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Veröffentlicht am 02.12.2017

Der Geschichte auf den Grund gehen ist gefährlich...

In tiefen Schluchten
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Das Buch "In tiefen Schluchten" von Anne Chaplet trägt den Untertitel "Ein Kriminalroman aus dem Süden Frankreichs". Dieser Untertitel passt fast überhaupt nicht zu dem Buch, das ändert aber nichts daran, ...

Das Buch "In tiefen Schluchten" von Anne Chaplet trägt den Untertitel "Ein Kriminalroman aus dem Süden Frankreichs". Dieser Untertitel passt fast überhaupt nicht zu dem Buch, das ändert aber nichts daran, dass es wunderschön zu lesen, unterhaltsam und auch spannend ist.

Anne Chaplet entführt uns in einen grandiosen Landstrich, in das fiktive Dörfchen "Belleville" in der ansonsten realen Gegend der Cevennen und der Ardeche. Hier angekommen fühlt man sich durch ihre Beschreibungen sehr wohl und wie im Urlaub. Ich hatte bis jetzt noch nie das Bedürfnis, in Frankreich Urlaub zu machen, weil ich kein Französisch kann, aber nach diesen Beschreibungen von Wanderungen, Höhlen und Restaurants zieht es auch mich dorthin.
Dabei erzählt uns die Autorin eigentlich eine tragische Geschichte: Ihr Chef hat Viktoria, genannt Tori, einen Heiratsantrag gemacht - nicht, weil er sie liebt, sondern, damit sie die Anwaltskanzlei ohne viel Bürokratie übernehmen kann, wenn er stirbt. Er leidet an einem Gehirntumor und weiß nicht, wie lange er noch zu leben hat. Das unglaubliche passiert: Die beiden heiraten und verlieben sich danach tatsächlich ineinander. Sie verbringen wunderschöne Monate, gehen nach Südfrankreich um mehr über seine Vorfahren herauszufinden. Aber natürlich geschieht das Unvermeidliche: Er stirbt und seitdem ist Tori wie in Trance, macht fast nichts mehr außer schlafen. Sie braucht eine neue Aufgabe. Sie versucht weiter, etwas über die hugenottischen Vorfahren ihres Mannes herauszufinden und ist dabei schon mitten unter den Einheimischen und ihren Gewohnheiten angekommen. Doch je mehr sie nachforscht, desto verschlossener werden alle. Nur ihr Freund Nico hilft ihr. Es verschwinden und sterben immer mehr Leute, die etwas zu wissen scheinen - doch was? "Unsere Schande", war das einzige, was ihr ein alter Mann verriet, bevor er sterben musste. Ich will hier natürlich nicht alles verraten, lest lieber selbst! 

Die Geschichte wird spannend und anschaulich erzählt, nebenbei erhält man viele Infos über die Geschichte der Hugenotten und auch wunderschöne Wander- und Landschaftsbeschreibungen. Tori kommt auch auf den Hund, der die ganze Geschicht zwischendurch auflockert. Auch lernt Tori neue Männer kennen, wobei ich gestehen muss, dass für mich am Ende leider der Falsche "gewinnt"... 

Insgesamt ein schöner Roman, der tolle Stimmungen erzeugt. Definitiv kein Kriminalroman, erst gegen Ende werden die Verbrechen und die (polizeiliche) Ermittlung Hauptthema. 

Ich hätte mir insgesamt gewünscht, dass das Ganze am Ende etwas mehr aufgelöst wird - denn obwohl sich die Polizei mit dem Thema befasst hat, bleibt am Ende noch einiges in der Schwebe, um den Dorffrieden nicht zu stören. Das hat mir nicht so gut gefallen. Außerdem bin ich mit Toris Männerwahl nicht zufrieden - aber das ist ihre Entscheidung.

Veröffentlicht am 02.12.2017

Alles bestens in QualityLand...

QualityLand
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Das neue Buch von Marc-Uwe Kling, "QualityLand" wäre ein sehr lustiger Zukunftsausblick - wenn wir nicht im Alltag schon sehen könnten, dass wir unaufhaltsam auf so etwas Ähnliches zusteuern! Deswegen ...

Das neue Buch von Marc-Uwe Kling, "QualityLand" wäre ein sehr lustiger Zukunftsausblick - wenn wir nicht im Alltag schon sehen könnten, dass wir unaufhaltsam auf so etwas Ähnliches zusteuern! Deswegen ist es zusätzlich zu seinen sehr humorvollen Elementen auch ein warnendes Beispiel, was aktuell schon schief läuft und wo wir es nicht zu weit treiben dürfen. 

Wir werden als Touristen und stumme Beobachter in die neue Zeit und Welt QualityLand geführt, in der alles nicht gut oder sehr gut, sondern perfekt ist, schon von Gesetzes wegen. Wir begleiten Peter Arbeitsloser (die Nachnamen erhält man nach dem Beruf der Eltern) bei seinem halbherzigen Kampf gegen das System und den Präsidentschaftskandidaten John of Us in seinem Wahlkampf - er ist der erste Androide in der Politik. 
Dazwischen wird das Geschehen von Werbeeinblendungen und Nachrichten-Posts unterbrochen, die sehr dazu beitragen, dass man sich die Welt besser vorstellen kann. Bei diesem Teil des Buches wird auch interessant ob man ein helles oder dunkles Buch gekauft hat, denn diese unterscheiden sich nicht in der Handlung, sondern nur in den Einblendungen. Am Ende des Buches bekommt man einen Link unter dem man die Einblendungen der jeweils anderen Ausgabe lesen kann. Diese verschiedenen Ausgaben passen perfekt in das Konzept von QualityLand, in dem alles so personalisiert und berechnet ist, dass man, z.B. nichts mehr bestellen muss, sondern das, was man sich wünscht automatisch geliefert bekommt. 

Leider bekommt "QualityLand" von mir aber trotz allem nur 4 statt 5 Sterne. Ich finde die meisten Bestandteile dieses Buches sehr gut: die Grundidee, den logischen Aufbau der Welt, die Erzählweise, die Werbe-Einblendungen und die grafische Gestaltung des Buches. Doch das wichtigste - die Handlung - gerät für mich etwas zu sehr in den Hintergrund. Neben dem Aufbau der schillernden neuen Welt bleibt am Ende doch das Gefühl, dass es nur wenig Entwicklung gab und wir, trotz einiger - mehr oder weniger halbherziger - Versuche etwas zu verändern, wieder genau da sind, wo wir begonnen haben. Das hat mich am Ende etwas enttäuscht. 
Ich habe bei Büchern, die ein für mich so unerwünschtes Bild von der Zukunft zeigen, immer die Hoffnung, dass am Schluss alles in sich zusammenbricht und eine "normalere" Welt einkehren kann. Das ist hier überhaupt nicht der Fall. Das System wurde zwar infrage gestellt und kritisiert - trotzdem ändert sich nichts und keinen scheint es zu stören. 

Alles in allem ist "QualityLand" ein sehr gelungener Zukunftsroman, der satirisch die aktuellen technischen Entwicklungen und Personalisierungsbestrebungen, die den Nährboden für das, was in QualityLand Realität ist, bilden, aufs Korn nimmt. Absolut lesenswert - aber hinterher ist man ein bisschen paranoider als zuvor.

Veröffentlicht am 02.12.2017

Walter Moers, nicht von seiner besten Seite

Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr
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"Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr" ist der neue Zamonien-Roman von Hildegunst von Mythenmetz, übersetzt von Walter Moers, das Hörbuch wird gelesen von Andreas Fröhlich.


Alle Walter ...

"Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr" ist der neue Zamonien-Roman von Hildegunst von Mythenmetz, übersetzt von Walter Moers, das Hörbuch wird gelesen von Andreas Fröhlich.


Alle Walter Moers Fans warten schon sehnlichst auf den dritten Teil der "Stadt der Träumenden Bücher"-Trilogie. Dementsprechend enttäuscht war ich, als bekannt gemacht wurde, dass dieses Buch nochmal um Jahre verschoben würde und stattdessen "Prinzessin Insomnia" zuerst erscheinen würde.


Trotz aller dieser Enttäuschung schon vor dem Erscheinen dieses Buches wollte ich neutral und ohne negative Gefühle an das Hörbuch heranzugehen. Am Anfang hat mir die Geschichte nicht wirklich gefallen. Sie handelt von Prinzessin Dylia, die sich selbst Insomnia nennt, weil sie an einer unheilbaren Krankheit leidet, die sie oft viele Nächte in Folge nicht schlagen lässt. Die ersten Kapitel handeln nur von Dylias Gedanken, Wortspielen und selbstmitleidigen und selbstlobenden Jammereien, als sie wieder einmal lange nicht geschlafen hat. In dieser Phase des Buches ist mir unsere Hauptfigur sehr unsympathisch. Die Geschichte entwickelt sich weiter, und sobald der Alptraumfarbene Nachtmahr erscheint und sich mit Dylia auf die Reise durch ihr eigenes Gehirn begibt, wird die Geschichte spannender und bekommt eine tatsächliche Handlung statt nur inneren Dialog Dylias. Die anschließende Reise ist fantasievoll und spannend.  


Andreas Fröhlich kannte ich bisher nur als Filmsynchronisator und natürlich als Bob Andrews von den Drei ???. Da war es am Anfang schwierig mich umzugewöhnen, aber er liest die Geschichte so gut und anschaulich, dass das schnell ging. Manchmal liest er für meinen Geschmack etwas schnell, da auch viele Moers-typische endlose Aufzählungen mit ungewöhnlichen, unbekannten oder neu erfundenen Wörtern vorkommen. Ansonsten ist es sehr angenehm ihm zuzuhören. 


Insgesamt bin ich von der Geschichte nicht überzeugt, da es wirklich lang dauert, bis der zähe Anfang vorbei ist und die Geschichte Fahrt aufnimmt. Ich fand die Zeichnungen, die im Booklet enthalten sind, wunderschön und einen wirklichen Mehrwert für die Geschichte. Deswegen denke ich, dass für dieses Buch die gedruckte Buchversion besser ist als das Hörbuch, auch wenn es noch so schön gelesen wird. Die Druckversion enthält viel mehr Bilder, was die ganze Geschichte auflockert. 


Deswegen kann ich leider nur vier Sterne geben, obwohl ich ein wirklich großer Moers-Fan bin (siehe meinen Benutzernamen). Ich fand dies bist jetzt die schlechteste Zamonien-Geschichte und halte das gedruckte Buch für ein schöneres Leseerlebnis als das Hörbuch, obwohl es sehr gut gelesen ist.

Veröffentlicht am 02.12.2017

Spannender Kinderkrimi

Pandora und der phänomenale Mr Philby
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"Pandora und der phänomenale Mr. Philby" von Sabine Ludwig ist ein kurzweiliger Kinderkrimi.


Pandora freut sich auf ihre Ferien zu Hause bei ihrer Mutter in Cornwall. Aber das kleine Hotel schrammt an ...

"Pandora und der phänomenale Mr. Philby" von Sabine Ludwig ist ein kurzweiliger Kinderkrimi.


Pandora freut sich auf ihre Ferien zu Hause bei ihrer Mutter in Cornwall. Aber das kleine Hotel schrammt an der Grenze zur Pleite und muss über jeden noch so seltsamen Gast froh sein. Pandora muss wird die ganzen Ferien mit anpacken müssen und muss auch noch für den gleichaltrigen nervigen Ashley Babysitterin spielen. Das versprechen keine angenehmen Ferien zu werden. 
Doch dann wird an der Küste ein ermordeter Mann gefunden, die Kinder stellen eigene Nachforschungen an und die Ereignisse überschlagen sich.


Ein stimmungsvoller Kinderkrimi an der cornischen Küste. 


Spannung und Spaß kommen nicht zu kurz, aber insgesamt - Achtung Spoiler - ist es doch etwas vorhersehbar, wenn derjenige der Bösewicht ist, der den Kindern von Anfang an suspekt war - deswegen nur vier Sterne.

Veröffentlicht am 02.12.2017

Mäßig gruselig aber witzig

House of Ghosts - Der aus der Kälte kam
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"House of Ghosts - Der aus der Kälte kam" von Frank M. Reifenberg ist ein unterhaltsames Kinderbuch und der zweite Band der "House of Ghosts"-Reihe.


Leider habe ich Band eins nicht gelesen, trotzdem ...

"House of Ghosts - Der aus der Kälte kam" von Frank M. Reifenberg ist ein unterhaltsames Kinderbuch und der zweite Band der "House of Ghosts"-Reihe.


Leider habe ich Band eins nicht gelesen, trotzdem konnte ich der Handlung in Band zwei gut folgen und habe das Abenteuer genossen. 
Melli hat im ersten Band eine Villa von ihrer Urgroßschwiegercousine (oder so ähnlich) geerbt, damit auch die Verantwortung einer Hüterin der Pforte ins Jenseits. Sie muss also Geister aus unserer Welt hinüber ins Jenseits bugsieren. Dabei helfen ihr die Geister Lodovico und Erasmus, aber auch der Nachbarsjunge Hotte (einem waschechten Freiherrn), der ein Gespensterexperte werden will. Und wo treffen sie auf einen Geist, den sie retten sollen: Im Kühlhaus der ortsansässigen Metzgerei! Der arme Aldwyn war mit einer Polarexpedition unterwegs und ist eingefroren - sein Geist ist das auch immer noch. 
Ein Abenteuer und ein grandioser Spaß!


Das Buch ist nicht wirklich gruselig, dadurch dass von vorne herein klar ist, dass es Geister gibt und dass Melli ihnen helfen muss. Etwas unheimlich ist lediglich der böse Widersacher, der Einäugige, der immer versucht die Geister mit sich ins böse Jenseits zu ziehen.
Der Schreibstil ist angenehm, die Sprache locker und gut verständlich. Ab und zu wird ein Kapiel aus der Sicht des Geistes geschildert, das hilft dabei, sich in seine Geschichte hineinzuversetzen. Am Ende geht natürlich alles gut aus.


Die Illustrationen sind herzallerliebst und sehr witzig!


Mir hat das Buch gut gefallen! Für Kinder gut zum Vorlesen oder zum Selberlesen für fortgeschrittenere Leser, die sich auch an ungewöhnlichen Wörtern versuchen wollen.