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Karolina_Hruskova

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Veröffentlicht am 14.02.2022

Game Over oder Level Up?

Feeling Close to You
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Teagan ist eine waschechte Gamerin. Die Nacht wird bei ihr zum Tag, wenn sie stundenlang mit ihrer kleinen Community Online-Videospiele streamt, um sich Geld für ihr baldiges Studium zu verdienen. Als ...

Teagan ist eine waschechte Gamerin. Die Nacht wird bei ihr zum Tag, wenn sie stundenlang mit ihrer kleinen Community Online-Videospiele streamt, um sich Geld für ihr baldiges Studium zu verdienen. Als TRGame trifft sie während einer Spielrunde auf Parker, einen erfolgreichen und bekannten Gamer und Youtuber, der wiederum als Mitspieler in der gegnerischen Mannschaft haushoch gegen sie verliert. Getrieben von seinem Ehrgeiz und der Neugier, wer TRGame ist, kommt er schon bald mit Teagan in Kontakt. Anfangs nur über Chat, merken beide schnell, dass mehr als nur eine Online-Freundschaft zwischen ihnen ist. Doch nicht nur eine große räumliche Distanz steht zwischen ihnen – beide sind in der Vergangenheit verletzt und verlassen worden. Der Kontakt über Chats reicht ihnen jedoch bald nicht mehr aus…

Gestalterisch ist das Buch gelungen: Das Cover ist in Bezug auf die Geschichte neutral, dennoch ist die Art und Weise der Gestaltung, die mich an Alkoholfarben erinnert, ansprechend und zusätzlich durch die goldenen Akzente ein kleiner Blickfang. Mein einziger Kritikpunkt an dieser Stelle wäre der, dass es mir scheint, als wäre das Cover an manchen Stellen unscharf abgebildet worden.

Teagans und Parkers Geschichte hat mir gut gefallen. Sowohl die Leidenschaft für das Gaming als auch der Wandel, den beide im Laufe der Geschichte erfahren, war für mich zum einen glaubhaft und zum anderen nachvollziehbar. Auch die allgemeine Darstellung der Protagonisten war für mich stimmig und ging ausreichend in die Tiefe: Teagans Angst, wieder verlassen zu werden, war genauso verständlich für mich wie die Last, die sich Parker durch ein gut gehütetes Geheimnis auferlegt hat. Charakterlich fand ich Teagan und Parker weder überzogen noch zu seicht. Sie beweisen, dass es möglich ist, dass man sich trotz großer Entfernung nah sein kann – was auch wiederum gut zum Titel des Romans passt.

Ich mochte es, die beiden bei ihrem Kennenlernen zu begleiten, wenn auch Parkers „Fehler“ zum Ende der Geschichte mir wie ein Dorn im Auge war. Es wirkte zu gewollt, zu abgedroschen und zu flach – gerade hier hätte ich mir mehr Emotionen und eine engere Verbindung vor allem zu Teagan gewünscht. Im Kontext der Veränderung, die danach jedoch einsetzte, hat es wieder gepasst. Ausbaufähig, aber mit Berechtigungsdasein. Beide merken, dass sie besser kommunizieren müssen – mit sich selbst, mit ihren Eltern oder mit ihren Freunden. Vor allem durch Parker wird auch ausgedrückt, dass es okay ist, Hilfe anzunehmen – die Message finde ich persönlich sehr wertvoll.

Sprachlich war der Roman okay. Es wird locker und anschaulich geschrieben und ab und an wird der Fließtext über mehrere Seiten durch eine Art Chatverlauf zwischen Teagan und Parker unterbrochen, was zum einen auflockernd ist, zum anderen passt der Chatverlauf natürlich super zum Thema.

Mit Feeling Close to You wird alles in einem eine schöne Story erzählt. Die Charaktere sind glaubwürdig und die Idee, Gaming in einen Roman zu integrieren, fand ich interessant. Nach der Lektüre habe ich mich tatsächlich gut aufgehoben gefühlt und hätte nichts gegen eine Fortsetzung von Teagan und Parker.

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Veröffentlicht am 14.02.2022

Eiskunstlauf ist ihr Leben. Oder doch nicht?

Right Here (Stay With Me)
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Ihre Eltern geben Lucy die Chance, ihren Traum von einer Karriere im Eiskunstlauf zu verwirklichen – unter einer Bedingung: sie muss beim nächsten Wettbewerb erfolgreich sein, ansonsten muss sie ihr Marketingstudium ...

Ihre Eltern geben Lucy die Chance, ihren Traum von einer Karriere im Eiskunstlauf zu verwirklichen – unter einer Bedingung: sie muss beim nächsten Wettbewerb erfolgreich sein, ansonsten muss sie ihr Marketingstudium wieder aufnehmen. Ausgerechnet während des Trainings für den Wettbewerb hat sie auf dem Eis einen Unfall, bei dem sie mit dem 8-jährigen Mika zusammenstößt. Dessen älterer Bruder Jules besteht darauf, die verletzte Lucy in das Krankenhaus zu begleiten – und stellt von da an ihre Welt auf den Kopf. Plötzlich muss sich Lucy fragen: Eiskunstlauf ist ihr Leben. Oder doch nicht?

Das Cover des Romans hat mich irritiert zurückgelassen. Die schönen Schneeflocken und das, was für mich nach Schnee aussieht, haben mich auf einen Roman eingestimmt, der im tiefsten Winter spielt. In meiner Vorstellung lagen Unmengen glitzernder Schnee, ich sah kuschelige Schals und Mützen vor mir, dunkle Nächte und rote Nasen. Stattdessen habe ich mich in einem eher herbstlichen Setting wiedergefunden, das zu den Schneeflocken auf dem Cover nicht passen möchte. Und wenn ich an Eiskunstlauf denke, denke ich nicht in erster Linie an Schneeflocken. Die zwei Hände, die die Schneeflocken und den Titel des Romans umfassen, heben sich grafisch etwas hervor, allerdings passen sie stilistisch nicht ganz ins Gesamtbild.

Mit der Darstellung der Hauptfiguren hatte ich Probleme. Es wurde keine Gelegenheit ausgelassen, in der nicht betont wurde, dass der Eiskunstlauf Lucys Leben ist und sie sich nichts anderes vorstellen kann. Diese übertriebene Betonung hat mich genauso wie ihre kindische Einstellung „jeder ist gemein zu mir" im Zusammenhang mit ihren Eltern gestört. Auch Jules' Beschreibung war zwar nett, jedoch ist es irgendwann zu viel, dass er ständig – also wirklich immer – rot anläuft, sobald er Lucy sieht oder berührt oder mit ihr spricht. Seine „Dämonen", wie sie im Klapptext beschrieben werden, wurden für mich gleichzeitig auch zu oberflächlich dargestellt. Nach einem kurzen Intermezzo waren diese Dämonen auch schon wieder weg.

Lucy und Jules. Jules und Lucy. Was mache ich nur mit euch beiden? Überrascht hat mich das Ende, das nicht perfekt war oder alle Probleme auf einen Schlag löste, sondern mich tatsächlich nachdenklich gemacht hat. Eine Erkenntnis von Lucy, die im Laufe des Romans einen inneren Kampf führt, möchte ich an dieser Stelle zitieren: „Mutig und verletzlich.“ (S. 381) – beides ist möglich. Lange hat es zwar gedauert, bis sich bei ihr eine neue Sicht auf die Dinge entwickelt hat, doch als sie schließlich ihre Einstellung änderte, war ich angenehm überrascht.

Der Roman hat mich im Großen und Ganzen mit einem guten Gefühl zurückgelassen. Die Erzählung der Geschichte von Lucy und Jules war stellenweise etwas langwierig und von unnötigen Zwischensequenzen durchzogen. Nichtsdestotrotz war sie entspannend zu lesen und hat mich mit ihrer Ruhe eingenommen. Es gab weder größere Höhen noch Tiefen, aber alles in einem gefiel mir der Roman, weil er vielleicht auch gerade dadurch ein Gefühl hinterlassen hat, als sei ich in Watte eingepackt worden. Lesenswert: ja, ein zweites Mal aber auch? Nicht ausgeschlossen, wenn mir wieder nach diesem friedlichen, leichten und weichen Gefühl ist.

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Veröffentlicht am 14.01.2022

Gut, aber ausbaufähig

Playlist
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„Musik ist ihr Leben. 15 Songs entscheiden, wie lange es noch dauert.“
Die 15-jährige Feline Jagow verschwindet spurlos auf dem Schulweg. Alexander Zorbach, der bereits in „Der Augensammler“ und „Der Augenjäger“ ...

„Musik ist ihr Leben. 15 Songs entscheiden, wie lange es noch dauert.“
Die 15-jährige Feline Jagow verschwindet spurlos auf dem Schulweg. Alexander Zorbach, der bereits in „Der Augensammler“ und „Der Augenjäger“ eine zentrale Rolle eingenommen hat, wird als Privatdetektiv beauftragt, um Feline zu finden. Schon bald stößt Zorbach auf eine Spur: Scheinbar hat Feline aus ihrem Gefängnis heraus ihre Playlist bei einem Musikdienst im Internet verändert – Zorbach, der darin nicht nur den Beweis sieht, dass Feline noch lebt, sondern in der Playlist auch Hinweise auf ihren möglichen Standort und Entführer sehen will, macht sich mit seiner ehemaligen Freundin Alina Gregoriev auf die Suche. Schafft er es, Feline rechtzeitig aus den Fängen des Entführers zu befreien?

Der erste Eindruck, den ich vom Roman erhalten habe, war das Cover und die generelle Gestaltung des Buches. Nett, aber gab es alles schon einmal: Die rot gefärbten Seiten begegneten schon bei „Der Insasse“, das Wackelbild bei „Flugangst 7A“, der Rest ist dunkel gehalten wie bei „Der Heimweg“. Dennoch ist es durchdacht, da sowohl ein Element passend zum Thema „Augen“ und ein Abbild eines Play-Buttons durch das Wackelbild erscheinen.

Der Schreibstil, in dem Fitzek auch seinen aktuellen Roman schreibt, wirkt vertraut: Dabei setzt er auf schnelle, kurze Kapitel, die wie in einem Stakkato auf den Leser einprasseln, fortwährend die Geschichte antreiben und mit einem kleinen Cliffhanger enden. Mir gefällt das Tempo gut, da so durch den Roman eine gewisse Grundspannung führt. Es stört auch nicht, dass die Erzählperspektive mit den kurzen Kapiteln öfters wechselt. Im Gegenteil, Fitzek schafft es nämlich durch Dialoge und Szenenbeschreibungen, dass die Figuren lebendig wirken und man sich ohne Probleme auf sie einlässt.

Die Geschichte, die an die Romane „Der Augensammler“ und „Der Augenjäger“ anknüpft, ist auch ohne Kenntnis über die Vorgänger verständlich, da die wesentlichen Informationen gut in den Text integriert wurden. Die erzählte Geschichte an sich hat mich allerdings nicht wirklich überzeugt. Vieles war fast schon an den Haaren herbeigezogen, viele Details wirkten zu gewollt, Zufälle waren zu konstruiert. Natürlich erwischt man sich dabei, die Rätsel, die im Zusammenhang mit der Playlist auftauchen, selbst und noch vor Zorbach lösen zu wollen. Doch auch in diesem Roman zerstört das, was ich den „Fitzek-Mindfuck“ nennen möchte, wieder alles, was man zu wissen glaubt und ermittelt zu haben. Wobei der Höhepunkt auch schon ausgeprägter war.

Mit der Integration (oder eher der Kombination?) von 15 Liedern von nationalen und internationalen Musikern hat Fitzek etwas komplett Neues gewagt, das definitiv Erwähnung finden muss. Beide Daumen hoch für die Idee. Nur leider konnte ich persönlich rein gar nichts mit den Liedern anfangen, da sie fernab meines Musikgeschmacks liegen. Es reizt mich noch nicht einmal, die Playlist wirklich anzuhören – stattdessen haben mich die Zitate aus Liedtexten, in denen Hinweise auf Felines Standort enthalten waren, im Lesefluss gestört. Wenigstens waren sie meist kurzgehalten.

Mit seinem aktuellen Psychothriller „Playlist“ hat Fitzek zwar ein weiteres Mal abgeliefert – aber irgendwie auch nicht so befriedigend wie mit seinen vergangenen Werken. Für einen kurzweiligen Leseabend voller Spannung war es ein netter Roman. Ein Roman, der mich auch nachhaltig beeindruckt hat, war es diesmal jedoch nicht. Diehard-Fitzek-Fans, zu denen ich mich eigentlich auch zähle, kommen wahrscheinlich trotzdem auf ihre Kosten.
Für Einsteiger empfiehlt sich vermutlich ein anderes seiner Werke.

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