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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.06.2022

Krimi aus einer ganz ungewöhnlichen Perspektive

Perfect Day
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4,5 Sterne

Es gibt zahlreiche Krimis, in denen entweder aus der Perspektive der Täter oder der Opfer berichtet wird. Manchmal sogar aus beiden. Auch Bücher, in denen die Angehörigen von Opfern im Mittelpunkt ...

4,5 Sterne

Es gibt zahlreiche Krimis, in denen entweder aus der Perspektive der Täter oder der Opfer berichtet wird. Manchmal sogar aus beiden. Auch Bücher, in denen die Angehörigen von Opfern im Mittelpunkt stehen, habe ich schon einige gelesen. Ich glaube aber, ich habe noch nie so ein Buch wie "Perfect Day" gelesen, in dem es um die Angehörigen von Tätern geht. Wobei Ann fest davon ausgeht, dass ihr Vater ganz sicher nicht der Schleifenmörder ist. Wie kann er kleine Mädchen getötet haben, wenn er ihr selbst doch immer und zu jeder Zeit in ihrem Leben ein so toller Vater gewesen ist. Da er selbst aber nicht redet und die Polizei auch nicht nach Alternativ-Tätern sucht, nachdem sie ja jetzt einen Hauptverdächtigen dingfest gemacht haben, macht sich Ann eben auf eigene Faust daran, die Unschuld ihres Vaters zu beweisen.

Ich habe bereits die beiden anderen Bücher von Romy Hausmann gelesen und weiß, dass sie durchaus unkonventionelle Krimis schreibt. Dennoch hat sie mich auch hier wieder mehrfach überrascht (und auf falsche Fährten gelockt) - und genau so soll es ja auch sein bei einem Krimi. Bis zum Ende wurde die Spannung hochgehalten! Für mich das Beste der bisherigen drei Bücher von Hausmann!

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Veröffentlicht am 17.06.2022

Designerin ohne Job sucht Anzug-Hottie

Zwei Herzen unter acht Millionen
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Bei einem Liebesroman ist ein schöner meet-cute, also der Moment wo die Hauptpersonen das erste Mal aufeinander treffen, schon die halbe Miete. Und in diesem Punkt liefert Kate Spencer ab! Auch die folgende ...

Bei einem Liebesroman ist ein schöner meet-cute, also der Moment wo die Hauptpersonen das erste Mal aufeinander treffen, schon die halbe Miete. Und in diesem Punkt liefert Kate Spencer ab! Auch die folgende Kennenlernphase von Fran und Hayes gefiel mir sehr gut, sie zog sich nur eine ganze Weile hin.

Nicht dass ich wollte, dass sie sofort zusammenkommen, ihr Tempo ist schon genau richtig. Nur sehen sie sich anfangs doch recht selten, und andere Erzählstränge werden stattdessen eingebaut. Das hätte wahrscheinlich auch ein bisschen gestrafft werden können. Immerhin lernen wir LeserInnen dabei auch ein bisschen New York City kennen, bzw. dessen Bezirk Brooklyn. (Und auch wenn ich "Mondsüchtig" schon mehrmals gesehen habe, hätte ich auch nicht gewusst, dass es in der Cranberry Street spielt).

Gegen Ende gibt es dann doch noch ein bisschen überflüssiges Drama, was aber glücklicherweise doch schnell gelöst werden kann. Und dann schließt Autorin Kate Spencer auch noch ganz wunderbar den Kreis ihrer Erzählung und findet ein schönes Ende für die beiden Liebenden.

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Veröffentlicht am 11.06.2022

Erwachsen werden unter erschwerten Bedingungen

Die Freundinnen vom Strandbad (Die Müggelsee-Saga 1)
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Passend zum Titel habe ich das erste Viertel des Buches im Freibad gelesen. Der Beginn versprüht auch richtige Sommer-Vibes, und zu diesem Zeitpunkt - 1956 - ist das Leben der Freundinnen auch noch weitgehend ...

Passend zum Titel habe ich das erste Viertel des Buches im Freibad gelesen. Der Beginn versprüht auch richtige Sommer-Vibes, und zu diesem Zeitpunkt - 1956 - ist das Leben der Freundinnen auch noch weitgehend unbeschwert. Der Krieg rückt langsam in die Ferne, die Menschen haben wieder genug zu essen und die Kinder können in die Schule gehen und von einer glücklichen Zukunft träumen.

Zeitsprung zu 1960: aus den Mädchen sind Teenager geworden, die von Jungs schwärmen oder sich ausmalen, was sie einmal werden wollen. Doch so langsam wird ihr Leben und auch das Buch immer ernster. Die Repressalien, die einige DDR-Bürger schmerzlich zu spüren bekamen, wurden am Beispiel von Clara auf bedrückende Art und Weise geschildert. Ihre Familie will sich nicht gleichschalten lassen, weshalb ihr Vater nicht in der Partei und sie nicht in der Jugendorganisation FDJ ist. Bei jeder Gelegenheit lässt man sie spüren, dass das eine falsche Entscheidung ist. Bei all der Gängelung, die sie dadurch von Schule und Stasi erfährt, ist es ja kein Wunder dass so viele Menschen dieses Land verlassen, dachte ich mir. Man kann doch nicht jemand die komplette Lebensgrundlage wegnehmen, und dann erwarten dass er das einfach so hinnimmt. Zumindest nicht, solange es noch eine Alternative gibt wie vor dem Bau der Berliner Mauer im August 1961.

Ich bin selbst in der DDR aufgewachsen, habe in den 80ern aber gänzlich andere Erfahrungen gemacht als die drei Freundinnen in diesem Buch. Sicherlich weil die Situation lockerer geworden ist (es wurde niemand mehr 'gejagt' weil er West-Fernsehen geschaut hat), andererseits auch weil hier im Buch komplette Extreme dargestellt wurden. Eine Stasi-Familie mit Walter Ulbricht Foto an der Wohnzimmerwand und eine, die sich aus allem staatlichen raushalten will und dafür geächtet wird. Und mittendrin eine Mutter, die sich mittels Alkohol dem Alltag und seinen Sorgen entzieht.
Mir waren keine dieser Lebensstile persönlich bekannt, und ich fände es ein bisschen schade, wenn viele LeserInnen nach dem Buch glauben würden, es hätte ein 'normales' Leben in der DDR gar nicht gegeben sondern nur diese Extreme. Dem war glücklicherweise nicht so, allerdings hätte ich gern meiner Mutter - die ebenfalls in den 50ern und 60ern aufwuchs - das Buch zum Lesen gegeben und sie nach ihren Erfahrungen von damals befragt. Schade, dass das nicht mehr geht.

Mein Fazit: Es ist unbestritten ein spannender Roman, auch wenn man viele Dinge weit im vorhinein erahnen kann (die Geheimnisse, die Martha 'aufdeckt' oder auch Bettys Geheimnis gegen Ende hin). Dennoch will man natürlich wissen, wie sich die Dinge für die drei Mädchen fügen werden, denn ich fand alle drei sympathisch und hatte sie schnell in mein Herz geschlossen. Und der Berliner Dialekt war für mich ein netter Bonus, der lockert selbst in ernsten Situationen einiges auf und ich finde es immer schön, meinen Heimatdialekt zu lesen.

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Veröffentlicht am 03.06.2022

Über eine starke, unabhängige Frau

Die Liebe braucht ein ganzes Dorf
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Oftmals fangen Frauenromane ja damit an, dass die Protagonistin Enttäuschungen erlebt, entweder im Job oder privat (oder meist sogar beides), und dann irgendwo einen Neustart wagt. Hier war das zur Abwechslung ...

Oftmals fangen Frauenromane ja damit an, dass die Protagonistin Enttäuschungen erlebt, entweder im Job oder privat (oder meist sogar beides), und dann irgendwo einen Neustart wagt. Hier war das zur Abwechslung mal nicht so, Annika hat sich in ihrem Leben gut eingerichtet und wir steigen einfach mit ein zu einem Zeitpunkt, wo mal wieder etwas Bewegung in ihren Alltag kommt. Und zwar in Form von Männern (jaa, Plural!)

Lange Zeit habe ich den Titel des Buches nicht ganz verstanden, aber am Schluss macht er dann plötzlich doch Sinn! Da wird das alles noch eine runde Sache. Und auch der Weg dorthin hat mir gefallen, auch wenn Kerstin Rubel das ein oder andere Klischee mit eingebaut hat (z.B. das kolossale Mißverständnis, das jede/r, wirklich jede/r!, sofort hätte auflösen können - nur Annika nicht; oder auch die große Überraschung am Ende...). Auf der anderen Seite erwähnt die Autorin aber auch wichtige ernste Themen, zB die Abhängigkeit der Frauen von ihren Männern.

Aber keine Sorge, es ist dennoch mehrheitlich ein leichter Frauenroman mit sympathischen Charakteren, einem tollen Hund! und einem idyllisch beschriebenen Setting. Auch die Sprecherin des Hörbuches macht ihre Sache wirklich gut! Und dass es mit Annika eine starke, unabhängige Frau gibt, die ihren Weg geht und sich daran auch nichts ändert wenn plötzlich ein Mann in ihr Leben tritt, hat mir auch sehr gefallen!

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Veröffentlicht am 30.05.2022

Steampunk-Krimi

Elisa Hemmiltons Kofferkrimi
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Ich war mir vor Beginn des Lesens nicht ganz sicher, ob das Wort "Kofferkrimi" zweideutig ist, wie zB "Kofferwort". Aber ich merkte schnell, dass es hier sehr wörtlich zu nehmen ist! Denn gleich zu Beginn ...

Ich war mir vor Beginn des Lesens nicht ganz sicher, ob das Wort "Kofferkrimi" zweideutig ist, wie zB "Kofferwort". Aber ich merkte schnell, dass es hier sehr wörtlich zu nehmen ist! Denn gleich zu Beginn kracht ein Koffer durch die Decke der Londoner Bibliothek.

Was es mit dem dann auf sich hat, beschäftigt fortan die neugierige Eliza und den sehr unfreiwillig in die ganze Sache geratenen Uhrmacher James. Womit sie schnell in die Schusslinie von ein paar Gaunern geraten.

Die ganze Geschichte ist in Form eines Berichts von Eliza verfasst, den sie nach eigenen Angaben nachträglich für die Polizei verfasst hat. Wieso sie in einen solchen Bericht ihre Schwärmereien für einen Mann mit einbaut (und nicht gerade sehr dezent), verstehe ich zwar nicht - aber mir als Leserin hat auch dieser Teil sehr gut gefallen. Allerdings habe ich mich immer gefragt, wie alt denn ihr Angebeteter wohl ist - zu Beginn hatte ich zumindest immer einen älteren Herrn vor Augen.

Das Buch ist ja ein Teil der "Staubchroniken", deren ersten Teil ich nicht gelesen habe. Ist für diesen Band aber auch völlig unerheblich, da die Hauptperson aus Teil 1 hier nur ganz am Rande vorkommt und auch keinerlei Vorwissen auf Band 1 notwendig ist. Ich hoffe allerdings sehr, dass in einem möglichen 3. Teil Eliza wieder auftauchen wird - und es sich nicht wieder um eine völlig neue Person handeln wird - denn die zwei habe ich hier sehr ins Herz geschlossen.

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