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Veröffentlicht am 18.08.2025

Eine Frage des Überlebens oder schon Kollaboration ?

Der Barmann des Ritz
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Wer kennt nicht das berühmte Pariser Hotel Ritz, ein Ort der Eleganz und Dekadenz , um den sich viele Mythen ranken. Und wie in jedem anderen Hotel ist auch hier die Bar der Mittelpunkt, wo sich Menschen ...

Wer kennt nicht das berühmte Pariser Hotel Ritz, ein Ort der Eleganz und Dekadenz , um den sich viele Mythen ranken. Und wie in jedem anderen Hotel ist auch hier die Bar der Mittelpunkt, wo sich Menschen aller Couleur treffen. Das ist das Reich von Frank Meier, Kind armer Leute aus Österreich. Er hat den Sprung über den Ozean gewagt, wird ein berühmter Barmann und sieht seinen Traum erfüllt, als er die Bar im Ritz übernimmt.
Das ist nur die eine Seite der Geschichte, denn Maier ist Jude und Paris ist von den Nazis besetzt. Und er ist nicht der einzige, der ein Geheimnis verbirgt, das den Tod oder zumindest einen längeren Gefängnisaufenthalt bringen kann. So macht Maier, was er immer gemacht hat und was er beherrscht wie kein anderer. Er gibt den perfekten Gastgeber und bebt innerlich vor Angst vor einer möglichen Entdeckung. So tritt er den wichtigen Personen der Nazibesatzung gegenüber, denn das Ritz dient ihnen als Hauptquartier. Ohne es zu wollen, wird er in ihre Machenschaften hineingezogen und um sich und andere zu schützen, kooperiert er. Am Tag der Befreiung stellt Maier sich die Frage, ob als Kollaborateur angeklagt werden wird. Er hadert mit sich selbst, wirft sich vor, dass er feige war und hätte Widerstand leisten müssen.
Der Roman liest sich interessant und in weiten Teilen unterhaltsam, weil die Bar ein Ort außerhalb der Realität zu sein scheint. Man lernt einige der Nazigrößen von einer eher privaten Seite kennen. Überraschenderweise hatten einige auch sympathische Züge und man konnte fast vergessen, dass sie für unzählige Tote verantwortlich waren. Was hätten sie wohl gesagt, wenn sie gewusst hätten, dass sie sich vertraulich mit einem Juden unterhalten ? Maier versucht, nicht aufzufallen, ist geradezu devot. Nur die Gedanken sind frei und bieten Raum für seine Angst und seine Abscheu gegenüber sich selbst, weil er die, die er liebt, nicht schützen kann. Was so nicht stimmt, denn er nimmt durchaus Risiken auf sich, um zu helfen. Ich stelle mir den Druck, unter dem Maier stand , unmenschlich vor. Was ich nicht völlig nachvollziehen konnte, waren seine Selbstvorwürfe. In meinen Augen hat er das getan, was viele andere auch getan haben, er hat versucht zu überleben. Nicht jeder ist , zum Helden geboren.
Gut gefallen und für mich ein gelungener Abschluss, der Autor endet das Buch mit Bilder der historischen Personen und gibt Auskunft über ihr weiteres Schicksal.

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Veröffentlicht am 12.08.2025

Keine Gnade

Asa
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Mich hat das Cover angesprochen - das kalte Blau, der Wald auf der Wange der Frau, der wie eine Narbe wirkt und die Frau selbst, die zu allem entschlossen scheint. Ich hätte gewarnt sein sollen. Und spätestens ...

Mich hat das Cover angesprochen - das kalte Blau, der Wald auf der Wange der Frau, der wie eine Narbe wirkt und die Frau selbst, die zu allem entschlossen scheint. Ich hätte gewarnt sein sollen. Und spätestens nach dem Prolog war offensichtlich, das wird kein Wohlfühlkrimi. Dennoch haben mich die Vielzahl der Morde, die Erbarmungslosigkeit und die Gefühlskälte der Akteure überrascht. Zudem liegt über der ganzen Handlung in meinen Augen eine drückende Traurigkeit.
Erzählt wird Asas Geschichte und ihrer Familie, jedoch nicht von ihr , sondern von einem zu Beginn unbekanntem Erzähler. Asa hat eine glückliche Kindheit. Sie vergöttert ihren Vater, der ihr alles beibringt, was man zum Überleben in einer feindlichen Umwelt braucht. Asas Kindheit endet jäh mit der Prüfung, die alle Jugendliche aus der Gemeinschaft durchlaufen müssen. Asa ist da 14 und bald darauf wird ihr Vater bei einem gemeinsamen Ausflug erschossen. Asa entkommt knapp und der Alptraum beginnt. Dies und die Geschichte ihrer Familie wird in Rückblenden erzählt. Dabei werden die Schicksale wichtiger Akteure geschildert. Manches davon dient den Lebenden als Rechtfertigung für ihr Tun. Für mich bedeutete jede neue Information mehr Schrecken und Unverständnis. Für Asa reichen die Gründe nicht. Das macht sie zur Verräterin an der Gemeinschaft. Doch etwas hat sie gelernt, wenn du überleben willst, musst du von der Beute zum Jäger werden. Und Asa wird zur Jägerin. Sie will die Kette von Lüge , Verrat und sinnlosen Toden durchbrechen.
Das Ende hat mir sehr gut gefallen, denn es war in meinen Augen versöhnlich und voller Frieden. Das hatte ich absolut nicht erwartet.
Das Buch hat mich emotional gefordert. Das Ausmaß an Verrat und Gnadenlosigkeit war überwältigend. Die Rechtfertigung für dieses Verhalten fand ich empörend und heuchlerisch. Obwohl Asa selbst zur Mörderin wird, mochte ich sie, denn sie mordet in meinen Augen aus den richtigen Gründen. Ich empfinde ihr Schicksal als ungerecht und ihre Entschlossenheit richtig und konsequent. Der Erzählstil passte für mich perfekt zum Geschehen. Die Sprache war sachlich und emotionslos und ein perfektes Gegengewicht zur aufwühlenden Geschichte.

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Veröffentlicht am 06.08.2025

Serienmörder - Menschen wie du und ich

A Serial Killer’s Guide to Marriage
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Mein Anreiz, das Buch zu lesen, war der Titel. Ich hatte nur eine vage Vorstellung, was mich erwartet würde. Es war dann ganz anders und ich war begeistert. Im Grunde erzählt der Krimi eine alltägliche ...

Mein Anreiz, das Buch zu lesen, war der Titel. Ich hatte nur eine vage Vorstellung, was mich erwartet würde. Es war dann ganz anders und ich war begeistert. Im Grunde erzählt der Krimi eine alltägliche Geschichte, wenn die Beteiligten nicht so speziell wären.

Die Geburt ihrer Tochter Bibi führt bei Haze und Fox zu einer veritablen Ehekrise. Nun dreht sich das Leben um das Wohlergehen der heiß geliebten Tochter und lieb gewonnene Gewohnheiten müssen deshalb aufgegeben werden. Und man stellt sich die Frage, war es das ? So weit, so normal. Nur handelt es sich hier bei den Gewohnheiten darum, dass Fox und Haze gemeinsam gemordet haben. Es war ihre Leidenschaft und hat ihr Leben in jeder Hinsicht beflügelt. Das geht natürlich nicht mehr, wenn man Sorge für ein Kind trägt. Beide leiden darunter. Besonders Haze wird unausstehlich und bringt Fox an seine Grenzen. Dann tötet Haze versehentlich einen Mann praktisch vor ihrer Haustür. Das Chaos nimmt seinen Lauf.. Haze ist nun damit beschäftigt, das Geschehen vor Fox zu verheimlichen, was die häusliche Situation nicht besser macht. Fox versucht auf andere Weise, seine Vorlieben unter Kontrolle zu bekommen, was zu weiteren Heimlichkeiten führt. Es herrscht eine Atmosphäre des Misstrauens und des gegenseitigen Belauerns. Leider ein Szenario, das oft zum Scheitern einer Ehe führt, auch wenn sie im Himmel geschlossen wurde.

Die Lektüre war unglaublich spannend, auch davon getragen, die beiden können ihre Ehe retten, bevor sie sich gegenseitig umbringen. Ich habe beide Seiten verstanden und konnte mich nicht entscheiden, wem ich mehr zugeneigt bin. Vielleicht war ich mehr auf Hazes Seite - Frauensolidarität ! Gut gefallen hat mir, dass die Erzählweise . Fox und Haze schildern abwechselnd ihre Sicht auf die Dinge und ich wusste, beide lieben sich auch weiterhin. Und dann kommt auch der Humor nicht zu kurz, wenn auch etwas schräg und sehr britisch. ich habe es gefeiert. Und wo bleibt die Krimihandlung ? Nun da war ja noch der Tote vor der Haustür, die bisher verübten Morde, eine sehr clevere Polizistin, böse Eltern ... Mir hat die Mischung sehr gut gefallen. Es war spannend auf eine ganz eigne Art, unterhaltsam, witzig und definitiv mal etwas anderes.

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Veröffentlicht am 30.07.2025

Eine Geschichte wie man sie von Iny Lorentz erwartet - unterhaltsam und spannend

Ein verhängnisvolles Testament
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Die Bücher von Iny Lorentz sind nicht tiefschürfend, aber sie unterhalten sehr gut und das erwarte ich, wenn ich etwas von ihnen lese. Was in meinen Augen für ihre Bücher spricht, es sind immer starke ...

Die Bücher von Iny Lorentz sind nicht tiefschürfend, aber sie unterhalten sehr gut und das erwarte ich, wenn ich etwas von ihnen lese. Was in meinen Augen für ihre Bücher spricht, es sind immer starke Frauen , die die Handlung tragen und deshalb durchaus zum Vorbild taugen. Hier fand ich wieder gut dargestellt, wie rechtlos Frauen damals waren und wie ihr Schicksal vom Wohlwollen der Männer und der Kirche abhing.

Meine Lieblingsfigur war Anna von Rabenweiler - zweimal verheiratet und abgelegte Mätresse des Kölner Kurfürsten. Sie hat einen schweren Stand, da sie mittellos ist und vor der Alternative steht, sich einen neuen Mann zu suchen oder ins Haus ihres Bruders zurückzukehren. Beides erscheint ihr nicht erstrebenswert und so entschließt sie sich, ihre Base Elisabeth von Thannberg zu besuchen. Diese hat gerade ein Riesenproblem, da nach dem Tod ihres geliebten Mannes ihr Erbe aufgrund eines alten Vertrages an die Kirche zu fallen droht. Während Elisabeth betet und lamentiert, krempelt Anna die Ärmel hoch und sucht nach Dokumenten, die das Unglück vielleicht abmildern können. Auch als sich die Dinge weiter schlechter entwickeln, lässt sie sich nicht unterkriegen. Das habe ich wirklich bewundert. Natürlich fand ich Elisabeths Schicksal ungerecht, aber sie ging mir mit ihrem Gejammer auch immer mehr auf die Nerven und am Ende fehlte mir jedes Verständnis für sie. Auf jeden Fall darf in einer solchen Geschichte ein veritabler Bösewicht nicht fehlen. Dieses Mal ist es der Priester Erhard von Kellheim, der alles daran setzt, den Besitz Thannberg in seine Finger zu bekommen. Mit seinen Aktionen hat er mich richtig wütend gemacht und dabei für ein gutes Spannungselement im Buch gesorgt . Bis die Gerechtigkeit am Ende siegt, gibt es einige spannende Zwischenfälle und Entwicklungen, die ich nicht erwartet habe.

Ich wurde sehr gut unterhalten und bin völlig in das Geschehen eingetaucht. Gewürzt war die Handlung mit einer guten Brise Humor, so dass es auch Anlass zum Schmunzeln gab. Das Buch und die Autoren haben in meinen Augen die in sie gesetzten Erwartungen komplett erfüllt.

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Veröffentlicht am 29.07.2025

Fröhliches Morden im Wiener Sommer

Sunshine Killer
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Ich bin ein großer Fan österreichischer Krimis , auch gerne im Fernsehen. Aus diesem Grund wollte ich die Anthologie lesen und dabei möglicherweise neue Autoren für mich entdecken.
Nach Ende der Lektüre ...

Ich bin ein großer Fan österreichischer Krimis , auch gerne im Fernsehen. Aus diesem Grund wollte ich die Anthologie lesen und dabei möglicherweise neue Autoren für mich entdecken.
Nach Ende der Lektüre kann ich sagen : Mission erfüllt. Gleich im ersten Krimi nimmt die Autorin ein wenig Bezug auf meine Lieblingsermittlerduo Bibi und Moritz. Der Fall wird wird mit einem Augenzwinkern gelöst, wie auch die anderen Fälle. Immer ist ein wenig Wiener Schmäh und Lokalkolorit dabei. Bei manchen Dialektwörter hat sich mir die Bedeutung erst aus dem Zusammenhang ergeben. Das hat aber mein Kopfkino wunderbar in Fahrt gebracht und ich hatte tolle Bilder im Kopf. Die Fälle sind spannend und haben - wie der Titel erwarten lässt - einen engen Bezug zum Sommer und erfüllen somit meine Erwartungen. Schauplätze sind das Strandbad, eine schönes Lokal oder ein privater Garten mit Pool.
Auch eine Autorin habe ich für mich entdeckt, von der ich mehr lesen möchte. Das bedeutet aber nicht, dass die anderen nicht lesenswert wären. Meine Wahl ist nur meinen persönlichen Vorlieben geschuldet und lesenswert ist die Anthologie allemal.

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