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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.11.2018

Leider einige Schwächen trotz schöner Geschichte

From Ashes - Herzleuchten
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Rezension zu „From Ashes- Herzleuchten“ von Molly McAdams
Schon einmal vorweg: Der Roman hat mich zwiespältig zurückgelassen.
Zu Beginn war ich recht begeistert. Der Schreibstil ist flüssig und leicht ...

Rezension zu „From Ashes- Herzleuchten“ von Molly McAdams
Schon einmal vorweg: Der Roman hat mich zwiespältig zurückgelassen.
Zu Beginn war ich recht begeistert. Der Schreibstil ist flüssig und leicht zu lesen, genau so, wie ich es in diesem Genre mag. Auch der eher untypische Einstieg für Bücher dieser Art hat mich begeistert, erfährt man doch auf den ersten Seiten bereits fast alles über die Vergangenheit der Protagonistin Cassidy, was in anderen Büchern häufig Teil des Spannungsbogens ist. Nicht so hier. Die Geschichte bezieht ihre Spannung allein aus der Liebesgeschichte zwischen Gage und Cassidy, sowie aus dem schrägen Verhalten ihres besten Freundes Tylor. Die Geschichte an sich ist also ein großer Pluspunkt, bis auf einige Szenen am Ende, die einfach überflüssig waren.
Womit ich immer wieder Schwierigkeiten hatte, sind die Protagonisten. Es wird schnell deutlich, dass Cassidy naiv ist. Zunächst verständlich, wo sie doch jahrelang die Hölle durchlebt hat, aber ihr Verhalten war immer wieder so überzogen und kopflos, dass es irgendwann nicht mehr nachzuvollziehen war. Ihr bester Freund Taylor ist zunächst ihr Held in strahlender Rüstung, es wird aber schnell durch die wechselnde Erzählperspektive (Gage und Cassidy) deutlich, dass er ein falsches Spiel spielt. Schnell wirkt er vollkommen verrückt. Der Wandel, den dieser Figur ausmacht, ist ebenfalls nicht richtig nachvollziehbar, weil es so schnell geschieht. Plötzlich ist er der Liebe, dann der Verrückte und wieder von vorne. Gage ist ein toller Kerl. Auch wenn er ebenfalls in einigen Szenen vollkommen irrational und kindisch handelt bzw. reagiert, ist er die beste Hauptfigur in diesem Trio. Gage ist liebevoll und sorgt sich um seine Mitmenschen. Ein riesen Pluspunkt für ihn ist auch seine tolle Familie, die unglaublich nett und lustig ist.
Zusammengefasst handeln mir die Hauptfiguren zu häufig ohne sich eigenen Gedanken zu machen und absolut überzogen. Sie wirken dadurch häufig unreif. Dennoch haben sie auch ihre sympathischen Seiten, sodass sie nicht insgesamt unausstehlich sind, sondern „nur“ in einigen Szenen. Positiv ist die Geschichte insgesamt, sieht man von Cassidys Begegnung mit einer Figur ab, die ich hier nicht vorwegnehmen möchte, und dem Ende, dass etwas dick aufgetragen ist. Die Geschichte wird bereichert durch einige schöne Szenen zwischen Tylor und Cassidy sowie Gage und Cassidy. Davon hätte es insgesamt mehr gebraucht. Außerdem hat die Autorin tolle Nebencharaktere kreiert, die die Geschichte auflockern. Die Figuren haben tolle Freunde auf die sie sich verlassen können.

Veröffentlicht am 21.10.2018

schöne Grundidee - bleibt leider oberflächlich

Hot – Heute Nacht gehörst du mir!
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Rezension zu „Hot- Heute Nacht gehörst du mir!“ von Lauren Blakely
Lauren Blakelys Schreibstil ist einfach und lässt sich daher schnell lesen. In der Geschichte ist man daher auch sofort drin und abwechslungsreich ...

Rezension zu „Hot- Heute Nacht gehörst du mir!“ von Lauren Blakely
Lauren Blakelys Schreibstil ist einfach und lässt sich daher schnell lesen. In der Geschichte ist man daher auch sofort drin und abwechslungsreich ist, dass die Geschichte mal aus männlicher Sicht erzählt wird. Wyatt ist zunächst interessant und sympathisch. Er hat einen guten Humor, der häufig zur Geltung kommt und dass er nicht im Büro sitzt, sondern selbst als Handwerker mit anpackt, macht ihn sympathisch, nahbar und hebt ihn von vielen anderen Charakteren in diesem Genre ab. Außerdem wird schnell deutlich, dass er ein gutes Herz hat. Über Natalie erfährt man nur etwas durch Wyatt. Auch sie ist aber ein sympathischer Charakter, der durch Organisationstalent und Freundlichkeit auffällt. Die Geschichte wird außerdem durch diverse Nebencharaktere bereichert, die aus den Geschwistern und Freunden der beiden bestehen. Die Gespräche mit ihnen bringen der Geschichte etwas mehr Tiefe, da hier eher mal auf die Gefühlsebene gegangen wird.
Die grundsätzliche Idee der Geschichte hat mir gut gefallen. Ein anpackender Mann und seine Sekretärin verfallen einander, sind aufgrund ihrer beruflichen Verbindung gezwungen Zeit miteinander zu verbringen, haben damit aber auch gleich ein moralisches Problem. Dann heiraten sie nach einer durchzechten Nacht in Vegas und versuchen danach ihr Leben wieder zu ordnen.
Was mir nicht gefallen hat, ist aber die Umsetzung. Insgesamt bleibt die Geschichte recht oberflächlich. Die Fort- und Rückschritte in der Beziehung der beiden geschehen sehr plötzlich. Natürlich ist das Genre nicht auf DEN großen Tiefgang ausgelegt, aber dennoch hätte aus der Geschichte mehr gemacht werden können. Schade, eignet sich die Grundidee doch für einiges an Spannung. Die Gefühle bleiben leider auf der Strecke, auch wenn das Ende, dass gut zu der Geschichte passt, einiges wieder gut macht.
Wer ein Buch sucht, dass sich an einem Tag lesen lässt und sich nicht an der Oberflächlichkeit stört, kann zu diesem Buch greifen.

Veröffentlicht am 06.10.2018

Was Krieg anrichtet

Piccola Sicilia
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Rezension zu „Piccola Sicilia“ von Daniel Speck
Daniel Speck hat mit „Piccola Sicilia“ einen interessanten und schön zu lesenden Roman geschaffen. Zunächst ist der Stil angenehm und flüssig. Das Thema ...

Rezension zu „Piccola Sicilia“ von Daniel Speck
Daniel Speck hat mit „Piccola Sicilia“ einen interessanten und schön zu lesenden Roman geschaffen. Zunächst ist der Stil angenehm und flüssig. Das Thema und die Beschreibungen sorgen dafür, dass man nur so in die Geschichte gesogen wird und sich Tunis und das Stadtviertel Piccola Sicilia gut vorstellen kann. Die Sprünge zwischen Gegenwart und Vergangenheit sind gut gemacht, weil sie inhaltlich miteinander verknüpft sind und die Geschichte in der Vergangenheit immer recht lange erzählt wird, sodass man sich gut hineinfinden kann in die Zeit und die Geschehnisse. Toll ist auch, dass auf verschiedenen Ebenen einiges passiert, also sowohl zwischenmenschlich als auch in dem Land selbst, da es während des Zweiten Weltkrieges spielt. So bleibt die Spannung erhalten und für den Leser stellen sich viele Fragen, die der Autor nach und nach auflöst, sodass die Spannung stets bleibt. Beeindruckend sind die Schilderungen des Zusammenlebens von Christen, Muslimen und Juden und der Veränderung durch den Einfluss des Zweiten Weltkrieges. Der Autor schafft es, den Leser zu erschüttern und die tiefgreifenden Folgen des Krieges in der Gesellschaft darzustellen.
Der Roman besticht in seiner Erzählweise aber auch durch viele kluge Passagen, die man sich als Zitate markieren kann, da sie zum Nachdenken anregen. Die Figuren stellen so ihre Sichtweisen dar und als Leser beginnt man ebenfalls zu reflektieren. Das Buch ist eine Schatztruhe voll schöner Gedanken.
Inhaltlich möchte ich wenig schreiben, um nichts vorweg zu nehmen. Daher auch nur kurz zu den Charakteren: Nina, die Enkelin von Moritz, wirkt verloren. Sie ist sympathisch und man wünscht ihr, dass sie findet, was sie sucht.
Yasmina und Victor sind interessante Charaktere. Keine leiblichen Geschwister, da Yasmina adoptiert ist, wachsen sie gemeinsam auf und hängen sehr aneinander. Victor ist eher der Lebemann, Yasmina eine Träumerin mit Dickkopf. Der Krieg verändert ihr Leben, wie das aller Menschen. Wie, dass möchte ich nicht verraten. Albert und Mimi, die Eltern der beiden sind ebenfalls spannend. Vor allem Albert besticht mit Weisheiten. Er ist Arzt und kann nicht gut ohne seine Arbeit. Seine wissenschaftliche Art auf die Welt zu schauen, lässt ihn auch die Religionen differenziert betrachten, was der Geschichte guttut. Sein Blick auf die Welt öffnet auf den Blick des Lesers. Dann wäre da noch Moritz, der in der Propagandaabteilung für die Nationalsozialisten nach Tunis gelangt. Auch seine Art, die Dinge zu sehen, bereichert die Geschichte. Er begreift seine Arbeit bald als zweischneidiges Schwert und fragt sich stets, was Filme und Bilder auslassen, was sie nicht zeigen. Auch ihn verändert der Krieg.
Insgesamt ist „Piccola Sicilia“ ein toller Roman, der einerseits durch seine Erzählweise, andererseits durch die Thematik besticht. Auch wenn man viel über die Geschichte des Nationalsozialismus weiß und einige Bilder gesehen hat, zeigt dieser Roman, dass die Taten der Nazis doch nie ihren Schrecken verlieren. Außerdem gut nachvollziehbar dargestellt sind die Folgen, die der Krieg für die Juden hatte. Hass frisst sich eben doch schnell ein, für Vertrauen braucht es viel länger.
Mein Tipp: Lest dieses Buch! Erst recht diejenigen, die Geschichten mit Zeitsprüngen mögen, in denen die Tragweite historischer Ereignisse deutlich werden und die Geschichten mögen, die den Leser zum Nachdenken anregen und voll sind mit guten Zitaten.

Veröffentlicht am 29.09.2018

Aufrüttelnd und (leider) aktuell

Mit der Faust in die Welt schlagen
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Rezension zu „Mit der Faust in die Welt schlagen“ von Lukas Rietzschel
Lukas Rietzschel schreibt aus der Sicht der Brüder Tobias und Philipp, die in einem kleinen Dorf in Sachsen aufwachsen. Ihre Kindheit ...

Rezension zu „Mit der Faust in die Welt schlagen“ von Lukas Rietzschel
Lukas Rietzschel schreibt aus der Sicht der Brüder Tobias und Philipp, die in einem kleinen Dorf in Sachsen aufwachsen. Ihre Kindheit und Jugend wird beeindruckend geschildert und durch die Sichtweise authentisch. Zu Beginn erfährt der Leser die Geschehnisse aus kindlicher Perspektive, später aus der von Jugendlichen. Der Stil ist interessant. Zu Beginn muss man sich reinfinden, dann aber passt er toll zum Inhalt. Schlicht, klar und doch eindrucksvoll unterstreicht der Stil die karge Landschaft, die schlechte soziale Situation und die Perspektivlosigkeit, denen sich viele Menschen in der Geschichte ausgesetzt fühlen.
Die Brüder sind das Zentrum der Geschichte. Obwohl am selben Ort aufgewachsen, ist ihre Wahrnehmung zeitweise ähnlich und dann doch wieder unterschiedlich. Die Spannung wird dadurch gehalten. Man hofft mit den Protagonisten und wünscht ihnen Einsicht.
Während die Geschichte auf den ersten Seiten nur langsam in Fahrt kommt, werden später all die Probleme deutlich, was dem Buch guttut. Man möchte die ein oder andere Figur schütteln und wachrütteln, es wird aber auch deutlich, wie tiefgreifend die Probleme sind, sodass die Figuren in einigen Punkten machtlos sind.
Die Ignoranz der Erwachsenen ist erschreckend, wie auch viele weitere Situationen in dem Buch. Lukas Rietzschel schafft es den Leser zum Nachdenken anzuregen – über rechte Bewegungen, über Nazis, über die Beweggründe, die Jugendliche und Erwachsenen dazu bringen sich diesen Gruppen anzuschließen, darüber, wo das Nazi-Sein beginnt und was man dagegen macht. Ignorieren? –Keine gute Idee. Einschreiten? –Gefährlich. Dies alles geschieht, ohne dass der Autor selbst Bewertungen vornimmt. Der wachsame Leser aber erkennt die Probleme und wird sich automatisch inmitten vieler Fragen wiederfinden.
Meine Empfehlung: Lest dieses Buch! Es ist aktuell und wichtig und wir sollten viel häufiger darüber nachdenken, was genau gerade in unserer Gesellschaft passiert, in der Hetze, Hass und Gewalt zunehmen.

Veröffentlicht am 23.09.2018

Tolle Grundidee spannend umgesetzt

Glamour Girl 1. Wer liebt, verliert
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Rezension zu „Glamour Girl – Wer liebt, verliert“ von Evelyn Uebach

Als ich begonnen habe das Buch zu lesen, wollte ich eigentlich nur kurz reinschauen. Ganz schnell hatte ich aber die ersten 100 Seiten ...

Rezension zu „Glamour Girl – Wer liebt, verliert“ von Evelyn Uebach

Als ich begonnen habe das Buch zu lesen, wollte ich eigentlich nur kurz reinschauen. Ganz schnell hatte ich aber die ersten 100 Seiten gelesen. Der Schreibstil ist spannend und lässt sich flüssig lesen. Evelyn Uebach wirft dem Leser immer wieder kleine Hinweise hin, sodass man sich fortwährend Gedanken um den Ausgang der Geschichte macht, um dann doch wieder überrascht zu werde.
Die Geschichte besticht durch eine interessante Grundidee und tolle, unterschiedliche Charaktere. Sie spielt in Deutschland, was zunächst eine schöne Abwechslung ist, da ja doch viele Geschichten in Amerika oder England spielen. Die Gesellschaft ist aber von Grund auf anders. Es gibt verschiedene Glamourgesellschaften, die von reichen Familien geführt werden und die im krassen Kontrast zu unserer Leistungsgesellschaft stehen. Es muss gefeiert werden und dass jede Nacht. Dafür erhält die Nacht sogar eine 13te Stunde. Die Regeln in dieser Gesellschaft, in der man unterschiedlich Mietglied sein kann, sind so abstrus, dass man häufiger lachen muss. Es gibt Mitglieder, die auf einem Gelände wohnen und dem Oberhaupt der Gesellschaft gehorchen müssen. Viele Ideen unserer Gesellschaft werden integriert und erhalten dabei teilweise urkomische Namen. Auch die Rituale dieser Gesellschaft sind zum Lachen. Die möchte ich hier auch nicht verraten, da das einiges an Spaß nehmen würde. Die Geschichte ist jedoch ernst und spannend.
Nun zu den Charakteren. Die Protagonistin Vicky ist selbstbewusst, vorlaut und loyal. Mit ihrer Art bereichert sie auch die Grundidee der Geschichte, weil sie der Gesellschaft kritisch gegenübersteht. Ohne diese kritische Reflexion hätte mir das Buch nicht halb so gut gefallen, weil es teilweise so abstrus und die Mädchen fast grausam dämlich sind, dass es für mich schwierig geworden wäre, der Geschichte zu folgen und sie ernst zu nehmen. So aber ist sie interessant und fesselnd. Vicky stürzt sich kopfüber in ihre Mission und bringt damit Schwung in die Gesellschaft. Hier und da übertreibt sie es etwas, aber auch hier bemerkt sie es selbst. Vicky ist sympathisch und als Leser fiebert man mit ihr mit.
Der Protagonist Robin ist das Oberhaupt der Gesellschaft, der eine Partnerin, die Erstharmonie, sucht. Robin ist schwer zu durchschauen. Er wirkt arrogant und gefährlich, dann wieder liebevoll und intelligent. Clea, eine der zehn Harmonien die mit ihm auf dem Gelände der Gesellschaft leben, ist in ihn verliebt. Dass Vickys Beitritt zu den Harmonien da für Zündstoff sorgt, ist logisch.
Doch das Buch wird in erster Linie nicht durch die Suche nach der Erstharmonie interessant, sondern durch die vielen Geheimnisse, die Robin und seine Familie umgeben. Geschickt streut Evelyn Uebach kleine Hinweise in die Geschichte, die die Spannung steigern. Immer wieder kommt Neues an Licht, was den Blickwinkel des Lesers verändert und neue Verwirrung stiftet.
Insgesamt ein tolles Buch. Ich warte schon auf Band 2. „Glamour Girl“ kann ich allen Lesern ans Herz legen, die Geschichten mögen, deren Gesellschaftsstruktur von der unseren abweicht, in der eine Liebesgeschichte untergebracht ist, in der es aber auch wirklich spannend zugeht, weil einige Figuren Geheimnisse haben, die nicht so leicht zu erfassen und durchdringen sind.