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Veröffentlicht am 14.09.2021

Ein modernes Märchen über Macht und wahre Größe

Die Mäusekönigin
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Die Vietnamesin Nhi ist aufgrund der chemischen Kriegsführung ohne Beine zur Welt gekommen und in einem Waisenhaus aufgewachsen. Sie hat die besondere Gabe mit Tieren sprechen zu können. Ihre treuen Begleiter ...

Die Vietnamesin Nhi ist aufgrund der chemischen Kriegsführung ohne Beine zur Welt gekommen und in einem Waisenhaus aufgewachsen. Sie hat die besondere Gabe mit Tieren sprechen zu können. Ihre treuen Begleiter sind die Maus Bao und der blinde Waisenjunge Thang. Mit 18 ist für die drei kein Platz mehr im Waisenhaus und sie werden zu Nhis Tante in ein kleines Dorf in den Bergen gebracht. Die Tante betreibt eine Schlangenfarm. Thang und Nhi sind nicht willkommen und bleiben Außenseiter. Niemand sieht in ihnen einen Nutzen. Nhi ist intelligent und sieht viel, was ihr nicht gefällt. Durch Bao erfährt sie die dunklen Geheimnisse der Tante. Nhis Tante glaubt, in Nhi und Thang hilflose Opfer für ihre Machenschaften zu haben. Doch Nhi weiß, sich zu wehren.

Die Geschichte wird aus der Perspektive der Maus Bao erzählt, was einen Teil des besonderen Reizes des Märchens ausmacht. Während die Umgebung nur Nhis Defizite sieht, hat sie mich mit ihrer Empathie für alle Lebewesen und ihrem wachen Verstand für sich eingenommen.

Was zuerst als Glücksfall erscheint, dass sie noch lebende Verwandte hat und damit ein Zuhause, entwickelt sich immer mehr zum Alptraum. Die Geschichte entwickelt sich immer mehr zum Krimi. Gespannt habe ich mitverfolgt, wie das Trio hinter die dunklen Geheimnisse der Tante kommt. Die drei kommen dadurch mehrmals in Lebensgefahr. Dadurch ist die Geschichte sehr spannend.

Das Ende mag auf den ersten Blickgrausam erscheinen, war für mich aber angemessen und hat mir ein tiefes Gefühl der Befriedigung gegeben.

In meinen Augen stehen die Tante und ihre Kumpane für den Menschen, der aus Profitgier rücksichtslos die Natur ausbeutet und was in ihren Augen keinen Wert besitzt, erbarmungslos vernichtet. Nhi ist das positive Gegenstück. Sie weiß, dass jeder seinen Platz im Naturgefüge hat und sich das nehmen darf, was er braucht, um zu überleben.

Ich bin von der Geschichte begeistert. Sie war unterhaltsam, packend geschrieben und und lässt mich am Schluss kurz innehalten.

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Veröffentlicht am 13.09.2021

Dunkles Kapitel der Schweizer Geschichte

Wenn die Schatten sterben
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2006 Becky Kolberg verliert bei einem Segelunfall ihren Ehemann. Um das Trauma zu verarbeiten, zieht sie mit ihrem Sohn Adrian von Deutschland in das Schloss der Eltern ins Schweizerische Solothurn . Bei ...

2006 Becky Kolberg verliert bei einem Segelunfall ihren Ehemann. Um das Trauma zu verarbeiten, zieht sie mit ihrem Sohn Adrian von Deutschland in das Schloss der Eltern ins Schweizerische Solothurn . Bei Renovierungsarbeiten wird im dortigen Keller die Leiche einer jungen ermordeten Frau gefunden. Da in der Schweiz Mord nach 30 Jahren verjährt und der Mord wohl in den 1940zigern Jahren war, finden keine Ermittlungen statt. Becky will der Toten unbedingt einen Namen geben und stellt eigene Nachforschungen an. Ohne es zu ahnen, bringen Beckys Fragen sie und ihren Sohn in Lebensgefahr.

Obwohl ich nahe der Schweizer Grenze aufgewachsen bin, war mir die tiefe Verstrickung der Schweiz in die nationalsozialistischen Machenschaften, die der Autor im Krimi thematisiert, unbekannt. Durch die Ereignisse rund um die Tote, die als Emma Kummer identifiziert wird, tauche ich ein in eine gespaltene Gesellschaft. Es gab starke nationalsozialistische Strömungen, die Frontisten und vehemente Gegner, die für eine unabhängige Schweiz gekämpft haben. Hohe Nazi-Funktionäre hatten Einfluss auf das wirtschaftliche Geschehen in der Schweiz.

Diese Ebene des Krimis war für mich absolut packend. Aber nicht nur wegen der historischen Details, sondern weil auch hier eine junge Frau ermordet wurde und polizeiliche Ermittlungen in Gang setzt. Lange bleibt unklar, ob es politische Motive waren , die zu der Tat geführt haben oder eine Beziehungstat.

Der zweite Handlungsstrang des Buches spielt 2006 und stellt Becky in den Mittelpunkt. Dieser Abschnitt konnte mich nicht ganz so fesseln. Vielleicht lag es daran, dass ich Becky nicht mochte ich fand sie undurchsichtig und manche ihrer Handlungen waren für mich nicht nachvollziehbar ,auch wenn der Autor dafür gegen Ende des Krimis eine logische Erklärung liefert.

Spannend sind die Ereignisse trotzdem allemal . Es kommt zu weiteren Todesfällen. Becky wird bedroht. Man ahnt, dass es mit der toten Emma zusammenhängt und ich habe wilde Theorien dazu aufgestellt.

Die Lösung war für mich überzeugend, aber auch bedrückend. Der Autor hat mir vor Augen geführt, dass die Ereignisse von damals auch heute noch das Leben Einzelner durcheinander wirbeln können.

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Veröffentlicht am 11.09.2021

Vier Frauen - vier Lebenswege

Schwestern fürs Leben
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Wir begleiten die drei Danneberg-Schwestern und ihre Cousine Freya auf ihrem Lebensweg von 1919 bis 1945.

Die 4 Mädchen stehen kurz vor ihrem Schulabschluss und müssen Entscheidungen für ihren weiteren ...

Wir begleiten die drei Danneberg-Schwestern und ihre Cousine Freya auf ihrem Lebensweg von 1919 bis 1945.

Die 4 Mädchen stehen kurz vor ihrem Schulabschluss und müssen Entscheidungen für ihren weiteren Lebensweg treffen.

Lene, die älteste Schwester, möchte unbedingt die Rumfabrik übernehmen. Ihr Vater ist strikt dagegen. Um ihr Ziel dennoch zu erreichen, opfert sie ihr persönliches Glück.

Lizzie hat einen klugen Kopf und träumt davon, Ärztin zu werden.

Jette, das Nesthäkchen, sieht sich als erfolgreiche Schauspielerin auf den Bühnen der Welt.

Cousine Freya hat es von Anfang an nicht leicht im Leben. Sie verliebt sich in den charismatischen Paul und hofft auf ein glückliches Familienleben.

Jede der vier trifft ihre Entscheidungen und muss mit den Konsequenzen leben.

Mich hat das Buch sehr gut unterhalten. Da jede der 4 Frauen einen komplett unterschiedlichen Charakter hat, sind auch ihre Lebenswege anders. Das erlaubt mir völlig verschiedene Aspekte des Lebens im beschriebenen Zeitraum kennenzulernen. Die Ereignisse werden abwechselnd aus Sicht der einzelnen Frauen geschildert. Gut gefallen hat mir, dass die Frauen mit ihren Stärken und Schwächen beschrieben werden, so dass im Verlauf der Geschichte meine Sympathien des öfteren gewechselt haben.

Lene opfert viel für ihren Traum, das väterliche Unternehmen zu führen. Manche ihrer Entscheidungen waren in meinen Augen sehr rücksichtslos. Gleichzeitig habe ich sie für ihren starken Willen bewundert.

Lizzie war mir mit ihrem Wunsch zu lernen am nächsten. Sie geht in ihrem Beruf auf und findet trotz manchem Schicksalsschlag in meinen Augen so etwas wie Erfüllung.

Jette dagegen konnte nie so richtig mein Herz erwärmen. Sie war mir zu egozentrisch und labil.

Wen ich aufrichtig bedauert habe, ist Freya. Das Glück schien ständig einen Bogen, um sie zu machen .

Verwoben mit dem Leben des Kleeblatts, wie sich die Frauen selber nennen, sind die geschichtlichen Ereignisse der damaligen Zeit. Einen besonderen Schwerpunkt bilden die Geschehnisse in Flensburg. Interessant für mich als Südlicht waren die Konflikte im Zusammenhang mit der Abstimmung, ob Flensburg dänisch werden sollte.

In meinen Augen bietet der Roman eine gelungene Mischung aus Fiktion, die für gute Unterhaltung und Spannung sorgt und den historischen Ereignissen, die durch die Figuren ein Gesicht bekommen.

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Veröffentlicht am 06.09.2021

Toller Auftakt einer spannenden Mittelalter- Trilogie

Das Kreuz des Pilgers
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Koblenz am Zusammenfluss von Mosel und Rhein ist im Jahr 1379 eine bedeutende Handelsstadt. Reinhild, nach dem Tod ihres Mannes Gottfried bei einem räuberischen Überfall auf ihre Handelskarawane, weiß, ...

Koblenz am Zusammenfluss von Mosel und Rhein ist im Jahr 1379 eine bedeutende Handelsstadt. Reinhild, nach dem Tod ihres Mannes Gottfried bei einem räuberischen Überfall auf ihre Handelskarawane, weiß, dass sie einen neuen Ehemann suchen muss. Mögliche Kandidaten sind ihre beiden Jugendfreunde Conlin von Langenreth und Don Palmiro, die beide gerade von einer gemeinsamen Pilgerfahrt zurückgekommen sind.
Palmiro bringt von dort ein wundersames Kreuz aus dem Templerschatz mit. Diese wertvolle Reliquie zieht die Aufmerksamkeit der Inquisition auf Palmiro, der ein weiteres tödliches Geheimnis hütet.
Conlin ist zwar von Adel, aber nur der 2. Sohn und mittellos. Widerwillig kümmert er sich nach seiner Rückkehr um die Familie, da sein Bruder und Erbe krank ist.
Während die Bedrohung für Reinhild, ihre Familie und Freunde unbemerkt größer wird, hat ihr Herz längst entschieden.
Die Autorin beginnt ihren Roman mit einem Paukenschlag, dem verlustreichen Überfall auf die Handelskarawane. Wer nun noch mehr Kämpfe und blutige Ereignisse erwartet, wird vom weiteren Verlauf der Geschichte enttäuscht sein.
Die Autorin lässt mich ganz in die Welt des mittelalterlichen Koblenz eintauchen. Der ruhige Erzählfluss nimmt mich schnell gefangen und ich werde zur interessierten Beobachterin, die gespannt die Ereignisse rund um Reinhild und ihre Freunde und Familie verfolgt.
Reinhild ist eine starke, sympathische junge Frau, die über eine gute Bildung verfügt, aber eine schwere Bürde trägt, die es ihr nicht leicht macht, ihrem Herzen zu folgen.
Palmiro hat ein Geheimnis, das ihn in den Augen der Kirche zu ewiger Verdamnis verurteilt. Hinzu kommt die Last der Reliquie, deren Einfluss auf sein Leben stetig zunimmt. Ich konnte ihn nur aufrichtig bedauern.
Ebenso galt mein Mitgefühl Conlin. Conlin ist ein ehrenhafter und pflichtbewusster Mann. Sein Vater hat ihn verstoßen, weil Conlin sich nicht seinem Willen unterwerfen wollte. Nun zwingt ihn die Krankheit seines Bruders dazu, den Platz einzunehmen, den ihm sein Vater verwehrt hat. Seine Rettungsversuche bringen ihn in eine bedrohliche Situation.
Ehe ich mich versah, hatte ich die letzte Seite umgeblättert und blieb mit vielen ungeklärten Fragen und künftigen Gefahren zurück. Dies ist der Nachteil, wenn es sich wie hier um eine Trilogie handelt. Ich werde auf jeden Fall weiter lesen !

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Veröffentlicht am 31.08.2021

In den Fängen des sendero luminoso

Wendepunkte - Es gibt immer einen anderen Weg
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2011 Ein Bus ist unterwegs von Rio nach Lima. Neben einer Vielzahl von dort lebenden Personen befinden sich auch einige Ausländer im Bus. Jeder von diesen hat seine ganz besondere Vergangenheit, die nicht ...

2011 Ein Bus ist unterwegs von Rio nach Lima. Neben einer Vielzahl von dort lebenden Personen befinden sich auch einige Ausländer im Bus. Jeder von diesen hat seine ganz besondere Vergangenheit, die nicht frei von dunklen Flecken ist.

Unvermittelt wird der Bus von einer Gruppe Terroristen, die sich selbst als Mitglieder des sendero luminoso bezeichnen, gekapert. Brutal unterdrücken sie jeden Widerstand. Die Ausländer werden separiert, um Lösegeld zu erpressen. Wenn die Gruppe dieser lebensbedrohenden Hölle entkommen will, müssen sie zusammenarbeiten. Sie entwickeln einen waghalsigen Plan.

Der Autor arbeitet mit zwei Zeitebenen. Da ist zum einen das Jahr 2011. Hier schildert er die Ereignisse des Überfalls und die Zeit im Gefangenenlager. Da die Terroristen sehr brutal vorgehen, gibt es einige grausame und blutige Szenen. Diese Momente von Folter und Unmenschlichkeit durchziehen den ganzen Roman , auch in den Rückblenden. Das hat mich persönlich nicht gestört, weil sie nicht willkürlich sind und der Effekthascherei dienen, sondern die realen geschichtlichen Tatsachen wiedergeben.

Um mir die handelnden Personen näher zu bringen, schildert der Autor wichtige Ereignisse aus deren Vergangenheit. Besonders gut lerne ich die Amerikaner Will und James kennen, die während der Gefangenschaft eine führende Rolle übernehmen. Beide waren Soldaten. Obwohl Will Teilnehmer an den dunklen Kapitel der neueren Zeitgeschichte war, konnte ich ihn nicht als Monster sehen. Im Gegenteil ich mochte ihn.

Gut dargestellt war in meinen Augen wie aus einer Handvoll Fremder eine verschworene Gemeinschaft wird.

Der Roman ist sehr packend geschrieben. Besonders gut und interessant fand ich die Rückblenden und hier besonders die von Will, da sie mir so furchtbare Ereignisse wie die Atomversuche auf dem Bikini-Atoll und Papa Doc auf Haiti ins Gedächtnis gerufen haben. Erschreckend wie schnell man vergisst.

Das Buch ist ein ungewöhnlicher und für mein Empfinden extrem spannender Thriller, der mich mit jeder Seite mehr in seinen Bann gezogen hat.

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