessen Art und Weise ihn vollkommen gefangen nimmt. Lukas hingegen ist mit Marina zusammen, aber die Beziehung kriselt, was nicht zuletzt an Lukas mysteriösem Verhalten liegt und seiner abgeklärten Art. Was hat Lukas zu verbergen? Und was hat das alles mit seinem Bruder Jakob zu tun über den er nie sprechen will? Moritz rutscht immer mehr in Lukas Welt ab, die aus dunklen Geheimnissen, mysteriösen Ereignissen und vielen ungelösten Fragen besteht, bis es kein Zurück mehr gibt.

Der Roman ist in seiner Thematik sehr aktuell gehalten, die Zerrissenheit der heutigen Jugend gut und klar geschildert. Der Stil ist leicht und fließend und die Zeitsprünge sehr gut eingebettet, sodass der Leser gut folgen kann. Der Spannungsaufbau ist gelungen und das Ende mehr als unvorhergesehen, scheut sich nicht mit Tabus zu brechen. Und genau das spricht für den guten Stil, denn zeitweise wollte ich nicht tiefer in die Geheimnisse eintauchen aufgrund der bösen, innerlichen Vorahnung, die mich zurückschrecken ließ. Die Charaktere sind überzeugend gezeichnet, vor allem die Entwicklung von Moritz sei hier hervorzustellen. Der einzige Schwachpunkt für mich ist die anfängliche Konzentration auf recht nebensächliche innere Reflektionen, die jedoch nicht viel zur Geschichte beitragen. Dafür hätte ich mir wiederum andere Handlungsstränge vertieft gewünscht, um die weiteren Charaktere noch nahbarer zu empfinden, emotionaler mit ihnen verwoben und selbst betroffener zu sein. Ein sehr lesenswerter Roman für Freunde von jugendlich angehauchten, düsteren Thrillern, eingebettet in die Problematik der Generation Z.

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Veröffentlicht am 17.09.2020

Kleinkrimineller im Netz der Machenschaften

Ein abgezockter Sauhund
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Der Krimi "Ein abgezockter Sauhund" von Roland Krause ist ein locker flockig, derb und rotzig gefärbter Krimi mit unterhaltsamen Dialogen und Wendungen.

Das Cover gefällt mir, wenig aufregend, dabei authentisch ...

Der Krimi "Ein abgezockter Sauhund" von Roland Krause ist ein locker flockig, derb und rotzig gefärbter Krimi mit unterhaltsamen Dialogen und Wendungen.

Das Cover gefällt mir, wenig aufregend, dabei authentisch und ich mag die Farbelemente.

Die Geschichte dreht sich um Samson, einen Kleinkriminellen, der durch den Mord an seinem Kumpel Pauli in die Fänge weitaus größerer Mächte gerät.

Insgesamt ist der Schreibstil kurz, knackig und sehr mileaugetrieben. Samson ist ein unsympathischer Kerl von der Straße, auf seinen eigenen Vorteil bedacht und kennt sich aus mit dem Untergrund und seinen Regeln. Die anderen Akteuere sind interessant, vielfältig und beleben die Geschichte immer wieder aufs Neue. Die Sprache ist mir teilweise zu aggressiv und derb, die Vergleiche nicht immer hunderprozent getroffen und der Humor teilweise nicht meins. Jedoch eine spannende, lesenwerte Geschichte mit vielen Wendungen, Überraschungen und Akteuren, die aus dem klein wirkenden Krimi einen riesen Coup hervorzaubern. Definitiv lesenswert für Freunde des schwarzen Humors, rotzigem Straßenslang und verstrickten Krimigeschichten!

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