Profilbild von Kelo24

Kelo24

Lesejury Star
offline

Kelo24 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Kelo24 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.04.2019

Die erste Liebe und ein chaotischer Roadtrip

Der Sommer mit Pauline
0

Emile ist zum ersten Mal verliebt – in Pauline, mit der er sich nicht nur gut über Tennis unterhalten kann. Immer, wenn er sie lächeln sieht, geht für ihn die Sonne auf. Als Pauline ihn nach Venedig einlädt, ...

Emile ist zum ersten Mal verliebt – in Pauline, mit der er sich nicht nur gut über Tennis unterhalten kann. Immer, wenn er sie lächeln sieht, geht für ihn die Sonne auf. Als Pauline ihn nach Venedig einlädt, wo sie mit dem Jugendorchester einen Auftritt hat, fühlt er sich als glücklichster Mensch unter der Sonne
Das Glücksgefühl hält genauso lange an, bis seine Eltern und sein älterer Bruder beschließen, ihn dorthin zu begleiten.
Emile, der pubertierende Teenager, leidet gerade sehr unter seiner in seinen Augen sehr speziellen Familie. Derzeit leben seine Eltern im Wohnwagen, da die Baugenehmigung für das Haus noch nicht vorliegt, auf engstem Raum und er schläft im Keller der Nachbarn. Pauline darf diese Tatsache nie erfahren, da sie in einer Villa aufwächst. Wie viele Pubertierende so schämt sich auch Emile für seine peinlichen Eltern, seine chaotischen Lebensumstände, und überhaupt alles, was nur im Entferntesten mit seiner Familie zu tun hat, nervt ihn total.
Emile schildert den Roadtrip in Form von Tagebucheinträgen, die ein sehr unterhaltsames Lesevergnügen bieten. Man wird auch an die eigene Pubertät erinnert, an die Zeit, in der man weder Fisch noch Fleisch war, und überlegt ein um das andere Mal, ob man selbst auch so ungenießbar gewesen ist.
Eine nette Geschichte, aber eher für Jugendliche und junge Erwachsene.

Veröffentlicht am 16.04.2019

Inselluft macht glückich

Die Bücherinsel
0

Sandra landet ungeplant in einem Lesekreis der kleinen Inselbuchhandlung, an dem neben einigen ihrer Freunde auch der neu zugezogene Lehrer Björn teilnimmt. Nicht nur die Diskussionen über Bücher sondern ...

Sandra landet ungeplant in einem Lesekreis der kleinen Inselbuchhandlung, an dem neben einigen ihrer Freunde auch der neu zugezogene Lehrer Björn teilnimmt. Nicht nur die Diskussionen über Bücher sondern auch Björn üben eine Anziehungskraft auf Sandra aus, der sie sich nur schwer entziehen kann. Es gibt dabei nur ein Problem – sie ist Analphabetin und bisher ist das ein gut gehütetes Geheimnis.
.
Den ersten Satz der Geschichte hatte ich noch nicht ganz zu Ende gelesen und war doch schon wieder voll im Griff meiner Inselsehnsucht. Nur zu gerne bin ich deshalb mit Sandra auf der Fähre zurück zur Insel gefahren, um sie dort die nächste Zeit über zu begleiten.
Sandras Problem wird zum zentralen Mittelpunkt ihres Lebens. Über viele Jahre ist es ihr bislang erfolgreich gelungen durch Ausreden (Brille vergessen), elegante Umwege und ihr phänomenales Gedächtnis diese Klippe zu umschiffen, jetzt aber hat sie sich auf den Lesekreis eingelassen und weiß nicht mehr aus noch ein. Dabei hat sie selbst eine Geschichte verfasst und dort auswendig vorgetragen, die alle Teilnehmer beeindruckt hat. Ihr Blick für „Die Farben der Insel“ ist eine Liebeserklärung an ihre Insel mit ihren 4 Elementen Erde, Wasser, Feuer und Luft.
Neben dem Umgang und der Bewältigung des Alphabetismus gibt es wieder jede Menge stimmungsvolle Inselatmosphäre, sei es als Wattwanderung oder als Sonnenbad in den Dünen. Bei Fahrradtouren über Land kann man die Weite der Landschaft genießen und sich den Wind durch die Haare pusten lassen. Schön war auch das Wieder“sehen“ mit den alten Bekannten aus der kleinen Inselbuchhandlung.

Für mich war dies wieder ein Wohlfühlroman, bei dem die Seele baumeln und die Fantasie auf Reisen gehen kann zum Inselluft schnuppern. Denn Inselluft macht glücklich!

Veröffentlicht am 15.04.2019

Folgenschwere Familienlüge

Gelateria Paradiso
0

2 sehr unterschiedliche Frauen, eine Eisdiele, ein Familiengeheimnis
Bei der Auflösung der von ihren Eltern betriebenen Eisdiele trifft Francesca auf Susanne, die ihr irgendwie bekannt vorkommt. Beim ...

2 sehr unterschiedliche Frauen, eine Eisdiele, ein Familiengeheimnis
Bei der Auflösung der von ihren Eltern betriebenen Eisdiele trifft Francesca auf Susanne, die ihr irgendwie bekannt vorkommt. Beim Blick auf ein altes Familienfoto wird deutlich, dass Susanne eine frappierende Ähnlichkeit mit Luciano, Francescas Vater, hat. Sollten die so unterschiedlichen Frauen Halbschwestern sein?
Beide haben eine weitere Gemeinsamkeit, denn sie haben als junge Frauen den Kontakt zu ihren Eltern bzw. Adoptiveltern abgebrochen. Susanne ist seit diesem Zeitpunkt auf der Suche nach ihren Wurzeln und macht sich sofort auf den Weg nach Italien, wo Luciano wieder lebt. Francesca, die gerade vor einem Schuldenberg steht und um ihr Erbe fürchtet, folgt ihr.
Am Krankenbett des Vaters erfahren beide dann nicht nur die Geschichte von Luciano, der als Gastarbeiter nach Deutschland kam sondern auch die Wahrheit über geplatzte Träume und eine Lebenslüge.
Der Schreibstil ist angenehm zu lesen. Es gibt einen ständigen Perspektivwechsel zwischen Lucianos Erzählungen aus den 60er Jahren und der Gegenwart von Susanne und Francesco. Auf diese Weise erfährt man einerseits viel über die traurige Kindheit der beiden und auch die Gründe, die zum Bruch mit der Familie geführt haben; andererseits gibt es interessante Einblicke in das Leben eines Gastarbeiters.
Nach der Verlagsankündigung hatte ich einen Roman erwartet, in dem das italienische Lebensgefühl eine Rolle spielt. Dies hatte ich mit italienischer Leichtigkeit und dolce vita verbunden. Leider hat die düstere Grundstimmung von Lucianos Lebensbeichte nicht zu diesem Gefühl beigetragen.
Ein Highlight war aber auf jeden Fall die Figur des Lennart, ein I-di-ot, wie er sich selbst beschreibt, dem in seiner offenen und ehrlichen Art mein Herz gleich zugeflogen ist und natürlich die Beschreibung von la famiglia, die offene Arme für jeden Neuzugang hat.
Das Ende hat mich dann doch wieder etwas versöhnt.

Veröffentlicht am 11.04.2019

Ein himmlisches Lesevergnügen

Jubilate!
0

Jubilate – endlich ist er da, der neue Fall für Papst Petrus.
Seine sommerliche Auszeit verbringt Papst Petrus auf Bitten seines Freundes, des Kardinals Federico, auf dessen Landschloss. Dort verkündet ...

Jubilate – endlich ist er da, der neue Fall für Papst Petrus.
Seine sommerliche Auszeit verbringt Papst Petrus auf Bitten seines Freundes, des Kardinals Federico, auf dessen Landschloss. Dort verkündet dieser auf einer Familienfeier, dass Contessa Giulia, die Pressesprecherin Petrus‘, das Familienvermögen erben soll – unter der Bedingung, dass sie innerhalb einer Woche heiraten wird. Guter Rat ist teuer, hat Giulia doch schon seit Langem ihr Herz an den Privatsekretär Petrus‘, Padre Francesco verloren. Doch Papst Petrus findet wie so oft einen Ausweg.
Dem handfesten Skandal folgt ein Mordanschlag auf Giulia und im Laufe der Ermittlungen decken die 3 noch eine Reihe dunkler Familiengeheimnisse auf.

Ich finde es immer wieder schön, in Reihen auf bereits lieb gewonnene Charaktere zu stoßen, sie wieder oder völlig neu zu entdecken und mich von ihnen mitziehen zu lassen. Bei dem dreamteam Petrus, Giulia und Francesco fällt das sowieso nicht schwer, aber selbst bei Schwester Immaculata habe ich ihrem ersten Auftritt entgegengefiebert. Ihren ständigen Übergriffigkeiten stehen nämlich die schlitzohrigen und innovativen Ideen Papst Petrus gegenüber und ich ertappe mich öfter bei einem doch sehr schadenfrohen Grinsen. Diese kleinen Episoden haben für mich bereits einen großen Unterhaltungswert und werden durch die amüsant gestalteten Dialoge noch ergänzt. Der Schreibstil ist flüssig, hat Humor und ist so lebendig, dass das ländliche Ambiente Gestalt annimmt und ich mich sehr schnell von der Rolle der Leserin in der der Zuschauerin wiedergefunden habe. Und das mit viel Vergnügen!
Was für eine traumhafte Kulisse – ein Schlösschen mit einer traumhaften Parkanlage, der es an nichts fehlt – lauschige Plätzchen und dunkle Ecken und viel Platz für die eigene Phantasie zum Weiterträumen.
Raum genug für die Liebesgeschichte wäre also gewesen. Trotzdem ist es dem Autorenpaar
gelungen, sie dezent im Hintergrund zu halten, da es ja vordergründig immer noch um die kriminalistischen Ermittlungen geht. Und die nehmen wieder in verschiedene Richtungen Fahrt auf. Es gibt zahlreiche Verdächtige, etliche Motive und ein allabendliches kulinarisches Highlight der päpstlichen Kochkünste beim brainstorming, das ich sehr genossen habe.
Dabei wird die Spannung durch das Legen falscher Fährten bis zum Schluss konstant gehalten – und dann folgen der große Knall und Petrus‘ meisterliche Schlussfolgerungen.


Jubilate – ein himmlischer Lesespaß und vergnügliche Lesestunden sind hier garantiert.


Veröffentlicht am 09.04.2019

Eine ganz besondere Freundschaft

Meine Königin
0

Irgendwo im provencalischen Nirgendwo lebt der 12-jährige Shell mit seinen Eltern auf deren Tankstelle. Buchstaben und Zahlen verwirren ihn nur, so dass er die Schule abgebrochen hat und stattdessen auf ...

Irgendwo im provencalischen Nirgendwo lebt der 12-jährige Shell mit seinen Eltern auf deren Tankstelle. Buchstaben und Zahlen verwirren ihn nur, so dass er die Schule abgebrochen hat und stattdessen auf der Tankstelle mithilft. Besonders gut polierte Zapfsäulen machen ihn glücklich. Als er erfährt, dass seine Eltern ihn auf eine weit entfernte Sonderschule schicken wollen beschließt er, in den Krieg zu ziehen, da das nach seinem Verständnis nur richtige Männer tun. Auf einem nahe gelegenen Hochplateau stößt er dann auf Viviane und fühlt sich zum ersten Mal in seinem Leben richtig verstanden.

Shell erzählt ganz schnörkellos von seiner kleinen überschaubaren Welt rund um die Tankstelle seiner Eltern, in der er sich geborgen fühlt. Kontakt zu Gleichaltrigen hat er nicht mehr und bisher aber auch nicht vermisst, da er viel zu oft Opfer ihrer Hänseleien aufgrund seiner offensichtlichen Andersartigkeit war.

Durch seine Freundschaft zu Viviane lernt er viele Dinge auch durch ihre Augen zu sehen und wie schön es sein kann, besondere Dinge miteinander teilen zu können.

Shell hat sich ganz schnell einen Platz in meinem Herzen erobern können, da er ein sehr sympathischer Junge ist und andere Fertigkeiten entwickelt hat, die ihn liebenswert machen. Faszinierend fand ich den Gegensatz zwischen der Unfähigkeit bzw. Überforderung, sich selbständig um Nahrung und Getränke zu kümmern, andererseits aber tiefgründig über Gott und die Welt zu philosophieren.

Auch Viviane, die die Königin des Hochplateaus sein möchte, scheint eine Einzelgängerin zu sein. Leider sind mir bei dieser Figur zu viele aufgeworfene Fragen unbeantwortet geblieben.

Der wundervolle Schreibstil hat mich von Beginn der Geschichte an gefesselt und es war leicht, Shell bei seiner „Reise“ zu begleiten. Allerdings ist es kein Buch, das man so nebenbei mitlesen kann.

Lediglich mit dem Ende kann ich mich immer noch nicht anfreunden. Es ist mir zu offen, lässt zu viele Möglichkeiten zu und mich am Ende etwas unbefriedigt zurück. Aber vielleicht hat der Autor ja gerade das bezweckt, die Fantasie der Leserschaft anzukurbeln, damit sich jede/r ein Ende ganz nach dem eigenen Geschmack ausdenken kann.


Trotzdem 5 verdiente Sterne