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Veröffentlicht am 05.04.2020

Alternative Geschichtsschreibung mit unglaubwürdigem Resultat

Der Komet
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Hannes Stein entwirft hier seine Version einer Welt, und dabei insbesondere Österreich-Ungarns, in welcher das Attentat auf Thronfolger Franz-Ferdinand in Sarajevo nicht stattgefunden hat.
Nach Meinung ...

Hannes Stein entwirft hier seine Version einer Welt, und dabei insbesondere Österreich-Ungarns, in welcher das Attentat auf Thronfolger Franz-Ferdinand in Sarajevo nicht stattgefunden hat.
Nach Meinung des Autors hat es dann nicht nur weder den Ersten noch den Zweiten Weltkrieg gegeben, sondern Kriege sind generell praktisch abgeschafft, die Donaumonarchie gibt es noch immer und sie hat einen allgemein akzeptierten Ausgleich zwischen ihren verschiedenen Völkern gefunden. Alles könnte in schönster Harmonie dahinexistieren, wäre da nicht ein heimtückischer Komet, der geradewegs auf die Erde zurast und voraussichtlich in der Nähe Wiens einschlagen wird. Entdeckt wurde dieser Himmelskörper mittels eines Teleskops auf dem Mond, der längst besiedelt und beliebtes Reiseziel ist.

Dass der erste Mondflug in den 1940er-Jahren stattfindet, E-Mails (die – da die USA ein rückständiges Land sind und es somit keine Anglizismen gibt – als „Elektropost“ bezeichnet werden) aber dennoch erst um das Jahr 2000 herum erfunden werden, ist nur eines der Dinge, die in dem hier entworfenen Szenario unlogisch oder unrealistisch scheinen. Generell gibt es keine nachvollziehbaren Kriterien, warum manches sich ähnlich zugetragen hat wie in Wirklichkeit, anderes wiederum so gar nicht, und die Protagonisten zeigen eine seltsame Mischung aus altmodischen und hypermodernen Verhaltensweisen. (Als ob beispielsweise der Antisemitismus erst durch den Ersten Weltkrieg entstanden wäre und ohne diesen daher alle Religionsgemeinschaften einträchtig zusammenleben würden.)

Schon der kreierte Hintergrund ist also fragwürdig, noch problematischer ist aber, dass es keine echte Handlung gibt. Zwar werden ein paar spannende Situationen konstruiert, auf die jedoch immer nur Schlaglichter geworfen werden, und es treten einige interessante Figuren auf, derer allerdings (angesichts der weniger als 300 Seiten Text) zu viele sind, als dass man mit ihnen warm werden und infolgedessen mit ihnen mitfiebern könnte.
Außerdem wurde der Roman erkennbar für Deutsche geschrieben. Dass häufig Begriffe oder Zusammenhänge erklärt werden, die Österreicher ohnehin kennen (sollten), ging mir doch zunehmend auf die Nerven.

Obwohl dieses „Was wäre gewesen, wenn ...“-Spiel auch ein paar faszinierende Aspekte aufweist, konnte mich das Buch daher insgesamt nicht überzeugen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.07.2019

Langweilige und unglaubwürdige Geschichte rund um Anne Boleyn

Die Magdalena-Verschwörung
2

Ich habe die anderen Teile der Magdalenen-Reihe noch nicht gelesen. Die Inhaltsangabe dieses Romans klang aber vielversprechend. Anne Boleyn ist sicher eine interessante historische Persönlichkeit und ...

Ich habe die anderen Teile der Magdalenen-Reihe noch nicht gelesen. Die Inhaltsangabe dieses Romans klang aber vielversprechend. Anne Boleyn ist sicher eine interessante historische Persönlichkeit und die Verbindung mit einer Mordserie ließ auf einige Spannung schließen.
Leider wurden meine Erwartungen enttäuscht.

Der Roman besteht aus zwei Handlungssträngen, einem aus der Vergangenheit und einem in der Gegenwart. Wobei jedoch, wie aus dem Impressum hervorgeht, die Gegenwartshandlung im amerikanischen Original nicht vorkommt – wohl aus gutem Grund.
Dieser Teil dreht sich hauptsächlich um die Autorin Maureen Paschal, die bestrebt ist, verleumdete oder missverstandene Frauen der Geschichte zu rehabilitieren. In einem alten Chateau findet sie Tagebücher und Briefe von Anne Boleyn, die ein neues Licht auf diese umstrittene Person werfen sollen.
Daneben kommen noch ein paar Mordfälle vor, die aber eine weitaus geringere Rolle spielen, als es die Inhaltsangabe suggeriert.
Die Entlarvung des Täters einschließlich eines „dramatischen“ Showdowns am Ende ist dann nicht einfach nur unrealistisch, sondern wirkt komplett an den Haaren herbeigezogen und lässt außerdem zahlreiche Fragen offen.

Der in der Vergangenheit angesiedelte Teil hat mir zumindest am Anfang besser gefallen. Er folgt dem Lebensweg der Anne Boleyn, beginnend im Jahr 1513, wo sie Hofdame und Lieblingsschülerin der mächtigen Margarete von Österreich ist.
Im Lauf der Zeit wird sie immer mehr in einen geheimnisvollen Orden involviert, der Maria Magdalena verehrt und es sich zum Ziel gesetzt hat, die Welt der Religion zu reformieren.
Leider driftet dieser Handlungsstrang zunehmend in endlose mystische und spirituelle Ergüsse ab. Tatsächlich interessante Ereignisse werden dagegen oft nur kurz abgehandelt. Auch wirken die enormen Ausmaße, die dieser Orden gehabt haben soll, unglaubwürdig.

Generell habe ich den Eindruck, dass die Autorin zu viele Themen und Handlungselemente in das Buch packen wollte und sich dabei gerade auf die falschen konzentriert.
Sogar an sich gute Ansätze wie etwa der Hinweis darauf, dass (mächtige) Frauen von der Geschichtsschreibung oft ungerecht behandelt werden, gingen mir irgendwann auf die Nerven, weil sie ständig holzhammer-mäßig wiederholt werden.
Weiters hat sie diverse Anleihen an Dan Brown genommen, wie eben der „Geheimbund“ und es gibt auch eine Stelle, an der ein Gemälde interpretiert wird (was dann jedoch keine große Bedeutung für den weiteren Verlauf des Geschehens hat).

Alles in allem ist der Funken nie richtig übergesprungen, es wird keine echte Spannung aufgebaut und die meisten Protagonisten, insbesondere Maureen, sind so farblos gezeichnet, dass ich keine rechte Beziehung zu ihnen aufbauen und nicht mit ihnen mitfühlen konnte. Der Inhalt ist über weite Strecken langweilig und/oder unglaubwürdig.
Man kann dieses Buch daher definitiv nicht als Thriller bezeichnen. Doch auch als normaler bzw historischer Roman wäre es bestenfalls mittelmäßig. Ich könnte mir vorstellen, dass Leute, die sich gerne mit spirituellen Themen oder Verschwörungstheorien von mehr als zweifelhaften Wahrheitsgehalt befassen, einen gewissen Spaß daran haben.
Für mich war es leider nichts.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Figuren
  • Idee
Veröffentlicht am 26.05.2019

Weder das Ambiente noch die Protagonisten können überzeugen

Der Hofer und der letzte Schnee
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Obwohl ich von der Fortsetzung dieses Romans („Die Tote aus Salzburg“) nicht wirklich begeistert war, wollte ich dem Autor noch eine Chance geben, vor allem, weil ich die Ansiedlung der Handlung in Bad ...

Obwohl ich von der Fortsetzung dieses Romans („Die Tote aus Salzburg“) nicht wirklich begeistert war, wollte ich dem Autor noch eine Chance geben, vor allem, weil ich die Ansiedlung der Handlung in Bad Gastein für vielversprechend hielt. Das Ergebnis war allerdings noch enttäuschender.
Gastein als solches kommt kaum vor und wenn, dann wird es meist in eher düsteren Farben und als Heimstatt altmodischer Hinterwäldler geschildert.

Die Geschichte dreht sich um den Hofer Andi, der einen Teil seiner Kindheit in Bad Gastein verbracht hat, mit diesem Ort aber auch negative Erinnerungen verbindet. Nun kehrt er dorthin zurück, um das Catering für eine Veranstaltung zu übernehmen, welche ein dramatisches Ende nimmt: Der schillernde Partylöwe Miro Rauscher wird entführt und Hofer ist bald der Hauptverdächtige.

Der Kriminalfall als solches wäre ganz spannend (wenn ich die Auflösung nicht schon aus dem zweiten Teil gekannt hätte.) Doch abgesehen vom schlecht gezeichneten Ambiente, konnte ich auch keine rechte Beziehung zu den Protagonisten aufbauen.
Hofer und seine Freunde wirken ziemlich postpubertär. Ihre Aktivitäten und Erinnerungen drehen sich großteils um irgendwelche Sauftouren, ansonsten erfährt man kaum etwas über sie.
Außerdem machen die Ermittlungen der diversen (ehemaligen) Polizisten einen eher planlosen und nicht besonders professionellen Eindruck.
Dazu kommt noch ein gewöhnungsbedürftiger Erzählstil, der zwar nicht grundsätzlich schlecht ist, aber eben auch nicht dabei hilft, mit der Geschichte warm zu werden.

Veröffentlicht am 06.01.2019

Aneinanderreihung „lustiger“ Versprecher

Der „hypokroatische“ Eid und andere Mysterien
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Nach 45-jähriger Berufserfahrung als Arzt hat der Autor hier Erinnerungen an seinen Praxisalltag zusammengestellt.
Einige der erzählten Anekdoten sind durchaus amüsant und auch die immer wieder eingestreuten ...

Nach 45-jähriger Berufserfahrung als Arzt hat der Autor hier Erinnerungen an seinen Praxisalltag zusammengestellt.
Einige der erzählten Anekdoten sind durchaus amüsant und auch die immer wieder eingestreuten allgemeinen Betrachtungen über medizinische oder gesellschaftliche Phänomene haben häufig einen gewissen Unterhaltungswert.

Der Großteil des Textes besteht allerdings letztlich darin, diverse Fehlbezeichnungen oder Versprecher aufzulisten, welche Patienten unterlaufen sind. Auch wenn der Autor mehrmals betont, dass es nicht seine Absicht war, jemanden der Lächerlichkeit preiszugeben, zeugt es doch von einem etwas eigenartigen Humor, sich darüber zu amüsieren, dass jemand „Schlürfwunden“ statt „Schürfwunden“ oder „diabolisch“ statt „diastolisch“ sagt. Mag sein, dass derartige Aussagen in der entsprechenden Situation zum Schmunzeln verleiten können, dutzende davon aneinandergereiht zu lesen, wird aber bald langweilig.

Die Lektüre gestaltet sich daher eher durchwachsen.
Bei einer bloßen Bewertung des Inhalts hätte ich dennoch drei Sterne vergeben. Einen Stern Abzug gibt es aber noch wegen der Preisgestaltung. Wodurch 17 Euro für ein Taschenbuch von nicht einmal 150 Seiten gerechtfertigt sein sollen, ist für mich nicht nachvollziehbar.

Veröffentlicht am 19.08.2018

Nichtssagende Geschichte mit einigen Ungereimtheiten

Aus den Trümmern
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Ich konnte dieses eBook vor einiger Zeit gratis herunterladen und die Inhaltsangabe hätte auch ganz interessant geklungen. Die Umsetzung konnte mich aber nicht überzeugen.
Lillian und Dave sind die einzigen ...

Ich konnte dieses eBook vor einiger Zeit gratis herunterladen und die Inhaltsangabe hätte auch ganz interessant geklungen. Die Umsetzung konnte mich aber nicht überzeugen.
Lillian und Dave sind die einzigen Überlebenden eines Flugzeugabsturzes, fast zwei Jahre lang mussten sie auf einer einsamen Insel ihrer Rettung harren. Ihr Schicksal erzeugt ein großes Echo in den Medien, über Monate werden die beiden von Journalisten belagert. Daher beschließen sie, der bekannten Enthüllungsjournalistin Genevieve Randall noch ein letztes Interview zu geben, in der Hoffnung, danach sei die Sache endlich abgeschlossen. Doch es gibt einige Punkte, bezüglich derer sie beschlossen haben, die Unwahrheit zu sagen, und nun müssen sie ständig fürchten, dass ihre Lügen aufgedeckt werden.

Diese Geschichte wird abwechselnd aus Lillians und Daves Perspektive erzählt und springt zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her. Der Stil ist dabei insofern eigenartig, als die in der Gegenwart spielenden Kapitel im Imperfekt verfasst sind, die Vergangenheit jedoch im Präsens geschildert wird.
Es ist dabei eine gewisse Konzentration vonnöten, um den Überblick darüber zu behalten, was Wahrheit und was Lüge ist, sowie die diversen Rückblenden richtig einzuordnen. Doch ich bin offenbar nicht die einzige, die diesbezüglich Probleme hatte. Auch die als gerissene investigative Reporterin beschriebene Journalistin bemerkt einige Unstimmigkeiten in den Berichten der beiden Überlebenden nicht – was wohl daran liegt, dass diese auch der Autorin nicht bewusst sind.
Generell hatte ich Schwierigkeiten zu verstehen, warum Lillian und Dave hinsichtlich mancher Punkte überhaupt gelogen haben (nicht nur gegenüber den Medien, auch gegenüber ihren Familien) bzw warum sie nicht zumindest Lügen gewählt haben, die der Wahrheit näher kommen. Außerdem hätte Einiges ziemlich leicht aufgedeckt werden können, wenn die Medien tatsächlich so energisch recherchiert hätten, wie suggeriert wird.
Dazu kommt noch, dass die Protagonisten ziemlich flach gezeichnet sind, weshalb ich keine richtige Beziehung zu ihnen aufbauen konnte, mich ihre Erlebnisse und Probleme daher auch nicht wirklich berührten.

Fazit: Trotz einiger kleiner Überraschungen ist die Handlung doch eher banal, sodass sie weder fesseln noch Mitgefühl wecken kann.