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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.05.2025

Ein wichtiges und bewegendes Buch!

Die Möglichkeit von Glück
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Darum geht es:
Stine wird in den 1980er Jahren in einer kleinen Stadt an der Ostseeküste der DDR geboren. Als die Wende kommt, ist sie noch zu jung, um die politischen Umbrüche bewusst zu verstehen. Doch ...

Darum geht es:
Stine wird in den 1980er Jahren in einer kleinen Stadt an der Ostseeküste der DDR geboren. Als die Wende kommt, ist sie noch zu jung, um die politischen Umbrüche bewusst zu verstehen. Doch die gesellschaftliche Wertevermittlung und die Einflussnahme vor dem Mauerfall ihrer Familie wirken weiter und sitzen tief – auch in der nächsten Generation. Während ihre Angehörigen über die Zeit des Sozialismus hartnäckig schweigen, beginnt Stine, unbequeme Fragen zu stellen. Für Stine gibt es in der Vergangenheit viele Unklarheiten, die sie nicht länger hinnehmen möchte.

Mein Leseeindruck:
Anne Rabe erzählt in ihrem Roman „Die Möglichkeit von Glück“ von einer jungen Frau, die in einem ideologisch geprägten Umfeld groß wird. Stine ist nie mit sich selbst ins Reine gekommen. Die Geschichte hat mich auf eine intensive, aber nicht immer einfache Weise begleitet. Auf der einen Seite hat mich die Thematik tief berührt. Die Auseinandersetzung mit der ostdeutschen Geschichte, dem Schweigen innerhalb der Familie und den Spuren, die die DDR über Generationen hinweg hinterlässt, ist eindrucksvoll und wichtig. Auf der anderen Seite hatte ich stellenweise Schwierigkeiten mit dem Aufbau des Romans. Was mich besonders angesprochen hat, ist die ehrliche und schonungslose Art, mit der die Autorin über familiäre Verstrickungen, politische Prägungen und Ursprünge von Rassismus und Gewalt schreibt. Stine als Figur wirkt dabei nahbar und glaubwürdig – man spürt ihren inneren Konflikt und den Versuch, sich aus dem ideologischen Erbe zu befreien. Gleichzeitig wurde mein Leseerlebnis durch die vielen Zeit- und Gedankensprünge oft unterbrochen. Der Roman wechselt immer wieder zwischen Erinnerungen, Analysen und Reflexionen, was zwar stilistisch gewollt ist, aber meinen Lesefluss stark beeinflusst hat.

Fazit:
3/5 Sterne. Ein wichtiges und bewegendes Buch über das Aufwachsen in einer Zeit des Umbruchs. Trotz der anspruchsvollen Erzählstruktur lohnt sich die Lektüre. Sie regt zum Nachdenken an und stellt Fragen, die oft im Verborgenen bleiben.

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Veröffentlicht am 23.05.2025

Bewegend und voller Frauenstärke!

Der Kindersuchdienst (Kindersuchdienst 1)
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Darum geht es:

Hamburg 1955: Zwei Frauen, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten, die zurückhaltende Annegret und die kultivierte Charlotte. Gemeinsam arbeiten sie beim Kindersuchdienst des Deutschen ...

Darum geht es:

Hamburg 1955: Zwei Frauen, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten, die zurückhaltende Annegret und die kultivierte Charlotte. Gemeinsam arbeiten sie beim Kindersuchdienst des Deutschen Roten Kreuzes und setzen sich tagtäglich dafür ein, verloren geglaubte Kinder mit ihren Familien zu vereinen. Noch immer, 10 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, suchen Familien verzweifelt ihre Kinder oder auch andersherum. Als ein Geheimnis aus Charlottes Vergangenheit ans Licht kommt, wird ihre Freundschaft auf eine harte Probe gestellt. Aber auch Annegret trägt eine Wahrheit in sich, die sie niemandem anvertraut. Und plötzlich steht das Schicksal unzähliger Kinder auf dem Spiel. Der Kindersuchdienst steht vor dem Aus. Die beiden Frauen geraten zunehmend unter Druck.

Mein Leseeindruck:

Die Autorin Antonia Blum erzählt eine bewegende Geschichte über Freundschaft, Verlust und die Hoffnung auf einen Neuanfang. Besonders beeindruckt hat mich die Tatsache, dass der Roman auf wahren Begebenheiten basiert. Im Zentrum stehen zwei junge Frauen, die kaum unterschiedlicher sein könnten. Die stille, feinfühlige Annegret und die kultivierte, selbstbewusste Charlotte. Beide arbeiten beim Deutschen Roten Kreuz und setzen sich dafür ein, Familien zusammenzuführen, die in den Wirren der letzten Kriegswochen getrennt wurden. Sehr gefallen hat mir die Entwicklung der beiden Hauptfiguren. Anfangs trennen sie Welten, doch ihre gemeinsame Arbeit und die Herausforderungen, vor die sie gestellt werden, lassen sie langsam zusammenwachsen. Ihre Dynamik ist glaubwürdig und berührend. Dass Frauen in dieser Zeit berufstätig sind und dazu noch selbst Verantwortung tragen, ist alles andere als selbstverständlich. Umso stärker wirkt die Entschlossenheit der beiden. Antonia Blums Schreibstil ist angenehm, flüssig und lebendig. Die Atmosphäre ist authentisch, ohne überladen zu sein. Einige Szenen wirkten für mich ein wenig klischeehaft, aber das hat das Gesamtbild kaum getrübt. Vor allem das Ende hat mich versöhnt und berührt.

Fazit:

4/5 Sterne! Ich freue mich schon jetzt auf den 2. Teil, der 2026 erscheinen soll. Diese Geschichte hat noch viel Potenzial und Wichtiges zu erzählen. Bewegend und voller Frauenstärke!

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Veröffentlicht am 20.05.2025

Intensiv, emotional und klug erzählt!

Frag nicht nach Agnes
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Darum geht es:

Lilo ist Goldschmiedin, jung und vor allem unabhängig. Wenn es allerdings um ihre Mutter geht, stößt sie auf eine Mauer aus Schweigen. Allen voran, was die Großmutter betrifft, herrscht ...

Darum geht es:

Lilo ist Goldschmiedin, jung und vor allem unabhängig. Wenn es allerdings um ihre Mutter geht, stößt sie auf eine Mauer aus Schweigen. Allen voran, was die Großmutter betrifft, herrscht Funkstille. Erst als ein Schriftstück auftaucht, das mit ihrer Großmutter zu tun hat, bricht etwas auf. Als Lilo anfängt, Fragen zu stellen, entlädt sich ein riesengroßer Streit. Mitten darin fällt der Satz: Deine Großmutter hat mein Leben zerstört! Lilo braucht dringend Antworten und fängt an, Nachforschungen anzustellen.

In den Nachkriegsjahren lebt Agnes, Lilos Großmutter, in der Hoffnung auf ein glückliches und normales Leben mit ihrem Mann Walter. Doch Walter kehrt gebrochen aus dem Krieg zurück. Statt Nähe erlebt sie Kälte. Bei der französischen Verwaltung findet sie zum ersten Mal Anerkennung und eine Ahnung davon, wie ein selbstbestimmtes Leben aussehen könnte. Doch nach der Geburt ihrer Tochter ist alles vorbei. Zurück ins Haus, zurück in die alte Rolle. Dann erfährt sie etwas über Walter, das alles verändert. Soll sie schweigen oder für ihre Freiheit kämpfen?

Mein Leseeindruck:

Die Autorin Valerie Jakob schreibt klug und berührend, mit einer Sprache, die flüssig und klar ist. Dabei bleibt sie immer nah an ihren Figuren. Ich habe Lilo und Agnes unheimlich gerne begleitet. Beide wirken so lebendig, dass ich mit ihnen gefühlt, gezweifelt und gekämpft habe. Auf zwei Zeitebenen, zwischen Nachkriegszeit und Gegenwart, erzählt die Autorin von drei Frauen, deren Leben durch verschüttete Wahrheiten miteinander verbunden ist. Die Geschichte hat mich tief berührt. Sie hat eine leise, aber kraftvolle Art, in der es um familiäre Verletzungen, innere Rebellion und den Wunsch nach Selbstbestimmung geht.

Fazit:

5/5 Sterne! Ein absolut lesenswertes, vielschichtiges Generationsporträt! Intensiv, emotional und klug erzählt.

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Veröffentlicht am 18.05.2025

Kein klassischer Liebesroman, sondern ein spannender, teilweise provokanter Roman. Eine Geschichte die überrascht.

Wenn du mich findest
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Darum geht es:

Gina führt ein Doppelleben! Nach außen wirkt sie wie eine normale Studentin, doch in Wahrheit ist sie auf der Flucht. Vor wem oder was, sagt sie niemandem. Ein falsches Wort könnte sie ...

Darum geht es:

Gina führt ein Doppelleben! Nach außen wirkt sie wie eine normale Studentin, doch in Wahrheit ist sie auf der Flucht. Vor wem oder was, sagt sie niemandem. Ein falsches Wort könnte sie das Leben kosten. Sie hat gelernt, niemandem zu trauen. Vor allem nicht Männer wie Riccardo. Der ist erfolgreicher, gutaussehender Unternehmer, Mitte dreißig und eigentlich mit allem fertig. Gefühle interessieren ihn nicht mehr. Bis er in Venedig zufällig auf Gina trifft. Gina zeigt ihm die kalte Schulter. Schnell merkt er, irgendetwas stimmt mit ihr nicht. Statt sich abzuwenden, fängt er an, Fragen zu stellen. Als Gina plötzlich verschwindet und ihm ein verstörendes Video zugespielt wird, trifft er eine waghalsige Entscheidung. Er wird in eine gefährliche Geschichte hineingezogen.

Mein Leseeindruck:

Beim Blick auf das Cover und den Klappentext hatte ich zunächst einen gefühlvollen Liebesroman erwartet. Doch was ich bekam, war etwas ganz anderes! Ein spannungsgeladener Plot mit Thriller-Elementen. Auch wenn dies zunächst überraschend war, hat mich die Geschichte durchaus gefesselt. Viele Leser:innen haben das Buch eher kritisch bewertet, unter anderem wegen einer sexuellen Gewalttat. Auch ich habe an dieser Stelle gestutzt und hätte mir eine Trigger-Warnung gewünscht, dennoch wollte ich der Geschichte eine Chance geben und war letztlich positiv überrascht. Der Schreibstil von Hanni Münzer ist angenehm flüssig. Viele Szenen sind atmosphärisch dicht und laden zum Kopfkino ein. Die Handlung entwickelt sich rasant, auch wenn ich mir an einigen Stellen etwas mehr Tiefe in der Figurenzeichnung gewünscht hätte. Gina und Riccardo blieben mir emotional eher fern, was vielleicht auch dem Fokus auf Spannung statt innerer Entwicklung geschuldet ist. Was man dem Roman definitiv zugutehalten muss: Er überrascht! Wer offen für eine Geschichte mit düsteren Wendungen, moralischen Grauzonen und einem Hauch Mystery ist, wird hier durchaus auf seine Kosten kommen.

Fazit:

3,5 von 5 Sterne! Kein klassischer Liebesroman, sondern ein spannender, teilweise provokanter Roman. Eine überraschende Geschichte.

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Veröffentlicht am 18.05.2025

Jahreshighlight!

Die Erbin
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Darum geht es:
Köln 1957: Cosima Liefenstein stammt aus einer angesehenen Industriellenfamilie, doch statt sich in die traditionellen Rollen zu fügen, fährt sie ihren eigenen Kurs. Mit der Gründung einer ...

Darum geht es:
Köln 1957: Cosima Liefenstein stammt aus einer angesehenen Industriellenfamilie, doch statt sich in die traditionellen Rollen zu fügen, fährt sie ihren eigenen Kurs. Mit der Gründung einer Stiftung will sie benachteiligten Frauen und Müttern helfen. Ein mutiger Schritt in einer noch immer konservativen Gesellschaft. Als der Journalist Leo Marktgraf in ihr Leben tritt, gerät alles ins Wanken. Er recherchiert den mysteriösen Tod eines Anwalts, dessen Leiche am Rheinufer gefunden wurde, kurz nachdem er öffentlich schwere Vorwürfe gegen Cosimas Familie erhoben hat. Cosima beginnt, Fragen zu stellen, die lange niemand mehr laut auszusprechen wagte. Sie erkennt bald: Die Schatten der NS-Zeit reichen tiefer in ihre Familie, und in die junge Bundesrepublik, als sie je vermutet hätte. Je näher Cosima und Leo der Wahrheit kommen, desto gefährlicher wird ihre Suche. Denn einflussreiche Kreise setzen alles daran, dass die Vergangenheit im Verborgenen bleibt.



Mein Leseeindruck:
Der neue Roman von Claire Winter ist intensiv, spannend und dabei äußerst kompakt. Dabei ist keine Seite zu viel und kein Wort verschenkt. Besonders gefällt mir die Struktur der Geschichte. Die Autorin erzählt auf zwei Zeitebenen, einerseits in der Gegenwart des Jahres 1957 und andererseits in Rückblicken aus dem Leben von Cosimas Familie. Claire Winter lässt ihre Protagonisten zu Wort kommen. Das verleiht dem Ganzen eine Vielschichtigkeit, eine enorme Tiefe und eine emotionale Wucht. Die Rückblicke öffnen ein Fenster in die Zeit des Nationalsozialismus und haben ganz erschütternd gezeigt, wie sehr persönliche und politische Schuld miteinander verwoben sind. Die historische Recherche ist exzellent, ohne je belehrend zu wirken. Vielmehr entsteht eine Sogwirkung. Man will, muss einfach wissen, wie tief die Abgründe reichen, was unter der Oberfläche der Vergangenheit verborgen liegt. Die Aspekte der NS-Zeit sind meisterhaft in die Geschichte Cosimas eingebettet. Bewegend, glaubwürdig und von großer erzählerischer Relevanz.

Fazit:
Jahreshighlight! Chapeau, liebe Claire Winter! Ein eindrucksvoller, historisch fundierter Roman über das Weiterwirken der NS-Zeit, mutige Wahrheitssuche und verdrängte Schuld. Absolute Empfehlung!

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