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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.10.2019

Was im Leben wichtig ist

Und mit Polly kam das Glück
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In den letzten Jahren hatte es die 35-jährigen Annie alles andere als leicht. Da fehlt ihr die überdrehte und immer gut gelaunte Polly, die ihr Leben komplett auf den Kopf stellt, gerade noch. Die junge ...

In den letzten Jahren hatte es die 35-jährigen Annie alles andere als leicht. Da fehlt ihr die überdrehte und immer gut gelaunte Polly, die ihr Leben komplett auf den Kopf stellt, gerade noch. Die junge Frau hat es sich nämlich in den Kopf gesetzt, ihr in einhundert Tagen zum Glück zu verhelfen. Doch während Annie von Pollys überschäumenden Optimismus anfangs noch genervt ist, entwickelt sich mit der Zeit eine innige Freundschaft zwischen den völlig unterschiedlichen Frauen und Annie taut immer mehr auf. Aber auch mit Polly hat das Leben übel mitgespielt und am Ende ist es sie, die Annies Hilfe viel dringender nötig hat.

Dieses Buch ist ein Rezensionsexemplar. Dafür ein ganz großes Dankeschön an das Bloggerportal der Random House Verlagsgruppe und natürlich an den Blanvalet Verlag.

Ohne eine bestimmte Erwartung bin ich an die Lektüre dieser sehr interessant klingenden Geschichte heran gegangen und wurde überrascht, wie tiefgründig, traurig aber vor allem auch positiv sie tatsächlich ist. Dabei sollte man sich aber im Klaren darüber sein, dass sie gleichzeitig nicht immer ganz realistisch rüber kommt.

Den Schreibstil der Autorin fand ich wirklich gut. Er ließ sich flüssig und schnell lesen und hat mich gut durch die Geschichte hindurch getragen. Am meisten gefiel mir allerdings, dass er trotz der recht schweren Thematik sehr viel Witz hatte.

Ein bisschen schwieriger hat es mir da die Geschichte an sich gemacht. Einerseits fand ich sie einfach nur emotional und toll, andererseits aber auch sehr abwegig und nicht ganz realistisch. Und zwischendrin gab es hier und da ein paar Längen, die sicher hätten vermieden werden können. Dennoch überwiegen die positiven Seiten der Handlung bei weitem. Schon allein die Idee mit den hundert Tagen zum Glück ist großartig und viele Dinge, die hier in Angriff genommen wurden, sind durchaus auch im realen Leben umsetzbar. Außerdem wurde ich immer wieder zum Nachdenken angeregt, darüber was im Leben wirklich wichtig ist und was eigentlich nur schmückendes Beiwerk ist, ohne dass es dem Leben Sinn verleiht. Es geht also sehr viel um Leben und darum, es zu genießen, obwohl die ganze Geschichte über der Tod im Hintergrund lauert und nur darauf wartet, endlich zuzuschlagen. Und trotzdem schaffte es die Autorin meiner Meinung nach, aus diesem Buch einen absoluten Feel Good Roman zu machen, der Leben und Tod auf aufmunternde Weise miteinander verbindet, ohne in Kitsch abzudriften.

Dazu haben auch die beiden sehr unterschiedlichen und doch irgendwie ähnlichen Protagonistinnen gepasst. Annie mit ihrer schweren Vergangenheit konnte einem eigentlich leid tun, dennoch wünscht man sich gleichzeitig, dass sie endlich wieder aufsteht und ihr Leben in den Griff bekommt. Sie ist grummelig und pessimistisch und doch irgendwie liebenswert und sie entwickelt sich weiter, ohne am Ende der perfekte Optimist zu sein. Polly hingegen ist das absolute Gegenteil und obwohl man ziemlich früh erfährt, dass sie ein trauriges Schicksal hat, hat man immer das Gefühl, dass diese Frau absolut nichts aus der Bahn zu schmeißen mag. Und dennoch steckt noch viel mehr hinter dieser eigentlich tragischen und zugleich lebensfrohen jungen Frau, was man allerdings erst im Laufe der Geschichte erfährt. Ansonsten gibt es noch einige mehr oder weniger wunderbare Charaktere, die ich alle sehr gut geschrieben fand und die insgesamt die Story ausgezeichnet bereichert haben.

Ich muss sagen, dass ich hin und her überlegt habe, wie wohl meine Bewertung dieses Buches ausfallen soll und lange dachte ich, dass es nur die Höchstpunktzahl verdient hat. Doch dort und da gab es dann doch ein paar Dinge, die mich ein kleines bisschen gestört haben, weshalb ich einen Punkt abgezogen habe. Trotzdem ist dieser Roman der absolute Hammer und jeder, der gerade nicht sehr glücklich ist, sollte ihn lesen und alle anderen natürlich auch.

Veröffentlicht am 30.09.2019

Ruhige Science Fiction-Liebesgeschichte

KHAOS
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Die 18-jährige Daya lebt unter grausamen und skrupellosen Verbrechern auf einem vergessenen Gefängnisplaneten. Dort kümmert sie sich um Kranke und Verletzte, versucht aber ansonsten für sich zu bleiben ...

Die 18-jährige Daya lebt unter grausamen und skrupellosen Verbrechern auf einem vergessenen Gefängnisplaneten. Dort kümmert sie sich um Kranke und Verletzte, versucht aber ansonsten für sich zu bleiben und nicht aufzufallen. Als sie jedoch einen Raum mit einer Gruppe Leute im Kryoschlaf findet, ändert sich alles, denn Daya hat die Gabe, in die Seelen anderer Menschen zu schauen. Auf den ersten Blick fühlt sie sich mit der Seele von Khaos, dem Anführer dieser Gruppe genmanipulierter Soldaten verbunden und als er und seine Leute aus dem Kryoschlaf erwachen, steht sie plötzlich zwischen den Fronten.

Dieses Buch habe ich zusammen mit ein paar sehr lieben Mädels in einer Leserunde auf Instagram gelesen und ich muss sagen, dass ich es einerseits großartig und auf jeden Fall lesenswert fand, andererseits aber nicht so gut, wie die anderen Bücher, die ich bisher von Lin Rina gelesen habe.

Der Schreibstil der Autorin ist nämlich sehr ruhig und unaufgeregt. Zu ruhig für eine Science Fiction-Geschichte? Darüber kann man sich sicher streiten. Bei mir hat dieser Schreibstil allerdings dazu geführt, dass ich das Gefühl hatte, das Buch wäre ewig lang und ich käme mit der Geschichte einfach nicht voran. Ansonsten schreibt Lin Rina aber wirklich super schön und angenehm und schafft es auf jeden Fall, eine gewisse Atmosphäre aufzubauen.

Bei der Geschichte fiel es mir gar nicht so leicht, sie in ein bestimmtes Genre einzuordnen. Einerseits spielt diese auf einem Gefängnisplaneten, wahrscheinlich weit in der Zukunft und ist somit der Science Fiction zuzuordnen, andererseits spielt aber auch die Liebesgeschichte zwischen Daya und Khaos eine sehr große Rolle und mit Dayas Gabe bekommt auch das Fantasygenre seinen Platz im Roman. Das alles hat aber insgesamt super gut zusammengepasst und ein homogenes Bild ergeben. Ich mochte alle drei Aspekte wirklich sehr gern, hätte mir aber hier und da auch noch ein bisschen mehr Hintergrundgeschichte gewünscht. So blieb vor allem Dayas Krankheit, von welcher der Leser schon ganz früh erfährt, sehr vage, genauso das Leben auf dem Planeten. Stattdessen hat die Autorin einen großen Wert auf die Liebesgeschichte gelegt, die mir auch sehr gut gefallen hat, aber eben einen sehr großen Platz im Roman eingenommen hat. Außerdem gibt es leider eine Menge Wiederholungen, die die Geschichte zusätzlich zum Schreibstil ein bisschen in die Länge gezogen haben. Ansonsten fand ich die gesamte Geschichte sehr kreativ und einfallsreich und obwohl sie so ruhig geschrieben war, auf ihre Weise mitreißend. Ebenso hat mir das für Spekulationen offene Ende sehr gut gefallen.

Auch die zahlreichen Charaktere, die ich ehrlich gesagt ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr gänzlich auseinander halten konnte, fand ich super gut, kreativ und abwechslungsreich geschrieben. Im Grunde gibt es keinen, den es nicht gibt. Daya ist ein außergewöhnliches Mädchen. Aufgewachsen zwischen sehr gefährlichen Menschen, ist sie eingeschüchtert und nicht besonders selbstbewusst, versucht aber dennoch immer das Richtige zu tun. Im Laufe der Geschichte wird sie allerdings aufgeschlossener und sagt mehr und mehr ihre Meinung. Dennoch war diese Wandlung schleichend, was gut zu Daya als Person passte. Khaos hingegen ist auf den ersten Blick kein sehr sympathischer Zeitgenosse, strahlt Autorität aus und spielt diese gern aus. Dennoch ist er nicht grausam und beschützt die, die er liebt, was ihm am Ende dann doch noch ein paar Sympathiepunkte eingebracht hat.

Insgesamt gesehen hat dieses Buch zwar einige Längen, ist aber trotzdem wirklich gut. Es hat viele schöne Momente und weiß zu unterhalten. Die Geschichte ist zudem gut durchdacht und anders, schon allein wegen des Settings. Und auch die Charaktere haben mich sehr beeindruckt. Wer also eine romantische und ruhig erzählte SciFi-Geschichte sucht, der sollte unbedingt zu diesem Buch greifen.

Veröffentlicht am 20.09.2019

Eine tolle, romantische Liebesgeschichte

Loveless - Eine Liebesgeschichte
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Als Brynn vor zwei Jahren ihren Verlobten bei einem Amoklauf verlor, schottete sie sich von der Außenwelt ab. Doch dann reift in ihr der Entschluss, dem ganzen ein Ende zu setzen und sie macht sich spontan ...

Als Brynn vor zwei Jahren ihren Verlobten bei einem Amoklauf verlor, schottete sie sich von der Außenwelt ab. Doch dann reift in ihr der Entschluss, dem ganzen ein Ende zu setzen und sie macht sich spontan auf, um in den Bergen endgültig Abschied zu nehmen.
Cassidy lebt seit seiner Kindheit abgeschieden in den Bergen Maines. Als er jedoch Brynn schwer verletzt und blutend im Wald findet, nimmt er sich ihrer an und bringt sie in seine Hütte. Während er sich um ihre Wunden kümmert, entstehen mehr und mehr zarte Gefühle zwischen den beiden, die Cass jedoch nicht zulassen kann aus Angst, so zu sein wie sein Vater, ein verurteilter Serienmörder.

Wow, was für eine Geschichte! Hätte es nicht dort und da ein paar Ungereimtheiten und Längen gegeben, wäre sie absolut perfekt gewesen. Aber auch so mochte ich sie wirklich gern und vor allem ab etwa der Hälfte des Buches hat sie mich richtig gefesselt.

Der Schreibstil der Autorin war wirklich gut, ließ sich einwandfrei lesen, war aber manchmal auch ein bisschen zu ausführlich, gerade wenn es um Nebensächlichkeiten ging. Dennoch bin ich gut und relativ schnell durch das Buch hindurch gekommen.

Am Anfang, muss ich zugeben, hatte ich mit der Geschichte noch ein paar kleine Probleme. Für mich hat sich gerade die erste Hälfte des Buches ein bisschen gezogen, ich war aber dennoch gespannt darauf, in welche Richtung sich die Handlung wohl entwickeln wird. Dabei lernt man Anfangs erst einmal die beiden Protagonisten näher kennen, erfährt von ihrer unterschiedlichen und doch sehr ähnlichen Vergangenheit und was sie heute tun. Erst etwa bei der Hälfte des Romans treffen die beiden dann tatsächlich aufeinander und ab da wurde es richtig intensiv. Wie sich Brynn und Cass näher kommen, ist auf eine zarte Weise super schön, die Liebe, die sich zwischen ihnen langsam entwickelt, vollkommen nachvollziehbar und nicht übertrieben oder unrealistisch. Vielmehr habe ich deren Anziehung zueinander absolut verstanden und konnte mich sehr gut in sie hineinversetzen. Und auch die Sexszenen wurden sehr liebevoll aber auch prickelnd beschrieben. Mit der Wendung, die dann allerdings kam, habe ich so gar nicht gerechnet. Und auch, wenn es zum Ende hin sehr viele Zufälle gab, hat es mir wahnsinnig gut gefallen. Es hätte nur ein bisschen mehr sein können.

Die Charaktere fand ich ebenfalls sehr gelungen. Ich brauchte zwar ein bisschen, um mit Brynn warm zu werden, doch ich habe sie von Seite zu Seite immer mehr in mein Herz geschlossen. Ihre Liebe zu Cassidy ist warm und innig und sie lässt nicht einfach locker, was ich sehr an ihr geschätzt habe. Cass hingegen mochte ich von der ersten Seite an. Er ist so warmherzig und lieb, dass es fast unrealistisch wirkt, aber eben nur fast. Denn Cassidy ist großartig und ich habe die ganze Zeit gehofft, er würde endlich selbst merken, welch ein großherziger und wundervoller Mensch er ist.

Für mich war die Liebesgeschichte in diesem Buch ein absolutes Highlight, schade nur, dass es so lange brauchte, bis Brynn und Cassidy tatsächlich aufeinander trafen. Dennoch ist dieses Buch wirklich gut und ich kann es nur weiterempfehlen, wenn man Liebesgeschichten mag, in denen es mal keinen Bad Boy gibt.

Veröffentlicht am 16.09.2019

Nicht perfekt, aber spannend

AchtNacht
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Es ist der 8.8. 8 Uhr 8 abends, als Ben sein eigenes Gesicht auf einem riesigen Bildschirm sieht. Er wurde ausgelost, für ein Kopfgeld von zehn Millionen Euro zur Jagd freigegeben und für die nächsten ...

Es ist der 8.8. 8 Uhr 8 abends, als Ben sein eigenes Gesicht auf einem riesigen Bildschirm sieht. Er wurde ausgelost, für ein Kopfgeld von zehn Millionen Euro zur Jagd freigegeben und für die nächsten zwölf Stunden darf ihn jeder ungestraft töten. Und ganz schnell ist ein massenpsychologisches Experiment außer Kontrolle geraten.

Ich muss zugeben, dass ich nicht unbedingt ein Fan von Fitzek bin, habe ich mit diesem hier auch gerade erst mein drittes Buch des Autors gelesen. Dennoch haben mir diese bisher wirklich gut gefallen, wenn auch „AchtNacht“ einige Schwächen hatte.

An sich ist der Schreibstil von Sebastian Fitzek in diesem Thriller wirklich mitreißend und packend, aber an manchen Stellen auch etwas zu ausführlich. Vor allem fand ich einige Beschreibungen einfach überflüssig und auch, dass ständig irgendwelche Straßen benannt wurden, war mir manchmal ein wenig zu viel. Gerade, wenn man sich in Berlin, wo die Geschichte spielt, nicht besonders gut auskennt, sagt einem vieles davon gar nichts und verwirrt bloß unnötig. Trotzdem konnte ich dieses Buch partout nicht aus der Hand legen und wurde gut unterhalten.

Auch die Handlung war im Großen und Ganzen nämlich wirklich gut und hatte einige spannende Twists, aber auch sie hatte ihre Schwächen. So begann die Geschichte erst einmal mit teilweise ellenlangen Charaktervorstellungen, wobei einige Informationen gar nicht wichtig gewesen wären, womit die Spannung erst ziemlich langsam zum Tragen kam. Außerdem war manches nicht ganz schlüssig, vereinzelt sogar unrealistisch. Allerdings mochte ich die Idee hinter dem Buch recht gern. Na klar, wer den Film „The Purge“ kennt, denkt vielleicht, dass dieser Thriller ein Abklatsch davon ist, aber so ist es ganz und gar nicht. Zwar hat Fitzek die Grundidee übernommen, aber daraus eine ganz eigenständige, innovative Story gezaubert, die am Ende eine Wendung zu bieten hatte, mit der ich so gar nicht gerechnet hätte. Die letzten Seiten nach der Auflösung der eigentlichen Geschichte haben mich jedoch ein bisschen verwirrt.

Was die Charaktere angeht, so fand ich diese sehr gut geschrieben. Am besten gefiel mir, dass Ben eine recht vielschichtige Figur ist, die man erst im Laufe der Geschichte lieben lernt. Auch Arezu fand ich wirklich interessant, wenn auch etwas undurchsichtig. Ansonsten gibt es einige psychopathisch wirkende Charaktere, die, so grausam sie geschrieben waren, aber auch ebenso gut.

Insgesamt denke ich, dass dieser Thriller wohl nicht der beste aus der Feder von Sebastian Fitzek ist, aber auf keinen Fall so schlecht ist, wie er teilweise geredet wurde. Insgesamt hat er mir trotz seiner Schwächen jedenfalls richtig gut gefallen und ich habe mich gut unterhalten gefühlt.

Veröffentlicht am 12.09.2019

Nichts für zarte Seelen, aber trotzdem gut

Das Labyrinth des Fauns
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Vor sehr langer Zeit flüchtete die junge Prinzessin Moanna aus ihrem unterirdischen Reich, verlor ihre Erinnerungen daran und starb als Mensch.
1944 zieht die dreizehnjährige Ofelia mit ihrer schwangeren ...

Vor sehr langer Zeit flüchtete die junge Prinzessin Moanna aus ihrem unterirdischen Reich, verlor ihre Erinnerungen daran und starb als Mensch.
1944 zieht die dreizehnjährige Ofelia mit ihrer schwangeren Mutter zur ihrem grausamen Stiefvater in die Berge Spaniens. Auf ihren Streifzügen durch den Wald trifft sie auf einen Faun, ein altes, mysteriöses Wesen, welches ihr drei Aufgaben stellt. Sollte das Mädchen diese bestehen, erweist sie sich als Prinzessin Moanna.

2006 kam der Film „Pan's Labyrinth“ vom Kultregisseur Guillermo del Toro in die deutschen Kinos. Eine märchenhafte Geschichte über Krieg, Mut und Fantasie, die nun, dreizehn Jahre später, durch Cornelia Funke auch ihren Weg in die Bücherregale gefunden hat. Und ich muss sagen, dass mir die Umsetzung in Buchform sehr gut gefallen hat.

Der Schreibstil der Autorin ist einfach einmalig, bild- und sprachgewaltig, aber auch märchenhaft und poetisch. Dennoch ließ sich dieser Roman durch die recht kurzen Kapitel sehr schnell lesen und ich war tatsächlich ein klein wenig erstaunt, wie schnell ich dann durch die Geschichte hindurch gerast bin. Außerdem sind die zahlreichen, super zur Handlung passenden Illustrationen, auch wenn sie teilweise recht düster und morbide daher kommen, eine echte Augenweide.

Die märchenhafte und magische Handlung des Romans hält sich in ihren Grundzügen so gut wie eins zu eins an die Handlung im Film, wurde aber durch die vielen Hintergrundstories zu verschiedenen Charakteren und Nebenhandlungen extrem spannend und interessant. So erfährt man unter anderem mehr über das unterirdische Reich und seine Bewohner oder aber auch die Geschichte der Mühle. Dabei ist die ganze Geschichte jedoch sehr düster und freudlos und auch vor expliziten Beschreibungen von Gewalt wurde kein Halt gemacht. Dies alles ist zwar absolut nichts für Kinder und jüngere Jugendliche, aber dennoch realistisch, spielt die Geschichte doch in einer Zeit, die düster, freudlos und grausam war. Hoffnung gibt es nur wenig und so flieht Ofelia in die magische Welt des Fauns und wer dieses Buch nicht nur als reine Unterhaltungsliteratur sieht, wird erkennen, dass sehr viele tiefgründige Gedanken hinter der Geschichte stecken, die es zu entdecken lohnt. Auf jeden Fall gibt es viel Potential zur Interpretation und das gefällt mir wahnsinnig gut.

Genauso tiefgründig wie die Handlung in diesem Roman sind auch die Charaktere. Es gibt hier keine stupiden, einfältigen Figuren, sondern alle sind vielschichtig und nachvollziehbar geschrieben. Mit Ofelia bekommt man eine großartige, mutige Protagonistin vorgesetzt, die ihre Welt hinterfragt und sich nicht anpassen will nur um zu gefallen. Ihre Mutter hingegen ist das genaue Gegenteil ihrer Tochter. Sie hat den Glauben an das Magische verloren und passt sich, auf der Suche nach Anerkennung und Liebe, widerspruchslos an. Dann gibt es noch den Capitán Vidal, eine grausame, aber gleichzeitig auch mitleiderregende Figur, die gar keine Chance hatte, ein guter Mensch zu werden. Und außerdem ist da der Faun, ein Wesen, welches ich bis zum Ende des Buches nicht so richtig einschätzen konnte. Ist er gut oder ist er böse. oder ist er irgendetwas dazwischen?

Ich kann dieses Buch auf jeden Fall weiterempfehlen, aber nicht vorbehaltlos. Tatsächlich sollte man ein dickes Fell haben, wenn man es zur Hand nimmt, denn es beinhaltet sehr grausame Szenen, es brechen Knochen und es fließt Blut und selbst vor Kindern wird nicht unbedingt Halt gemacht. Wer sich dessen aber bewusst ist und das Buch trotzdem lesen will, den erwartet eine atmosphärische und märchenhafte Geschichte, voller Magie.