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Veröffentlicht am 28.11.2025

Packender Thriller mit unvorhersehbaren Wendungen und erstklassigen Irreführungen

Safe Space
9

Wem kannst du im Angesicht des nahenden Todes noch vertrauen? Wie weit ist dein Verstand bereit, sich im Moment der zweifelsfreien Erkenntnis dem Unglaublichen hinzugeben? Wie tief ist dein Abgrund, wenn ...

Wem kannst du im Angesicht des nahenden Todes noch vertrauen? Wie weit ist dein Verstand bereit, sich im Moment der zweifelsfreien Erkenntnis dem Unglaublichen hinzugeben? Wie tief ist dein Abgrund, wenn es um alles geht? Wie weit würdest du gehen, wenn du unbedingt verstehen musst, was mit deiner Schwester geschehen ist?

Anna ist Mitte 20, gutaussehend und heuert als Anstaltspsychologin im Hochsicherheitsgefängnis Weyer an. Die ambitionierte junge Frau verfolgt dabei nicht wie sie nach außen hin vorgibt, hehre Motive, sondern kämpft in ihrem eigenen Abgrund darum, nicht gänzlich in die Schwärze abzurutschen, in die es ihre Bezugshäftlinge bereits gezogen hat. Anna ist auf der Suche nach der Wahrheit. Sie muss herausfinden, was damals mit ihrer Schwester geschehen ist. Wie weit sie dabei gehen wird, gehen muss, ist die spannungsgeladene Story hinter Sarah Bestgens neuem Thriller „Safe Space“.

Die Handlung startet direkt mit einem absoluten Paukenschlag und hervorragenden Akzent, was die Leserin / der Leser im weiteren Verlauf des Buches erwartet. Die Sprache ist leicht, direkt, zugänglich, es entsteht unmittelbar ein wahrer Sog in die Geschehnisse. Schnell ist klar, hier geht es um alles, um nichts weniger als das blanke Leben. Binnen der ersten Seiten zeichnet sich ab, dass die Leserin / der Leser niemandem trauen kann. – Wie sehr das zutrifft zeigt sich meisterhaft geschrieben im Verlaufe der Handlung.

Bestgen spielt hervorragend nicht nur mit Begrifflichkeiten, sondern auch mit gezielten Manipulationen, um die Leser:innen auf falsche Fährten zu setzen. Das Verwirrspiel gipfelt in einem spannungsgeladenen Finale mit krassen, unvorhersehbaren Wendungen, menschlichen Abgründen und abgrundtiefen Verletzungen.

„Safe Space“ hat mich die komplette Lesedauer mitgerissen, im letzten Drittel extrem. Es war mir kaum noch möglich, das Buch aus der Hand zu legen. Das Finale mag Geschmackssache sein (ich gehe bewusst nicht näher darauf ein; wer jetzt mehr wissen möchte, darf gerne selbst lesen und entscheiden 😉), mich hat es vollumfänglich abgeholt.

Anders als ihr erster Thriller „Happy End“, der mich nicht restlos überzeugen konnte, ist dieser hier ein wahres Meisterwerk und mit Gewissheit eines der besten Bücher, die ich 2025 gelesen habe! Eine absolute Empfehlung für Fans fesselnder Thriller und perfider Spannung. Hochachtung an die Autorin!

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Veröffentlicht am 16.11.2025

Herrlich. Fehlbar. Menschlich. - Ein tolles Geschenk für sich selbst und andere

Alles muss man selber falsch machen
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Mit "Alles muss man selber falsch machen" ist nun ein Kolumnenband von Alena Schröder aufgelegt worden. Bislang hatte ich lediglich ihre belletristischen Werte gelesen und sehr genossen. Ihre Kolumnen ...

Mit "Alles muss man selber falsch machen" ist nun ein Kolumnenband von Alena Schröder aufgelegt worden. Bislang hatte ich lediglich ihre belletristischen Werte gelesen und sehr genossen. Ihre Kolumnen waren Neuland für mich.

Der wilde Ritt durch mehrere Lebensjahre und -phasen durch verschiedene Schichten des Mensch- und Fehlbarseins sowie die Kurzweil mit der all dies präsentiert wird, waren jeden Tag aufs Neue ein kleines Alltagshighlight für mich. Ich habe teilweise herzlich gelacht, mitgelitten oder verschmitzt gelächelt, wenn mir die ein oder andere Situation oder Charakter bekannt vorkamen.

Alena Schröder hat einen wunderbaren, leichten und flüssigen Schreibstil. Ich kann diesen Kolumnenband daher genauso vollumfänglich empfehlen wie all ihre belletristischen Werke, die ich sehr schätze. Auch toll als Geschenk geeignet!

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Veröffentlicht am 02.11.2025

Spannende Idee, jedoch kein Thriller im klassischen Sinne

Die Abschaffung des Todes
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Stellen Sie sich vor, es wäre möglich, der Sterblichkeit ein Schnippchen zu schlagen. Was wäre Ihnen das wert? Wie weit würden Sie für das ewige Leben gehen? – In knappen Worten ist das die Grundidee hinter ...

Stellen Sie sich vor, es wäre möglich, der Sterblichkeit ein Schnippchen zu schlagen. Was wäre Ihnen das wert? Wie weit würden Sie für das ewige Leben gehen? – In knappen Worten ist das die Grundidee hinter „Die Abschaffung des Todes“ von Andreas Eschbach.

Ich habe einige Zeit gehadert, ob ich das Buch überhaupt lesen soll – auch wegen der anfangs kritischen und enttäuschten Rezensionen. Mit dem Hinweis „Lies es einfach wie einen Roman, nicht wie einen Thriller“ gab ich dem Schmöker dann doch eine Chance und wurde positiv überrascht.

Eschbach zeichnet eine gewagte, wenn auch nicht neue Idee, die gesellschaftlich, politisch und medizinisch großes Potenzial für Polarisation und eigene Auseinandersetzung mit dem Stoff bietet: Der Upload des menschlichen Gehirns in eine digitale Umgebung.

Die Idee der „Windover View“, einer nachrichtendienst-ähnlichen Zeitung für Superreiche mit höchst elitärem und selektivem Zugang zu den exklusiv erhobenen Informationen, hat mich sehr angesprochen. Ein solches Medium fände wohl auch im echten Leben viel Anklang und die breite Masse der Weltbevölkerung hätte keine Ahnung, was da eigentlich vor sich geht. – Bei genauerem Nachdenken könnte eine solche Publikation auch heute schon existieren, sicher verborgen vor den Augen der breiten Öffentlichkeit.

Dem allgemeinen Lesevergnügen standen mir zeitweise die zahlreichen Charaktere im Wege, die gut auch hätten reduziert werden können, um der Leserin / dem Leser den Überblick etwas zu erleichtern. Auch waren mir persönlich zuweilen die medizinischen Ausführungen für eine belletristische Lektüre zu ausführlich, auch wenn es auf die Glaubwürdigkeit des Unterfangens und der grundsätzlichen Machbarkeit der Idee einzahlt.

Unter dem Strich eine gelungene Lektüre, wenn auch sicherlich kein Thriller, wie die Angabe auf dem Titel verspricht. Mit der Erwartungshaltung an einen in Teilen durchaus spannenden Roman decken sich, meiner Einschätzung, Inhalt des Buches und die Erwartungshaltung der Leser:innen deutlich besser.

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Veröffentlicht am 25.10.2025

Atmospährisches Bilderbuch zum Vorlesen

Lichterland. Das kleine Irgendwas
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In "Lichterland: Das kleine Irgendwas" erleben die Freunde Karla und Frederik ihr neustes Abendteuer: Statt eines Steins hat ihr Wirbelwutsch "Wutschi" doch glatt ein Ei auf die Spitze seines Turms gestellt. ...

In "Lichterland: Das kleine Irgendwas" erleben die Freunde Karla und Frederik ihr neustes Abendteuer: Statt eines Steins hat ihr Wirbelwutsch "Wutschi" doch glatt ein Ei auf die Spitze seines Turms gestellt. Und nicht nur das, was auch immer in dem Ei ist, schlüpft...

Wie schon in den ersten drei Bänden der "Lichterland"-Serie steht auch hier die Hilfsbereitschaft und Freundschaft von Karla und Frederik im Vordergrund. Mich hat die Geschichte ein wenig an "Das kleine Ich-bin-Ich" erinnert. Dieses kommt jedoch an die wunderbar warme Stimmung und Atmosphäre des Lichterlands nicht heran.

Anders als die Vorgänger-Bände ist dieser ein klassisches Bilderbuch mit sehr reduziertem Text, wohingegen die ersten drei Bände (Vor-)Lesebücher von deutlich höherem Umfang sind. Es ist daher gut möglich, "Das kleine Irgendwas" als Abendgeschichte in überschaubarer Zeit vorzulesen.

Alles in allem erneut ein wunderschönes Buch der Autorin Carolin Jelden wie auch der Illustratorin Laura Bednarski, jedoch eben ein sehr kurzes Vergnügen, verglichen mit den Vorgänger-Bänden.

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Veröffentlicht am 10.10.2025

Geschlechtergerechtigkeit beleuchtet aus klugen und wachen Männeraugen - meine Positiv-Überraschung des Jahres!

Wenn die letzte Frau den Raum verlässt
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"Wenn die letzte Frau den Raum verlässt" von Herr und Speer habe ich von einer Freundin geschenkt bekommen. Ich bin ehrlich, selbst gekauft hätte ich mir das Buch nicht und schon allein beim Lesen der ...

"Wenn die letzte Frau den Raum verlässt" von Herr und Speer habe ich von einer Freundin geschenkt bekommen. Ich bin ehrlich, selbst gekauft hätte ich mir das Buch nicht und schon allein beim Lesen der Zitate und Auszüge auf den Buchklappen ging mein Blutdruck in die Höhe.

Selbst dreifache Mutter und in Vollzeit als Führungskraft berufstätig leben mein Mann und ich ein Modell, das in Deutschland noch immer die Ausnahme ist. Und nun kommen da (ausgerechnet) zwei Männer daher und wollen - einmal mehr - vermutlich überwiegend weiblichen Leserinnen erklären, was da gerade so alles gesellschaftlich ab- und falschläuft. Ich war skeptisch, ob das gut funktioniert.

Schon nach den ersten paar Seiten hatte mich das Buch in seinen Bann gezogen. Waren die Statements auf den Buchklappen noch polarisierend und stark (ab)wertend, empfängt das Buch die geneigte Leserin / den geneigten Leser mit viel Offenheit, Verletzlichkeit und der Einladung, sich selbst ein Bild zu machen - mit Hilfe dieses Buches und mit Hilfe eines offenen Austausches unter den Geschlechtern. Es ist bemerkenswert, wie offen Herr und Speer mit ihren eigenen Limitationen und Biases umgehen, wie sie glaubhaft den Bogen spannen, warum und wie sie dennoch ein so umfangreiches Verständnis für und Wissen über ein Thema erlangt haben, das hauptsächlich gesellschaftliche "Minderheiten" betrifft. Dass auch sie nicht frei von Fehlern waren oder es heute sind. Wie wenig bewusst sich viele privilegierte Menschen der Tatsache sind, dass und in welchem Umfang sie Privilegien haben und nutzen. Und auch, wie wichtig mehr und ehrliche Aufmerksamkeit für das Thema einer geschlechtergerechten Gesellschaft und Politik ist - gerade in Zeiten, in denen die Politik maßgeblich Einfluss darauf nimmt, welche Prioriäten große Konzerne setzen und verfolgen.

Auch vor dem Aufzeigen schockierender Tatsachen, fundiert mit Studienquellen nachgewiesen, schrecken die Autoren nicht zurück. Und dass in unserer heutigen Zeit noch immer gut ein Fünftel der Männer, selbst die der jungen Generation, für vollkommen legitim hält, Frauen gegenüber Gewalt anzuwenden, lässt mich sprachlos zurück.

"Wenn die letzte Frau den Raum verlässt" wirft ein Schlaglicht auf eines der vermutlich meist unterschätzten Themen unserer Zeit. Stellt euch nur mal vor, wie die Welt aussehen könnte, würde sie nicht mehr primär von Geld, Macht und Ego dominiert, sondern Lösungen auch getragen von gegenseitigem Respekt, Verständnis, Mitgefühl, Integration. - Klingt utopisch, ja. Am Ende liegt es aber an uns, ob wir immer so weitermachen oder zunächst im Kleinen und dann im Größeren Zeichen für Veränderung setzen und diese aktiv mitgestalten. Eine klare Leseempfehlung für einfach alle, die ihren Blick weiten und vielleicht eine ganz neue Perspektive gewinnen und darüber ihren Horizont erweitern und Wandel gestalten möchten.

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