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Veröffentlicht am 19.01.2019

Ein lesenswerter Regiokrimi, mit einer Handlung, die mitten aus dem Leben gegriffen ist

Faule Ernte
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Hauptkommissarin Petra Taler kehrt nach einem Urlaub mit Staatsanwalt Jan Lüdersen eher nach Hause zurück, weil sie sich um einen alten Mordfall kümmern will. Denn im Keller des von ihr geerbten Bauernhauses ...

Hauptkommissarin Petra Taler kehrt nach einem Urlaub mit Staatsanwalt Jan Lüdersen eher nach Hause zurück, weil sie sich um einen alten Mordfall kümmern will. Denn im Keller des von ihr geerbten Bauernhauses wurden bei Trocknungsarbeiten die Überreste eine Leiche entdeckt, die vor gut einhundert Jahren einem Verbrechen zum Opfer fiel. Doch kaum hat sich die Hauptkommissarin in die Unterlagen der damaligen Bewohner vertieft, wird sie von ihrem Chef auf ein aktuelles Tötungsdelikt angesetzt, in dem es um einen ermordeten Rentner geht. Dieser wurde auf seiner Wohnzimmercouch mit einer Axt hinterrücks niedergestreckt und lässt gleich eine ganze Reihe an verärgerten Familienangehörigen und Nachbarn zurück. Deshalb dauert es auch einige Zeit, bis die Spreu vom Weizen getrennt werden kann und der Täter in seiner ganzen Niedertracht vor ihr steht.

"Faule Ernte" ist der fünfte Fall für die aus München stammende Kommissarin, die nach ihrer Versetzung in den hohen Norden im maroden Bauernhaus ihrer Oma Johanna lebt. Seitdem hat Petra Taler neben diversen Erfahrungen mit Handwerkern auch schon einige Mordermittlungen zum Abschluss gebracht, wobei sich der polizeiinterne Buschfunk sicher ist, dass es erst seit ihrem Erscheinen in Harburg so viele Verbrechen gibt. Ob das wohl an ihren unverständlichen bayerischen Flüchen liegt oder einfach nur Zufall ist, sei dahingestellt. Auf jeden Fall hat die eigensinnige Kommissarin alle Hände voll zu tun, um erneut einen perfiden Mörder zu stellen, der es auf das Hab und Gut eines viel zu freigiebigen Senioren abgesehen hat. Gleichzeitig gibt es auch einige Neuigkeiten im privaten Bereich und ein unerwartetes Geschenk, das für allerhand Aufregung sorgt.

Es macht einfach Spaß, den Krimi zu lesen, der mit einer ordentlichen Portion Humor und menschlichen Schwächen zu Papier gebracht worden ist. Dabei täuscht sich der Leser ungemein, wenn er beim Anblick des Covers zunächst einmal an vergammeltes Obst und akkurat an aneinandergereihte Bäume denkt. Denn der angenehm wendungsreiche und gut durchdachte Fall bietet sehr viel mehr und basiert eher auf schlechte Charaktereigenschaften, als auf Früchte, die zu spät geerntet worden sind. Trotzdem gelingt es dem Leser schnell, die schwarzen Schafe zu durchschauen. Doch da es viel zu viele sind, die im Umkreis des wohlhabenden Rentners auf Beutezug sind, dauert es seine Zeit, bis das schwärzeste von ihnen an den Pranger gestellt werden kann.

Fazit:
Ein lesenswerter Regiokrimi, dessen Handlung mitten aus dem Leben gegriffen ist und der mit einem interessanten und wendungsreichen Kriminalfall kurzweilig unterhält.

Veröffentlicht am 17.01.2019

Eine gelungene Kombination aus einem wendungsreichen Kriminalroman und einer ergreifenden Familientragödie

Der dunkle Garten
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Nach einem Kneipenbesuch mit seinen Freunden kehrt Toby Hennessy in seine Wohnung zurück, wo er von zwei Unbekannten überfallen wird. Erst im Krankenhaus wacht er schwer verletzt wieder auf und muss erfahren, ...

Nach einem Kneipenbesuch mit seinen Freunden kehrt Toby Hennessy in seine Wohnung zurück, wo er von zwei Unbekannten überfallen wird. Erst im Krankenhaus wacht er schwer verletzt wieder auf und muss erfahren, dass er dem Tod nur knapp entronnen ist. Seitdem plagt sich Toby mit Gedächtnisverlusten und körperlichen Einschränkungen herum und wird von einer unbestimmbaren Angst geplagt. Deshalb kommt ihm die Bitte seiner Familie gerade recht, die eine Betreuung für den sterbenskranken Onkel sucht. Kurzerhand zieht er dort ein und wird mit einem Verbrechen aus der Vergangenheit konfrontiert, das für ihn fatale Folgen hat.

Tana French ist eine hervorragende Erzählerin, die es versteht, einen gut erdachten Kriminalfall mit interessanten Figuren und unvorhersehbaren Wendungen zu versehen. Dabei nimmt sie sich ausreichend Zeit, um die Handlung aufzubauen, wirft immer wieder einen Blick in die Vergangenheit und stellt einen Charakter nach dem anderen vor. Wie den erfolgsverwöhnten PR-Berater Toby, der hier als Icherzähler und Hauptfigur fungiert und den ein schicksalhafter Zwischenfall auf die Schattenseite des Daseins stellt. Oder seinen Onkel Hugo, dem aufgrund eines Gehirntumors nur noch wenig Zeit zum Leben bleibt. Und dann gibt es da noch Tobys Cousin Liam, der Probleme aufgrund seiner sexuellen Neigung hat und neben einigen Freunden und Familienmitgliedern auch die ermittelnden Detectives, deren Methoden teilweise fragwürdig sind.

"Der geheime Garten" ist ein komplexer und streckenweise düsterer Roman, der sich rund um die gut gehüteten Geheimnisse einer Familie rankt, die durch den nahenden Tod des geliebten Onkelszusammenkommt. Und kaum ist der Handlungsort von Dublin in das idyllisch gelegene Familienanwesen verlegt, schleicht sich in das schicksalhafte Geschehen eine Atmosphäre ein, die von Misstrauen und Schuldzuweisungen durchdrungen ist. So sorgt ein ungeklärtes Verbrechen aus der Vergangenheit dafür, dass jeder der Beteiligten um seine Unschuld kämpft und mit allen Mitteln versucht, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Eine nervenaufreibende Angelegenheit, die jede Menge Gefühle und Konflikte mit sich bringt und von Tana French mit ihrer gewohnten Liebe zum Detail und viel psychlogischem Feingefühl geschildert wird. Deshalb sollte jeder Leser vor der Lektüre des Buches entscheiden, ob er die unterschwellige Spannung eines fatal verlaufenden Familiendramas mag oder lieber rasant verlaufende Kriminalgeschichten liest. Denn dann ist der Roman eher nichts für ihn.

Fazit:
"Der geheime Garten" ist eine gelungene Kombination aus einem wendungsreichen Kriminalroman und einer ergreifenden Familientragödie, die von glaubwürdigen Charakteren und menschlichen Abgründen lebt. Ein Genuss für Leser, die psychologisch ausgefeilte Geschichten mögen, auch wenn die eine oder andere ausufernde Schilderung zulasten der Spannung geht.

Veröffentlicht am 17.01.2019

Ein Regionalkrimi, der trotz guter Idee in seiner Umsetzung leider enttäuscht

Verräterisches Schweigen
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Bei einem Banküberfall in der nordrhein-westfälischen Stadt Herne wird ein Mann erschossen und der vor Ort verhaftete Täter behauptet, es nicht gewesen zu sein. Ein kniffliger Fall, den der Verhörspezialist ...

Bei einem Banküberfall in der nordrhein-westfälischen Stadt Herne wird ein Mann erschossen und der vor Ort verhaftete Täter behauptet, es nicht gewesen zu sein. Ein kniffliger Fall, den der Verhörspezialist Leonhard Lehmann übernimmt und dabei lange Zeit vor einem Rätsel steht. Denn egal, welche Methode er benutzt, um den Bankräuber zum Reden zu bringen, seine Antwort bleibt immer gleich. Erst, als er nach einer Zeugenaussage weitere Spuren verfolgt und im Leben von Opfer und Täter nach Hinweisen sucht, erhärtet sich ein Verdacht, der genauso ungeheuerlich wie nachvollziehbar ist.

"Verräterisches Schweigen" ist ein ruhiger Regionalkrimi, der eher die Gedankenwelt seiner Figuren auf den Prüfstand stellt, als das Verbrechen, das begangen worden ist. So erfährt der Leser viel über die Zweifel, die Hauptkommissar Leonard Lehmann hegt, während er den arbeitslosen Witwer Mark Jankowitz verhört und die Wut, die ihn überkommt, weil dieser einfach nicht reden will. Dadurch wird der Leser viel zu oft mit einseitigen Dialogen und Auflistungen von im Kopf herumschwirrenden Fragen des Verhörspezialisten konfrontiert, anstatt gemeinsam mit ihm auf eine spannend inszenierte Suche nach den notwendigen Antworten zu gehen.

Astrid Pfister hat in dem schwersten Fall für ihren Verhörspezialisten Leonard Lehmann eine Thematik aufgegriffen, die aktuell und bewegend ist. Doch trotz des schicksalhaft angelegten Plots und der in ihm vorkommenden und glaubhaft wirkenden Figuren weiß dieser Regionalkrimi nicht vollständig zu überzeugen. Denn neben den bereits erwähnten Mängeln im Handlungsaufbau fehlt der Geschichte eine ordentliche Portion Lokalkolorit, um die erwartete regionalspezifische Atmosphäre aufzubauen. Nur ein Kirmesbesuch und die Nennung des Schauplatzes reichen nicht, um dem Leser die Besonderheiten der Stadt Herne und der in ihr lebenden Menschen nahezubringen. Schade, hier hat die Autorin viel Potenzial verschenkt, um ihren interessant erdachten Kriminalfall mit Leben zu füllen.

Fazit:
Ein Regionalkrimi, der trotz guter Idee in seiner Umsetzung leider enttäuscht.

Veröffentlicht am 17.01.2019

Ein unterhaltsamer Alpen-Krimi

Morde, Matsch, Marillenknödel (Ein-Kommissar-Egger-Krimi 4)
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Nach einem Murenabgang wird in der österreichischen Gemeinde Krimml eine Leiche entdeckt, die tief im schlammigen Morast verborgen ist. Chefinspektor Egger und sein Team übernehmen den Fall und schon bald ...

Nach einem Murenabgang wird in der österreichischen Gemeinde Krimml eine Leiche entdeckt, die tief im schlammigen Morast verborgen ist. Chefinspektor Egger und sein Team übernehmen den Fall und schon bald steht fest, dass die mit einem Drahtseil strangulierte Tote zwei Jahre zuvor gemeinsam mit ihrer Freundin spurlos verschwunden ist. Aber nicht nur die Umstände des Mordes und der Verbleib der zweiten jungen Frau geben dem Salzburger Ermittlerteam einige Rätsel auf. Auch die familiäre Situation der als unzertrennlich geltenden Freundinnen scheint merkwürdig zu sein. Und erst als ein gut gehütetes Geheimnis ans Tageslicht tritt, kommt Bewegung in die Ermittlungen und allen wird klar, wie unberechenbar menschliche Gefühle sind.

"Morde, Matsch, Marillenknödel" ist der vierte Fall für Chefinspektor Martin Egger, der nach dem Unfalltod seiner ersten Frau Leni gemeinsam mit den beiden Zwillingen Max und Moritz und seiner zweiten Frau Julia glücklich ist. Da stören auch die unerwarteten Einsätze und ausufernden Arbeitsstunden des engagierten Polizisten nicht. Denn auch die Beziehung zwischen den Familien und Kollegen ist sehr eng, sodass die trauernde Inspektorin Vanessa Bieringer sogar für eine unbestimmbare Zeit bei den Eggers mit im Hause lebt. Eine Harmonie, die man selten in einem Krimi findet und die angenehme Vorteile besitzt. So wird das Augenmerk des Lesers nicht auf interne Querelen gelenkt, sondern auf einen wunderbar knifflig erdachten Fall.

Der Schreibstil von Walter Bachmann ist einfach gehalten und zeichnet sich durch eine gute Lesbarkeit aus. Lediglich die im Dialekt gehaltenen Dialoge zwischen dem Chefinspektor und seinem Kollegen Josef Faltermeier und seiner Frau Julia sind für einen nicht aus Salzburg stammenden Leser kaum zu entziffern und stellen sich aufgrund der in ihnen verpackten wichtigen Hinweise als nervig heraus. Dafür aber präsentiert sich der Alpenkrimi mit einem interessanten Ermittlungsverlauf und überraschenden Wendungen und die für einen Regionalkrimi wichtigen Bezüge zu Land und Leute gibt es auch. Und ganz zum Schluss wird der Leser in dem zum Mitraten geeigneten Krimi auch mit einem variantenreichen Rezept für Marillenknödel überrascht, das sich zudem auch noch gut nacharbeiten lässt.

Fazit:
Ein lockerleicht zu lesender und mit sympathischen Ermittlern einhergehender Alpenkrimi, der neben einem kniffligen Fall auch Humor und Lokalkolorit in sich vereint.

Veröffentlicht am 01.01.2019

Ein unterhaltsamer Thriller mit vielen Wendungen und interessanten forensischen Details

Tattoo
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Seit einem Jahr geht in Liverpool ein Frauenmörder um, der seine Opfer von Kopf bis Fuß mit seltsamen Tätowierungen übersät. Vier Frauen hat er bereits getötet und ihre kunstvoll arrangierten Körper auf ...

Seit einem Jahr geht in Liverpool ein Frauenmörder um, der seine Opfer von Kopf bis Fuß mit seltsamen Tätowierungen übersät. Vier Frauen hat er bereits getötet und ihre kunstvoll arrangierten Körper auf öffentlichen Plätzen zur Schau gestellt. Und egal, wie sehr sich Detective Greg Carver und seine Kollegin Ruth Lake bemühen. Der Dornenkiller ist ihnen immer einen Schritt voraus. Bis zu dem Tag, als eines der Opfer Carvers Frau zum Verwechseln ähnlich sieht und der Fall persönliche Züge annimmt. Denn nur kurze Zeit später wird Carver selbst in seiner Wohnung schwer verletzt, während seine Partnerin Ruth Lake alle vorhandenen Spuren entfernt. Warum zum Teufel hat sie das getan? Ist sie etwa selbst die Mörderin?


"Tattoo" ist ein wendungsreicher Thriller, der von einem Autorenduo stammt. So verbirgt sich hinter dem Pseudonym Ashley Dyer zum einen die erfolgreiche englische Thrillerautorin Margaret Murphy, die vielen Krimilesern bekannt sein dürfte und zum anderen die Forensikexpertin Helen Pepper, die wohl eher für die fachliche Seite der Handlung verantwortlich war. Deshalb wundert es auch nicht, dass der gut durchdachte Plot gleich mit einer ganzen Reihe an forensischen Details ausgestattet worden ist und auch im medizinischen Bereich kein Mangel an exakten Diagnosen herrscht. Eine Zusammenarbeit, die gute Früchte getragen hat und frischen Wind in Murphys stets psychologisch ausgerichteten Spannungsromane bringt.


Als Hauptfigur, um die sich nach dem mysteriösen Ausfall ihres Partner alles rankt, ist Ruth Carver eher undurchsichtig dargestellt und erhält erst im Verlaufe des Buches Kontur. Dann nämlich, als klar wird, dass sie eine Polizistin ist, die hartnäckig zu kämpfen versteht und alleine gut zurechtkommen kann. Nur bei der Einhaltung vorhandener Regeln offenbart sich ein Defizit, wie auch bei ihrer Loyalität, die vor allem in diesem Fall verhängnisvolle Züge annimmt. Deshalb baut der Leser auch wenig Sympathie für sie auf, weil die zwielichtige Kommissarin wie ein einsamer Wolf durch die Gegend streift.


Die Geschichte selbst wird in zwei Handlungssträngen erzählt, die sich erst spät miteinander verweben und interessant und spannend angelegt worden sind. Trotzdem weist der Thriller in seinem Verlauf immer wieder Flauten auf, die auf zu viele Nebenhandlungen und einer eher weitschweifigen Erzählweise zurückzuführen sind. Schade. Hier hätten einige Kürzungen dem ansonsten gut konstruierten und mit einer interessanten Mordmethode einhergehenden Thriller gut getan. Deshalb muss jeder Leser für sich entscheiden, ob er ausgiebige Schilderungen mag oder lieber mit einem rasanten Tempo über die Seiten jagt.


Fazit:
Ein unterhaltsamer Thriller mit vielen Wendungen, einer ungewöhnlichen Mordmethode und interessanten forensischen Details, die seine Leser erschauern lassen.