Der Geschichte auf den Grund gehen ist gefährlich...
In tiefen SchluchtenDas Buch "In tiefen Schluchten" von Anne Chaplet trägt den Untertitel "Ein Kriminalroman aus dem Süden Frankreichs". Dieser Untertitel passt fast überhaupt nicht zu dem Buch, das ändert aber nichts daran, ...
Das Buch "In tiefen Schluchten" von Anne Chaplet trägt den Untertitel "Ein Kriminalroman aus dem Süden Frankreichs". Dieser Untertitel passt fast überhaupt nicht zu dem Buch, das ändert aber nichts daran, dass es wunderschön zu lesen, unterhaltsam und auch spannend ist.
Anne Chaplet entführt uns in einen grandiosen Landstrich, in das fiktive Dörfchen "Belleville" in der ansonsten realen Gegend der Cevennen und der Ardeche. Hier angekommen fühlt man sich durch ihre Beschreibungen sehr wohl und wie im Urlaub. Ich hatte bis jetzt noch nie das Bedürfnis, in Frankreich Urlaub zu machen, weil ich kein Französisch kann, aber nach diesen Beschreibungen von Wanderungen, Höhlen und Restaurants zieht es auch mich dorthin.
Dabei erzählt uns die Autorin eigentlich eine tragische Geschichte: Ihr Chef hat Viktoria, genannt Tori, einen Heiratsantrag gemacht - nicht, weil er sie liebt, sondern, damit sie die Anwaltskanzlei ohne viel Bürokratie übernehmen kann, wenn er stirbt. Er leidet an einem Gehirntumor und weiß nicht, wie lange er noch zu leben hat. Das unglaubliche passiert: Die beiden heiraten und verlieben sich danach tatsächlich ineinander. Sie verbringen wunderschöne Monate, gehen nach Südfrankreich um mehr über seine Vorfahren herauszufinden. Aber natürlich geschieht das Unvermeidliche: Er stirbt und seitdem ist Tori wie in Trance, macht fast nichts mehr außer schlafen. Sie braucht eine neue Aufgabe. Sie versucht weiter, etwas über die hugenottischen Vorfahren ihres Mannes herauszufinden und ist dabei schon mitten unter den Einheimischen und ihren Gewohnheiten angekommen. Doch je mehr sie nachforscht, desto verschlossener werden alle. Nur ihr Freund Nico hilft ihr. Es verschwinden und sterben immer mehr Leute, die etwas zu wissen scheinen - doch was? "Unsere Schande", war das einzige, was ihr ein alter Mann verriet, bevor er sterben musste. Ich will hier natürlich nicht alles verraten, lest lieber selbst!
Die Geschichte wird spannend und anschaulich erzählt, nebenbei erhält man viele Infos über die Geschichte der Hugenotten und auch wunderschöne Wander- und Landschaftsbeschreibungen. Tori kommt auch auf den Hund, der die ganze Geschicht zwischendurch auflockert. Auch lernt Tori neue Männer kennen, wobei ich gestehen muss, dass für mich am Ende leider der Falsche "gewinnt"...
Insgesamt ein schöner Roman, der tolle Stimmungen erzeugt. Definitiv kein Kriminalroman, erst gegen Ende werden die Verbrechen und die (polizeiliche) Ermittlung Hauptthema.
Ich hätte mir insgesamt gewünscht, dass das Ganze am Ende etwas mehr aufgelöst wird - denn obwohl sich die Polizei mit dem Thema befasst hat, bleibt am Ende noch einiges in der Schwebe, um den Dorffrieden nicht zu stören. Das hat mir nicht so gut gefallen. Außerdem bin ich mit Toris Männerwahl nicht zufrieden - aber das ist ihre Entscheidung.